In der Sitzung vom 20.06.2012 hat der Umwelt- und Verwaltungssenat die Einrichtung einer Agenda21-Projektgruppe beschlossen (Teilnehmer siehe Anhang 1). Aufgaben und Ziele der Projektgruppe waren,
? die Umweltbildungsangebote der verschiedenen Träger in Aschaffenburg zu koordinieren, weiter zu entwickeln und falls erforderlich zu ergänzen und neue Zielgruppen zu erschließen
? die Angebote gut in der Öffentlichkeit zu präsentieren
? zu klären, ob es in Aschaffenburg seitens der Vereine und Verbände Bedarf für die Errichtung einer Umweltstation gibt, die auch eine stärkere räumliche Vernetzung der verschiedenen Umweltbildungsträger und -angebote ermöglicht.
In 5 Workshops im Zeitraum zwischen März 2013 und Juli 2014 wurden die im folgenden Bericht aufgeführten Ergebnisse und Empfehlungen an den Stadtrat sowie die Stadtverwaltung in folgenden Schritten erarbeitet:
1. Workshop: Konstituierung, Gemeinsame Informationsbasis, Definition von Umweltbildung, Ziele und Kriterien für die Umweltbildung
2. Workshop: Ist-Analyse, Ansätze zur Kooperation und Entwicklung der Umweltbildung
3. Workshop: Vorschläge zur internen Kommunikation und Öffentlichkeitarbeit, Nutzung gemeinsamer Ressourcen
4. Workshop: Vorschläge zu Räumen, Organisationsform/Trägerschaft, Finanzierung
5. Workshop: Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Umweltbildung an Agenda21-Beirat und Stadtrat
Die Empfehlungen umfassen die Themenfelder
? Netzwerk für Umweltbildung in Aschaffenburg
o Kommunikation zwischen den beteiligten Netzwerkpartnern
o Öffentlichkeitsarbeit und Werbung des Umweltbildungsnetzwerks
? Ausstattung
o Raumbedarf und Standorte
o Kostenvergleiche für eine Umweltstation am Standort Range Control
o Raumprogram für eine Umweltstation am Standort Range Control
o Geräte, Werkzeuge und Materialien
o Liste der Lern- und Erfahrungsorte
? Organisation und Finanzierung
o Verwaltung und Betrieb einer Umweltstation
o Koordination des Umweltbildungsnetzwerks
Die Empfehlungen im Einzelnen lauten:
Kommunikation zwischen den beteiligten Netzwerkpartnern
Auf der Grundlage der geführten Diskussion und der IT-Beratung, die vom Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz auf Anregung der Workshop-Teilnehmer eingeholt wurde, empfiehlt die Agenda21-Projektgruppe Umweltbildung einstimmig, dass
(1) als Basis- und Sofortmaßnahme eine Liste aller Mitwirkenden des „Umweltbildungs-Netzwerks“ und weiterer Interessierter mit Post-, E-Mail- und Internet- Adressen für Zwecke der Koordination angelegt wird (einschl. datenschutzrechtliche Erklärung zum Verwendungszweck).
(2) zukünftig allen Anbietern von Umweltbildung in der Stadt Aschaffenburg, die die vereinbarten Merkmale erfüllen, aktiv ermöglicht werden soll, sich dem „Umweltbildungs-Netzwerk“ anzuschließen und am internen Informationsaustausch teilzunehmen.
(3) Treffen des „Umweltbildungs-Netzwerks“ zur gegenseitigen Information und Koordination zielorientiert bei Bedarf stattfinden.
(4) ein Internet-Forum zur internen Kommunikation mit beschränktem Zugang eingerichtet wird.
Öffentlichkeitsarbeit und Werbung des Umweltbildungsnetzwerks
Auf der Grundlage der geführten Diskussion empfiehlt die Agenda21-Projektgruppe Umweltbildung einstimmig, dass
(1) als Basis- und Sofortmaßnahme alle bestehenden Portale für die Öffentlichkeitsarbeit (Bildungsportal Aschaffenburg, Jugendnetzwerk, Veranstaltungskalender der Stadt Aschaffenburg) und die Internetseite für Umwelt- und Verbraucherschutz genutzt und gegenseitig Hinweise und Links eingearbeitet werden. Das Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz soll die Nutzung des Bildungsportals personell unterstützen (1. Stufe).
(2) Für den Fall, dass eine Form von Umweltbildungsstation und für diese ein Internetauftritt geschaffen werden, sollte auf dieser Seite das Umweltbildungsangebot gebündelt präsentiert werden (2. Stufe).
Raumbedarf und Standorte
Nach Abwägung der im Workshop aufgeführten Argumente empfiehlt die Agenda21-Projektgruppe Umweltbildung, dauerhaft nutzbare Räume für das Umweltbildungsnetzwerk im Rahmen eines Gesamtkonzepts für eine Umweltstation am Standort Range Control einzurichten. In Ergänzung dazu sollen geeignete städtische Räume in der Innenstadt genutzt werden (z.B. für die Präsentation von städtischen Lebensräumen, Ausstellungen, Vortragsveranstaltungen, Winterprogramm).
Kostenvergleiche für eine Umweltstation am Standort Range Control
Für die Diskussion über die Realisierung von Räumen für das Umweltbildungsnetzwerk am Standort Range Control schätzte das Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft für vier bauliche Varianten die Kosten:
Variante 1
umfasst den kompletten Rückbau des bestehenden Gebäudes, kompletter Neubau mit aktuellem Energiestandard (mind. EneV minus 25 %: Foyer, zwei Büros, Mehrzweckraum, Küche, zwei Abstellräume, Sanitäranlagen öffentlich/Mitarbeiter. Schaffung von 250 qm nutzbare Fläche, Gesamtkosten ca. 860.000 Euro.
Variante 1 a
Bestandsgebäude wird abgebrochen, Neubau mit Foyer, Büro, Küche, Sanitärräumen und Hausanschlussraum. Das Foyer kann zu Veranstaltungszwecken genutzt werden. Fläche ca. 140 qm, Kosten ca. 480.000
Variante 2
Abbruch des gesamten Bestandsgebäudes, Neubau eines freistehenden, eingeschossigen Gebäudes, nicht beheizt: Foyer (nutzbar für Veranstaltungen), Seminarraum, sanitäre Anlagen, Lager, ohne Büro, ohne Küche. Nutzbare Fläche ca. 145 qm, Kosten ca. 330.000 €
Variante 3
Gebäudebestand wird zur Hälfte abgebrochen, Entfernung der Asbestaußenhaut, Umbau des restlichen Bestandsgebäudes mit Seminarraum, Büro, Imkerraum, Lager, Foyer. Der Sanitärbereich wird neu errichtet. Vorgesehen ist nur eine saisonale Nutzung (keine Heizung). Nutzbare Fläche: 226 qm, Kosten ca. 450.000 €. Erweiterung in 2. Bauabschnitt möglich. Eine statische Überprüfung und Befahrung der Abwasserrohre steht noch aus.
Variante 4
Wie Variante 3, jedoch Gesamtsanierung des bestehenden Gebäudes (ca. 450 qm). Kosten noch nicht beziffert.
Die Agenda21-Projektgruppe empfiehlt mit deutlicher Mehrheit, dass eine möglichst kostengünstige Variante bei hoher Flexibilität für künftige Erweiterungen angestrebt wird.
Raumprogramm für eine Umweltstation am Standort Range Control
Einstimmig bzw. mit deutlicher Mehrheit empfiehlt die Agenda21-Projektgruppe folgende Raummodule
(A) Basismodul „Umweltstation“
mit Seminarraum in Klassenzimmergröße, Küche, angeschlossenem Lager und Sanitärräumen.
Es wird angeregt, dass die Küche so ausgestattet sein sollte, dass zu Demonstrationszwecken für eine Gruppe gekocht oder gebacken werden kann. Eine Teeküche verfügt über zu wenige Möglichkeiten und eine Lehrküche ist bei Weitem zu kostenaufwändig; für diesen Zweck müssten andere Lehrküchen, z.B. von der vhs oder von Schulen, angefragt werden. (einstimmig)
(B) Gemeinsame Nutzung mit anderen Schweinheimer Vereinen
Angesichts der freien Nutzungspotentiale wird angeregt, die Räume der künftigen „Umweltstation“ auch von Vereinen und Gruppen aus Schweinheim, die nicht ohnehin bereits Mitglied des Umweltbildungsnetzwerks sind, nutzen zu lassen, wenn entsprechende Nutzungseinheiten im Raumnutzungsplan frei sind.
(16 Pro-, eine Contra-Stimme/n, eine Enthaltung)
(C) Schleuderraum
Zusätzlich zum Basismodul wird ein Schleuderraum für Betriebsmittel einer Imkerei und für Schulungen einschließlich einem Lehrbienenstand im Außenbereich angeregt. Es wird davon ausgegangen, dass alle Schweinheimer Imker diesen nutzen würden.
Auf Rückfrage wird erläutert, dass eine fallweise Kombination mit der Küche oder dem Seminarraum aus hygienischen und arbeitstechnischen Gründen nicht möglich ist (Hygienebestimmungen der EU). Eine gemeinsame Nutzung von Räumen in der Innenstadt für Zwecke der Lehrimkerei wird als nicht zielführend angesehen, weil im Gegensatz dazu am Standort Range Control die Verbindung vom Ort der Entstehung bis zur Abfüllung des Honigs besonders anschaulich und attraktiv ist.
(zehn Pro-, drei Contra-Stimmen, fünf Enthaltungen)
Des Weiteren wurde in Ergänzung zum Basismodul ein Aktivitätsraum/ Werkraum angeregt, um Material verarbeiten und für Fortsetzungsveranstaltungen liegen lassen zu können. Zudem wäre eine zweckmäßige Möblierung bzw. Ausstattung hilfreich. Der Vorschlag wurde mit acht Contra-Stimmen bei sechs Pro-Stimmen und vier Enthaltungen abgelehnt.
Zum fünften Workshop hat der Bund Naturschutz klargestellt, dass er anstatt der Errichtung von eigenen Modulen die Anmietung ihrer Geschäftsräume von der Stadt anstrebt. Der Errichtung von Geschäftsräumen für den Bund Naturschutz zur Miete wurde mit sieben Gegen-Stimmen, sieben Pro-Stimmen und vier Enthaltungen sehr differenziert gesehen.
Geräte, Werkzeuge und Materialien
Es soll eine Übersicht über vorhandene Materialien und Geräte erstellt werden und geklärt werden, welche in den Pool der Leihgeräte aufgenommen werden könnten.
Darüber hinaus soll recherchiert werden, welche Ressourcen bereits vorhanden sind und ggf. mit genutzt werden können (Schulen, Kindergärten, naturwissenschaftliche Bibliothek).
Die Agenda21-Projektgruppe empfiehlt, für die Recherche und die Klärung der benötigten Ausstattung eine Arbeitsgruppe zu bilden, wenn ein Raum für die Unterbringung in Aussicht steht.
Liste der Lern- und Erfahrungsorte
Das Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz hat die Vorschläge der Mitglieder der Agenda21-Projektgruppe zu einer Liste zusammengestellt und die einzelnen Lernorte für den praktischen Gebrauch um wissenswerte Informationen ergänzt, z.B. Erreichbarkeit mit ÖPNV. Die Liste wurde den Umweltanbietern nach Einarbeitung der Informationen zur Verfügung gestellt.
Verwaltung und Betrieb einer Umweltstation
Da sich das Gebäude am Standort Range Control im Eigentum der Stadt befindet, empfiehlt die Agenda21-Projektgruppe mit deutlicher Mehrheit, dass Verwaltungs- und Betriebstätigkeiten von städtischen Mitarbeitern/innen erbracht werden sollten (vierzehn Stimmen dafür, keine Gegenstimme, drei Enthaltungen).
Koordination des Umweltbildungsnetzwerks
Um eine zeitnahe Realisierung zu befördern und das im Rahmen der Workshops entstandene Umweltbildungsnetzwerk zu unterstützen, empfiehlt die Agenda21-Projektgruppe mehrheitlich ein Stufenmodell:
Im ersten Schritt Übernahme der Netzwerktätigkeiten durch eine/n städtischen Mitarbeiter/in und zu einem späteren Zeitpunkt Initiierung und Gründung eines Fördervereins zur Unterstützung der Tätigkeiten des Umweltbildungsnetzwerks und der Umweltstation, ähnlich einem Förderverein einer Schule (zwölf Stimmen dafür, keine Gegenstimme, fünf Enthaltungen).
Fazit:
Die Empfehlungen der Projektgruppe, die nicht mit größeren Investitionen verbunden sind, können vom Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz umgesetzt werden. Dies umfasst unter anderem die Koordination für die Vernetzung der Umweltbildungsanbieter (u.a. Schaffung eines geschlossenen Internetforums) und für ein gemeinsames Veranstaltungsprogramm.
Hinsichtlich der Raumfrage steht die Kostenschätzung für die vierte Variante sowie die Überprüfung der Statik und der Abwasserrohre für die vorhandene Konstruktion noch aus.
Anlage: Chronologie der wichtigsten Beschlüsse bezüglich Umweltbildung und Einrichtung einer Umweltstation in Aschaffenburg
? UVS vom 09.12.2009: Vorstellung der Ergebnisse des Arbeitskreises zur Nachnutzung des ehemaligen US-Standortübungsgeländes in Schweinheim:
Beschluss:
1. Der Bericht über die Ergebnisse und den derzeitigen Stand der Arbeit des Arbeitskreises Standortübungsgelände wird zur Kenntnis genommen (Anlage 2).
2. Die Stadtverwaltung erstellt für die genannten Nutzungswünsche
o der Schweinheimer Reservisten,
o der Freiwilligen Feuerwehr Schweinheim – Löschzug 6,
o der Schweinheimer Pfadfinder,
o des Bund Naturschutz und
o des Forstamtes der Stadt Aschaffenburg
o ein Konzept in der Range Control, das den baulichen und finanziellen Bedarf feststellt und das dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt wird.
3. Für die Nutzungen in der Mout-Site (Katastrophenschutzübungen und
Rettungshundestaffel), des ORA-Clubs, des Öko-Kontos und des Angelteiches werden die Kartierungsergebnisse der höheren Naturschutzbehörde (Regierung von Unterfranken) abgewartet.
4. Allen anderen Nutzungsinteressenten wird abgesagt.
o Andere Gebäude auf dem Gelände werden in Zukunft nicht mehr baulich genutzt.
? UVS vom 19.01.2011: Umweltbildungszentrum für Aschaffenburg
- Antrag der Stadträtin Frau Brigitte Gans sowie des Stadtrates Herrn Bernhard Appelmann vom 06.05.2010
Beschluss:
Der Bericht des Amtes für Umwelt- und Verbraucherschutz über die Möglichkeiten zur Errichtung eines Umweltbildungszentrums wird zur Kenntnis genommen. Für die Ausarbeitung eines detaillierten Umsetzungs- und Finanzierungskonzeptes für ein Umweltbildungszentrum soll ein Auftrag vergeben werden (Anlage 1).
Die benötigten Mittel in Höhe von maximal 8.000 € werden hiermit durch den Stadtrat bereitgestellt (HHSt. 0.11 41.6550)
? UVS vom 20.06.2012: Einrichtung einer Umweltstation Aschaffenburg;
- Vorstellung Umsetzungskonzept durch das Büro Fraxinus
Beschluss:
1. Der Bericht zum Umsetzungskonzept einer Umweltbildungsstation in Aschaffenburg wird zur Kenntnis genommen (Anlage 1).
2. Die Verwaltung wird beauftragt, einen „Runden Tisch Umweltbildung“ zu initiieren und die Federführung hierzu zu übernehmen. An diesem „Runden Tisch“ können die im Stadtrat vertretenen Fraktionen und Gruppen ebenfalls teilnehmen.
? Agenda21-Beirat vom 14.11.2012: Einrichtung einer Projektgruppe „Umweltbildung“
Beschluss:
Der Agenda 21–Beirat empfiehlt, eine Projektgruppe „Umweltbildung“ unter Federführung der Stadt Aschaffenburg einzurichten. Zur Mitarbeit an dieser Projektgruppe werden die im Anhang aufgeführten Institutionen und Einzelpersonen berufen. Die Geschäftsführung übernimmt das Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz.
o Die Institutionen und Einzelpersonen können einen Teilnehmer sowie einen Stellvertreter benennen.
o Die Projektgruppe erhält den Auftrag zur Bündelung und Ausarbeitung der Umweltbildungsangebote in der Stadt Aschaffenburg
o In Form einer Informationsplattform (z.B. Internet, Imagebroschüre, …)
o An geeigneten Örtlichkeiten als Stützpunkte der Umweltbildung
? UVS vom 06.11.2013: Agenda21-Projektgruppe Umweltbildung; -Zwischenbericht
Beschluss:
Der Zwischenbericht zur Agenda21-Projektgruppe Umweltbildung wird zur Kenntnis genommen.
? Agenda21-Beirat vom 15.10.2014: Ergebnisse der Agenda21-Projektgruppe Umweltbildung,
- Bericht
Beschluss:
Der Bericht der Agenda21-Projektgruppe Umweltbildung wird zustimmend zur Kenntnis genommen.
Der Agenda21-Beirat empfiehlt, die Vorschläge der Agenda21-Projektgruppe zur Weiterentwicklung der Umweltbildung in Aschaffenburg umzusetzen.
Die Vision einer Umweltbildungsstation mit Vereinsheim an der ehemaligen Range Control soll dabei weiter konkretisiert werden.