Neustrukturierung der Sportflächen des TVA 1860 Aschaffenburg für die Weiterentwicklung der Technischen Hochschule


Daten angezeigt aus Sitzung:  11. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates, 07.12.2021

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Planungs- und Verkehrssenat 11. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates 07.12.2021 ö Beschließend 2PVS/11/2/21

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

Begründung:

  1. Technische Hochschule Aschaffenburg – Bisherige Entwicklung und Ausbauperspektiven 

Die Hochschule Aschaffenburg hat sich seit ihrer Gründung als Fachhochschule im Jahre 1995 kontinuierlich weiterentwickelt. Heute studieren dort rund 3.400 Studenten/-innen. Die Hochschule ist eine klassische Campus-Universität mit kurzen Wegen zu den jeweiligen universitären Einrichtungen.

Auf dem rund 61.000 qm großen Areal der ehemaligen Jäger-Kaserne zwischen der Würzburger Straße und dem Bessenbacher Weg sind die Flächenreserven für einen weiteren Ausbau der Hochschule jedoch weitestgehend aufgebraucht. Aktuell erfolgt der Bau des neuen Rechenzentrums und des Fakultätsgebäudes Ingenieurwissenschaften mit Hörsälen und Laboren. Die Fertigstellung ist für 2022 geplant. Bauliche Meilensteine in den vergangenen Jahren waren die Fertigstellung des 3. Bauabschnitts 2011 und der Bau des Parkhauses an der Flachstraße 2019.
Aufgrund dieser Flächenknappheit erfolgten bereits in den 2010er Jahre Anmietungen von Seminar-und Vorlesungsräumen im sog. Campus II an der Würzburger Straße 162 und neu im Campus III in Räumlichkeiten des ehemaligen Telekom-Hauses Würzburger Straße 62-64. 

Eine bedeutende Zukunftsaufgabe ist es daher Erweiterungsflächen für die Hochschulentwicklung am Standort zu schaffen. Hierbei soll das Campus-Konzept fortgeführt werden. 
Seit mehr als 10 Jahren arbeiten Stadt- und Hochschulverwaltung an der Idee, das Universitätsgelände in nordöstlicher Richtung über den Bessenbacher Weg hinaus auf die vereinseigene Liegenschaft des TVA 1860 Aschaffenburg auszudehnen. Alternative Flächen zu diesem Areal bestehen nicht. Nur mit dieser rund 16.000 qm großen Fläche lässt sich die Campus-Hochschule weiterentwickeln. Der TVA 1860 Aschaffenburg steht dieser Planungsüberlegung grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber sofern dem Verein keine wirtschaftlichen Nachteile entstehen. 

Die sich auf dem TVA-Gelände befindlichen Sportstätten 
  • 3-fach Turnhalle mit Schwimmhalle, Mehrzweckräumen Kegelbahn, Restaurant, Hausmeisterwohnung etc. (Nutzfläche ca. 4.000 qm)
  • Tennisanlage (x Plätze) mit Vereinsheim
wären an einem anderen Standort neu zu errichten. 

Mit der Hightech-Agenda der Staatsregierung besteht seit 2019 ein bedeutsames Sonderprogramm für den Ausbau der Bayerischen Hochschullandschaft von der auch der Hochschulstandort Aschaffenburg partizipieren möchte. Ministerpräsident Dr. Markus Söder signalisierte anlässlich seines Besuchs der Technischen Hochschule am 27.02.2020 seine Bereitschaft die Bemühungen das Gelände des TVA als Erweiterungsfläche zu erwerben durch ein Zusammenwirken des Freistaates Bayern und der Region zu unterstützen Der Freistaat Bayern ist grundsätzlich bereit die Liegenschaft zu erwerben und befasst sich aktuell mit der Wertermittlung.
Diese Ankündigung führte dazu, dass die Gespräche zwischen den Beteiligten intensiviert wurden. Die Stadtverwaltung hat die Beurteilungs- und Entscheidungsgrundlagen neu aufbereitet. Die bislang erarbeiteten Grundlagen erwiesen sich als nicht mehr aktuell, zudem sind auch weitere (neue) Standortalternativen für die Verlagerung der Sportstätten zu betrachten. 


  1. Machbarkeitsstudie „Neustrukturierung der Sportflächen TVA 1860 Aschaffenburg e.V.

Die Stadtverwaltung beauftragte Anfang 2021 das Büro L+S Architekten, München, mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie. Die Aufgabenstellung wurde im Vorfeld mit der Hochschulverwaltung und dem Vorstand des TVA abgestimmt. Der Verein legt großen Wert darauf, dass ein neues Sportgelände in räumlicher Nähe zum Altstandort entsteht.
Die Machbarkeitsstudie arbeitet die Rahmenbedingungen der Freimachung des TVA-Geländes mit Verlagerung der Sportstätten in baulicher und finanzieller Hinsicht auf. Es werden 6 Varianten und 2 Untervarianten betrachtet. Die einzelnen Varianten zeigen die erforderlichen Flächen, mögliche Gebäudeanordnungen und valide Kostenschätzungen nach den Kostengruppen der DIN 276 (Kosten im Bauwesen) auf. Die Varianten werden abschließend bewertet. 

Wesentliche Bewertungskriterien sind:
  • die Größe der freiwerdenden Fläche für die Hochschulerweiterung
  • die Zukunftsfähigkeit des neuen Sportstandortes
  • die Gesamtkosten.

Der Untersuchung liegt ein Raumprogramm zugrunde, dass sich am Bestand der vorhandenen Sportstätten orientiert. 
  • 3-Feld Sporthalle mit einer Bruttogeschossfläche von rund 4.450 qm. Hierin enthalten sind 6 Umkleiden, Lehrer- Schiedsrichterräume, Nebenräume, Technikräume, 3 Mehrzweckräume, Foyer, Ausziehtribüne f. ca. 400 Personen, Verpachtfläche mit gesondertem Zugang und Hausmeisterwohnung
  • Tennisplatz mit 8 bzw. 9 Spielfeldern für Trainingsbetrieb und Wettkämpfe einschließlich Vereinsheim [Bruttogeschossfläche (BGF) rund 300 qm], Umkleiden und Lager. Mitbetrachtet ist auch ein eventueller Neubau einer Tennishalle als Ersatz für die Anlage an der Wendelbergstraße, den der Verein als Wunsch in die Diskussion eingebracht hat. Im Raumprogramm bildet sich diese Tennishalle in 2 Varianten ab (3- bzw. 5-Feld-Tennishalle mit einer BGF von rund 2.000 qm bzw. 3.100 qm).

2.1 Standortvarianten

Unter der Bedingung einer standortnahen Verlagerung des TVA-Geländes bestehen folgende geeignete Baufelder (Baugrundstücke):
  • Baufeld 1 Wendelbergstraße (derzeit Tennishalle)
  • Baufeld 2 Wendelbergstraße (derzeit Sportplatz)
  • Baufeld 3 Wendelbergstraße (Grünfläche/landwirtschaftliche Fläche), hierzu besteht bereits eine rechtskräftige Bauvoranfrage zur Nutzung Tennisanlage
  • Baufeld 4 Nürnberger Straße (Gewerbegebiet unbebaut)
  • Baufeld 5 Würzburger Straße (Kerngebiet/ Gewerbegebiet unbebaut)
  • Baufeld 6 Bessenbacher Weg (zur Zeit Tennisanlage TVA)

Die Varianten gehen von folgenden Szenarien aus:

Variante 1

Die Sporthalle entsteht auf dem Gelände der Tennisanlage des TVA am Bessenbacher Weg (Baufeld 6). Die bestehende Tennisanlage wird auf die Grünfläche an der Wendelbergstraße verlagert (Baufeld 3). Die Tennishalle an der Wendelbergstraße beleibt erhalten.
Mit dieser Variante wird nur eine Teilfläche von rund 7.200 qm für die Hochschulerweiterung frei. (Kostendimension: 16,3 Mio €)


Variante 2

In der Variante 2 entsteht die Sporthalle auf dem bundeseigenen Grundstück Würzburger Straße (Baufeld 5). Die Tennisanlage wird wie bei der Variante 1 an die Wendelbergstraße (Baufeld 3) verlagert. Bei der bestehenden Tennishalle ergibt sich keine Änderung. Das gesamte Gelände des TVA stünde für die Hochschule zur Verfügung.
(Kostendimension: 18,7 Mio €)


Variante 3

Die Variante 3 verlagert die Sporthalle auf das Gelände der bestehenden Tennishalle an der Wendelbergstraße (Baufeld 1). Dies setzt den Neubau der Tennishalle voraus, die neu im Gewerbegebiet Graves-Kaserne (Baufeld 4) entsteht. Die Tennisplätze werden analog der Varianten 1 und 2 an die Wendelbergstraße verlagert (Baufeld 3). Auch bei dieser Lösung würde das gesamte Gelände des TVA für die Hochschule zur Verfügung stehen.
(Kostendimension: 20,6 Mio €)


Variante 4

Die Variante 4 vereinigt alle Sportstätten an den Standort Wendelbergstraße. In diesem Fall erfolgt der Neubau der Sporthalle auf dem Altstandort Tennishalle (Baufeld 1). Ersatzstandort für die Tennishalle ist der Sportplatz (Baufeld 2), der in diesem Zuge in deutlich verkleinerter Abmessung (ca. 45x90 m) neu errichtet werden muss. Hier muss mit dem Verein geprüft werden, ob die Abmessung dieses Hartplatzes den Anforderungen an den Spiel- und Trainingsbetrieb gerecht wird. Die Tennisplätze werden auch auf das Baufeld 3 verlagert. 
(Kostendimension: 22,6 Mio €)


Variante 4a

Die Variante 4 a ist eine Untervariante von 4. Hier würde die Tennishalle im Bestand erhalten. Die Sporthalle entsteht auf dem Baufeld 2.
(Kostendimension: 19 Mio €)


Variante 5

Die Variante 5 ist eine Sonderlösung. Die Sporthalle entsteht auf dem Grundstück Nürnberger Straße (Baufeld 4) als Grenzbau. Mit einer Grundstücksgröße von knapp 5.000 qm ist für die Sporthalle nur eine reduzierte Grundfläche und damit ein reduziertes Raumprogramm möglich. Die Tennishalle bleibt, die Tennisanlage wird auf das Baufeld 3 verlagert.
(Kostendimension: siehe Variante 5a)


Variante 5a

Mit dieser Variante ist eine erweiterte Sonderlösung für die Sporthalle dargestellt. Hier entfallen zusätzlich die Verpachtflächen und die Hausmeisterwohnung. Die Funktionsräume der Halle befinden sich nicht mehr auf der Hallenebene. 
(Kostendimension: 14,3 Mio €)


Variante 6

Bei der Variante 6 handelt es vergleichbar mit der Variante 1 um eine Teillösung, da durch den Bestandserhalt der Tennisplätze am Bessenbacher Weg nur eine reduzierte Fläche für die Hochschulerweiterung frei würde. Die Sporthalle entsteht neu auf der Grünfläche Wendelbergstraße (Baufeld 3). Die Tennishalle bleibt im Bestand. 
(Kostendimension: 14,1 Mio €)


Bewertung und Kostendimensionen 

Die Neustrukturierung der Sportflächen des TVA 1860 Aschaffenburg e.V. für die Weiterentwicklung der Technischen Hochschule Aschaffenburg ist nicht nur für die Stadt Aschaffenburg als Bildungs- und Wirtschaftsstandort, sondern für gesamte Region am Bayerischen Untermain ein wichtiges zukunftsweisendes Stadtentwicklungsprojekt. Dies drückt sich allerdings auch in der hohen Kostendimension aus. Je nach Variante sind Gesamtkosten in einer Größenordnung zwischen 14 und 22 Mio. Euro zu erwarten. Eine Teillösung (vgl. Variante 1 und 6), die nur eine hälftige Fläche für die Hochschulerweiterung freimacht, kann nicht zur Ausführung empfohlen werden. Aufwand und Nutzen stehen in Relationen zu den anderen Varianten in keinem angemessenen Verhältnis. Die Entwicklungschancen für die Hochschule sind nicht langfristiger Natur. Die räumliche Konzentration der Sportanlagen auf dem bereits vom TVA genutzten Gelände an der Wendelbergstraße ist, wie vom Gutachter bewertet, sehr zukunftsfähig und schafft Synergien für den Vereins- und Schulsport.  
Bei der Beurteilung der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie ist bei der Kostenbewertung zu berücksichtigen, dass die jeweiligen Kostendimensionen nicht als ausschließliche Finanzierungsaufgabe der Stadt Aschaffenburg zu verstehen ist. Die Stadtverwaltung sieht hier eine gemeinsame Verantwortung des Freistaates und der Region Bayerischer Untermain. 


  1. Weiteres Vorgehen

Um in der Komplexität der Aufgabenstellung für dieses Stadtentwicklungsprojekt weiterzukommen empfiehlt die Stadtverwaltung die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie im ersten Schritt mit den Projektbeteiligten, insbesondere mit dem Sportverein, der Technischen Hochschule, den Ministerien und den Regionsvertretern des Bayerischen Untermains zu erörtern. Hierbei ist die Variantendiskussion zu einer Vorzugsvariante zu entwickeln, ein gemeinsames Finanzierungsmodell zu erstellen und ein Rahmenterminplan zu erarbeiten. 

 
Anlagen:
  • Machbarkeitsstudie – Neustrukturierung der Sportflächen des TVA 1860 Aschaffenburg vom 15.07.2021, L+S Architekten GmbH, München
  • Präsentation zur o.g. Studie 

.Beschluss:

I. 
  1. Der Planungs- und Verkehrssenat nimmt den Bericht der Verwaltung zur räumlichen Entwicklung der Technischen Hochschule Aschaffenburg zu Kenntnis (Anlage 1).

  1. Der Planungs- und Verkehrssenat nimmt die Machbarkeitsstudie “Neustrukturierung der Sportflächen TVA 1860 Aschaffenburg e.V.“ vom 15.7.2021 zur Kenntnis.

  1. Die Verwaltung wird beauftragt, die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie mit den Projektbeteiligten, insbesondere mit dem Sportverein, der Technischen Hochschule, den Ministerien und den Regionsvertretern des Bayerischen Untermains zu erörtern. Hierbei ist die Variantendiskussion zu einer Vorzugsvariante zu entwickeln, ein gemeinsames Finanzierungsmodell zu erstellen und ein Rahmenterminplan zu erarbeiten. Die Ergebnisse sind dem Stadtrat zur weiteren Entscheidungsfindung vorzulegen.



II. Angaben zur Klimawirkung:

Bewertung - jeweils Mehrung oder Minderung der Treibhausgase (THG)
wenig klimarelevant
teilweise klimarelevant
sehr klimarelevant
[  ]  keine weiteren Angaben erforderlich
[ x ]  kurze Erläuterung in den Begründungen
[  ]  ausführliche Erläuterung 
in den Begründungen 
Bewertungsschema nach KÖP (Klimaschutzmanagement in öffentlich Projekten)
(Nationale Klimaschutz-Initiative  -  Klimabündnis / ifeu-Heidelberg / BMU)


III. Angaben zu den Kosten:

Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [ x ]
nein [  ]

Sofern Kosten entstehen:


Die Kosten sind im laufenden Haushaltsplan veranschlagt
ja [  ]
nein [ x ]
Es entstehen Folgekosten
ja [  ]
nein [ x ]

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 16, Dagegen: 1

Datenstand vom 04.05.2022 11:04 Uhr