Anpassung der Linienfahrzeiten


Daten angezeigt aus Sitzung:  2. Sitzung des Werksenates, 25.04.2024

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Werksenat 2. Sitzung des Werksenates 25.04.2024 ö Beschließend 5

.Beschlussvorschlag

I. Der Bericht der Stadtwerke Aschaffenburg zu den notwendigen Anpassungen der Linienfahrzeiten wird zustimmend zur Kenntnis genommen.

II. Angaben zur Klimawirkung:
Bewertung - jeweils Mehrung oder Minderung der Treibhausgase (THG)
wenig klimarelevant
teilweise klimarelevant
sehr klimarelevant
[ x ]  keine weiteren Angaben erforderlich
[  ]  kurze Erläuterung in den Begründungen
[  ]  ausführliche Erläuterung 
in den Begründungen 
Bewertungsschema nach KÖP (Klimaschutzmanagement in öffentlichen Projekten)
(Nationale Klimaschutz-Initiative  -  Klimabündnis / ifeu-Heidelberg / BMU)

III. Angaben zu den Kosten:
Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [  ]
nein [ x ]

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

Hintergrund

Die Linienfahrzeiten der Stadtbuslinien wurden seit einigen Jahren nicht mehr angepasst. Aufgrund verschiedenster Einflussfaktoren hat sich die Fahrzeit auf den Linien verlängert. Die Fahrpläne bilden jedoch noch den Stand der Vergangenheit ab. Gerade in den Spitzenzeiten können die Fahrzeiten nicht eingehalten werden und es kommt zu Verspätungen.

Folgende Faktoren haben Einfluss auf die Verlängerung der Fahrzeit und die Fahrplanstabilität:

  • Ausweitung Geschwindigkeitsbeschränkung auf Tempo 30 und weitere Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung (z.B. Fahrbahnverengungen)

  • Anpassung der Linienwege zugunsten einer besseren Erschließung (z.B. Anwandeweg, Gäßpfad, City Galerie)

  • Ausbau der Fahrradinfrastruktur, insbesondere: gemeinsame Nutzung der Busspur durch Fahrräder und Busse (keine Überholung von Fahrrädern möglich), Umwidmung von Fahrspuren zu Fahrradspuren (Bus steht mit dem übrigen Verkehr auf der verbleibenden Fahrspur im Stau)

  • Demografischer Wandel: Bei älteren und mobilitätseingeschränkten Fahrgästen dauert der Ein- und Ausstieg länger. Die verlängerten Haltestellenaufenthaltszeiten sind bisher im Fahrplan nicht berücksichtigt

Aufgrund dieser Faktoren ist es notwendig, die Fahrzeit auf den Linien zu überprüfen und anzupassen. Insgesamt sinkt die Durchschnittsgeschwindigkeit der Busse. 

Damit wird der Bus gegenüber anderen Verkehrsmitteln (gerade dem Fahrrad) unattraktiver. Die Reisezeit mit dem Bus ist unter Umständen länger als mit dem Fahrrad.

Durch die verlängerten Umlaufzeiten (Zeit von Abfahrt am ROB bis Ankunft am ROB) werden einige Umläufe nicht mehr fahrbar sein. Dies führt zu einem Mehrbedarf an Fahrzeugen und Personal bei gleichbleibendem Fahrtenangebot. 
Die Wirtschaftlichkeit des Stadtbusverkehrs sinkt. 


Vorgehensweise

Geprüft wurden alle Linienstrecken auf ihre Fahrzeit. Aus den Durchschnittsgeschwindigkeiten, Verspätungsdaten aus dem Fahrgastzählsystem sowie Fahrzeiten aus der Google-Routenplanung wurden Vorschläge erarbeitet. Diese Ergebnisse wurden mit den Erfahrungen der Personalvertretung abgestimmt.

Für alle Linien wurden sogenannte Fahrzeitprofile für die Hauptverkehrszeit (HVZ) und die Schwachverkehrszeit (SVZ) festgelegt. Die Erfahrung zeigt, dass in der HVZ aufgrund des höheren Fahrgast- und Verkehrsaufkommens eine längere Fahrzeit notwendig ist als in der SVZ. Bisher wird dies in den Fahrplänen nicht berücksichtigt. 
Lediglich bei der Linie 3 und der Sammellinie 9 (Glattbach/Damm) existieren verschiedene Fahrzeitprofile.

Verschiedene Fahrzeitprofile haben zwar den Nachteil, dass sich die Abfahrtsminuten an einer Haltestelle über den Tag unterscheiden, die Abfahrtszeiten sind dann jedoch verlässlicher
Ein HVZ-Fahrzeitprofil über den gesamten Tag ist nicht sinnvoll, weil dies zu unproduktiven Wartezeiten auf der Linie führt und ein hohes Risiko für Verfrühungen birgt, wenn nicht gewartet wird.

Die HVZ wird definiert von Mo-Fr von ca. 7 bis 19 Uhr und an Samstagen von ca. 9 bis 16 Uhr. Alle übrigen Zeiten gelten als SVZ. Die Definition von HVZ und SVZ für die Fahrzeitprofile unterscheidet sich geringfügig von der Definition der Verkehrszeiten aus dem Nahverkehrsplan (NVP). Die Fahrzeitprofile zielen auf den tatsächlichen Fahrzeitbedarf ab, während es im NVP um das Angebot (Takt, Fahrtenhäufigkeit) geht.


Beispiele für Fahrzeitverlängerungen

Die nachfolgende Tabelle 1 zeigt ausgewählte Strecken mit Fahrzeitverlängerungen. Die Fahrzeitverlängerungen sind in den meisten Fällen durch Tempo 30 und Zeitverlust an Lichtsignalanlagen (LSAs) begründet. 
Die Priorisierung der Stadtbusse an den LSAs ist ausgereizt, ein weiterer Zeitgewinn ist kaum möglich. 

Im Stadtgebiet sind alle LSAs bis auf die Obernauer Umgehungsstraße (Ortseingang Obernau Maintalstraße und Tschoepestraße) priorisiert.


Linie
Strecke
Änderung

Grund
1, 4, 10
ROB-Stadthalle (aw)
+1 Minute (HVZ)
Lange Strecke (Umfahrung südliche Insel ROB), 6 LSAs
1
Obernau Waldrand-Altenbachstr./Niedernberger Str. (aw)
+1 Minute (HVZ)
LSA Umgehungsstraße (bisher ohne Priorisierung), lange Strecke
1
Südbahnhof-Lamprechtstr. (ew)
+1 Minute (HVZ)
Tempo 30, LSA Südbahnhofstr./Schweinheimer Str.
2, 8, 9, 11
Stadtpalais-ROB (ew)
+1 Minute (HVZ)
Stau vor dem Hbf, LSA Ludwigstraße/Duccastr.
3
Papierfabrik-Carl-Wirth-Str. (aw)
+1 Minute (HVZ)
Puffer (u.a. B26, Bahnübergang)
3
Waldfriedhof-Schönbusch-Hafenbrücke (ew)
+2 Minuten (HVZ)
Stau B26, nach Ausbau ggf. verschieben/streichen
4
Lamprechtstr.-Südbahnbrücke (aw)
+1 Minute
Tempo 30, LSA Schweinheimer Str./Ring
5, 7, 15, 16
Herstallturm-Platanenallee (aw)
+1 Minute (HVZ)
Innenstadt, Einsteiger
9
Grauer Stein-Dämmer Tor (aw)
+1 Minute
Lange Strecke, LSAs

Tabelle 1: Ausgewählte Strecken mit Fahrzeitverlängerung


Fahrzeiten HVZ

Linie
Linienvariante
Umlaufzeit Bestand
Umlaufzeit neu
Veränderung
1
Obernau/ Sulzbach
58
63
+5
2
Strietwald
35
37
+2
2
Strietwald üb. Nordfriedhof
40
42
+2
3
Leider
33
34
+1
3
Stockstadt
63
66
+3
4
Schweinheim
40
42
+2
5
Dörrmorsbach
56
60
+4
6
Nilkheim
33
35
+2
7/21
Unterafferbach
65
68
+3
8
Damm
29
30
+1
9
Glattbach
37
39
+2
10/15
üb. Gäßpfad
48
51
+3
10/15
üb. Schw. Höhe
43
46
+3
11
Handwerkskammer
42
43
+1
12
Klinikum
33
33
0
14
Mainaschaff
50
51
+1
14
Mainaschaff ü. Friedhof
35
36
+1
15/10
üb. Gäßpfad
45
47
+2
15/10
üb. Schw. Höhe
40
42
+2
16
Grünmorsbach
55
56
+1

Tabelle 2: Linienfahrzeiten HVZ

Bis auf die Linie 12 (Klinikum) wird in der HVZ auf jeder Linie Fahrzeit hinzugegeben (vgl. Tabelle 2). Den größten Zuschlag erhält die Linie 1 (Obernau/Sulzbach) mit 5 Minuten.

Bei der Linie 7/21 (Ringlinie) ist eine Abstimmung mit der KVG Schöllkrippen notwendig, da diese die Konzession ab Goldbach besitzt. Ein Teil der Fahrten wird von den Stadtwerken gefahren, der andere von der KVG. Die KVG hat ihre Bereitschaft signalisiert, die Fahrzeiten auf der Linie 7/21 analog zu den Stadtwerken anzupassen.

Bei der Linie 3 ist zu beachten, dass sich stadteinwärts der saubere 15-Minuten-Takt in Leider zu einem Fahrtenabstand 13/17/13/17 verschiebt. Grund hierfür ist die unterschiedliche Fahrzeitzugabe für die Leiderer und die Stockstädter Linienvariante. 


Fahrzeiten SVZ

Linie
Linienvariante
Umlaufzeit Bestand
Umlaufzeit neu
Veränderung
1
Obernau
58
58
0
1
Sulzbach
58
58
0
2
Strietwald
35
35
0
2
Strietwald üb. Nordfriedhof
40
40
0
3
Leider
31
32
+1
3
Stockstadt
56
57
+1
4
Schweinheim
40
40
0
5
Dörrmorsbach
56
56
0
6
Nilkheim
33
33
0
7/21
Unterafferbach
65
65
0
8
Damm
29
29
0
9
Glattbach
37
37
0
9
Sammellinie
42
45
+3
10/15
üb. Gäßpfad
48
48
0
10/15
üb. Schw. Höhe
43
43
0
11
Handwerkskammer
42
42
0
12
Klinikum
33
33
0
14
Mainaschaff
50
50
0
14
Mainaschaff ü. Friedhof
35
35
0
15/10
üb. Gäßpfad
45
45
0
15/10
üb. Schw. Höhe
40
40
0
16
Grünmorsbach
55
55
0

Tabelle 3: Linienfahrzeiten SVZ

Die Fahrzeit in der SVZ wird bis auf die Linien 3 und Sammellinie 9 beibehalten (vgl. Tabelle 3). Bei beiden Linien gab es bereits in der Vergangenheit verschiedene Fahrzeitprofile. Bei der Linie 3 wird die Fahrzeit in der SVZ an die übrigen Linien angeglichen. 

Auf der Sammellinie 9 gibt es in der SVZ die größte Änderung. Die Fahrzeit verlängert sich um 3 Minuten. Die Linie hat trotz SVZ regelmäßig eine hohe Verspätung. Grund dafür sind mehrere Teilstrecken, die mit einer Fahrzeit von 0 Minuten eingeplant sind. Teilstrecken mit einer Fahrzeit von 0 Minuten können bei kurzen Strecken und in der SVZ durchaus sinnvoll sein, wenn die Fahrzeit sonst zu lang wäre und man hiermit Standzeiten und Verfrühungen vermeiden kann. Streckenfahrzeiten können systembedingt nur in ganzen Minuten angegeben werden.


Auswirkungen

Die verlängerten Fahrzeiten der einzelnen Linien wirken sich auf die Umlaufzeiten (Zeit von Abfahrt am ROB bis Ankunft am ROB) aus. Die Anschlussfahrten können vielfach nicht mehr erreicht werden. Dadurch sind Verschiebungen bei den Abfahrts- und Ankunftszeiten sowie eine vollständige Überplanung der Fahrzeugumläufe und Dienste notwendig. Die Zusammenhänge zwischen Umlaufzeiten der Linien und den Fahrzeugumläufen werden in einem gesonderten Bericht vorgestellt.

Zur Abdeckung der zusätzlichen Dienste und Dienststunden werden vier zusätzliche Fahrer (Mehrkosten pro Jahr: ca. 200.000 €) benötigt. Diese Fahrer müssen noch eingestellt werden. Der Fahrzeugbedarf in der Morgenspitze steigt um zwei, in der Mittagsspitze um drei Fahrzeuge

Der zusätzliche Fahrzeugbedarf lässt sich aktuell mit den neuen Wasserstoffbussen kompensieren, da diese aufgrund der neuen Technologie zunächst als zusätzliche Neu- und nicht als Ersatzbeschaffung vorgesehen sind. Zu beachten ist, dass in den Mehrkosten keinerlei Leistungserweiterungen enthalten sind. Es handelt sich um das aktuelle Fahrtenangebot.


Zeitplan

Vorgesehen ist die Umsetzung der Änderungen zum nächsten Fahrplanwechsel am 01.01.2025. Im Jahr 2025 sollen die Anpassungen evaluiert werden. Dafür stehen dann auch die Echtzeitdaten aus dem neuen ITCS-System zur Verfügung. Ggf. sind in 2026 weitere Anpassungen notwendig.

Datenstand vom 12.04.2024 10:57 Uhr