Radverkehrsbericht


Daten angezeigt aus Sitzung:  10. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates, 09.10.2012

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Planungs- und Verkehrssenat 10. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates 09.10.2012 ö Beschließend 5pvs/10/5/12

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

0. Einführung

Radeln liegt im Trend. Der Radverkehr in Städten und Gemeinden nimmt im Alltag und in der Freizeit immer mehr zu. Die erste Teilnahme Aschaffenburgs an der Aktion „Stadtradeln“ zeigt, dass auch hier in der Stadt das Radfahren immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Die Öffnung der Fußgängerzone und des Schöntals für den Radverkehr, ist ein Schritt zur Verbesserung der Radverkehrsbedingungen in der Innenstadt. Die Probezeit läuft seit Mai 2012. Nach 4 Monaten kann eine erste Zwischenbilanz gezogen werden, ob das Miteinander von Radfahrern und Fußgängern funktioniert.

Als Voraussetzung für die Erhöhung des Radverkehrsanteils am Gesamtverkehrsaufkommen, wird ab Oktober ein Radverkehrskonzept erarbeitet. Bis Herbst nächsten Jahres wird das Konzept für die Radverkehrswege in der Gesamtstadt erstellt. Danach werden für ausgewählte Bereiche der Innenstadt das Detailkonzept erarbeitet.

Gegenstand dieser Beschlussvorlage sind die Information über neue Entwicklungen im Radverkehr (Nationaler Radverkehrsplan) sowie ein Maßnahmenbündel zur Verbesserung des Radverkehrs und zur Verbesserung der Verkehrssicherheit bestehender Anlagen.


1. Information: Nationaler Radverkehrsplan

Mit dem vom Bundeskabinett Anfang September 2012 beschlossenen Nationalen Radverkehrsplan 2020 setzt sich die Bundesregierung aktiv für eine Stärkung des Radverkehrs ein. Der Bericht ist wesentlich übersichtlicher als sein Vorgänger, der Nationale Radverkehrsplan 2002-2012. Erstmalig wird dargestellt, dass Städte und Gemeinden einen unterschiedlichen Stand der Radverkehrsförderung besitzen und dementsprechend unterschiedliche Strategien verfolgen müssen, damit eine effektive Förderung gelingt.

Konkrete Maßnahmen bildet der Plan aber nicht ab. Hier liegt die Verantwortung – wie im Übrigen auch bei der Finanzierung – bei den Ländern und Kommunen. Diese sind in Zeiten knapper Kassen oft nicht in der Lage, in den Radverkehr zu investieren. Auch der Bund selbst hat die Mittel für den Ausbau von Radwegen an Bundesstraßen gekürzt: waren bislang zwischen 90-100 Mio. € verfügbar, sollen in diesem Jahr 60 Mio. € und von 2013 an nur noch 50 Mio. € fließen.


2. Zwischenbilanz: Freigabe der Fußgängerzone für den Radverkehr

Seit dem 4. Mai 2012 sind die Fußgängerzone und das Schöntal für ein Jahr auf Probe für den Radverkehr frei gegeben. Die Verwaltung begleitet diese Maßnahme zusammen mit der Polizei, dem ADFC und der Initiative Familienfreundliches Radeln in Aschaffenburg in einer Kampagne: Mit Flyern, Plakaten, Bodenaufklebern und Pressearbeit wurde auf die neue Regelung und auf eine verstärkte Rücksichtnahme hingewiesen. Zu Beginn der Aktion wurde ein Informationsstand in der Fußgängerzone angeboten. Fünf Monate später, am 28.09.2012 wird ein weiterer Informationsstand angeboten. Die Themenschwerpunkte sollen dabei auf einem bisherigen Fazit zum Miteinander in Fußgängerzone und Schöntal, den Ergebnissen der Zählungen in der Herstallstraße und dem richtigen Verhalten im Kreisverkehr liegen. Am 31. Oktober 2012 wird eine Lichtaktion in der Herstallstraße durchgeführt.

Bereits am Donnerstag, 22.03.2012 – also vor der Öffnung der Fußgängerzone und des Schöntals – wurde eine Zählung des Radverkehrs in der Herstallstraße durchgeführt. Am Montag, 13.08.2012 wurde die Zählung nach gleicher Methode wiederholt (s. Bild 1).

Bild 1: Radverkehrszählung in der Herstallstraße – Vergleich der Zählungen März / August

Von März bis August hat der Radverkehr in der Herstallstraße deutlich zugenommen. Im Zeitraum von 10 bis 18 Uhr wurden im August 173 Fahrräder mehr gezählt als im März. Der Anteil der Radfahrer, die ihr Fahrrad schiebend durch die Fußgängerzone bewegen, hat von 57% auf 35% abgenommen. Die Vergleichbarkeit beider Zählungen ist jedoch nur bedingt möglich. Entscheidend ist der jahreszeitliche Einfluss: Im März wird das Fahrrad von vielen noch nicht regelmäßig genutzt. Dafür sind im August auffällig viele Radtouristen in der Fußgängerzone anzutreffen. Nicht zuletzt tragen auch die Schulferien zu einer nur bedingten Vergleichbarkeit bei.

Erfreulich fällt dazu die Stellungnahme der Polizei aus, die in ihrem Zwischenfazit von keinen Problemen zwischen Radfahrern und Fußgängern berichtet, mit Ausnahme eines jüngsten Unfalls zwischen einem Fahrradfahrer und einem Fußgänger Mitte September. Da aber nach wie vor beobachtet werden kann, dass sich einzelne Radfahrer nicht an die Schrittgeschwindigkeiten halten, wird die Kampagne auch in den kommenden Monaten weitergeführt. Aus dem Bereich des Schöntals liegen keine Beschwerden vor.



3. Radverkehrskonzept

Mit Zustimmung des Hauptsenates am 17.9.2012 ist die Vergabe des Radverkehrskonzeptes an das Büro Plan & Rat aus Braunschweig erfolgt. Die Bearbeitung startet Anfang Oktober. Für die Erstellung des Radverkehrskonzeptes einschließlich der Vertiefung für die Innenstadt sind 1,5 Jahre vorgesehen.

Zunächst wird das Büro Grundlagen ermitteln und auswerten sowie die Netzqualität gemeinsam festlegen, wie beispielsweise direkte und durchgehende Verbindungen, sichere Wege etc. Mit der Mängelkartierung wird das vorhandene Radverkehrsnetz abgefahren, um Sicherheits- und Komfortmängel sowie Netzlücken auf Strecken und an Knotenpunkten zu erfassen.

Anfang nächsten Jahres wird das Büro dann das „Luftliniennetz“ mit Quellen und Zielen erstellen und davon die zukünftige Netzkonzeption ableiten. Die Netzkonzeption ist ein gestuftes Routennetz (Haupt- und Ergänzungsnetz) für den Alltagsradverkehr sowie Freizeitverbindungen. Mitte nächsten Jahres wird das Handlungskonzept erstellt. Das Handlungskonzept beinhaltet konkrete Vorschläge, wie die Netzkonzeption auf das bestehende Straßennetz umgesetzt werden kann. Dazu werden ein Maßnahmenkatalog und ein Maßnahmenplan erstellt, die bauliche und organisatorische Maßnahmen umfasst, um die vorhandenen Mängel zu beheben und die Lücken zu schließen.

Nachdem das Handlungskonzept für die Gesamtstadt abgeschlossen ist, werden ab Herbst für die Innenstadt Detailplanungen erstellt (siehe Bild 2). Die Planung für den „inneren Stadtring“ und die Innenstadtdurchfahrung Friedrichstraße / Weißenburgerstraße baut auf der Verkehrsentlastung durch Ringschluss-Ost auf und hat zur Aufgabe den Verkehrsraum zugunsten des Radverkehr aufzuteilen. Die Ergebnisse werden Anfang 2014 vorliegen.

Fachlich Begleitet werden die einzelnen Arbeitsschritte durch den Arbeitskreis Radverkehr. Der Arbeitskreis trat 2011 erstmals zusammen um ein Meinungsbild zur Fußgängerzone zu erarbeiten. Die erste Sitzung findet Anfang Dezember statt. Polizei, ADCF, Fahrradinitiativen und Bürger werden ebenfalls aktiv in die Aufstellung einbezogen beispielsweise im Rahmen einer Radtour.
Bild 2: Abschnitte Detailplanung


4. Wegweisende Beschilderung für den Radverkehr

Für die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer existieren Wegweisungen, die ihren Anforderungen angepasst sind. Beim Kfz-Verkehr gibt es neben der "normalen" Wegweisung sogar noch weitere Differenzierung wie das Parkleitsystem, das touristische System oder die Hotelroute. Für Fußgänger gibt es im engeren Innenstadtbereich eine Wegweisung. Für den Radverkehr gibt es bislang nur entlang des Mainradwegs eine Wegweisung zu den Fern- und Nahzielen am Main. Eine innerstädtische Fahrradwegweisung dient der Orientierung und Standortbestimmung. Nebenbei wird damit auch für das Radfahren geworben. Insbesondere Fahrradfahrer, die es gewohnt sind ihre Routen aus Sicht des Autofahrers zu suchen, werden besser befahrbare und sichere Alternativen aufgezeigt. Die bereits erfolgten Vorplanungen des Stadtplanungsamtes umfassen
?        den Zielkatalog,
?        das Wegweisungsnetz sowie
?        die Zielspinnen.

Im Zielkatalog sind alle Ziele aufgeführt, getrennt nach folgenden Kategorien:
?        Überörtliche Fern- und Nahziele
Miltenberg, Seligenstadt, Babenhausen, Elsenfeld, Haibach, Goldbach/Hösbach, Glattbach, Steinbach, Mainaschaff, Stockstadt, Großostheim, Niedernberg, Sulzbach, Soden, Dörrmorsbach, Johannesberg, Mainhausen
?        Innerörtliche Flächenziele
Zentrum, Strietwald, Damm, Schweinheim, Gailbach, Obernau, Nilkheim, Leider, Ost/Godelsberg, Öster. Kolonie, Rosensee, Hafen
?        Innerörtliche Punktziele
Altstadt, Hauptbahnhof, Klinikum, Park Schönbusch, Schulzentrum, Frei- und Hallenbad, Fasanerie, Mainradweg, Schloss Johannisburg, Volksfestplatz, Hochschule, Rathaus, Landratsamt, Touristinfo, Musikschule, Schienenhaltepunkte (Hochschule, Süd und Obernau).
Das Wegweisungsnetz ergibt sich aus der sinnvollen Verbindung der Ziele untereinander.

Die Zielspinnen definieren, ab welchem Punkt oder Punkten des Wegweisungsnetzes begonnen wird, ein Ziel in die Wegweisung aufzunehmen. Ein einmal aufgenommenes Ziel muss dann bis zum Erreichen des Ziels an jeder Kreuzung wiederholt dargestellt werden.

Die weiteren Planungsschritte, wie
?        die Standortplanung für jeden einzelnen Wegweiser,
?        die Ermittlung und Beschaffung des Beschilderungsmaterials sowie
?        die Montage und Dokumentation

sollen an ein Planungsbüro vergeben werden. Hierzu liegen bereits drei Angebote vor. Die Vergabe der Leistung wird zum Hauptsenat am 5.11.2012 vorbereitet, sodass bereits im Frühjahr bis Sommer 2013 die Beschilderung aufgebaut werden kann.


5. Ergebnisbericht Stadtradeln

Einen letzten Rückblick verdient auch die Aktion Stadtradeln, bei der Aschaffenburg zum ersten Mal teilnahm. Ziel dieser Aktion ist es, dass die Teilnehmer möglichst viele Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegen und protokollieren. So wurden insgesamt 140.405 Kilometer Fahrrad in drei Wochen gefahren. Auch wenn dieses Ergebnis keinen Vergleich bezogen auf die Häufigkeit der Fahrradnutzung oder das Fahrradklima mit anderen Städten zulässt, so wurde doch dem Radfahren eine hohe Aufmerksamkeit geschenkt und zum Thema gemacht. Dazu hat auch die Presse mit regelmäßiger Berichterstattung umfassend informiert.


6. Sachstandsberichte

Der Stadtverwaltung liegen verschiedene Anträge aus der Mitte des Stadtrates vor, die die Neuanlage bzw. Verbesserung von Radverkehrsanlagen betreffen. Die Beurteilung der Anträge erfolgt im Dialog mit den betreffenden Fachämtern und der Polizei. Zur konkreten Umsetzung stehen derzeit folgende Maßnahmen an:

6.1 Radverkehrsanlage Mainaschaffer Straße

Die Radverkehrsanlagen nach Mainaschaff enden an der Linkstraße Kreuzung Mainaschaffer Straße und setzt sich fort in Mainaschaff im Anschluss an die Abfahrt der B 8 in Richtung Mainaschaff-Ost/Strietwald. Ziel der Stadtverwaltung ist es, den Lückenschluss zwischen dem Stadtgebiet und Mainaschaff herzustellen. Erste Gespräche mit der Gemeinde Mainaschaff haben dazu geführt, dass Ende Oktober für die Fahrtrichtung stadteinwärts im Zuge der Deckensanierung ein Schutzstreifen markiert wird.
Für die Fahrtrichtung stadtauswärts findet Ende September einen Termin mit dem Staatlichen Bauamt, der Gemeinde Mainaschaff und der Polizei statt, um die Führung des Radverkehrs über die Ausfahrt der Bundesstraße B 8 zu klären.


6.2 Öffnung der Einbahnstraße Erthalstraße für den Radverkehr

Noch in diesem Jahr wird die Erthalstraße zwischen der Frohsinnstraße und Weißenburger Straße so umgebaut, dass der Radverkehr in Gegenrichtung fahren kann. Damit liegt eine weitere wichtige Radverkehrsverbindung zum Hauptbahnhof und eine Alternative zur Kleberstraße vor, die wegen ihrer Enge nicht so komfortabel und sicher zu befahrbaren ist.


6.3 Radweg Floßhafen

Der Radweg am Floßhafen soll von derzeit 2 m auf 4 m verbreitert werden. Der Ausbau ist in 2 Bauabschnitten gegliedert. Der erste Bauabschnitt beginnt hinter der Minigolfanlage und endet an der Adenauerbrücke. Der Ausbau des 1. BA erfolgt im Herbst diesen Jahres. Der zweite Abschnitt ab Brücke bis zum Ruderclub erfolgt im kommenden Jahr.


6.4 Fahrrad-Lichtaktion

Am 31.10.2012 bietet das Stadtplanungsamt zusammen mit dem ADFC und Polizei einen kostenlosen Fahrradlichtcheck in der Herstallstraße an. Zwischen 14 und 18 Uhr können Fahrradfahrer ihre Beleuchtung überprüfen oder sich beraten lassen. Bei der Aktion wird außerdem wieder für einen rücksichtsvollen Umgang beim Befahren der Fußgängerzone geworben.


6.5 Angebot einer Service-Telefonnummer bei verunreinigten Radverkehrsanlagen

Ziel dieser Servicenummer ist es, dass Verunreinigungen von Radverkehrsanlagen – in erster Linie durch Scherben – gemeldet und dann gezielt entfernt werden können. Das Stadtplanungsamt klärt zurzeit mit den Stadtwerken die Realisierung und Bekanntmachung der Servicenummer.

.Beschluss: 1

1.        Der Fahrradbericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.

2.        Der Stadtrat befürwortet den Aufbau der wegweisenden Beschilderung für den Radverkehr        und beauftragt die Verwaltung, die Vergabe der Leistungen für die Beschilderung an ein Planungsbüro vorzubereiten.

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 11, Dagegen: 1

.Beschluss: 2

Aus der Mitte des Planungs- und Verkehrssenates wird gefordert, dass die Verwaltung die Kapazitäten (personeller und finanzieller Art) für die Planung und Umsetzung eines geschlossenen Radwegenetzes erhöht und Schritt für Schritt die beschlossenen und bekannten Verbesserungen kontinuierlich abarbeitet.
Herr Stadtrat xxx schlägt vor, dass für die Radwege eine Internetplattform geschaffen wird, in der alle Verbesserungsvorschläge seitens des Stadtrates und der Bürgerschaft und der jeweilige Bearbeitungsstand transparent dokumentiert werden kann.

Herr Oberbürgermeister teilt abschließend mit, dass die heute vorgeschlagenen Maßnahmen in der Verwaltung geprüft werden und dass diese im Arbeitskreis thematisiert werden und bittet schließlich die Stadtratsfraktionen um rege Teilnahme am Arbeitskreis.

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 0, Dagegen: 0

.Beschluss: 3

Die Verwaltung teilt zum Antrag von Herrn Stadtrat Johannes Büttner vom 06.10.2012 (Anlage 5) mit, dass dieser bereits berücksichtigt wurde und noch einmal im Arbeitskreis besprochen wird.

Zum Antrag von Herrn Stadtrat Johannes Büttner vorm 07.10.2012 (Anlage 6) teilt die Verwaltung mit, dass hierzu Verhandlungen mit der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Seen und Gärten aufgenommen werden

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 0, Dagegen: 0

Datenstand vom 31.03.2015 16:45 Uhr