Der Abwasserhauptsammler Main (kurz Mainsammler) ist der wichtigste Abwasserkanal der Stadt Aschaffenburg. Er erstreckt sich über eine Länge von ca. 4,0 km von der Kreuzung Obernauer Str./Floßhafenstr. bis zur Kläranlage. Sein Durchmesser beginnt mit DN 700 und weitet sich kontinuierlich auf. An der Kläranlage weist er ein sogenanntes Maulprofil mit der Abmessung 1,6 m (Breite) mal 1,0 m (Höhe) auf. Gebaut wurde er in verschiedenen Abschnitten. Der wichtigste Abschnitt von der Willigisbrücke bis zur Kläranlage entstand vor 1960. Er entwässert das gesamte Stadtgebiet mit Ausnahme der Stadtteile Nilheim und Leider sowie Strietwald und Damm. Betrachtet wird im Folgenden nur der ca. 2.600 m lange Abschnitt vom Hebewerk an der Willigisbrücke bis zur Kläranlage.
Im Mainsammler fließt nur vorentlastetes Abwasser, d h. alle Zuflüsse laufen zuvor über die Drosseleinrichtung eines Regenrückhaltebeckens oder eines Regenüberlaufes (beides Bauwerke der Mischwasserentlastung). Im Sammler befindet sich also auch bei Regenwetter ein relativ hoher Anteil an Schmutzwasser (Mischungsverhältnis Schmutzwasser : Regenwasser bei Regenwetter idealer weise 1 : 2, real etwas schlechter).
Auf Grund der teilweisen sehr schlechten Zugangsmöglichkeiten und auch fehlender technischer Möglichkeiten wurde der Sammler im genannten Abschnitt seit seiner Errichtung nie kontinuierlich gereinigt und unterhalten. Derartige Maßnahmen erfolgten nur sporadisch und punktuell.
Ein größerer Schadensfall in der Kleingartenanlage Mörswiese vor etlichen Jahren führte dazu, dass der Sammler eingehender untersucht wurde. Da er, wie beschrieben, auf weiten Strecken unter der Kleingartenanlage verlief und somit faktisch unzugänglich war, wurde zunächst ein Neubau ab der Ebertbrücke in Richtung Kläranlage geplant. Diese Planung wurde auf Grund der erforderlichen Baukosten (geschätzt ca. 6,0 Mio. €) aber sogleich wieder verworfen.
Das neue Konzept sah dann wie folgend aus:
1) Reinigung und Untersuchung (Kamerabefahrung) des Sammlers im gesamten genannten Abschnitt
2) Schaffung von Zufahrtsmöglichkeiten zu den wichtigsten Schachtbauwerken des Sammlers
3) auf der Basis der Ergebnisse von 1) Durchführung eventueller Reparaturen und Sanierungen
4) zukünftig Sicherstellung eines regelmäßigen Unterhaltes
Die unter 2) genannten Zufahrtsmöglichkeiten konnten inzwischen mit Hilfe der tatkräftigen Unterstützung des Stadtverbandes der Kleingärtner realisiert werden. Sie werden derzeit baulich realisiert.
Die unter 1) genannten Arbeiten sind im Herbst 2013 begonnen worden. Der Sammler wurde dabei in folgende fünf Unterabschnitte unterteilt:
a) Willigisbrücke – Suicardusstraße/Karlstor
b) Karlstor – westl. Pompejanumfelsen
c) Pompejanumfelsen – östl. Ebertbrücke
d) Ebertbrücke – westl. Ende Kleingartenanlage Mörswiese
e) Kleingartenalage – Kläranlage
Der unter a) aufgeführte Abschnitt (Länge ca. 500 m) ist untersucht und bewertet. Die Gesamt-kosten für den Abschnitt lagen dabei bei ca. 55.000.- € brutto.
Die Untersuchung und Reinigung brachte folgende Erkenntnisse:
- Der Zustand des Sammlers ist allgemein gut, er weist kaum Schäden auf.
- Im Sammler befanden sich enorme Ablagerungen. Insgesamt wurden dem Abschnitt ca. 158 Tonnen Material entnommen, das entspricht pro laufenden Meter 300 kg. Der Sammler war damit durchgehend in seinem Gesamtquerschnitt zu 30 – 40 % mit Ablagerungen zugesetzt.
Der Abschnitt b) (Länge ca. 350 m) ist für den Herbst 2014 vorgesehen. Im Unterschied zu Abschnitt a), wo bestehende Becken und die Hebestation an der Willigisbrücke zur Regulierung des Durchflusses verwendet werden konnten (die Kamera funktioniert nur bis zu einer bestimmten Wassertiefe) muss hier auf Grund des hohen Zuflusses vom Schlossberg kommend eine Wasser-haltung aufgebaut werden. Außerdem müssen unterhalb des Schlossgartens / Pompejanum-gartens Zufahrtsmöglichleiten zu den Schächten des Sammlers geschaffen werden. Auf der Basis der Kosten der Abschnittes a) werden hier Kosten in einer Größenordnung von ca. 125.000.- € brutto erwartet, wobei alleine die erforderliche Wasserhaltung 60 % dieser Kosten ausmacht.
Die Abschnitte c) bis e) schließen sich nach der Planung in 2015 und 2016 an. Auch hier muss jeweils mit Wasserhaltungen gearbeitet werden. Insgesamt wird die Reinigung und Untersuchung des gesamten Mainsammlers im genannten Abschnitt geschätzte Kosten in einer Größenordnung von rund 600.000.- € brutto verursachen. Hinzu kommen eventuelle Sanierungskosten, wobei der bauliche Zustand des Sammlers bislang deutlich besser als angenommen ist.
Nach Abschluss der Arbeiten wird ein regelmäßiger, kontinuierlicher Unterhalt des Sammlers aufgebaut, um derartig hohe Reinigungs- und Unterhaltskosten in Zukunft zu verhindern.