1. Anlass und Hintergrund:
Die Neugestaltung und Aufwertung des Mainufers zwischen Pompejanum und Willigisbrücke wurde seit 2007 vom Schlossterrassenbeirat vorbereitet. Auf seine Empfehlung hin wurde 2010 ein Plangutachterverfahren mit drei Planungsbüros durchgeführt. Hierbei zeigten die 3 Landschaftsplaner anhand von Rahmenplänen Vorschläge zu möglichen Neuaufteilungen und gestalterischen Maßnahmen auf.
Diese wurden schließlich im Rahmen einer experimentellen Bürgerbeteiligung mit der Öffentlichkeit diskutiert.
Aus diesem vorlaufenden Prozess hat die Verwaltung einen umfangreichen Maßnahmenkatalog entwickelt und diesen dem Schlossterrassenbeirat zur Beratung vorgelegt. Seine Umsetzung wurde empfohlen. Er wurde im Mai 2014 vom Planungs- und Verkehrssenat beschlossen. Ausgenommen aus dem Vorschlag des Beirates wurden die Maßnahmen Nr. 5 Määkuh – Festlegung des Landliegeplatzes im Bereich der Mainufer-Terrasse und Nr.6 Parken – Festlegung des endgültigen Parkraumkonzeptes, da für diese beiden Maßnahmen noch Beratungsbedarf bestand. Die Verwaltung wurde beauftragt, für diese beiden Maßnahmen weitere Entscheidungsgrundlagen aufzubereiten.
Im Oktober 2014 wurden dem Planungs- und Verkehrssenat die Positionen des Eigentümers des Technikdenkmals Määkuh sowie der Altstadtfreunde vorgestellt. Der Eigentümer wünscht, dem Technikdenkmal Neben- und Ergänzungsgebäude zuzuordnen, da die niedrige Schiffshöhe keine Museumsräume zulassen. Aus Sicht des Eigentümers ist ein moderner Neubau oder der Wiederaufbau des Kutscherhofes mit Gastronomie und Übernachtungszimmer denkbar. Die Altstadtfreunde legen Wert darauf, in ein Nebengebäude Ausstellungsräume zur Präsentation und Erläuterung der Määkuh zu integrieren.
Der Stadtrat sprach sich in dieser Sitzung gegen ein Beherbergungsangebot aus und lehnte einen Wiederaufbau des historischen Kutscherhofes ab, auch weil dieser aufgrund der heutigen Straßenführung sowie der Lage des Hauptsammlers so nicht mehr realisierbar ist. Auch die Rekonstruktion einer historischen Anmutung wurde in Frage gestellt.
Die Errichtung eines Ergänzungsgebäudes, das sowohl die museale Nutzung sowie einen Gastronomiebetrieb aufnimmt, wird bereits im Plangutachten des Planungsbüros Stefan Fromm, Dettenhausen, aufgezeigt, welches als weitere Grundlage zur Mainufergestaltung herangezogen wird.
Um eine Entscheidung über ein Ergänzungsgebäude und den Standort des Technikdenkmals für diese prominente Lage in der Stadt treffen zu können, beauftragte der Planungs- und Verkehrssenat die Verwaltung, bildhafte Visualisierungen und Perspektiven von Gebäude und Määkuh zu erstellen.
2. Aufgabenstellung
Zur Konkretisierung des Ergänzungsgebäudes mit Gastronomie und Präsentationsflächen wurden von Planern des Amtes für Hochbau- und Gebäudewirtschaft und des Stadtplanungsamtes verschiedene Testentwürfe entwickelt, wie ein solches Gebäude am Mainufer positioniert und gestaltet werden kann. Ein Entwurf wurde (freiwillig und ohne Kosten) zudem von einem externen Architekten erstellt, welcher die Entwürfe der Verwaltung in ein einheitliches Layout gesetzt und visualisiert hat.
Dieser Aufwand war erforderlich, um eine möglichst bildhafte Entscheidungsgrundlage aufzuarbeiten, die Vielzahl an Realisierungsmöglichkeiten darzustellen sowie eine vergleichbare Präsentation der Entwürfe zu gewährleisten.
2.1 Raumprogramm:
Aufgabenstellung für den Testentwurf war es, ein Gastronomiegebäude mit ca. 50 Sitzplätzen und den dazugehörigen Nebenräumen (WC, Küche, Lager) zu planen, welches ganzjährig betrieben werden kann. Ebenso sollten Räumlichkeiten zu Ausstellungszwecken zur Verfügung stehen. Größe der Ausstellungsräume sowie ggf. auch eine öffentliche Nutzung der Toilettenanlagen waren dem Entwurfsverfasser freigestellt.
Als Grundlage für die Position und landschaftsplanerische Einbindung in die Mainufersituation diente das Plangutachten des Planungsbüros xx. Als Rahmenbedingung galt es außerdem die Hochwasserlinie, die Lage des bestehenden Schmutzwassersammlers sowie die erdverkabelte Stromleitung zu berücksichtigen.
Entstanden sind acht Testentwürfe mit unterschiedlichen architektonischen Ansätzen. Diese sind in der Anlage zur Beschlussvorlage dargestellt. Der Entwurfsgedanke der einzelnen Varianten wird im Folgenden kurz zusammengefasst. Die einzelnen Pläne werden vor der Sitzung im Foyer des großen Sitzungssaals ausgehängt und können ab dem 04. Mai dort eingesehen werden.
2.2 Kurzerläuterung zu den einzelnen Entwürfen:
Variante 1
Thema dieses Vorschlags liegt in der Konzipierung eines Baukörpers mit einer schlichten Geometrie orientiert zum Wasser. Die transparente Leichtigkeit gewährleistet den Sichtbezug auf alle historischen und landschaftlichen Punkte. Die attraktive Zonierung der Gastronomie schwebend zum / auf dem Wasser unterstützt die Assoziation Wasser und Schiff. Die Galerie steht als Pendant zur Määkuh, die die historische Wertung des Industriedenkmals durch verschiedene Medien erläutert.
Variante 2
Die charakteristische Form des Baukörpers wird durch eine langgestreckte U-Schale aus Sichtbeton definiert. Das Gastronomiegebäude fügt sich als leichte und transparente Konstruktion frei in die massive Hülle ein. Der Außenbereich teilt sich in drei Zonen: die überdachte Lounge-Terrasse „Pompejanum“, die Terrasse „Kaimauer“ und als Highlight das „Holzdeck“ direkt über dem Main.
Variante 3
Ein eingeschossiger, kompakter Pavillon als stadträumliches Zitat des historischen Hafenkrans nimmt die 3 Funktionen auf:
- Panoramabistro in Westorientierung mit 50 Plätzen und überdachter Terrasse zum Main,
- überdachter, jederzeit zugänglicher Präsentationsbereich zur Kettenschifffahrt sowie
- öffentliche WC-Station.
Variante 4
Das Gebäude öffnet sich durch das schräge Dach und der ellipsenartigen Form zum Fluss und bietet den Besuchern größtmöglichen Ausblick auf den Main. Der rückwärtige Bereich Richtung Schloss integriert den Ausstellungsraum in Form eines Wandelganges. Durch die Glasfassade ist die Ausstellung auch von außen wahrnehmbar, so dass sie zu jeder Zeit - auch bei geschlossener Gastronomie - besichtigt werden kann.
Variante 5
Dieser Entwurf stellt einen einfachen Baukörper mit einer zu öffnenden Fensterfront zum Main und Nebenraum-Kern zur Suicardusstraße dar. Eine große Terrasse gewährt dem Besucher einen weiten Blick über den Main. Eine Rampenanlage mit Sitzstufen ermöglicht den barrierefreien Zugang von der Gastronomie zum Mainufer, das mit neugestalteter Uferpromenade ebenso Aufenthaltsqualität bietet.
Variante 6
Das Gastronomiegebäude inkl. öffentlichen WCs und Ausstellungsgebäude ist westlich einer neuen zentralen, fußläufigen Verbindung von der Schlosstreppe zum Fußweg am Main mit „Kranichplatz“ vorgesehen. Durch eine zusammenhängende Dachfläche als „Wellendach“ in Anlehnung an die Mainwellen entsteht eine städtebauliche Einheit der einzelnen Gebäude. Der Standort der Määkuh ist westlich des Ausstellungsgebäudes und unterhalb der Schlossmauer angedacht, um abwechslungsreiche Sichtbeziehungen der Schlossmauer und der vor dem Gastronomiegebäude angeordneten Terrasse mit angrenzender Liegewiese sowie eine Bewirtschaftung zu ermöglichen.
Variante 7
Ein sehr transparenter Orangerie-Glas-/Stahlpavillon “Café MäQ“ nimmt an historischer Stelle mit strenger, zurückhaltender und damit zeitloser Architektursprache den exponierten Platz nach dem Vorbild des alten Krangebäudes an der Kranichmauer ein. Die ovale Q-Form fügt sich mit würdigem Abstand zur Wappenmauer unterhalb des Schlosses harmonisch in den plateauartigen Raum ein und gibt einen ungestörten, radialen Blick auf die Mainlandschaft mit ihren Highlights sowie allen Aktivitäten auf den Mainterrassen frei.
Der stilisierte, aufgelöste Mast vor dem „Café MäQ“, der eine dezente Außenbeleuchtung, Sonnensegel etc. erhält, vermittelt signifikant die Image-Funktion.
In diesem flexibel nutzbaren Bau sind neben der Touristen-Info mit Exponaten der Määkuh, die integrierten Toiletten-Anlagen auch öffentlich - außerhalb von Café-Betriebszeiten - autark jederzeit zugängig.
Mit einer weiteren “Galerie-Ebene“, die mit großem Glasdach ausgestattet ist, kann je nach Bedarf auch ein größerer Besucherstrom bei besonderen Events (Stadtfest, Vernissage etc.) aufgenommen werden.
Variante 8
Die Määkuh war immer Teil eines Schleppverbandes und kann auch nur in dessen Dimensionen verstanden werden. Bei diesem Entwurf schleppt die Määkuh nun keine Schiffe mehr, aber Flächen und Bauten, welche an den Schleppverband erinnern und seine Dimensionen aufzeigen sollen.
Sie zieht nun Events und Veranstaltungen hinter sich her und bildet einen roten Faden entlang des Mainufers. Die blaue Fläche könnte ein Brunnen sein aber auch Pflanzen wie Bodendecker oder Blumen, die wie in historischen Gärten in eine wellenartige Struktur gebracht wurden. Außerdem werden Restaurants und Open-Air-Bereiche für die Unterhaltung, Ausstellungen und Spielplätze miteinbezogen, um in Wort, Bild und Spiel die Määkuh und Aschaffenburg zu erfahren. Plätze stehen für Ausstellungen wie Steinmetzarbeiten zur Verfügung, um die Wichtigkeit des Transports von Bundsandstein zu dokumentieren, was gerade hier vor dem Schloss ist.
3 Bewertung und weiteres Vorgehen
Ein gastronomisches Angebot mit bistroartiger Cafénutzung, welches ganzjährig betrieben werden kann, stellt mit und ohne Technikdenkmal für die Besucher des Mainufers einen besonderen Anziehungspunkt dar.
Für die Realisierung der Gastronomie spielen aber die Randbedingungen eines wirtschaftlichen Betriebes eine große Rolle, um ein dauerhaft funktionierendes Gebäude zu erhalten.
Die Testentwürfe zeigen, dass es durchaus unterschiedliche Möglichkeiten gibt, ein Gastronomiegebäude auch an dieser prominenten Lage der Stadt zu positionieren. Die Vorgaben, eine ganzjährige Bewirtschaftung zu ermöglichen und diese mit Ausstellungsräumen für das Technikdenkmal Määkuh sowie öffentliche Toilettenanlagen zu kombinieren, werden bei allen Testentwürfen gut umgesetzt.
Da wir uns hier am Mainufer unterhalb des Schlosses in einem hochsensiblen historischen Stadtgefüge bewegen braucht es einer überzeugenden städtebaulichen und architektonischen Lösung, die aus Sicht der Verwaltung nur über einen Wettbewerb erzielt werden kann.
Die Testentwürfe der Verwaltung zeigen für einen solchen Wettbewerb erste mögliche Lösungsvorschläge auf.
Daher empfiehlt die Verwaltung vor der endgültigen Entscheidung zunächst weitere Gespräche mit dem Eigentümer der Määkuh, den Altstadtfreunden und der Schlösser- und Seenverwaltung zu führen, um die konkreten Rahmenbedingungen und ein detailliertes Raumprogramm als Planungsgrundlage für einen Wettbewerb zu erhalten.