Information über das Online-Beratungskonzept „U25“ zur Suizidprävention von jungen Menschen; - Antrag UBV-Stadtratsfraktion vom 09.06.2017


Daten angezeigt aus Sitzung:  2. Gemeinsame Sitzung d. Kultur- u. Schulsenates und Jugendhilfeausschusses, 06.07.2017

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Kultur- und Schulsenat 2. Gemeinsame Sitzung d. Kultur- u. Schulsenates und Jugendhilfeausschusses 06.07.2017 ö Beschließend 7kss/2/7/17

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland ungefähr 10.000 Menschen das Leben

Etwa 70% davon sind Männer. Das Suizidrisiko steigt bei Frauen und Männern mit dem Lebensalter. Das durchschnittliche Lebensalter eines durch Suizid Verstorbenen liegt bei ca. 57 Jahren – mit steigender Tendenz. In Deutschland sterben ungefähr genauso viele Menschen durch Suizid wie durch Verkehrsunfälle, AIDS, illegale Drogen und Gewalttaten zusammen.
Die Anzahl der Suizidversuche kann auf mindestens 100.000 im Jahr geschätzt werden

Suizidversuche werden besonders häufig von Frauen und in jüngerem Lebensalter unternommen und können oft als „Hilferufe“ interpretiert werden. Sie müssen jedoch immer ernst genommen werden, da sie einen Hinweis auf das Vorhandensein ernstzunehmender psychischer Probleme sind. Ungefähr jeder Dritte unternimmt nach dem ersten einen weiteren Suizidversuch und jeder Zehnte stirbt später durch Suizid. Eine Unterscheidung zwischen „ernsthaften“ und „nicht ernsthaften“ Suizidversuchen wird in der Suizidforschung mehrheitlich nicht mehr getroffen.
Der Anteil psychiatrischer Erkrankungen an Suiziden ist methodisch nur sehr schwierig zu erheben. Die vorliegenden Studienergebnisse unterscheiden sich erheblich: je nach Studie wurden 15% bis 95% der durch Suizid Verstorbenen als depressiv beurteilt. Auch ist zu berücksichtigen, dass aus Suizidgedanken nicht zwangsläufig auf eine psychische Erkrankung zu schließen ist.
Nach einer Untersuchung der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universitätsklinik Würzburg liegt der Anteil der Todesfälle in der Altersgruppe von 15-19 Jahren bei 16,6 % (m. 18,8 %;
w 12,2 %) und ist damit in diesem Altersabschnitt die zweithäufigste Todesart nach Verkehrsunfällen.
Das Online-Beratungsangebot „U25“ mit mittlerweile 10 Standorten in Deutschland richtet sich an junge Menschen in persönlichen Krisensituationen. Es wird vom Gesundheitsministerium gefördert.
Gleichaltrige – sogenannte „Peers“ – unterstützen die Suizidgefährdeten per E-Mail.
Das Konzept „U25“ gibt es bereits seit dem Jahr 2002. Bundesweit beraten aktuell etwa 180 Jugendliche/junge Erwachsene an 10 Standorten (Nürnberg als erster Standort in Bayern seit Juni 2017) Gleichaltrige.
Im Jahr 2016 hat es rund 5900 Mailkontakte gegeben. – Nach der Anmeldung auf der Internetseite erhalten die hilfesuchenden Jugendlichen einen Spitznamen. Ihre E-Mails können nicht zurückverfolgt werden, so dass die Vertraulichkeit und Anonymität in jedem Fall gewahrt bleiben. Innerhalb von 2 Tagen antwortet zunächst ein hauptamtlicher Mitarbeiter den jungen Menschen. Die „Peers“ haben dann 7 Tage Zeit, ihnen zu schreiben.
Die Grundidee ist, dass die Bereitschaft, Rückmeldungen und Ratschläge von Gleichaltrigen zu akzeptieren, in der Regel höher ist als wenn die Ratschläge von Erwachsenen kommen. In anderen Bereichen hat sich der Einsatz von „Peers“ durchaus erfolgreich gezeigt, insbesondere im Bereich der Konfliktschlichtung („Peer-Group-Mediation“).
Über diese allgemeine Grundannahme hinaus gibt es allerdings keine objektiv statistisch bewertbaren Indikatoren. Das Modell ist in Fachkreisen durchaus umstritten, da es bei schwer- wiegenden Konflikten eine intensive psychologische Beratung nicht ersetzen kann und die Schulung der „Peers“ mit etwa 70 Stunden kaum mehr als Basiskenntnisse vermitteln kann.
Die Kosten für die Einrichtung einer „U25“-Onlineberatung belaufen sich auf etwa 40.000 €. Dies entspricht etwa einer 50%-Stelle für eine psychologische Fachkraft.
Nach Auffassung der Verwaltung ist die Einrichtung einer solchen Onlineberatung - unabhängig von der unbeantworteten Wirksamkeitsfrage - allenfalls im Rahmen einer über die jeweilige Gebietskörperschaft hinausgehenden überregionalen Kooperation sinnvoll.

.Beschluss:

I. Der Kultur- und Schul senat sowie der Jugendhilfeausschuss nehmen den Bericht zum Online-
Beratungskonzept „U25“ zur Kenntnis.

II. Angaben zu den Kosten:

Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [   ]
nein [X]

Abstimmungsergebnis:
Einstimmig angenommen

Datenstand vom 23.10.2017 16:37 Uhr