- Bisheriger Planungsstand und Beschlüsse
Ausgangspunkt der Planungsüberlegungen zur Duccastraße im Jahr 2013 war die Sanierungsbedürftigkeit von Kanal und Fahrbahn / Gehweg. Die umfangreichen Bauarbeiten zur Kanalsanierung sollten mit einer Straßenraumumgestaltung einhergehen, die folgenden, teilweise konkurrierenden Zielen gerecht wird:
- Reduzierung der Verkehrsbelastung / Verkehrsberuhigung
Die Reduzierung der Verkehrsbelastung kann nur auf den motorisierten Individualverkehr abzielen, da es für die Buslinien keine Alternative zur Duccastraße gibt. Das Betriebskonzept des ROB ist auf die Zuführung über die Duccastraße ausgerichtet.
- Beschleunigung des ÖPNV
Die Beschleunigung des ÖPNV wird hauptsächlich durch die Bevorrechtigung an der Lichtsignalanlage Duccastraße / Ludwigstraße erzielt, aber auch durch die Fahrbahnführung in der Duccastraße bzw. die Anordnung der Parkstände.
- Höheres Parkraumangebot (auch Behindertenparkstände) für den Einzelhandel und die Dienstleistungsbetriebe. Auf einem oder zwei der Parkstände sollen auch Fahrradparkmöglichkeiten entstehen, da die Häuser unzureichende Abstellmöglichkeiten auf ihren Grundstücken besitzen.
- Begrünung
Die Begrünung der Duccastraße stellt kein vorrangiges Ziel dar. Sie soll aber zur Auflockerung des Straßenraums beitragen.
Für den PVS am 17.09.2013 wurden 4 Varianten entwickelt, die sich weitgehend durch die Anordnung der Parkstände unterschieden. Allen Varianten gemeinsam war das Linksabbiegegebot zur Ludwigstraße – es sollte also nicht mehr nach rechts in Richtung Hauptbahnhof abgebogen werden können, wodurch sich die Verkehrsbelastung fast ausschließlich auf den Busverkehr beschränkt. Es wurde die Durchführung eines Bürgergesprächs sowie eine Testphase für das Linksabbiegegebot beschlossen.
Im Bürgergespräch am 18.03.2014 wurden zwei Planungsvarianten vorgestellt (Schrägparken und wechselseitig Parken) – es konnte aber kein klares Meinungsbild erstellt werden.
Im PVS am 8.4.2014 sollte dennoch eine der beiden im Bürgergespräch vorgestellten Varianten beschlossen werden. Es traten aber Befürchtungen auf, dass die durch das Linksabbiegegebot in die Ludwigstraße hervorgerufenen Verkehrsmengenverlagerungen in die Kolpingstraße in einer Größenordnung von ca. 1.200 Fahrzeugen zu einer höheren Verkehrsgefährdung der Schulkinder der Kolpingschule führe. Der Tagesordnungspunkt wurde daher abgesetzt.
Im Laufe des Jahres 2014 wurde das Linksabbiegegebot in die Ludwigstraße ausprobiert. Die Praxis hat gezeigt, dass sich der Großteil der Verkehrsteilnehmer auch über einen Längeren Zeitraum darüber hinweggesetzt hat. Die örtlichen Gegebenheiten lassen bauliche Maßnahmen zur Unterbindung des Rechtsabbiegens nicht zu. Auf Grund dieser Erkenntnis verbunden mit der sensiblen Schulwegsituation in der Kolpingstraße, ist die Verwaltung von dem Gedanken des Linksabbiegegebots abgerückt.
Folgerichtig wurden im PVS am 23.09.2014 zwei Planungsvarianten vorgestellt, die kein Linksabbiegegebot in die Ludwigstraße mehr vorsahen. Dennoch wurde keine Entscheidung über die Duccastraße getroffen. Vielmehr sollte das gesamte Bahnhofsquartier einer Untersuchung hinsichtlich der Verkehrsbelastung und Durchgangsverkehre unterzogen werden. Hierauf fußt der Antrag der SPD-Fraktion vom 13.10.2014.
- Aktuelle Planungsüberlegungen
Die aktuellen Planungsüberlegungen sind zweistufig aufgebaut: Zunächst wurden mit Hilfe des Verkehrsmodells Verkehrsbelastungen und Durchgangsverkehre im Bahnhofsquartier für verschiedene Planfälle ermittelt. Danach wurde in einem zweiten Schritt die Varianten der Duccastraße hinsichtlich ihrer Eignung für die zuvor untersuchten Planfälle geprüft.
Im Folgenden werden die definierten Planfälle hinsichtlich ihrer maßgeblichen Wirkung beschrieben. Die ausführlichen Steckbriefe der Planfälle sind den Anlagen 1-5 zu entnehmen. Sie gliedern sich in die Verkehrsbelastung, die Belastungsdifferenz im Vergleich zum Bestand und die Darstellung der Durchgangsverkehre. Die Ermittlung der Durchgangsverkehre erfolgte mit Hilfe des Verkehrsmodells. Dabei wird ein Kordongebiet erstellt, das alle Zufahrtsstraßen zum Bahnhofsquartier schneidet (s. Bild 1). Damit lassen sich die Kfz-Fahrten ermitteln, die das Gebiet lediglich durchfahren.
Bild 1: Kordongebiet Bahnhofsquartier
Bestand
Im Bestand wurden für das Bahnhofaquartier 9% Durchgangsverkehr ermittelt. Der Anteil bezieht sich auf die Summe der ein- und ausfahrenden Fahrzeuge in das Bahnhofsquartier (25.120 Kfz fahren täglich in das und aus dem Bahnhofsquartier, davon sind 2.200 Fahrten Durchgangsverkehr = 9%). Maßgebliche Relationen des Durchgangsverkehrs sind Duccastraße => Elisenstraße und Elisenstraße => Erthalstraße.
Planfälle
U1 Netzunterbrechung in der Frohsinnstraße zwischen Ludwig- und Erthalstraße
Der Anteil des Durchgangverkehrs beträgt mit 8% nicht wesentlich weniger als im Bestand. Der Durchgangsverkehr von der Elisenstraße zur Erthalstraße verlagert sich auf die Bodelschwingh- und Frohsinnstraße – eine wenig verträgliche Verlagerung in den verkehrsberuhigten Bereich. Davon abgesehen dürfte sich die Netzunterbrechung schwierig hinsichtlich der Andienung der dort befindlichen Geschäfte erweisen.
U2 Netzunterbrechung in der Ludwigstraße zwischen Kleber- und Frohsinnstraße
Der Anteil des Durchgangverkehrs beträgt mit 9% leicht mehr als im Bestand. Der Durchgangsverkehr von der Elisenstraße zur Erthalstraße nimmt stark zu, da sämtliche Zielfahrten von der Elisenstraße ins westliche Bahnhofsgebiet hierüber verlaufen. D. h. eigentliche Zielfahrten, die im Bestand nicht dem Durchgangsverkehr zuzurechnen sind, tauchen hier als Durchgangsverkehr auf, weil sie den Kordon zweimal schneiden (und danach ein drittes Mal in ihn hineinfahren).
Die Verkehrsbelastung in der Ludwig- und Elisenstraße nimmt erwartungsgemäß ab – dafür steigt die Belastung signifikant in der Kolping-, Hanauer-, Friedrich- und Weißenburger Straße an. Es ist mehr als fraglich, ob der erzielte Qualitätsgewinn in der Ludwig- und Elisenstraße schwerer wiegt als die Verkehrszunahme entlang des offenen Schöntals. Vor dem Hintergrund, dass auch der Straßenzug Friedrich- / Weißenburger Straße durch den Ringschluss Potenzial zur Qualitätssteigerung besitzt, ist dieser Planfall eher nachteilig zu bewerten.
U3 Linksabbiegegebot von der Ducca- in die Ludwigstraße
Dieser Planfall wurde schon gemäß den Ausführungen aus Kapitel 1 verworfen. Er wird an dieser Stelle dennoch informativ behandelt, da die Auswirkungen auf den Durchgangsverkehr und die Verkehrsverlagerungen bislang nicht ausreichend dargelegt wurden. Tatsächlich ist U3 der Planfall mit dem geringsten zu erwartenden Durchgangsverkehr von 5 %. Die Verkehrsentlastung der Duccastraße fällt deutlich aus, ebenso wie die Verkehrszunahme in der Kolpingstraße mit den bereits erwähnten Folgen auf die Schulwegsicherheit.
U4 Einfahrt Duccastraße nur von der Weißenburger Straße – nicht als Linksabbieger von der Hanauer aus (Bus frei)
Dieser Planfall kann derart realisiert werden, dass die linke stadteinwärtsführende Fahrspur, zwischen der Kolpingstraße und der Duccastraße als reine Linksabbiegebusspur markiert wird. Dadurch erhält der Bus zeitliche Vorteile beim Linkseinbiegen in die Duccastraße, da er keinen Individualverkehr vor sich hat. Der Anteil des Durchgangverkehrs beträgt mit 9% leicht mehr als im Bestand. Die Verkehrsverlagerung von der Duccastraße in die Kolpingstraße sind zwar vorhanden, fallen aber bei weitem nicht so ausgeprägt aus wie im Planfall U3 und führen daher nicht zu einer Verkehrsgefährdung von Schulkindern. Die geplante Verlegung der Parkstände in der Kolpingstraße auf die Straßenseite der Schule als Hol- und Bringzone würde den Abstand des fließenden Verkehrs zum Seitenbereich erhöhen. Dies wird von der Schule und dem Elternbeirat mit Nachdruck befürwortet.
Zusammenfassung der Planfalluntersuchung
Der Durchgangsverkehr im Bahnhofsquartier stellt sich mit 9% (bzw. 2.200 Fahrten) im Bestand schon als gering dar. Daher ist selbst bei der gezeigten Bandbreite der Planfälle mit keiner signifikanten Änderung dieses Anteils zu rechnen.
Die aufgezeigten Verkehrsverlagerungen in den Planfällen U1 bis U3 sind nicht positiv zu beurteilen: Verlagerung ins untergeordnete Straßennetz sind stets negativ zu beurteilen (U1). Ebenso wie eine übermäßige Belastung entlang von Schulwegen (U3). Die höhere Belastung des Straßenzugs Friedrich- und Weißenburger Straße steht im Zielkonflikt mit der Steigerung der Aufenthaltsqualität in diesem Straßenzug (U2).
Auch der Planfall U4 verlagert Verkehrsmengen in die Kolpingstraße (+600), jedoch nicht in dem Ausmaß wie im Planfall U3 (+1.200). Ein Vorteil dieses Planfalls stellt die Beschleunigung des ÖPNV durch die Anlage der Linksabbiegespur für Busse dar sowie die insgesamt geringere Verkehrsstärke in der Duccastraße. Die Leistungsfähigkeit an der Kreuzung Hanauer Straße / Kolpingstraße / Karlstraße wird durch die veränderten Knotenströme nicht beeinträchtigt, wie bereits signaltechnisch geprüft.
Die Verwaltung empfiehlt den Planfall U4 weiter zu verfolgen.
- Umgestaltung der Duccastraße
Die Möglichkeit von der Duccastraße auch weiterhin nach links und rechts in die Ludwigstraße einbiegen zu können, verlangt im Zulauf zur Ludwigstraße eine zweistreifige Aufstellfläche vor der Lichtsignalanlage und schränkt damit die Gestaltungsspielräume entsprechend ein. Dies wirkt sich besonders auf die Anzahl der zu realisierenden Parkstände aus.
Da aus dem Bürgergespräch kein eindeutiges Meinungsbild hervorging, sieht die Verwaltung zwei Möglichkeiten:
Null-Variante: Ausbau entsprechend dem Bestand
Unveränderter Querschnitt mit 7,0 m breiter Fahrbahn und Gehwegbreiten zwischen 2,20-2,40 m. Die 12 Parkstände (Bewohnerparken + Kurzzeitparken) befinden sich in Fahrtrichtung auf der linken Seite.
Variante A: Versetztes Parken (s. Anlage 6)
In Fahrtrichtung der Duccastraße befinden sich zunächst zwei Parkstände auf der rechten Fahrbahnseite. Nach einer Versatzlücke können zwei Parkstände für behinderte Personen eingerichtet werden. Im Anschluss an die Grundstückszufahrt zu Haus Nr. 7 können noch zwei weitere Parkstände angeordnet werden. Die vorgezogenen Gehwegbereiche bei den Hausnummern 2, 5 und 7 können als Pflanzbeete angelegt werden. Die Gehwege sind nahezu unverändert beidseitig 2,20 m breit. Die Fahrbahn fällt mit 7,50 m breiter aus als im Bestand, damit die Parkstände für Behinderte mit ihrer Breite von 3,50 m ganz auf der Fahrbahn angeordnet werden können. Der Versatz der Parkstände lockert das Straßenbild erheblich auf und wirkt dadurch geschwindigkeitshemmend. Es entfernt sich damit von der momentanen funktionalen Durchfahrtsstraße. Als nachteilig ist der Verlust von 8 Bewohner-/ Kurzzeitparkständen zu nennen. Die Verwaltung befürwortet dennoch diese Variante, da sie über den funktionalen Bedürfnissen der Verkehrsteilnehmer hinweg auch das straßenräumlichen Erscheinungsbild positiv hebt.
- Weiteres Vorgehen
Die Verwaltung wird zeitnah zu einem weiteren Bürgergespräch im Bahnhofsquartier einladen, um die beiden Varianten sowie auch die Planfälle den Bürgern vorzustellen. Über das Ergebnis des Gesprächs wird der Stadtrat informiert, sodass dann die Entscheidung zum Ausbau der Duccastraße nach der Sommerpause getroffen werden kann.