Ausgangssituation
Im Bereich der Fahrgastzählung haben sich automatische Fahrgastzählsysteme (AFZS) in den letzten Jahren etabliert. Gegenüber der manuellen Zählung durch Zählpersonal bieten AFZS zahlreiche Vorteile und Einsatzmöglichkeiten.
Bei einem AFZS sind über den Türen in den Bussen Sensoren angebracht. Diese erfassen automatisch und kontinuierlich alle Ein- und Aussteiger. Die Zähldaten werden an ein Hintergrundsystem übergeben. Mit diesem Hintergrundsystem können die Zähldaten linien- und haltestellengenau ausgewertet werden.
Bereits in der Vergangenheit haben die Stadtwerke ein AFZS betrieben. Dieses wies jedoch diverse Nachteile auf. Insbesondere waren die Zähldaten sehr ungenau und der technische Support nicht zufriedenstellend. Eine belastbare Analyse der Nachfragedaten nach Linien bzw. Haltestellen war somit nicht möglich. Daher konnten die Daten auch keinesfalls zur Einnahmen-Aufteilung innerhalb der VAB verwendet werden.
Das neue AFZS der Stadtwerke
Seit 2016 werden im Rahmen der Bus Ersatzbeschaffungen sämtliche Fahrzeuge mit neuen AFZS ausgestattet. Die Stadtwerke haben bereits 28 von 56 Bussen mit neuen Zählsensoren ausgerüstet (Stand Dezember 2021). Da bei allen weiteren Ersatzbeschaffungen die Sensoren zur Standardausstattung gehören, kommen langfristig somit nur noch „Zählbusse“ zum Einsatz. Um die gewonnen Zähldaten auch für sensible Bereiche, wie z.B. die Berechnung der Einnahmenanteile in der VAB verwenden zu können, müssen die Zählanlagen in den Bussen, mittels manueller Vergleichszählungen durch einen externen Dienstleister, zertifiziert werden. Die Zertifizierung der Systeme ist bereits größtenteils abgeschlossen. 20 der aktuell 28 Zählanlagen haben den Zertifizierungsprozess bereits erfolgreich durchlaufen.
Zukünftige Verwendung der Fahrgastzahlen aus dem AFZS
Die mit dem AFZS generierten Fahrgastzahlen bilden ab dem 01.01.2022 die Grundlage für die Einnahmenaufteilung in der VAB. Anhand der Beförderungsfälle wird der Verteilungsschlüssel gebildet. In diesem Anwendungsfall ist eine Zertifizierung der Zählbusse verpflichtend.
Regelmäßig werden die Beförderungszahlen dem Werksenat im Rahmen der Einnahmen-Auslastungsstatistik präsentiert. Diese Zahlen basieren auf den Vertriebsdaten. Hierzu werden die verkauften Fahrscheine mit einer vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen VDV ermittelten Nutzungshäufigkeit multipliziert.
Gerade während der Pandemie hat sich allerdings gezeigt, dass die Berechnung der Beförderungsfälle aus den verkauften Fahrscheinen nicht der Realität entspricht und sich die Nutzungshäufigkeit der einzelnen Fahrscheinarten deutlich verändert hat. Daher hat der VDV bereits eine zweite Empfehlung (VDV 26/2020, VDV 11/2021) zur Anpassung der Fahrgastzahlen aus der Vertriebsstatistik herausgegeben. Dennoch ist eine rein rechnerische Ermittlung von Beförderungszahlen, auch nach wiederholter Anpassung, nur bedingt aussagekräftig.
Aus diesem Grund möchten die Stadtwerke künftig in der Einnahmen- und Auslastungsstatistik die erhobenen Werte aus dem AFZS verwendet. Die Zahlen sind wesentlich belastbarer und spiegeln die tatsächliche Nachfrage bzw. Nachfrageentwicklung wider.
Mit dem neuen System stehen darüber hinaus weitere vielfältige Auswertemöglichkeiten zur Verfügung. Insbesondere lassen sich nach Fahrplanänderungen oder nach Einführung neuer Tarifprodukte die Auswirkungen auf die Nachfrage direkt bewerten.