Nach Art. 22 des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes beteiligen sich die Kommunalen Gebietskörperschaften im Rahmen ihrer Leistungsfähigkeit im angemessenen Umfang an den Kosten des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege. Die Stadt Aschaffenburg gewährt seit vielen Jahren Zuschüsse für die denkmalpflegerischen Mehraufwendungen von Denkmaleigentümern bei der Erhaltung und Instandhaltung von Baudenkmälern und anderen kultur- oder stadtgeschichtlich bedeutsamen Objekten. Die Mittel dafür sind im städtischen Haushalt zweckbestimmt bereit gestellt.
Jährlich wird dem für Denkmalfragen zuständigen Ausschuss, dem Umwelt- und Verwaltungssenat, über die Gewährung der Zuschüsse des vergangenen Jahres berichtet. Die Zusage dieser Zuschüsse führt bei noch bevorstehenden Baumaßnahmen dazu, dass die Zuschüsse erst im darauf folgenden oder sogar im zweiten Jahr nach Zusage ausgezahlt werden.
Im Jahr 2012 wurden folgende Zuschüsse zugesagt:
1. Instandsetzung des „Pfaffenhäuschens“ (auch „Ludwig-Thoma Häuschen“ genannt) im Strietwald
Das Gebäude ist kein Baudenkmal, es besitzt aber einen hohen stadtgeschichtlichen Wert. Es ist bereits im „Urkataster“ der Stadt Aschaffenburg von 1845 enthalten.
Der Schriftsteller Ludwig Thoma, der 1886-1887 an der Aschaffenburger Forsthochschule studierte, soll hier seine ersten Geschichten verfasst haben. Eine Tafel des europäischen Wander- und Kulturwegs „Aschaffenburg 1 – Strietwald / Damm“ verweist unter dem Titel Tulpenbaum & Co. – Im Lehrforst der ehemaligen Aschaffenburger Forstlehranstalt“ auf diese historischen Bezüge. Das Häuschen wird heute gerne von Spaziergängern als Treffpunkt und Rastplatz genutzt. Um die Erhaltung des Gebäudes weiterhin für die Allgemeinheit zu sichern, hat der Eigentümer, das Aschaffenburger Stiftungsamt, die marode Fassade und das reparaturbedürftige Dach Instand gesetzt, sowie den Zugang zum Gebäude hergerichtet. In das Innere des Gebäudes soll auch künftig keine Nutzung eingerichtet werden.
Es wurde ein Zuschuss zugesagt.
2. Sanierung des Kirchner-Hauses mit Rückbau der Fassade
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein Baudenkmal, das als solches in der Denkmalliste der Stadt Aschaffenburg unter folgendem Listentext verzeichnet ist:
„Wohnhaus, zweigeschossiger Satteldachbau mit Zwerchhaus und gusseisernem Balkon, spätklassizistisch, 1851; Geburtshaus des Malers Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938)“
Das Gebäude ist als Geburtshaus des bedeutenden expressionistischen Malers Ernst Ludwig Kirchner von großer personengeschichtlicher Bedeutung, es ist aber auch ein verbliebenes bauliches Zeugnis der ersten Bebauungsphase des neuen Stadtquartiers nach dem Bau des Bahnhofs und der folgenden Industrialisierung Aschaffenburgs.
In Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde wurde anhand einer restauratorischen Befunduntersuchung das Treppenhaus nach den bauzeitlichen Farb- und Materialbefunden saniert und die Fassade rückgebaut. Es wurden die auf Grund vorangegangener Nutzungen eingebauten großflächigen Schaufenster im Erdgeschoss demontiert und Fenster mit Sandsteingewänden nach den historischen Bauplänen eingebaut. Vorhandene bauzeitliche Fassadendetails wie der gusseiserne Balkon und das Ortgangbrett am Quergiebel wurden aufgearbeitet. Die gesamte Fassade erhielt eine neue Farbfassung in Anlehnung an die festgestellten Farbbefunde.
Für den denkmalpflegerischen Mehraufwand wurde ein Zuschuss zugesagt.
3. Fassadensanierung Anwesen Weißenburger Str. 36
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein Baudenkmal, das als solches in der Denkmalliste der Stadt Aschaffenburg, unter folgendem Listentext verzeichnet ist:
„Wohn- und Geschäftshaus in Ecklage, viergeschossiger Satteldachbau, Backstein und Sandsteingliederungen, Fassade im Stil der deutschen Neurenaissance, am Eck Balkone mit neubarocken Eisengittern, um 1890/1900“
In einem ersten Bauabschnitt wurden bereits in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde Holzfenster in die Obergeschosse eingebaut und die gusseisernen Balkonbrüstungen aufgearbeitet. Nun wurden die stark geschädigten, Sandsteinelemente der Fassade, wie Gesimse, Fenstergewände- und Verdachungen von einem Steinmetz gereinigt und anhand einer Schadensanalyse gefestigt und in Teilen ergänzt. In einem nächsten Bauabschnitt ist eine dem Denkmal angemessene gestalterische Aufwertung des Erdgeschosses geplant.
Für den Gesamtaufwand der Maßnahme wurde ein denkmalpflegerischer Mehraufwand zugesagt.
4. Fassadensanierung Hauptstraße 86 in Obernau
Das Fachwerkhaus ist ein wichtiger, prägender Bestandteil des in der Denkmalliste verzeichneten Ensembles Hauptstraße Obernau.
Die gesamte Fassade war stark geschädigt und musste saniert werden. Die Hölzer des Fachwerks mussten dabei gereinigt und der Putz in den Gefachfeldern und den Mauerflächen überarbeitet werden. In Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde wurde dann die gesamte Fassade farblich neu gefasst.
Für den denkmalpflegerischer Mehraufwand wurde ein Zuschuss zugesagt.
5. Sanierung des gotischen Fachwerkhauses Pfaffengasse 19,
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein Baudenkmal, das als solches in der Denkmalliste der Stadt Aschaffenburg unter folgendem Listentext verzeichnet ist:
„Kurie Starkenburg, zweigeschossiger zweiflügeliger Satteldachbau auf L-förmigem Grundriss, mit Spitzbogentor und vorkragendem Fachwerkobergeschoss, Fachwerkerker mit barocker Haube, im Kern um 1450, im 18. u. 19. Jh. verändert.“
Das Fachwerkhaus gehört zum ältesten Baubestand Aschaffenburgs und ist eines der prägnantesten Bauten im denkmalgeschützten Ensembles Oberstadt.
Das Gebäude stand seit einem Jahr auf Grund eines Peronalwechsels leer und sollte für einen Neubezug ertüchtigt werden. Unter Anderem war geplant dabei die Elektro-, Heizungs- und Sanitäranlagen zu modernisieren und in Abstimmung mit dem Denkmalschutz die Holzfenster zu erneuern, das Dach zu reparieren und die gesamte Fachwerkfassade umfassend zu sanieren und farblich neu zu fassen.
Für den denkmalpflegerischen Mehraufwand wurde ein Zuschuss zugesagt.
6. Sicherung der Wandmalerei im in den letzten Jahren sanierten Fachwerkhaus Dalbergstraße 36
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein Baudenkmal, das als solches in der Denkmalliste der Stadt Aschaffenburg, unter folgendem Listentext verzeichnet ist:
„Bürgerhaus, dreigeschossiger Mansarddachbau mit verputztem leicht vorkragenden Fachwerkobergeschossen, im Kern 1. Hälfte 16. Jh., Ende 18. Jh. umgebaut.“
2010 wurde das gesamte Gebäude durch einen Bauträger in Abstimmung mit dem Denkmalschutz umfassend saniert. Dabei wurden bei einer restauratorischen Befunduntersuchung Wandmalereien entdeckt, die nun durch den neuen Wohnungseigentümer gesichert wurden. Der im Rahmen der Gesamtsanierung ausgezahlte Zuschuss aus dem Denkmalfonds der Stadt beinhaltete diesen Kostenansatz nicht.
Für die Maßnahme konnte ein Zuschuss ausgezahlt werden.
7. Restaurierung des historischen Grabmals im Altstadtfriedhof Teil I - Grab Nr. 45
Das im Stile der Neurenaissance gestaltete, vermutlich 1881 an der Friedhofsmauer des ältesten Teils des denkmalgeschützten Altstadtfriedhofs angebrachte Grabmal ist in der Bestandsaufnahme des Altstadtfriedhofs aus künstlerischen Gründen als erhaltenswert eingestuft.
Die Grabstätte wurde als Patenschaftsgrab übernommen, künftig soll die Grabstätte als Urnengrabstätte genutzt werden, hierzu wurde ein zurückhaltend gestalteter liegender Grabstein neu errichtet. Die vorhandene historische Wandtafel wurde dabei umfassend in Abstimmung mit dem Denkmalschutz restauriert, das untere Tafelteil wurde nach historischem Vorbild erneuert und die vorhandene Marmorplatte gereinigt und die Schrift nachgearbeitet.
Für den denkmalpflegerischen Mehraufwand wurde ein Zuschuss ausgezahlt.
8. Sanierung des Balkongeländers im 3. Obergeschoss Weißenburger Str. 6
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein Baudenkmal, welches zusammen mit den Nachbargebäuden als Hausgruppe in der Denkmalliste der Stadt Aschaffenburg unter folgendem Text verzeichnet ist:
„Goldbacherstraße 1; Weißenburger Straße 2; Weißenburger Straße 4; Weißenburger Straße 6; Weißenburger Straße 8; Häusergruppe von viergeschossigen Wohn- und Geschäftshäusern mit Satteldach, Fassaden mit Ziergiebeln, Erkern und Balkonen, Sandsteingliederungen, historisch, bez. 1898, von Gebrüder Franz und Roman Woerner“
Das aufwändig gestaltete, bauzeitliche Balkongeländer war stark geschädigt. Bei der Sanierung wurde das Geländer demontiert, aufgearbeitet, mit einem neuen Handlauf versehen, im Einbrennverfahren pulverbeschichtet und wieder neu installiert.
Für den denkmalpflegerischen Mehraufwand wurde ein Zuschuss ausgezahlt.
Der 2012 aus den 8 Objekten zugesagte und teilweise ausgezahlte Gesamtzuschuss betrug 16.250,- €.
Der Umwelt- und Verwaltungssenat wird um Kenntnisnahme des Berichts gebeten.