Die Europäische Union fördert im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Zielprogramm „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung“, Förderbereich Nachhaltige Entwicklung funktionaler Räume, für die Förderperiode 2014 bis 2020 Projekte in verschiedenen Handlungsfeldern der Stadt- und Freiraumentwicklung.
Zu den 7 Handlungsfeldern gehören u. a. die wirtschaftsstrukturelle Entwicklung, Grün- und Erholungsanlagen, das Kultur- und Naturerbe und die Aktivierung von Innenentwicklungspotenzialen (Brachenflächen). Der Freistaat Bayern erhält von der Europäischen Union für das EFRE – Programm EU-Mittel in hoher zweistelliger Millionenhöhe.
Fördervoraussetzung ist eine interkommunale Zusammenarbeit mehrerer Gemeinden. Für die Aufnahme in das EFRE – Förderprogramm“ Nachhaltige Entwicklung funktionaler Räume“ muss ein dreistufiges Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert werden.
Die Regierung von Unterfranken und die Oberste Baubehörde hatte Ende letzten Jahres einen Bewerbungsaufruf an die Städte und Gemeinden im Regierungsbezirk gestartet.
Aus Sicht der Stadtverwaltung ist die Region im Südwesten des Stadt-Umlandbereichs mit Teilen des Bachgaus und des Maintals für ein solches Förderprogramm gut geeignet da in diesem Raum in den nächsten Jahren eine Vielzahl von Entwicklungsaufgaben anstehen.
Die Stadtverwaltung hat daraufhin Gespräche mit dem Markt Großostheim, dem Markt Stockstadt, dem Markt Sulzbach a. Main und der Gemeinde Niederberg geführt um auszuloten, inwieweit die Gemeinden Entwicklungsvorteile über eine EFRE – Förderung generieren können. Alle Gemeinden stehen dieser Überlegung positiv gegenüber. Eine gemeinsame Bewerbung (sog. Interessensbekundung) konnte auf den Weg gebracht. Die Stadtverwaltung hat das Stadtratsplenum in seiner Sitzung am 07.04.14 mündlich über die Bewerbung informiert.
In der Interessensbekundung wurden von den Allianzgemeinden Markt Großostheim, Markt Stockstadt, Markt Sulzbach a. Main, Gemeinde Niedernberg und Stadt Aschaffenburg folgende Schlüsselprojekte für eine Projektförderung nach EFRE vorgeschlagen:
Im Handlungsfeld: SCHAFFUNG UND OPTIMIERUNG GRÜNER INFRASTRUKTUR EINSCHLIESSLICH GRÜN- UND ERHOLUNGSANLAGEN:
- Umsetzung des Landschaftsprojektes "Schleusenpark" Aschaffenburg, Niedernberg und Sulzbach als Freizeit- und Erholungsraum im Zuge des Schleusenneubaus.
- Gestaltung der Mainauen (Mainuferpark) zwischen Stockstadt, Aschaffenburg, Sulzbach und Niedernberg.
- Renaturierung des Fließgewässers Gersprenz in Stockstadt gemäß Gewässerentwicklungsplan zur Verbesserung der Linienführung und der Strukturvielfalt einschließlich der Herstellung und Verbesserung der biologischen Durchgängigkeit. Die Maßnahme dient dem vorbeugenden Hochwasserschutz durch Schaffung natürlicher Rückhalteflächen. Mit der Renaturierung werden die Vorraussetzungen für ein Ökokonto geschaffen.
- Umsetzung des Niedernberger Seenkonzepts auf ehemaligen Kiesabbauflächen für die Natur- und Freizeitnutzung (Ausbau von Wanderwegen, Informationsmanagment, Informationszentrum Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald) mit dem Schwerpunkt "Eiszeiten und Landschaftsaufbau - Kies", Schaffung eines Direktanschlusses zwischen Mainbrücke und B 469 zur Konfliktlösung zwischen Straßenverkehrs- und Natur-/Freizeitinteressen.
- Neukonzeption der Regionalen Grünzüge und des Trenngrüns unter besonderer Berücksichtung der räumlichen Entwicklungsüberlegungen der Allianzgemeinden und der Rohstoffgewinnung.
- Agrarstrukturelle Neuordnung
- Stärkung und Ergänzung der Tourismusinfrastruktur, u.a. durch Einrichtung eines Wohnmobilstellplatzes Großostheim
- gemeinsame Radverkehrinfrastruktur zur Erschließung der Freizeit- und Erholungsanlagen mit dem Schwerpunktprojekt neuer Fußgängersteg Niedernberg zwischen Niedernberg und Sulzbach (als Ersatzlösung für den wegfallenden Schleusensteg Obernau) sowie die Verbesserung der übergemeindlichen Radwegeverbindungen zwischen Stockstadt, Aschaffenburg-Nilkheim und Großostheim.Im Bereich Großostheim soll für das regionale Radwegenetz die Welzbachunterführung unter der B 469 fußgänger- und radfahrtauglich ausgebaut werden.
In den Handlungsfeldern: KULTUR- UND NATURERBE, AUCH TOURISTISCHE ANZIEHUNGSPUNKTE UND AKTIVIERUNG VON INNENENTWICKLUNGSPOTENZIALEN:
- Museumsquartier Aschaffenburg: Bauabschnitt II, Zentrale Erschließung. Hintergrund: Sanierung und Nutzung historischer Gebäude zur Bildung einer Museumsmeile zwischen Schloss- und Stiftsmuseum (Christian Schad Museum). Nachfolgenutzung eines schulischen Areals von ca. 6.000 qm Nutzfläche im ehemaligen Jesuitenkolleg. Weltweit einzigartiger Bestand von über 3.200 Werken des Künstlers Christian Schad (1894-1982), führender Vertreter der „Neuen Sachlichkeit“.
- Darstellung des Werkes von Herigoyen als einen der bedeutendsten bayerischen Baumeister des 18. Jahrhunderts in Sulzbach (St. Anna-Kirche), Aschaffenburg Innenstadt und dem Landschaftspark Schönbusch.
- Aufwertung des Bachgau-Museums Großostheim durch Vernetzung mit den Museen in Aschaffenburg.
- kommunales Förderprogramm zur Schaffung von eigen genutzten Wohnraum in den Orstkernen
Im Handlungsfeld: WIRTSCHAFTSSTRUKTURELLE ENTWICKLUNG:
- Sicherung der Rohstoffgewinnung (Sande und Kiese) im Allianzraum als regionalem Schwerpunktgebiet unter Berücksichtigung von Ergänzungstandorten für die gewerbliche Entwicklung
- Ausbau der Verkehrsinfrastruktur
Von der Obersten Baubehörde wurde mit Schreiben vom 19.05.2014 mitgeteilt, dass die Bewerbung der Bachgauer Allianz die dritte und entscheidende Auswahlrunde erreicht hat. Überzeugt haben insbesondere die Projektvorschläge Museumsquartier in der Stadt Aschaffenburg und die freiraumplanerischen Projekte zur Vernetzung der Grünräume mit der Seeentwicklung in Niedernberg und der Gersprenzrenaturierung in Stockstadt.
Im letzten Bewerbungsschritt müssen nun die Allianzgemeinden ein gemeinsames Entwicklungskonzept auszuarbeiten, das sogenannte Integrierte räumliche Entwicklungskonzept (IRE). Darin sind die noch grob umrissenen Projekte aus den o.g. Handlungsfelder zu präzesieren und zu vertiefen und konkrete Förderprojekte zu entwickeln. Über konkrete Projektantrage wird der Stadtrat eigenständig entscheiden.
Das IRE soll durch einen externen Planungsgutachter erstellt werden. Das Planungsgutachten wird mit einen Fördersatz von 60 % bezuschusst. Aufgrund der sehr eng bemessenen Zeitschiene musste bereits ein Planungsbüro im Rahmen eines mit allen Allianzgemeinden abgestimmten Ausschreibungsverfahrens ausgewählt werden. Die Allianzgemeinden haben sich einstimmig darauf verständigt das Büro Schirmer Architekten & Stadtplaner, Würzburg, mit der Erstellung des IRE zu beauftragen. Die Kosten des Planungsgutachtens in Höhe von 45.500,- Euro werden nach Einwohnerschlüssel auf die Allianzgemeinden verteilt. Der Anteil der Stadt Aschaffenburg abzüglich Förderung liegt voraussichtlich bei 12.000,- Euro. Der Förderantrag an die Regierung ist bereits gestellt.
Das Ergebnis der Planungsgutachtens muss Ende des Jahres vorliegen.