Ausgangssituation
Der Nahverkehrsplan (NVP) definiert für die einzelnen Korridore und die einzelnen Verkehrszeiten Standards für die Bedienungsqualität (Taktzeiten). Gleichzeitig weist der NVP darauf hin, dass bei Leistungsausweitungen und dem damit verbundenen Mehrbedarf an Fahrzeugen und Personal, das Fahrgastpotenzial abzuschätzen ist. Die Standards für die Bedienungsqualität stehen somit immer unter dem Vorbehalt eines vorhandenen Potenzials.
Es ist beabsichtigt, das Angebot an die Standards des NVP anzupassen. Aufgrund des erhöhten Bedarfs an Fahrzeugen und Personal, kann eine Ausweitung nur sukzessive erfolgen. Die Stadtwerke Aschaffenburg schlagen daher vor, den Fokus zunächst montags bis freitags auf die Abendstunden und das Schließen von Taktlücken am Vormittag zu legen.
Die Verkehrszeiten Montag-Freitag definieren sich wie folgt:
Schwachverkehrszeit I (SVZ I): 5:00 – 6:00
Hauptverkehrszeit I (HVZ I): 6:00 – 9:00
Normalverkehrszeit (NVZ): 9:00 – 16:00
Hauptverkehrszeit II (HVZ II): 16:00 – 20:30
Schwachverkehrszeit II (SVZ II): 20:30 – 22:00
Bei der Analyse der Fahrpläne zeigen sich vor allem am Abend Abweichungen von den Standards. Für alle Korridore ist in der SVZ II ein 30-Minuten-Takt vorgesehen, die meisten Linien verkehren jedoch nur im 60-Minuten-Takt. Auch in der späten HVZ II ab 19 Uhr zeigen sich auf einigen Linien Taktlücken. Auf den Linien 6 und 12 gibt es zudem Taktlücken am Vormittag zwischen 9 und 12 Uhr. Die Linie 6 verkehrt nur in einem 30-Minuten-Takt (Abweichung vom tagsüber geltenden 15-Minuten-Takt) und die Linie 12 in einem 60-Minuten-Takt (Abweichung vom tagsüber geltenden 30-Minuten-Takt).
Vorschlag für den nächsten Fahrplanwechsel
Die Fahrplanänderungen der einzelnen Linien sind in der folgenden Tabelle dargestellt. Die Details sind den Fahrplanentwürfen zu entnehmen. Es kommen 79 Fahrten hinzu, einzelne Fahrten müssen an die geänderten Taktzeiten angepasst werden.
Linie
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Zusätzliche Fahrten / Änderungen
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Bewertung
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1
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21:00 ab ROB bis Am Waldrand
20:29 ab Bollenwaldstr. bis ROB
Anzahl zusätzliche Fahrten: 1/1
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- Taktlücken geschlossen
- durchgängiger T20 mit der Linie 61 für den Korridor ROB-Obernau Ort von 6 bis 19 Uhr; ab 19 Uhr durchgängiger T30
- Bedienungsstandards für den Korridor in SVZ I+II und NVZ erfüllt
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2
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19:14/20:14 ab ROB bis Waldbrunnenweg
19:31/20:31 ab Waldbrunnenweg bis ROB
Anzahl zusätzliche Fahrten: 2/2
2 Fahrtenpaare an Takt angepasst,
Fahrt 21:29 mit verändertem Linienweg und geänderten Fahrzeiten („Sammellinie Strietwald“)
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- Taktlücken geschlossen
- durchgängiger T30 bis 21:00
- T15 für ROB-Burchardtstraße und ROB-Hasenhägweg bis 21:00; für diese Korridore Bedienungsstandards vollständig erfüllt (zusammen mit Linie 11)
- Bedienungsstandards für ROB-Strietwald Nord in SVZ I+II und NVZ erfüllt
- Kein sauberer T30 in SVZ II (wegen Umsteigebeziehungen um 21:29 für Strietwald Nord, Zusatz für Linie 11)
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11
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19:29/20:29 ab ROB bis Handwerkskammer
19:47/20:47 ab Handwerkskammer bis ROB
Anzahl zusätzliche Fahrten: 2/2
Zusätzliche Bedienung mit Fahrt der Linie 2 um 21:29 ab ROB („Sammellinie Strietwald“)
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- Taktlücken geschlossen
- durchgängiger T30 bis 21:00
- Bedienungsstandards für ROB-Schönbergschule-Gewerbegebiet in SVZ I+II und NVZ erfüllt
- Schließen der Lücke in der SVZ II mit einer „Sammellinie Strietwald“ (ohne Gewerbegebiet)
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3
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19:14/19:44/20:14 ab ROB bis Leider Industriestr.
19:59/20:59 ab ROB bis Hafenbrücke
19:29/20:29 ab Leider, Industriestr. bis ROB
Anzahl zusätzliche Fahrten: 5/2
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- Taktlücken geschlossen
- durchgängiger T15 für Korridor ROB-Leider in HVZ und NVZ
- durchgängiger T30 für Korridor ROB-Leider in der SVZ I+II
- Bedienungsstandards für diesen Korridor vollständig erfüllt
- Für Korridor ROB-Leider Hafen Ost („Leider Ind.“) bis 20:30 T30
- In Leider kein sauberer Takt ab 19:30 (wegen Fahrten aus Stockstadt, um Anschlüsse um 20:00/20:30 zu erreichen)
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4
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19:15/19:45/20:15/21:00 ab ROB bis Aumühlstr.
19:31/20:01/20:16 ab Aumühlstr. bis ROB
Anzahl zusätzliche Fahrten: 4/3
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- Taktlücken geschlossen
- durchgängiger T15 in HVZ und NVZ
- durchgängiger T30 in der SVZ I+II
- Bedienungsstandards für den Korridor vollständig erfüllt
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5
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20:00/21:00 ab ROB bis Dörrmorsbach
20:28 ab Dörrmorsbach bis ROB
Anzahl zusätzliche Fahrten: 2/1
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- Taktlücken geschlossen
- durchgängiger T30
- Im NVP keine Bedienungsstandards für den Korridor ROB-Gailbach definiert
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6
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09:29/09:59/10:29/10:59/11:29/18:59/ 19:29/19:59 ab ROB bis Birkenweg
09:43/10:13/10:43/11:13/11:43/19:13/ 19:43/20:13 ab Birkenweg bis ROB
Anzahl zusätzliche Fahrten: 8/8
Mehrere Fahrten an den Takt angepasst (Fahrten über Tannenweg)
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- Taktlücken geschlossen
- durchgängiger T15 in HVZ und NVZ
- durchgängiger T30 in SVZ I+II
- Bedienungsstandards für den Korridor vollständig erfüllt
- durchgängig Konzept mit Fahrten über Tannenweg im Wechsel mit Geschwister-Scholl-Platz
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7
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05:08/05:38 ab Goldbach Autobahnbrücke bis ROB
21:00/21:30 ab ROB bis Goldbach Autobahnbrücke
Anzahl zusätzliche Fahrten: 2/2
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- Taktlücken geschlossen
- durchgängiger T30 für Korridor ROB-Österreicher Kolonie (mit Linie 21)
- Bedienungsstandards in SVZ I+II und NVZ erfüllt
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8
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Keine Änderung
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Siehe Linie 9
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9
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21:09 ab ROB bis Glattbach Weihersgrund (Sammellinie über Damm)
Anzahl zusätzliche Fahrten: 1/0
Fahrt 20:04 geändert auf Sammellinie über Damm (inkl. Rückfahrt) mit Abfahrt 20:09
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Korridor ROB-Boppstraße-Damm Kinzigstraße
- durchgängiger T30 (unter Berücksichtigung Linie 8 und Sammellinie 9)
- Bedienungsstandards für den Korridor in der SVZ I+II erfüllt
- Um 20:04 Linie 9 und 20:09 Linie 8 als getrennte Fahrten aus umlauftechnischen Gründen nicht möglich
- Nach 19:30 keine Bedienung Glattbacher Str./Schillerstr.
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10
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19:59/20:59 ab ROB bis Kulmbacher Str. (üb. Schw. Höhe)
20:30/21:30 ab Kulmbacher Str. bis ROB (üb. Schw. Höhe; 21:30 nur bis Lindestr.)
Anzahl zusätzliche Fahrten: 2/2
Fahrten ab 20 Uhr entsprechend angepasst
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- Taktlücken geschlossen
- durchgängiger T30 (für einzelne Varianten Schw. Höhe/Gäßpfad jeweils T60)
- In der SVZ I+II Bedienungsstandards erfüllt
- Fahrten 20:29 und 21:29 ab ROB fahren abweichend vom übrigen Schema zur Minute 29 ab (wegen Anschlüssen)
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15
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20:15/21:15 ab ROB bis Kulmbacher Str.
20:21/21:21 ab Kulmbacher Str. bis ROB
Anzahl zusätzliche Fahrten: 2/2
Fahrten ab 19:30 Uhr entsprechend angepasst
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- Taktlücken geschlossen
- durchgängiger T30
- Für Korridor ROB-Würzburger Straße durchgängiger T15 (zusammen mit der Linie 5); für diesen Korridor Bedienungsstandards vollständig erfüllt
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12
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08:45/09:45/10:45/11:45/18:15/18:45/ 19:15/19:45/20:15 ab ROB bis Klinikum
09:00/10:00/11:00/12:00/18:30/19:00/ 19:30/20:00/20:30 ab Klinikum bis ROB
Anzahl zusätzliche Fahrten: 9/9
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- Taktlücken geschlossen
- durchgängiger T30 von 5:00 bis 20:30
- durchgängiger T15 für den Korridor ROB-Klinikum von 5 bis 20:30 (mit der Linie 16)
- Für den Korridor ROB-Klinikum Bedienungsstandards vollständig erfüllt
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16
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Keine Änderung
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Siehe Linie 12
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14
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20:05/21:05 ab ROB bis Mff. Am Glockenturm
20:31 ab Mff. Glockenturm bis ROB
Anzahl zusätzliche Fahrten: 2/1
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- Taktlücken geschlossen
- durchgängiger T30 ab 18 Uhr; bis 18 Uhr 3 Fahrten/h
- in der SVZ I+II Bedienungsstandard erfüllt
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Betriebliche und wirtschaftliche Auswirkungen
Die Fahrplanänderung führt zu einer jährlichen Mehrleistung von 106.500 Kilometern, davon 7.200 Kilometer im Landkreis. Dies entspricht einer Leistungsausweitung von 5%. Der öffentliche Dienstleistungsauftrag muss entsprechend angepasst werden.
Es ist mit Mehrkosten von ca. 425.000 Euro jährlich zu rechnen. Die zusätzliche Leistung kann mit den vorhandenen Fahrzeugen abgedeckt werden. Es werden jedoch 6 zusätzliche Fahrpersonale benötigt, welche neu eingestellt werden müssen. Die bezahlten Dienstplanstunden steigen nach ersten Schätzungen um 7.800 Stunden jährlich.
Bewertung
Die geplante Taktverdichtung sorgt für eine deutliche Attraktivitätssteigerung des Stadtbusverkehrs. Damit können zusätzliche Fahrgäste gewonnen und bestehende weiter an den ÖPNV gebunden werden.
Eine Umsetzung ist aufgrund des erhöhten Planungsaufwandes frühestens im Frühjahr 2021 möglich. Die Stadtwerke Aschaffenburg schlagen vor, den Fahrplanwechsel am 01.04.2021 durchzuführen.
Der Erfolg der Angebotsverbesserung soll anhand der Fahrgastzahlen überprüft werden. Je nach Nachfrage sind eventuelle Anpassungen am Angebot notwendig. Für die Evaluierung wird ein Zeitraum von 2-3 Jahren vorgeschlagen. Als nächster Schritt ist die Prüfung des Angebots an Samstagen vorgesehen.
Klimawirkung
Das Vorhaben ist als teilweise klimarelevant einzustufen. Die Angebotsausweitung führt zu einem attraktiveren ÖPNV. Dies kann dazu beitragen, Fahrten im MIV zu vermindern und das Verkehrsaufkommen im MIV zu senken. Weniger MIV bedeutet weniger Ausstoß von Treibhausgasen.
Der Einspareffekt von Treibhausgasen ist allerdings an die Akzeptanz des Angebots geknüpft. Die Busse verbrauchen auch Treibstoff und stoßen Treibhausgase aus, auch wenn Verbrauch und Emissionen durch moderne Antriebe sinken. Eine Einsparung und damit eine positive Klimawirkung sind nur dann gegeben, wenn der Ausstoß der eingesparten MIV-Fahrten höher ist als der Ausstoß der Busse. Eine gute Annahme des zusätzlichen Angebotes vorausgesetzt, bewirkt auch eine positive Klimawirkung.