Die BSV saniert seit einigen Jahren abschnittweise das Schloss Johannisburg.
Demnächst steht die Verlagerung der Hofbibliothek an. Der Freistaat hält an seiner Terminplanung fest und beabsichtigt als nächstes den Westflügel des Schlosses zu sanieren. Dies hat Auswirkungen auf die städtischen Museen, denn alle von der Stadt Aschaffenburg angemieteten Räume müssen für die Sanierung geräumt werden. Dies betrifft
- die Auslagerung des städtischen Schlossmuseums mit allen Exponaten,
- die Aufgabe des provisorischen Museumsdepots im Nordturm sowie des Depots Archäologie im Bergfried,
- die umzugsvorbereitenden Maßnahmen, den Umzug selbst und
- die Auslagerung der städtischen Museumsverwaltung.
Nach Durchführung der Sanierungsarbeiten in Schloss wird
- die Museumsverwaltung wieder in ihre Räume zurückkehren und
- es ist die seit 50 Jahren nahezu unveränderte Museumspräsentation in den sanierten Ausstellungsräumen von Grund auf neu zu konzipieren.
- Die nicht ausgestellten Kulturgüter sollen dauerhaft in ein neu gebautes Museumsdepot verbracht werden.
Mit einer Kündigung durch die BSV mit zweijähriger Kündigungsfrist ist noch in diesem Jahr zu rechnen. Die Ausweichräume für die Museumsverwaltung sowie das Depot müssen daher voraussichtlich 2023 zur Verfügung stehen.
Am 01.07.2020 wurde der Kultur-und Schulsenat letztmals über den Sachstand informiert, und die Verwaltung beauftragt, „…als Voraussetzung für den Auszug und die Schlosssanierung die Entwurfsplanung einzuleiten und Förderanträge zu stellen“ sowie „das Umbaukonzept für die Museumsverwaltung und die Ausstellungsräume weiterzuentwickeln, mit der Bayerischen Schlösserverwaltung die Umsetzung vorzubereiten sowie Förderanträge zu stellen.“
Die zeitlichen Abhängigkeiten und Verschränkungen der drei Teilprojekte untereinander veranschaulicht der beiliegende Projektstrukturplan.
Diese Arbeiten sind weitgehend abgeschlossen, sodass nun die konkrete Objektplanung des Museumsdepots ansteht.
I. Neubau des Museumsdepots
Als Vorarbeiten zum Neubau wurden in den letzten Wochen, zum Teil mit Hilfe externer Sachverständiger, die einzulagernden Menge (Mengengerüst) ermittelt, das Schadstoffscreening der einzulagernden Objekte durchgeführt und die Prinzipien der Lagertechnik in dem neuen Depotgebäude ermittelt. Auf dieser Grundlage kann nun die Beauftragung eines Ingenieurbüros für die Objektplanung erfolgen. Dabei wurde ausführlich geprüft, inwieweit das Museumsdepot in Bauabschnitten, die nacheinander eigenständig in Betrieb gehen, errichtet werden kann. Es hat sich gezeigt, dass diese Überlegung nicht zielführend ist, weil schon im ersten Bauabschnitt
- alle Funktionsräume auf die Dimensionierung des Endausbaus hin errichtet werden müssen,
- ein mehrgeschossiger und damit kompakter, wirtschaftlicher und energieeffizienter Baukörper nur mit größerem Aufwand in zwei Bauabschnitten zu errichten ist,
- das finanzielle Einsparpotenzial einer Realisierung in zwei Bauabschnitten nur bei etwa
20 % liegt, der personelle Aufwand durch Mehrfachverlagerungen jedoch steigt,
- nur zwei der sieben bestehenden Behelfsdepots aufgegeben werden könnten und damit weiterhin von der Stadt die Depotflächen vorgehalten bzw. angemietet werden müssen,
- der organisatorische und personelle Mehraufwand für den Betrieb der Behelfsdepots bestehen bleibt,
- für andere städtische Dienststellen (Stadt- und Stiftsarchiv, Garten- und Friedhofsamt) betriebliche Vorteile entstehen
Das neue Museumsdepot soll auf einem städtischen Grundstück im Gewerbegebiet Bollenwald in Obernau errichtet werden. Nachdem alle Grundlagen vorliegen, kann nun ein Ingenieurbüro zur konkreten Objektplanung beauftragt werden.
Die geschätzten Kosten für den Depotneubau belaufen sich in der Baugröße I auf 9.758 000 €,
in der Baugröße II auf 13.870 000 €. Hinzu kämen ca. 1 Mio. Kosten für die Lagertechnik sowie ein noch nicht konkret zu benennender Betrag für die Herrichtung und stadttechnische Anbindung des Grundstücks.
Beim derzeitigen Stand von Planung und Förderbescheiden kann noch nicht abschließend entschieden werden, ob der Depotneubau – wie beim öffentlichen Bauen üblich – gewerkeweise ausgeschrieben wird, oder ob unter Berücksichtigung von Förderbedingungen die Realisierung mit einem Generalunternehmer oder gar Generalübernehmer sinnvoll und möglich ist.
Die Durchführung eines Neubaus als Mietmodell hat sich als unwirtschaftlich herausgestellt. Dies belegen auch die Erfahrungen etlicher anderer Städte.
II. Sanierung und Umbau der Verwaltungsräume im Schloss für die städtische Museumsverwaltung
Die Stadt hat vom Freistaat Bayern im Prinzip einen Rohbau gemietet. Daher sind die Mietkosten noch sehr gering. Die Sanierung des Freistaats betrifft somit auch nur Dach und Fach. Alle Ausbauarbeiten gehen daher zu Lasten der Stadt. Für die dringende bauliche Anpassung der personell gewachsenen Museumsverwaltung (Schad-Stiftung, Volontariat, Provenienzforschung) müssen zusätzliche Verwaltungsräume geschaffen werden. Hierfür wurde ein Umbaukonzept mit der BSV erarbeitet und von dort gebilligt. Im Rahmen des Umbaus wird es bedauerlicherweise seitens der BSV abgelehnt, die Verwaltungsräume barrierefrei zu erschließen. Auch eine Ausweitung der Mietfläche oder die Ertüchtigung von Sanitärräumen innerhalb des Schlosses ist nicht möglich. So müssen die zusätzlichen Büroflächen durch Auslagerung des Depots Archäologie im Bergfried bereitgestellt werden. Weiterhin ist es erforderlich, die für den Museumsbetrieb unabdingbaren Funktionsräume anzupassen. Auch dieses Konzept liegt vor und ist von der BSV akzeptiert. Aus statischen Gründen noch nicht abschließend geklärt ist die Nutzung von Teilen der bisherigen Depoträume im Nordturm für die derzeit faktisch unbenutzbare Graphische Sammlung.
Die noch verbliebenen bautechnischen Fragen werden in einem Planungsgespräch mit der BSV in den nächsten Wochen geklärt.
III. Neugestaltung der Ausstellungsräume; Neugestaltung des städtischen Schlossmuseums
Im Rahmen der Sanierung müssen die Funktionsräume des Museumsbetriebs verändert werden, um sie heutigen Ansprüchen für die Ausstellungsvorbereitung, Restaurierung und Personalbetreuung anzupassen. Diese geringfügigen baulichen Veränderungen sind mit der BSV positiv abgesprochen. Offen ist jedoch die raumklimatische Behandlung der Museumsräume. Die Stadt beugt sich zwar den Vorgaben der BSV, keine Klimaanlage einzubauen, kann jedoch keine wesentlichen Abstriche bei den raumklimatischen Anforderungen für die Ausstellungsräume machen. Das Museumsgut – darunter Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner oder historisches Mobiliar – ist zu wertvoll, um sie weiterhin in Räumen ohne jede klimatische Qualität bei sommerlichen Temperaturen über 30°C zu präsentieren. Vor der Neueinrichtung der sanierten Räume im Schloss ist die städtische Ausstellung nach nunmehr fast 50 Jahren neu zu konzipieren, um die Stadtgeschichte überhaupt erstmals zu profilieren. Der Deutsche Museumsbund veranschlagt für die Neugestaltung einer Dauerausstellung einen Richtwert von etwa 1500 €/m2 bzw. 500 €/m2 für Wechselausstellungsräume. Dies bedeutet für das Schlossmuseum bei einer Dauerausstellungsfläche von ca. 830 m2 zu erwartende Kosten von etwa 1.240.000 € zuzüglich 215.000 € für den Wechselausstellungsbereich (430 m2), insgesamt also etwa 1.450.000 €.
IV. Fördermöglichkeiten
Die Fördermöglichkeiten für die Gesamtmaßnahme sind begrenzt. Manche Dinge, wie zum Beispiel die Förderung energetischer Maßnahmen, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht seriös einschätzen.
Der Bezirk Unterfranken prüft zur Zeit, in welchem Umfang er das Depotprojekt fördern wird. Dazu wird Mitte Mai ein Gespräch auf höchster Ebene stattfinden. Seitens der nichtstaatlichen Museen wird die Aufbereitung des Museumsguts finanziell gefördert. Fördermöglichkeiten bei der Bayerischen Kulturstiftung können erst ermittelt werden, wenn die Gesamtplanung abgeschlossen ist.
Anlagen: Projektstrukturplan, Vergleich Kosten und Maßnahmen