1. Sachstand und Anlass
Die Stadt Aschaffenburg plant den Ersatzneubau der Fuß- und Andienungsbrücke auf dem Gelände der Comeniusschule, Bessenbacher Weg, welche über einen Bach im Kühruhgraben führt. Das einfeldrige Bestandsbauwerk (Baujahr 1983), das aus zwei Widerlagerbalken als Unterbau sowie einem hölzernen Überbau besteht, ist in einem schlechten baulichen Zustand. Aufgrund der fortgeschrittenen Verwitterung sind Teile des bestehenden Geländers bereits zusammengefallen und temporär gesichert worden. Der hölzerne Überbau weist zudem eine erhöhte Unfallgefahr aufgrund überfrierender Nässe oder Glatteisbildung auf. Zudem ist die Überfahrt mittels leichten LKW, zum Betrieb der angrenzenden Flurstücke, aufgrund der geringen Brückenbreite nur bedingt gewährleistet. Aus diesem Grund wurde sich dafür entschieden, den Bestand mittels eines Ersatzneubaus zu ersetzen.
2. Projektbeschreibung
Das Tiefbauamt hat das Büro Schömig, Kleinostheim, mit der Vorplanung des Brückenneubaus beauftragt. Das Büro hat 2 Varianten entwickelt, die zum Ziel haben im Rahmen der Vorplanung den langfristig wirtschaftlichsten Entwurf für den Ersatzneubau des Brückenbauwerks zu ermitteln.
Variante 1: Ersatzneubau mittels Tiefgründung (Mikropfähle)
Variante 2: Ersatzneubau mittels Flachgründung, ähnlich bestehender Brücke
Vorteile Variante 1:
- Einfache Bauwerksgeometrie
- Geringere Lärm- und Erschütterungsbelastungen beim Bau
- Gewässerquerschnitt bleibt unverändert (ausgenommen temporär während des Rückbaus)
- Geringerer Wasserhaltungsaufwand
Nachteile Variante 1:
- Tiefgründung erfordert spezielles Gerät und Fachwissen
- Geringfügig längere Bauzeit
Vorteile Variante 2:
- Einfache Gründungsart
- Einfache Bauwerksgeometrie
- Kompakte Fertigteilabmessungen
- Geringfügig geringere Gründungskosten als Variante 1
Nachteile Variante 2:
- Höherer Wasserhaltungsaufwand, als Variante Tiefgründung
- Hohe Aushubmengen
- Bauablauf empfindlicher auf Hochwasserereignisse
Innerhalb der beiden Gründungsvarianten werden zudem folgende Überbauarten als Untervarianten unterschieden:
Variante x.1: Überbau aus einem Stahlbetonfertigteil
Variante x.2: Überbau aus Ortbeton
Variante x.3: Überbau aus Stahlprofilen
Variante x.4: Überbau als VFT-Träger
Hieraus ergeben sich insgesamt 8 Bauwerksvarianten, die nachfolgend noch näher beschrieben werden. Im Zuge der Variantenuntersuchung wurden die Ergebnisse aus dem Baugrundgutachten einbezogen.
Untervariante x.1: Stahlbetonfertigteil: Länge 7,10 m, Breite 3,52 m, Höhe von 0,5 m, ein Eigengewicht von ca. 22,5 Tonnen
Das Fertigteil wird auf die Baustelle transportiert und mittels Mobilkran auf die vorbereiteten Lager, welche sich auf den beide Widerlagerbalken befinden, gelegt. Die lichte Weite zwischen den beiden Widerlagern beträgt ca. 6 m.
Vorteile:
- Einfache Überbaugeometrie
- Baukosten beim Überbau ungefähr gleich zu Variante Ortbeton
- Kompakte Fertigteilabmessungen
- Kurze Bauzeit
- Geringere Beeinträchtigung des Fließquerschnitts durch Entfall eines Traggerüstes
Nachteile:
- Hoher temporärer Platzbedarf beim Einhub
- Kostenneutralität im Vergleich zur Ortbetonvariante
Untervariante x.2: Ortbetonbrücke: Länge 7,10 m, Breite 3,52 m, Höhe von 0,5 m.
Die Herstellung des Überbaus erfolgt auf einem Traggerüst.
Vorteile:
- Einfache Überbaugeometrie
- Geringe Baukosten des Überbaus
- Geringere Beeinträchtigung des Fließquerschnitts durch entfall eines Traggerüstes
- Einfaches und erprobtes Bauverfahren
Nachteile:
- Hohe Beeinträchtigung des Fließquerschnitts aufgrund des notwendigen Traggerüstes
- Höhere Bauzeit als die FT Variante Überbau aus Stahlprofilen
Untervariante x.3: Stahlbrücke: es werden mehrere Stahlprofile auf beide Widerlager gesetzt, die die lichte Weite überspannen. Zudem werden sie in ihrer Lage gesichert. Danach kann die Fahrbahnfläche bzw. Gehwegfläche entweder mittels z.B. Schwerlastgitterrosten oder Schwerlast- GFK-Platten sowie mit dem Geländer ausgestattet werden.
Ein Nachteil kann das Rosten (Korrosion) sein. Im Gegensatz zu feuerverzinkten Brücken, die eine Korrosionsschutzdauer von 100 Jahren erreichen, muss die Beschichtung von beschichteten Brücken zumeist nach etwa 30 Jahren erneuert werden.
Vorteile:
- Geringere Beeinträchtigung des Fließquerschnitts durch entfall eines Traggerüstes Einfaches und erprobtes Bauverfahren
- Kurze Bauzeit
Nachteile:
- Hohe Baukosten
- Hohe Beeinträchtigung des Fließquerschnitts aufgrund des notwendigen Traggerüstes
- Unterhaltungsaufwand am höchsten
- Korrosionsschutz muss regelmäßig erneuert werden
Untervariante x.4: Verbundfertigteilbauweise (Stahl und Ortbeton)
Diese Variante weist, ähnlich den beiden anderen Varianten, eine Länge von 7,10 m, eine Breite von 3,52 m und eine Konstruktionshöhe von ≥ 0,5 m auf.
Vorteile:
- Geringere Beeinträchtigung des Fließquerschnitts durch entfall eines Traggerüstes
- Einfaches und erprobtes Bauverfahren
Nachteile:
- Komplexere Überbaugeometrie
- Hohe Baukosten
- Hohe Beeinträchtigung des Fließquerschnitts aufgrund des notwendigen Traggerüstes
- Höhere Bauzeit als die FT Variante
- Unterhaltungsaufwand hoch
- Korrosionsschutz der Stahlträger muss regelmäßig erneuert werden
Alle Ersatzneubauvarianten haben gemeinsam:
- Vergleichbare Beeinträchtigung des Schulbetriebs bzw. Verkehrs im umliegenden Wohngebiet
- Ähnliche Baustelleneinrichtungen
- Gleiche Beanspruchung bestehender Flächen
- Ähnliche Beeinflussung Dritter
- Wartungsarmes Bauwerk
3.Kosten
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Fertigteil
(Variante x.1)
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Überbau aus
Ortbeton
(Variante x.2)
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Stahlüberbau
(Variante x.3)
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VFT-Träger
(Variante x.4)
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Tiefgründung
(Variante 1)
Reine Baukosten
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147.000,00 €
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143.000,00 €
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179.000,00 €
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157.000,00 €
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Baukosten mit Baunebenkosten (20% der BK)
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176.400,00 €
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171.600,00 €
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214.800,00 €
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188.400,00 €
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Flachgründung
(Variante 2)
Reine Baukosten
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121.000,00 €
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119.000,00 €
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155.000,00 €
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133.000,00 €
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Baukosten mit
Baunebenkosten (20% der BK)
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145.200,00 €
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142.000,00 €
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186.000,00 €
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159.000,00 €
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Die Vorzugsvarianten sind somit Variante 2.1 und Variante 2.2. Sie stellen nicht nur den wirtschaftlichsten Entwurf dar, sondern überzeugen auch durch geringere Risiken in Bezug auf Wasserhaltung, Bauzeit und weniger Lärmemissionen. Da Variante 2.2 ein Schalungsgerüst benötigt und somit den Durchflussquerschnitt bauzeitlich temporär beeinträchtigt, ist im weiteren Verlauf der Planung noch das Einvernehmen mit der Wasserwirtschaft zu erlangen. Hierdurch wurde sich noch nicht zwischen Variante 2.1 und 2.2 entschieden.
Bei den genannten Kosten handelt sich um geschätzte Kosten nach derzeitigem Preis - und Verfahrensstand. Diese Kosten sind gemäß Index - und Marktpreisveränderungen fortzuführen. Es wird darauf hingewiesen, dass die tatsächliche Entwicklung der Kosten von der Kostenberechnung noch abweichen kann.
4. Finanzierung
Das Projekt ist mit der Haushaltstelle 1.6300.9503 im Haushalt 2021 verankert. Für das Jahr 2021 sind 125.000 im Haushalt eingestellt. Die Haushaltmittel für 2022 müssen nach der Submission ggf. angepasst werden.
5. Weiteres Vorgehen:
Die Verwaltung empfiehlt die Varianten 2.1 und 2.2 weiter zu verfolgen. Nach Freigabe der Vorplanung durch den Stadtrat wird die vertiefende Entwurfsplanung beauftragt und die weiteren Schritte zur Umsetzung der Maßnahme vorbereitet. Die bauliche Umsetzung der Maßnahme ist in 2022 vorgesehen.