Hintergrund
Im Werksenat am 16.02.2023 wurden die Kosten und Erlöse der ergänzenden Mobilitätsangebote der Stadtwerke Aschaffenburg vorgestellt. Dabei wurden die hohen Kosten und die geringen Erlöse im On-Demand-Verkehr „City-Shuttle“ thematisiert. Der City-Shuttle kostet jährlich ca. 180.000 Euro. Diese Kosten sind hauptsächlich Fixkosten, welche auch anfallen, wenn keine Fahrten gebucht werden. Die variablen Kosten sind nahezu vernachlässigbar. Der jährliche Erlös beim City-Shuttle beträgt nur ca. 4.000 Euro. Daraus ergibt sich ein Kostendeckungsgrad von etwa 2%. Ferner wurden folgende Kennzahlen berechnet:
- Durchschnittliche Kosten pro Fahrgast: 66,60 €
- Durchschnittliche Kosten pro Fahrt: 87,25 €
- Durchschnittlicher Erlös pro Fahrgast: 1,47 €
- Durchschnittlicher Erlös pro Fahrt: 1,93 €
Diese Zahlen wurden in der Sitzung als kritisch beurteilt und die Zukunft des Angebots in Frage gestellt. Wie bereits angekündigt, folgt im Anschluss eine ausführliche Auswertung des City-Shuttles. Ausgewertet wird der Zeitraum von Februar 2022 bis einschließlich Mai 2023. Dies entspricht 84 Betriebstagen. Zum Schluss wird das Konzept für ein zukünftiges Angebot vorgestellt.
On-Demand-Verkehr „City-Shuttle“
Der On-Demand-Verkehr „City-Shuttle“ wurde im Februar 2022 als Pilotprojekt eingeführt. Der Testbetrieb ist befristet bis zum 31.01.2024. Der City-Shuttle fährt nur an Sonn- und Feiertagen innerhalb der Stadt Aschaffenburg von 6 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts. An Sonn- und Feiertagen wurde der Anruf-Sammel-Transport (AST) innerhalb der Stadt Aschaffenburg eingestellt. Der City-Shuttle fährt nur nach Bestellung durch den Fahrgast. Die Fahrgäste werden zwischen Haltestellen (Bushaltestellen und virtuelle Haltestellen) befördert. Die Bestellung erfolgt ausschließlich über die City-Shuttle-App.
Ziel des On-Demand-Verkehrs ist es, dem Fahrgast ein flexibles Angebot an Sonn- und Feiertagen anzubieten sowie Erkenntnisse über das Verkehrsverhalten und die nachgefragten Relationen an Sonn- und Feiertagen zu gewinnen. Es wurde erwartet, dass sich die Nachfrage von der an Werktagen (Ausrichtung auf Bahnhof und Innenstadt) unterscheidet.
Nachfrage und Auslastung
Im Betrachtungszeitraum von Februar 2022 bis Mai 2023 wurden 5.425 Verbindungen in der App angefragt. Daraus resultierten 3.120 durchgeführte Fahrten (ca. 57% der Anfragen). 1.657 Verbindungen wurden zwar angefragt, aber nicht gebucht. Entweder haben die Kunden aus Interesse, aber ohne wirkliche Buchungsabsicht, Fahrten angefragt oder die Zeit bis zur Annahme einer Fahrt durch den Fahrgast war abgelaufen. In 277 Fällen wurde eine Fahrt gebucht, jedoch wieder storniert.
In 371 Fällen (ca. 6,8%) konnte für einen Fahrtwunsch keine Fahrt angeboten werden, hauptsächlich in den Randzeiten kurz vor Ende der Bedienungszeit. Dies lässt sich auch mit einer Ausweitung der Betriebszeit nicht vermeiden. Beispielsweise wird eine Fahrtanfrage um 0:45 Uhr von Strietwald nach Gailbach (ca. 18 Minuten Fahrzeit) vom System automatisch abgelehnt, weil die Fahrt vor 1 Uhr nicht abgeschlossen werden kann. Verlängert man die Bedienzeit, so wird das gleiche Problem am Ende der neuen Betriebszeit auftreten.
In den ersten beiden Monaten war die Auslastung eher schwach. Seitdem ist die Nachfrage relativ konstant, mit steigender Tendenz. Die stärksten Monate bisher waren April und Mai 2023 sowie Juni 2022 (siehe Abbildung 1). Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass es sich um Monate mit vielen Feiertagen handelte (jeweils 6 bzw. 7 Betriebstage).
Abbildung 1
Durchschnittlich werden pro Betriebstag 37 Fahrten durchgeführt und 47 Fahrgäste befördert. Der Durchschnitt an einem Sonntag liegt unter dem an Feiertagen. An Sonntagen werden durchschnittlich 36 Fahrten durchgeführt und 45 Fahrgäste befördert, an Feiertagen sind es 41 Fahrten und 53 Fahrgäste. Auffällig sind einzelne Ausreißer nach oben, insbesondere Feiertage und Veranstaltungen wie z.B. Christi Himmelfahrt, Fronleichnam (zusätzlich Volksfest), 7. August (KOMMZ), Tag der dt. Einheit, Dreikönig, Faschingssonntag, Fischmarkt, Ostern und Pfingsten (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2
Etwa 70% der Nutzer buchen im Voraus. Es besteht die Möglichkeit, bis zu eine Woche im Voraus zu buchen. Würde die Frist zur Vorbuchung verkürzt werden, würde der Anteil der Vorbuchung sinken. Seit Einführung des City-Shuttles wurden 3.924 Fahrgäste befördert, davon 263 Kinder (bis einschließlich 14 Jahre). Der Service wird überwiegend von Erwachsenen genutzt. 39% der Fahrgäste sind ÖPNV-Stammkunden und besitzen eine Zeitkarte. Bisher wurden im City-Shuttle 4.971 Euro eingenommen. Diese setzen sich zusammen aus dem Fahrgeld und Stornierungsgebühren. Stornierungsgebühren werden dann erhoben, wenn ein Fahrgast kurzfristig storniert (weniger als 10 Minuten vor Abfahrt) oder nicht erscheint („No-Shows“).
Durchschnittlich werden 1,2 Fahrgäste pro Stunde befördert und 1 Fahrt pro Stunde durchgeführt. Die Stunden beziehen sich dabei auf die aktive Servicezeit. Wenn beispielsweise in einer Zeitstunde 3 Fahrzeuge buchbar sind, sind es 3 Servicestunden. Pro Betriebstag werden durchschnittlich 31 Stunden Servicezeit angeboten. Pausen gelten nicht als Servicezeit. Die Servicezeit summiert sich seit Start auf ca. 3.200 Stunden.
Die drei Fahrzeuge des City-Shuttles haben bisher zusammen etwa 31.000 Kilometer zurückgelegt. Davon entfallen 60% auf Leerkilometer und 40% auf Besetztkilometer. 80% der Fahrten sind mit einer Person besetzt, 15% mit 2 Personen und 5% mit 3 oder mehr Personen. Ebenso werden 80% der Fahranfragen nur für eine Person gestellt.
Bewertungen und App-Downloads
Die Fahrten des City-Shuttle werden von den Fahrgästen gut bewertet. Die Fahrgäste können für die Bewertung Sterne vergeben. Insgesamt wurden etwa 24% der Fahrten bewertet. Ca. 83% der Bewertungen sind 5-Sterne-Bewertungen. Der Anteil der schlechten Bewertungen liegt bei unter 4%. Erwartungsgemäß ist die Quote der bewerteten Fahrten seit Beginn gesunken. Mehrfachnutzer werden nur die erste Fahrt bewerten.
Die Quote der schlechten Bewertungen muss mit Vorsicht interpretiert werden, da bei der geringen Anzahl an Fahrten bereits wenige schlechte Bewertungen einen hohen Prozentwert erzeugen können. Ferner ist davon auszugehen, dass Mehrfachnutzer eher schlechte Fahrten bewerten als gute Fahrten. Insgesamt wurden 28 schlechte Bewertungen abgegeben (von 747 Bewertungen insgesamt). Dem stehen 623 5-Sterne-Bewertungen gegenüber.
Am Start sind 88% der Fahrten pünktlich, am Ziel sogar 97%. Pünktlich ist eine Fahrt dann, wenn sie im berechneten Zeitfenster liegt. Es wird stets ein Zeitfenster bei der Buchung angegeben und keine feste Uhrzeit. Die durchschnittliche Wartezeit am Start beträgt 4,4 Minuten. Dies ist die Differenz zwischen angeforderter Zeit und tatsächlicher Abholung.
Die City-Shuttle-App wurde 2.500-mal heruntergeladen. Auf 98% der Downloads folgte eine Registrierung. Von den registrierten Nutzern haben 46% eine Fahrt angefragt und 24% sind tatsächlich gefahren.
Angebotsverfügbarkeit
Die Nachfrage ist über den Tag hinweg nicht konstant (siehe Abbildung 3). Die Zeiten mit der höchsten Nachfrage sind von 7 bis 11 Uhr und von 21 bis 1 Uhr. Das entspricht im Wesentlichen der Zeit, in der kein Bus fährt. Die Nachfrage in der Zeit von 14 bis 16 Uhr ist eher gering.
Abbildung 3
Die meisten Fahrten werden abgelehnt, wenn kein Bus fährt (vor 12 und nach 21 Uhr) und wenn nur 1 Fahrzeug zur Verfügung steht. Die Fahrzeugverfügbarkeit ist über den Tag gestaffelt. Von 9-18 Uhr sind 3 Fahrzeuge, von 18 bis 22 Uhr 2 Fahrzeuge und von 6-9 Uhr sowie ab 22 Uhr 1 Fahrzeug im Einsatz. Die Zeiten orientieren sich an dem erwarteten Verkehrsaufkommen. Dieses ist an Sonntagen zwischen 9 und 18 Uhr am höchsten. Aufgrund der festgelegten Pausen für das Fahrpersonal (jeweils 30 Minuten) reduziert sich temporär die Verfügbarkeit.
Eine Angebotsquote von 85% oder mehr ist in städtischen Gebieten als positiv zu bewerten. Diese Quote wird nur in den Randzeiten nachts unterschritten (siehe Abbildung 4). Die Angebotsquote gibt an, wie viele Fahrtanfragen in einem bestimmten Zeitraum auch tatsächlich umgesetzt werden konnten.
Abbildung 4
Räumliche Nachfrage
Bei Start und Ziel überwiegt die Kernstadt (PLZ-Gebiet 63739) mit annähernd 50% (siehe Abbildungen 5 und 6). Die PLZ-Gebiete 63741 (Damm, Leider, Nilkheim, Strietwald) und 63743 (Gailbach, Obernau/Kolonie, Schweinheim) machen jeweils ca. 25% aus.
Abbildung 5
Abbildung 6
Bei den Start- und Zielhaltestellen überwiegen Hauptbahnhof (Hbf/ROB, Stadtpalais, Erthalstr.), Innenstadt (Freihofsplatz, Stadthalle, Sandkirche) und das Klinikum (siehe Tabelle 1). Dies entspricht insgesamt etwa einem Drittel aller Fahrten. In den Top 10 tauchen weitere Haltestellen sehr häufig auf (z.B. Gailbach Klingertweg und Strietwald Keplerstr. Ost). Hier ist davon auszugehen, dass es dort einzelne Fahrgäste gibt, die den Service regelmäßig nutzen.
Tabelle 1: Top Ten Start- und Zielhaltestellen
Rang
|
Abfahrtshaltestelle
|
Zielhaltestelle
|
1
|
Aschaffenburg, Hbf/ROB
|
Aschaffenburg, Hbf/ROB
|
2
|
Aschaffenburg, Klinikum
|
Aschaffenburg, Klinikum
|
3
|
Aschaffenburg, Stadtpalais
|
Aschaffenburg, Freihofsplatz
|
4
|
Aschaffenburg, Freihofsplatz
|
Aschaffenburg, Stadtpalais
|
5
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Schweinheim, Steubenstr.
|
Aschaffenburg, Erthalstr.
|
6
|
Aschaffenburg, Stadthalle
|
Aschaffenburg, Stadthalle
|
7
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Aschaffenburg, Sandkirche
|
Aschaffenburg, Kinopolis
|
8
|
Gailbach, Klingertweg
|
Aschaffenburg, Kulmbacher Str.
|
9
|
Strietwald, Keplerstr. Ost (virtuell)
|
Aschaffenburg, Hochschule
|
10
|
Aschaffenburg, Kinopolis
|
Gailbach, Klingertweg
|
Die Konzentration auf Innenstadt und Klinikum geben auch die folgenden Abbildungen 7 und 8 wieder. Je größer der Kreis, desto mehr Fahrten gab es von/zu dieser Haltestelle.
Abbildung 7: Starthaltestellen
Abbildung 8: Zielhaltestellen
Bei Start und Ziel dominiert die Innenstadt. Die Stadtteile spielen eine untergeordnete Rolle. Der Stadtteil mit den meisten Fahrten ist Schweinheim, die wenigsten Fahrten werden von/nach Obernau, Leider und Strietwald angefragt. Gailbach weist im Verhältnis zur Einwohnerzahl eine hohe Nachfrage auf (siehe Abbildung 9). Pro Stadtteil ist die Anzahl von Start und Ziel nahezu gleich, was auf paarige Verkehre (Von A nach B und wieder zurück von B nach A) hindeutet.
Abbildung 9: Start/Ziel nach Stadtteilen
Die am häufigsten angefragten Start- und Zielhaltestellen aus den Stadtteilen sind ebenfalls Hauptbahnhof, Innenstadt und Klinikum (siehe Tabelle 2). Haltestellen in anderen Stadtteilen kommen selten vor. Meist sind Start- und Zielhaltestellen identisch, was ebenfalls auf paarige Verkehre hindeutet.
Tabelle 2: Top 3 nach Stadtteil
Stadtteil
|
Starthaltestellen (von Starthaltestelle nach Stadtteil)
|
Zielhaltestellen (von Stadtteil nach Zielhaltestelle)
|
Aschaffenburg
|
Aschaffenburg, Hbf/ROB
Aschaffenburg, Klinikum
Aschaffenburg, Freihofsplatz
|
Aschaffenburg, Klinikum
Aschaffenburg, Hbf/ROB
Aschaffenburg, Kulmbacher Str.
|
Damm
|
Aschaffenburg, Klinikum
Aschaffenburg, Viadukt
Damm, Dämmer Tor (Hbf)
|
Aschaffenburg, Klinikum
Schweinheim, Schweinheimer Höhe
Aschaffenburg, Hbf/ROB
|
Gailbach
|
Aschaffenburg, Kinopolis
Aschaffenburg, Stadthalle
Aschaffenburg, Stadtpalais
|
Aschaffenburg, Kinopolis
Aschaffenburg, Hochschule
Aschaffenburg, Stadtpalais
|
Leider
|
Aschaffenburg, Klinikum
Aschaffenburg, Hbf/ROB
Aschaffenburg, Stadthalle
|
Aschaffenburg, Klinikum
Aschaffenburg, Stadthalle
Aschaffenburg, Hbf/ROB
|
Nilkheim
|
Aschaffenburg, Hbf/ROB
Aschaffenburg, City-Galerie
Aschaffenburg, Stadtpalais
|
Aschaffenburg, Hbf/ROB
Aschaffenburg, Kinopolis
Aschaffenburg, Stadtpalais
|
Obernau
|
Aschaffenburg, Klinikum
Aschaffenburg, Hbf/ROB
Aschaffenburg, Erthalstr.
|
Aschaffenburg, Sandkirche
Aschaffenburg, Hbf/ROB
Aschaffenburg, Klinikum
|
Schweinheim
|
Aschaffenburg, Freihofsplatz
Aschaffenburg, Stadtpalais
Aschaffenburg, Hbf/ROB
|
Aschaffenburg, Freihofsplatz
Aschaffenburg, Erthalstr.
Aschaffenburg, Hbf/ROB / Stadtpalais
|
Strietwald
|
Aschaffenburg, Klinikum
Aschaffenburg, Sandkirche
Aschaffenburg, Hochschule
|
Aschaffenburg, Hbf/ROB
Aschaffenburg, Klinikum
Aschaffenburg, Hochschule
|
In den jeweiligen Stadtteilen ist häufig die gleiche Haltestelle sowohl die stärkste Haltestelle für Einstieg als auch für Ausstieg (siehe Tabelle 3).
Tabelle 3: Stärkste Haltestellen
Stadtteil
|
Stärkste Haltestelle Einstieg
|
Stärkste Haltestelle Ausstieg
|
Aschaffenburg
|
Hbf/ROB
|
Hbf/ROB
|
Damm
|
Dämmer Tor
|
Englertstr.
|
Gailbach
|
Klingertweg
|
Klingertweg
|
Leider
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Berufsschule
|
Berufsschule
|
Nilkheim
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Fichtenweg
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Palmenweg
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Obernau
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Maintalstr.
|
Bollenwaldstr.
|
Schweinheim
|
Steubenstr.
|
Schweinheimer Höhe
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Strietwald
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Keplerstr. Ost (virtuell)
|
Keplerstr. Ost (virtuell)
|
Entgegen der ursprünglichen Erwartungen dominieren im City-Shuttle die Ziele Hauptbahnhof, Innenstadt und Klinikum. Die Verkehrsströme sind wie an Werktagen auf die Innenstadt ausgerichtet und entsprechen im Wesentlichen dem Busliniennetz. Querverbindungen zwischen Stadtteilen spielen kaum eine Rolle.
Empfehlung und Neukonzeption des AST
Aufgrund der oben dargestellten Kosten- und Erlössituation war es notwendig, das Angebot auf den Prüfstand zu stellen. Der City-Shuttle weist sehr hohe Kosten pro Einheit und kaum Erlöse auf. Der Kostendeckungsgrad ist nahe Null. Unter diesen Bedingungen ist ein Weiterbetrieb nach der Pilotphase nicht sinnvoll.
Es zeigt sich, dass entgegen der ursprünglichen Erwartung die Ziele Hauptbahnhof, Innenstadt und Klinikum am stärksten nachgefragt werden. Dies entspricht im Wesentlichen dem Busliniennetz. Querverbindungen spielen kaum, oder nur eine untergeordnete Rolle. Während der Bedienzeiten der Busse wird somit ein Parallelverkehr angeboten. Dies gilt es zu vermeiden.
Auch aus ökologischer Sicht ist das Angebot nicht sinnvoll. Ein Besetzungsgrad von etwa 1,2 Fahrgästen pro Fahrt, der Anteil der Fahrten mit nur einer Person von 80% und der hohe Anteil an Leerfahrten von 60% machen den On-Demand-Verkehr nicht besser als ein privater Pkw.
Mit dem AST existiert ein Angebot mit ähnlicher Konzeption, das aber wesentlich niedrigere Kosten und einen höheren Kostendeckungsgrad aufweist (ca. 42%). Es macht Sinn, die beiden Angebote miteinander zu verschmelzen und den On-Demand-Verkehr einzustellen. Es sollen dabei die Vorteile des jeweiligen Systems genutzt werden. Die geringen Kosten des AST (überwiegend variable Kosten) und die Verfügbarkeit (Flottengröße) sollen mit der Flexibilität des On-Demand-Verkehrs verknüpft werden.
Das seit Jahrzehnten etablierte und bewährte AST soll dabei aufgewertet und in verbesserter Form unter dem Namen „ASTflex“ angeboten werden. Der Begriff AST ist seit jeher sowohl in Aschaffenburg als auch in anderen Regionen fest mit dem ÖPNV verbunden. Die Merkmale des künftigen Angebots sind:
- Betriebsgebiet
Das neue „ASTflex“ wird im gesamten Bediengebiet der Stadtwerke Aschaffenburg angeboten. Dazu gehören die Stadt Aschaffenburg mit allen Stadtteilen sowie die Gemeinden Glattbach, Goldbach, Haibach, Mainaschaff, Stockstadt und Sulzbach. Die Gemeinde Hösbach wird wie im bestehenden AST integriert, auch wenn die Stadtwerke für Hösbach keine Konzession besitzen. Die Kosten für Fahrten nach Hösbach übernimmt die Gemeinde Hösbach vollständig, sodass den Stadtwerken hierfür keine Kosten entstehen. Bei Fahrten zwischen der Stadt Aschaffenburg und den übrigen Gemeinden werden die Kosten zwischen den Stadtwerken und der betroffenen Gemeinde aufgeteilt.
Die bisherige Aufspaltung an Sonntagen (City-Shuttle für Stadtgebiet und AST für Landkreis) fällt weg.
- Bedienzeit
Das neue Angebot wird zu folgenden Zeiten angeboten:
- Montag bis Donnerstag von 22 bis 1 Uhr
- Freitag, Samstag und Vorabende von Feiertagen von 22 bis 2 Uhr
- Sonn- und Feiertage von 6 bis 12 und von 21 bis 1 Uhr
Während der Betriebszeit der Busse an Sonntagen (12 bis 21 Uhr) wird kein Verkehr angeboten, um keine konkurrierenden Angebote zu schaffen und den Busverkehr zu stärken. Die Auswertung des On-Demand-Verkehrs zeigt, dass ohnehin der Hauptbahnhof und die Innenstadt am stärksten nachgefragt werden. Diese Ziele werden auch vom Bus bedient. Die Betriebszeit Montag bis Donnerstag sowie an Sonn- und Feiertagen wird gegenüber dem bisherigen AST sogar erweitert (bisher bis 0:30 bzw. erst ab 07:30 Uhr).
- Haltestellen
Die Beförderung erfolgt von einer (virtuellen) Haltestelle zu einer Wunschadresse. Virtuelle Haltestellen sind Haltestellen, die nur digital existieren und nicht physisch im Straßenraum gekennzeichnet sind. Sie dienen dazu, den Abstand zwischen den Bushaltestellen zu verkürzen. Das Netz der virtuellen Haltestellen aus dem City-Shuttle wird nochmals überarbeitet und im „ASTflex“ angewandt.
Es sind nur Fahrten mit Start und/oder Ziel in Aschaffenburg zulässig. Fahrten zwischen Landkreisgemeinden sind zunächst ausgeschlossen.
- Taktung
Neu ist eine Taktung von 20 Minuten. Im bisherigen AST waren Abfahrtszeiten im 30-Minuten-Takt vorgegeben. Künftig wird die Taktung auf 20 Minuten reduziert, um die Fahrtwünsche zu entzerren und eine höhere Flexibilität zu ermöglichen. Gänzlich freie Abfahrtszeiten wie im On-Demand-Verkehr soll es nicht geben, um die Fahrten besser bündeln zu können und damit die Kosten zu reduzieren. Eine Zubuchung zu einer bereits disponierten Fahrt ist bis 5 Minuten vor der Abfahrtszeit möglich, sofern noch freie Kapazität bei dieser Fahrt vorhanden ist. Dies erlaubt spontane Buchungen und reduziert die Kosten, da kein weiteres Fahrzeug losgeschickt wird.
- Bestellung und Buchungswege
Bestellt werden kann das „ASTflex“ telefonisch unter der bekannten AST-Telefonnummer, über eine App und im Internetportal. Es sind Barzahlung und elektronische Zahlungsmittel möglich. Akzeptiert werden gängige elektronische Zahlungsmittel. Eine Registrierung ist keine zwingende Voraussetzung für die Bestellung.
Der Fahrgast muss bei der Bestellung Start und Ziel, die Personenanzahl, eventuelle Ermäßigungen (siehe Abschnitt f) und ggf. weitere Transportobjekte (siehe Abschnitt g) angeben.
- Tarif
Der Tarif setzt sich zusammen aus dem Fahrpreis für Einzelfahrscheine sowie einem Komfortzuschlag. Beide Bestandteile ergeben den genehmigten AST-Tarif. Zeitkarteninhaber und Schwerbehinderte zahlen nur den Komfortzuschlag. Kinder bis einschließlich 5 Jahren werden kostenlos befördert.
- Weitere Transportobjekte
Übliches Reisegepäck, Kinderwagen und Rollstühle können kostenlos mitgenommen werden.
Hunde dürfen mitgenommen werden, wenn sie bei der Buchung angegeben wurden. Aus Rücksicht auf andere Fahrgäste wird ein Platz freigehalten. Der Hund darf jedoch nicht auf dem Sitzplatz untergebracht werden. Da in dem Fahrzeug dann weniger Plätze zur Verfügung stehen, wird für einen Hund ein Zuschlag von 2 Euro erhoben.
- Fahrzeugpool und Fahrpersonal
Zugegriffen wird auf einen Pool aus Fahrzeugen der Stadtwerke und von Metropolis, wodurch künftig deutlich größere Kapazitäten zur Verfügung stehen. Dadurch werden Fahrtablehnungen so weit wie möglich reduziert. Im Fahrzeugpool befinden sich auch barrierefreie Fahrzeuge für die Beförderung von Rollstühlen.
- Zeitplan und Kosten
Die Verträge des bestehenden City-Shuttles laufen bis zum 31.01.2024 und können vorab nicht gekündigt werden. Deshalb kann das „ASTflex“ erst ab dem 01.02.2024 starten.
Im AST ist mit einer geringfügigen Kostensteigerung zu rechnen. Aufgrund des dichteren Takts sind mehr Fahrten möglich. Dies führt zu einer Steigerung der Taxameter Kosten, wenn auch tatsächlich mehr Fahrten gebucht werden. Durch die Möglichkeit der Zubuchung kann ein Teil der Mehrkosten wieder ausgeglichen werden. Wie groß diese beiden Effekte sind, kann aktuell nur schwer abgeschätzt werden. Die Stadtwerke planen mit einer Kostensteigerung im ASTflex von etwa einem Drittel. Das würde jährliche Kosten im AST von ca. 300.000 Euro, statt den bisher anfallenden 230.000 Euro bedeuten. Die Mehrkosten sind deutlich geringer als die 180.000 Euro für den On-Demand-Verkehr. Damit können unterm Strich etwa 110.000 Euro eingespart werden und gleichzeitig das Angebot für die Bürger verbessert werden.