I. Bericht über die Jugendkultur
Die CSU-Stadtratsfraktion hat mit Antrag vom 24.11.2024 um Stellungnahme zum Anliegen des Kulturrates gebeten (Pressemitteilung des Kulturrates vom 12.11.2024 im Anhang).
Mit interfraktionellem Antrag von CSU, SPD, Grüne und KI vom 21.01.2025 wurde sodann ein weiterer Bericht zum Thema Jugendkultur erbeten.
1.
Jugendkultur ist vielseitig und beinhaltet auch Entwicklungsstufen auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert „Jugendkultur“ folgendermaßen:
„Den eigenen Weg finden
Mit dem Begriff „Jugendkultur“ bezeichnet man Lebensvorstellungen und Lebensstile von jungen Menschen, die den Wunsch haben, ihren eigenen Weg zu finden. Jugendliche wollen zum Beispiel durch Kreativität, künstlerische Ideen und intelligente Einfälle ihre Lebensweise verändern, eigene Werte entwickeln und selbstständige Entscheidungen treffen. Jugendliche finden meist andere Sachen gut als ihre Eltern. Das kann sich in der Kleidung, in der Musik, im Konsum- und Freizeitverhalten, in der Mediennutzung oder in der Sprache ausdrücken. Einige Stichworte aus der Jugendkultur sind Techno- und House Szene, Skater, Skinheads, Hooligans, Rapper, Emo, Punk, Gothic, Hip-Hop.“
Hierzu gehört für Jugendliche eine mögliche Abgrenzung zu der Welt der Erwachsenen in Sprache, Kleidung, Musik, etc.
Aufgabe und Ziel der Jugendhilfe/Jugendarbeit ist es, Angebote zu machen und junge Menschen auf ihrem Weg zu unterstützen. Hiervon sollen möglichst viele junge Menschen erreicht werden
Streetwork, mobile Jugendarbeit sowie Angebote im Jugendhaus z.B. „Offener Treff“ gehören ebenso dazu wie Angebote der Jugendkulturarbeit im Jukuz oder freier Träger.
Zur Jugendkultur zählen die vielfältigen Angebote der Jugendarbeit wie etwa Theaterworkshops, Gaming-Veranstaltungen, die Angebote der Stadtteilzentren (Heckstrasse, Nilkheim, Gailbach, B 4 in Damm sowie der freien Träger wie z.B. kirchliche Jugendarbeit, Pfadfinder, Michl e.V. und der Vereine, um nur einige zu nennen. Nicht zu vergessen sind in diesem Zusammenhang auch die vielfältigen Veranstaltungen und Angebote des Stadtjugendrings und der Jugendverbände, die von Angeboten demokratischer Bildung, Poetry Siams über Radio Klangbrett bis zum CSD und dem Fest der Vielfalt reichen. Die Stadt Aschaffenburg ist hier der Hauptkostenträger.
Bedarfe der Jugendlichen verändern sich auch aufgrund von Lebensrealitäten. In der Praxis stellen Sozialarbeiter immer wieder fest, dass Jugendliche ein anderes Freizeitverhalten zeigen als noch die Generation zuvor. Onlineangebote haben einen viel größeren Stellenwert. Konzertformate finden Anklang, sind aber nicht mehr so nachgefragt wie früher. Stattdessen steigen Nachfragen nach ruhigeren Angeboten im Rahmen von auch selbstorganisierten und kleineren Veranstaltungen und nach konsumfreien nicht betreuten Räumen zum Austausch. Gleichzeitig nutzen junge Menschen die Angebote der Gastronomie und von Clubs. Hier hat sich das Angebotsfeld über einen langen Zeitraum stetig weiterentwickelt.
In 2023 bis Mitte 2024 war das Angebot durch Ausfall eines Mitarbeiters im JUKUZ eingeschränkt. Durch interne Umstrukturierungen wurde dies kompensiert und firmiert nun unter dem Begriff „Jugendkultur" in Abgrenzung zum Bereich „Kinderkultur".
Neben der Stelle „Jugendkultur" im speziellen befassen sich weitere Stellen in der kommunalen Jugendarbeit mit dem Thema. Dies reicht von der Veranstaltungstechnik über die Medienpädagogik und die internationale Jugendarbeit bis hin zu den Kolleginnen im Jugendhaus
und den Werkstätten.
Im Bereich Jugendkultur gibt es seit 2024 folgende Angebote und für 2025 zusätzliche Planungen, die auch über die Angebote des früheren Musikbüros hinausgehen:
In Kooperation mit Heavy Grounds e.V. und „First Call“ finden (wieder) Konzerte im JUKUZ statt. Weitere Konzerte in Planung. Es finden auch Konzerte statt, die ausschließlich vom Jukuz geplant sind. Gemeinsam mit Interessenten/jungen Künstler*innen werden die Veranstaltungen organisiert und durchgeführt.
Seit August 2024 wird das Angebot „Open Jam“ beworben. Ein Angebot für (junge) Musiker*innen, die sich treffen und gemeinsam musizieren. Es ist ein Musikangebot für Austausch, Begegnung und Entwicklung von (gemeinsamen) Auftrittsmöglichkeiten. Im Dezember 2024 fand das dritte Open Jam statt.
Gaming/Videospiele ist wie oben bereits benannt, ein Teil der Jugendkultur. Gemeinsam mit dem Verein U.T.A. e.V. fand im Juni ein Gaming-Event für (junge) Menschen statt. Das Videospiel bzw. die Spielkonsolen werden als Mittel genutzt, um Austausch und Begegnungen unter- und miteinander zu ermöglichen. Auch im Jahr 2025 werden Angebote im Bereich Gaming stattfinden.
Das Jukuz bietet drei Proberäume für (junge) Musiker*innen an. Aktuell sind alle Proberäume vermietet. In jedem Raum sind mehrere Bands (Künstler*innen im Alter von 20 – 26) angesiedelt.
Für Interessierte werden Workshops z.B. zum Thema Tontechnik angeboten.
Darüber hinaus sind weitere Angebote in Planung:
Jugenddisco im Jukuz: Eine Plattform für Jugendliche schaffen, um Angebote der Stadt Aschaffenburg zu erleben. Förderung von jungen DJs, die im JUKUZ ihre Musik auflegen können.
OpenStage für Kinder und Jugendliche, die auf der Bühne auftreten möchten.
S.O.S. – Schools on Stage: Für Musikschulen und Schulen wird ein Format bereitgestellt, das Schülerbands ermöglicht, auf der Jukuz-Bühne aufzutreten.
Ferienangebot: Musicalprojekt in den Sommerferien In zehn Tagen mit Kinder und Jugendlichen ein Musicalprojekt auf die Beine stellen. Dabei werden gemeinsam Texte, Tänze, Kulissen und Songs mit der Zielgruppe erarbeitet.
Homerecording: Im JUKUZ gibt einen weiteren Proberaum, der nicht vermietet wird. Aus diesem Raum entsteht ein „Mini-Studio“ für Jugendliche und Bands, die ihre Texte, Songs aufnehmen möchten.
2.
Weiterhin gibt es einen guten und zielführenden Austausch mit dem Kulturamt für den Bereich Jugendkultur, der auch zu Synergien führt:
Aus der Sicht des Kulturamtes lässt sich der Kontakt zur Jugendkultur in zwei Teilbereiche differenzieren:
Jugendliche als Kulturkonsumenten und Jugendliche als Kulturschaffende.
Die Zielgruppe Jugendliche als Besuchende von Theater- und Konzertveranstaltungen wird hauptsächlich über die allgemeinbildenden Schulen erreicht. Die Bedürfnisse der Zielgruppe werden regelmäßig sowohl inhaltlich wie organisatorisch abgefragt und im Austausch nach praktikablen Lösungen gesucht. Der Besuch von Schulklassen bei Vormittagsvorstellungen und auch bei Abendvorstellungen ist auf hohem Niveau stabil. Bzgl. des Kinder- und Jugend-Theaterprogramms steht das Kulturamt auch im regen Austausch mit dem JuKuz und veröffentlicht mit diesem ein gemeinsames Saisonprogramm.
Das Kulturamt bietet regelmäßige Poetry-Slams an. Diese werden flankiert von Workshop-Angeboten, Unterstützung der Schulen bei der Durchführung eigener Poetry-Slams, Aufbau eines Netzwerkes zu anderen Anbietern von Poetry-Slams. Diese Angebote haben die Aktivierung vorhandener künstlerischer Potentiale bei den Jugendlichen zum Ziel.
Kammermusik-Ensembles, die im Stadttheater gastieren, sind grundsätzlich dazu angehalten, Workshops für Jugendliche anzubieten, die in der Musikschule stattfinden und auch über die Musikvereine kommuniziert werden und musizierenden Jugendlichen offenstehen.
Für Jugendliche als Kulturschaffende bietet das Kulturamt eine Theatergruppe an, die regelmäßig von 12 – 15 Teilnehmenden im Alter zwischen 11 und 17 Jahren besucht wird. Außerdem besteht Kontakt zu diversen Initiativen und Vereinen, die als Veranstaltende im Bereich der Jugend- und Nischenkultur sowohl finanziell wie organisatorisch beratend unterstützt werden. Diesen Initiativen werden vom Kulturamt Programmplätze z. B. bei den Kulturtagen und den Sommerbühnen angeboten.
Auf dem Fest für Vielfalt wird regelmäßig ein breites Spektrum an Angeboten für Jugendliche präsentiert und auch Programmplätze auf der Bühne für jugendliche Kulturschaffende angeboten. Das Fest ist eine Veranstaltung des Kulturamtes, die vom Stadtjugendring ausgerichtet wird und in dem für alle Jugendverbände und –initiativen Partizipation möglich und gewünscht ist.
Für die Sommerbühnen 2025 des Kulturamtes auf dem Campus der TH-Aschaffenburg sind zwei Festivaltage der Nischen- und Jugendkultur geplant – einmal mit Schwerpunkt Heavy Metal, einmal mit Schwerpunkt Hip-Hop. Beide Veranstaltungen werden von Vereinen organisiert und eng mit den Zielgruppen abgestimmt. Ziel ist es, dass ein Programm von Jugendlichen für Jugendliche angeboten wird.
Für das Stadtfest wird es auf einer Bühne des Funkhauses Aschaffenburg an mindestens einem Tag ein Programm von Jugendlichen für Jugendliche geben. Kuratiert wird das Programm von Stadtjugendring, Jugendkultur im JuKuz und Radio Galaxy gemeinsam, das Kulturamt unterstützt. Die organisatorische Verantwortung wird bei der Funkhaus Aschaffenburg GmbH & Co KG als Bühnenbetreiber liegen, was eine Fokussierung der Jugendlichen auf die Inhalte ermöglicht. Die Stelle „Jugendkultur“ des Jukuz ist bei den Angeboten eingebunden.
3.
Zu den abschließenden Forderungen des Kulturrats wird folgendermaßen Stellung genommen:
Leitungsposition und Personal besetzen: Die Leitungsposition wird im Mai 2025 nach der Durchführung mehrerer Ausschreibungen nachbesetzt werden. Zu keinem Zeitpunkt war angedacht, diese oder andere Stellen zu streichen. Stellenausschreibungen und Nachbesetzungen unterliegen in der öffentlichen Verwaltung bestimmten Vorgaben, die einzuhalten sind und Zeit in Anspruch nehmen.
Aktive Unterstützung durch den Stadtrat: Die finanzielle Ausstattung ist bisher gesichert. Der Haushaltsansatz für den Bereich Jugendarbeit (ohne die reinen Angebote für Kinder) beläuft sich im Haushalt 2025 auf rund 1.000.000 € (inklusive Zuschuss für den Stadtjugendring) ohne Kosten für Personal und Liegenschaften. Hinzu kommen noch die Haushaltsansätze des Kulturamts.
Jugendgerechte Mietpreise: Dem Mietpreis für die Räumlichkeiten liegt bei Veranstaltungen ein Staffelmietkonzept ausgehend vom jeweiligen Eintrittspreis zugrunde. Der Mietpreis für den großen Saal im Jukuz und für das Jugendhaus liegt aktuell bei 50 – 750 € abhängig vom Eintrittspreis der jeweiligen Veranstaltung zzgl. ebenfalls gestaffelten Kosten für Ordner und Tontechnik. Neben einer Anmietung dieser Räumlichkeiten können im Jukuz auch Gruppenräume für Gruppenarbeiten oder die Werkstätten für einzelne Veranstaltungen angemietet werden. Darüber hinaus kann das ABDate des Stadtjugendrings angemietet werden.
Aber auch Vereine und freie Träger bieten Räumlichkeiten in unterschiedlicher Form an.
Bei kommerziellen Angeboten müssen die Kosten auch im Hinblick auf den städtischen Haushalt in verträglichem Maße umgelegt werden.
Außenkommunikation zur Jugendkultur: die Homepage wird regelmäßig aktualisiert; Konzertangebote sind eingepflegt; Durch eine enge Zusammenarbeit mit JaS und den Schulen werden die Angebote des Jukuz den Jugendlichen regelmäßig nähergebracht. Der Social-Media-Auftritt wird aktuell geprüft.
Regelmäßiges Feedback: regelmäßiger Bericht der Kommunalen Jugendarbeit erfolgt im JHA
Ein Überblick über stattfindende Veranstaltungen und Veranstaltungen in Planung wurden bereits oben dargestellt.
II. Anträge von SPD (24.11.2024) und CSU (10.03.2025) hinsichtlich Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen:
Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe ist es, junge Menschen in ihrer Entwicklung zu fördern und hierbei altersgerecht zu beteiligen.
Ende des Jahres 2019 hat die Jugendhilfeplanung eine große Jugendbefragung durchgeführt. Beteiligt waren 1.600 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren. Die Auswertung wurde im Jugendhilfeausschuss vorgestellt, jedoch konnten die Ergebnisse aufgrund der Corona-Pandemie nur bedingt weiterverfolgt werden.
Diese Jugendbefragung wird nun im 1. Halbjahr 2025 wiederholt, um zum einen die Nach-Corona-Zeit abzubilden, zum anderen aber auch um Entwicklungen bei den Bedarfen der jungen Aschaffenburgern abzuleiten. Die Befragung wird digital umgesetzt und soll gemeinsam mit den weiterführenden Schulen realisiert werden. Zielsetzung ist es, dieses Mal mehr als 2.000 Jugendliche zu beteiligen.
Zudem sind aktuell weitere Maßnahmen der Beteiligung von jungen Menschen in der Planung. Angedockt an die Jugendtreffs sollen nach und nach Jugendkonferenzen in den Stadtteilen umgesetzt werden. Hierbei werden ebenfalls die Schulen vor Ort eingebunden. Auch der Stadtjugendring soll hierzu eingebunden werden. Ebenso kommt eine Beteiligung des Jugendparlaments in Betracht.
An diese schon angedachten Maßnahmen können weitere angedockt werden, wie zum Beispiel eine digitale Umfrage zu Kulturangeboten und/oder eine Konferenz für junge Menschen nach der Schule bis 27 Jahren, um Ideen zu Kulturangeboten zu ermitteln. Hierzu muss vorab ein entsprechendes Format entwickelt werden.
Grundsätzlich ist geplant, ein übergeordnetes Konzept für die Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu entwickeln, in dem Methoden und Ziele festgehalten werden. Hierzu zählt auch eine Jahresplanung, die auf 3-5 Jahre ausgelegt ist und die anstehenden Beteiligungsformate benennt. D.h. welche Zielgruppen sollen in welchem Jahr beteiligt und in welchen Stadtteilen sollen Maßnahmen angeboten werden. Diese Formate könnten mit demokratischen Bildungsangeboten gekoppelt werden.