Bericht über die kommunale Gesundheitsarbeit


Daten angezeigt aus Sitzung:  10. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates, 07.11.2017

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Planungs- und Verkehrssenat 10. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates 07.11.2017 ö Beschließend 13pvs/10/13/17

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

Mit dem Beitritt zum Gesunde Städte Netzwerk im Jahr 2013 hat sich die Stadt Aschaffenburg zur Aufgabe der Gesundheitsförderung bekannt. Dazu hat der Stadtrat bereits 2012 ein Konzept zur Gesundheitsförderung und Prävention in der Stadt Aschaffenburg beschlossen.
Das Gesunde Städte-Netzwerk der Bundesrepublik versteht sich als Teil der „Gesunde Städte“ Bewegung der WHO, dessen Ausgangspunkt die „Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung“ von 1986 ist. Das Netzwerk ist ein freiwilliger Zusammenschluss der beteiligten Kommunen. Es dient vor allem als Aktions- und Lerninstrument, mit dem die Arbeit vor Ort im Sinne der Gesunde Städte – Konzeption unterstützt werden soll.
Neben der Vernetzung von Akteuren des Gesundheitssektors besteht die Kernaufgabe der Gesundheitsarbeit in der Planung und Umsetzung von Projekten zur Gesundheitsförderung in Lebenswelten (Beruf, Schule, Kita und/oder Familie), dem so genannten Setting Ansatz.
In Aschaffenburg liegt das Augenmerk der Gesundheitsarbeit auf schwer erreichbaren „sozial benachteiligten“ Personen und Familien. Die Angebote für Familien werden niedrigschwellig in Einrichtungen in der Stadt (z. B. Bürgerzentren, Stadtteiltreffs) umgesetzt. Kooperationen und Partnerschaften mit Einrichtungen von Kirchen und Wohlfahrtsverbänden, Familienbildungswerken, Wohnbaugesellschaften sowie Vereinen (z.B. für Migrantinnen und Migranten, Stadtteiltreffs) werden bewusst angestrebt, denn dadurch werden Stigmatisierungen ausgeschlossen.
Die Krankenkassen, insbesondere die AOK, unterstützt die Arbeit durch Projektfinanzierung, da sie sich an evaluierten verhaltenspräventiven Maßnahmen (Bewegungsangebote, Ernährungsaufklärung, usw.) mit ausschließlich gesundheitsförderlichen Inhalten beteiligen darf.

I. Arbeitsinhalte und Strukturen

Das Gesundheitsmanagement ist wegen der intensiven Vernetzung mit der Stadterneuerung, vor allem der „Sozialen Stadt“ beim Stadtplanungsamt angesiedelt. Allerdings besteht eine produktive amtsübergreifende Zusammenarbeit mit dem Amt für soziale Leistungen, dem Büro des Oberbürgermeisters, dem Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz und dem Schulverwaltungs- und Sportamt.
Entsprechend dem vom Stadtrat beschlossenen Konzept tagt 1-2 mal pro Jahr eine Steuerungsrunde zur Koordinierung und Konzeptionierung der Gesundheitsprojekte.
In der Steuerungsrunde finden sich Vertreter von caritativen Einrichtungen, Beratungsstellen, (Diakonisches Werk Untermain, Caritas, Selbsthilfe e.V. für Menschen mit Behinderung, psychosoziale Beratungsstelle, Verbraucherservice Bayern, Demenzberatungsstelle, Erziehungsberatungsstelle, paritätischer Wohlfahrtsverband, Kindernetzwerk) aber auch Leistungserbringer (BRK, gesetzliche Krankenkassen, Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, BLSV, Gesundheitsamt Aschaffenburg, VHS). Die inhaltlichen Themenschwerpunkte der Gesundheitsarbeit werden in regelmäßigen 1-2 jährlich stattfindenden Treffen beschlossen.
Gesundheitsmanager:
Inhaltlich begleitet und koordiniert wird die Gesundheitsarbeit vom städtischen Gesundheitsmanager. Seit 2015 übernimmt Herr Volker Nebel diese Aufgabe.
Durch die Kooperation und Förderung der AOK (Bayern) konnte ab Juni 2016 die Stelle von 15 Wochenstunden auf 30 Wochenstunden aufgestockt werden. Diese Förderung wurde für den Zeitraum bis 31.05.2020 bewilligt.

II. Realisierte Projekte
Schwerpunkte bei den Angeboten lagen in den vier Kategorien „Bewegung, Ernährung, Suchtmittelkonsum und Stressmanagement“.
In der Kategorie Bewegung konnten in Kooperation mit Sportvereinen, der VHS und privaten Anbietern unterschiedliche Bewegungskurse geschaffen werden. Seit 2013 läuft in der Schönbergschule in Damm ein Aquafitnesskurs mit großem Erfolg. Weitere Projekte in den Quartieren waren Zumba, Rückenfit, AROHA, Bauchtanz und Radtour für junge Familien (Hefner Alteneck). Da diese Kursangebote unabhängig von Inhalt, Kosten, Dozent oder anderen Rahmenbedingungen sehr unterschiedlich angenommen wurden, werden zukünftige Programme in ihrer Struktur offener konzipiert, um den Einstieg noch niederschwelliger zu gestalten. So wurde in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit „Sommer in Aschaffenburg“ erstmal „Bewegung im Park“ angeboten. Darunter ist ein kostenloses Mit-Mach-Angebot zu verstehen, das im wöchentlichen Rhythmus mit wechselndem Inhalt im Schöntal stattfindet. Dieses Angebot soll im kommenden Jahr ausgebaut werden.
Diese offenen Strukturen, ohne den verpflichtenden Charakter eines Kurses, erfährt insbesondere in der schwer erreichbaren Zielgruppe höhere Akzeptanz. Diese Herangehensweise ist auch mit einem deutlichen Mehraufwand verbunden.
In Zusammenarbeit mit der Radverkehrsförderung wurde 2017 bereits der zweite Fahrradtag veranstaltet. Hierbei handelt es sich um eine öffentliche Informations- und Mit-Mach-Veranstaltung zum Thema Bewegung und Fahrradfahren in Aschaffenburg. Zudem lockte ein buntgemischtes Spektrum an Ausstellern (ADFC, VCD, Spessartbund, HP-Velotechnik, Gesta e.V., Stenger-Bike, Race-Worx) rund 500 Besucher auf das Veranstaltungsgelände. Auch diese Aktion soll im nächsten Jahr wieder angeboten werden.
In den übrigen Bereichen „Ernährung, Suchtmittelkonsum und Stressmanagement“ gibt es vergleichbare Entwicklungen. So wurden im Hefner-Alteneck-Gebiet in diesem Jahr erstmal „Ernährungslotsen“ ausgebildet. Diese „Ernährungslotsen“ geben ihr Gelerntes in Kleingruppen weiter und stellen ihr Können bei Veranstaltungen wie dem Bewegungscamp, einem viertägigen Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche während der Pfingstferien, zur Verfügung.
Eines der ersten Projekte der kommunalen Gesundheitsarbeit, das Grabeland in Damm, welches seit 2013 läuft, hat sich bereits in weitere Stadtteile erfolgreich übertragen lassen. Unter dem Titel „Gemeinschaftsgarten“ werden nun auch an der Darmstädter Straße neben der Ruth-Weis-Realschule und auf dem Gelände des FC Südring Parzellen zum Gärtnern für interessierte Bürger bereitgestellt. An der Darmstädter Straße beteiligt sich auch die Realschule selbst mit einem Schulgarten aktiv an dem Projekt. In Kooperation mit der AOK und der Gemüse-Ackerdemie lernen die Schülerinnen und Schüler der Projektklasse Gemüseanbau und erhalten Informationen zu gesunder Ernährung.
Zudem wurde ein Nutzpflanzen- und Kräutergartenprojekt, welches seit 2014 in Kooperation mit der Privatschule Kraus durchgeführt wird, jetzt erfolgreich in das Konzept von Aschaffenburg Summt (ein Nachhaltigkeitsprojekt des Bienenzuchtvereins Aschaffenburg-Damm in Kooperation mit dem LBV) eingebunden.

Für das kommende Jahr soll das Projekt in der Innenstadt als „urban gardening“ in Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement und dem Gartenamt ausgebaut werden. In Form von Hochbeeten soll es Bürgerinnen und Bürgern der Innenstadt ermöglicht werden im öffentlichen Raum zu gärtnern. Zum einen erhalten Bewohnerinnen und Bewohner, die keinen Balkon oder Grünflächen haben, die Möglichkeit Gemüse o.ä. anzubauen, zum anderen können dadurch Bürgerinnen und Bürger das Aussehen der Stadt mitgestalten. Für das Projekt wurden bereits erste Interessensabfragen bei den Bewohnern durchgeführt. Auch bei diesem Projekt geht es darum, die Angebote noch näher zu den Menschen zu bringen und damit weitere Zielgruppen zu erreichen.

IV. Ausblick
Für das Jahr 2018 soll der Schwerpunkt im neuen Sanierungsgebiet Damm liegen. Bereits im Mai 2017 wurde dazu eine Gesundheitsbefragung der Bewohner in dem Gebiet durchgeführt. Im neuen Sanierungsgebiet sollte sich ein thematischer Schwerpunkt der Gesundheitsarbeit mit Angeboten für die älterwerdende Gesellschaft befassen. Da es zu diesen Themenfeldern keinerlei Erhebungen oder konkrete Hintergrundinformationen gibt, wurde anhand eines Fragebogens, der an die Bewohnerinnen und Bewohner verteilt wurde, unterschiedliche Aspekte zur Gesundheitsversorgung und Bewegung im Alltag abgefragt. Das Ergebnis der Umfrage gibt einen ersten Überblick über das Versorgungsangebot und Bedarfe in Damm.
Inhaltlich sollten die Themen Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und eine spezifische Gesundheitsberatung behandelt werden. Zudem sollte im Hinblick auf die immer älter werdende Stadtbevölkerung schon heute mit präventiven Angeboten im Sport-, Freizeit-, und Ernährungsbereich die Grundlage für ein gesundes älter werden geschaffen werden, um zukünftig nicht nur mit Pflegeangeboten reagieren zu müssen. Aber auch Kinder und Jugendliche sollen durch verschiedene Angebote angesprochen werden.

Folgende Projekte sind in Vorbereitung:
Im Bereich „Bewegung“ wird in Kooperation mit Gesta e.V. unter anderem ein Krafttrainingsangebot für „Best-Ager“ ältere Personen ab 55 und ein wöchentlich stattfindendes Yoga Angebot entwickelt. Zudem ist ein Urban Gardening Projekt gemeinsam mit der Stadtbau GmbH geplant. Im Weiteren findet eine kleinräumige Untersuchung an der FOS/BOS zum Thema „Belastung durch digitale Medien und Handys“ statt. Diese Projekte sollen auch in Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement des Sanierungsgebietes umgesetzt werden.

.Beschluss:

I.

1. Der Stadtrat nimmt den Bericht über die kommunale Gesundheitsarbeit zur Kenntnis.

2. Die räumliche Schwerpunktsetzung im neuen “soziale Stadtgebiet Damm-West“ wird befürwortet.

II. Angaben zu den Kosten:

Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [   ]
nein [x]

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 15, Dagegen: 0

Datenstand vom 11.04.2018 14:30 Uhr