Rückblick:
Die Stadt Aschaffenburg war einer der ersten Städte mit einer kommunalen CO2-Bilanz.
Die Bilanzierungen wurde dann kontinuierlich weitergeführt und dabei sowohl die Datengrundlage verbessert, als auch die Systematik optimiert bzw. aktualisiert.
1994: Erste CO2-Bilanz („Eigenbau“)
Um klimaschädliche CO2-Emissionen zu vermeiden, haben sich die Gründungsmitglieder des Klimabündnisses bereits 1994 verpflichtet kommunale CO2-Bilanzen zu erstellen. Ziel war es von Anfang an, mit diesen Kenntnissen zielgerichtete kommunale Handlungsmöglichkeiten zu generieren.
Das Umweltamt der Stadt Aschaffenburg stellte 1995 die erste CO2-Bilanz vor (Daten 1994). Es war eine „selbstgestrickte“ Bilanz, die trotzdem erste wichtige Erkenntnisse lieferte. Auf dieser Basis wurde dann 1995 das erste „Energiekonzept“ beschlossen.
1996: Zweite CO2-Bilanz (ifeu Heidelberg)
Im Jahr 1999 wurde, im Rahmen des Agenda21-Prozesses, eine zweite - nun ausführliche - Aschaffenburger CO2-Bilanz erstellt (Daten: 1996). Dabei wurden zum einen die Haupt-Emittenten erfasst, als auch gleichzeitig ein Aschaffenburger-Klimaszenario für 2010 erstellt.
In diesem „Klimaszenario“ wurde versucht das Potential von CO2-Einsparungen durch ein zusätzliches kommunales Engagement einzuschätzen. Es ging dabei also neben Verbesserungen durch übergeordnete Einflüsse (neue Bundesgesetze wie z.B. verschärfte Energieeinspar-verordnung oder sparsamere Pkw), auch um zusätzliche kommunale Handlungsmöglichkeiten (z.B. Aschaffenburger Förderprogramme u.a.).
2008: Dritte CO2-Bilanz (ifeu-Heidelberg)
Hier wurden nun bessere und größere Datenmengen - z.B. Daten von Behörden oder der AVG (gestaffelt nach Haushalte, Industrie u.a.) zusammengetragen und mit einer neueren Systematik ausgewertet.
Über eine einfache CO2-Bilanzierung hinaus wurde ifeu-Heidelberg beauftragt zukünftige Aschaffenburger Klimaschutz-Potentiale für 2020 abzuschätzen.
Betrachtet und bilanziert wurden in der CO2-Bilanz-2008 die Bereiche:
- Private Haushalte
- Gewerbe/Kleinverbraucher
- Industrie und
- Städtische Liegenschaften
- Verkehr (Näherungsdaten)
Die Stadt hatte in über 10 Jahren mit besonderem Engagement viele Energieeinsparprojekte durchgeführt – darunter z.B.:
- „Aschaffenburger Sonnenkollektorprogramm“
- „Aschaffenburger Wärmedämmprogramm“
- „Aschaffenburger Thermografie-Programm“
- „500-Dächer-PV-Programm“
- Energiesprechabende, Vorträge, Energie- und Umweltmesse
- Verschiedene Schulprojekte zum Thema Energie (z.B. „Forschung-Schülerakademie Santo“).
- Beschluss: „Aschaffenburger Energiespar–Offensive für städtische Gebäude“
(16 Punkte-Programm); z.B.:
-BHKW an städtischen Gebäuden (bis 2017 schon 18 Stück)
-Wärmerückgewinnung
-Passivhausbeschluss
-höhere Energiestandards bei Sanierungen
- Solarstrom auf städtischen Dächern
- Beschluss zur Plafondierung beim Verkehrsentwicklungsplan
- Stärkung energieoptimierter Nahwärmenetze
- Energieoptimierungen der Stadtplanung
2009: Vierte CO2-Bilanz (B.A.U.M Consult München)
Aus der Federführung der „Initiative Bayerischer Untermain“ entstand das regionale Projekt „Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept Bayerischer Untermain“. Es ist ein gefördertes Konzept vom Bundesumweltministerium über die Stadt Aschaffenburg als regionale Organisationsstelle (2011 mit Daten von 2009). Im Rahmen dieses Konzeptes wurde für die ganze Region auch eine CO2-Bilanz erstellt – mit Teil-Ergebnissen der einzelnen Landkreise und der Stadt Aschaffenburg. Als Systematik wurde „Eco-Region“ verwendet.
Im gleichen Zeitraum wurde in der Stadt Aschaffenburg die EuKK (Energie- und Klimaschutzkommission) gegründet. Gemeinsam kümmern sich hier Experten, Stadträte und die Verwaltung um die Entwicklung der Energiewende bzw. um den Klimaschutz. Sie erarbeiten Maßnahmenvorschläge für den Stadtrat.
2015: Fünfte CO2-Bilanz (ifeu-Heidelberg)
Im Jahr 2017 wurde als Zwischenergebnis zur Umsetzung des „Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzeptes Bayerischer Untermain“ eine CO2-Bilanz erstellt (mit Daten von 2015). Diese Bilanz beruht wiederum auf einem neu aktualisierten Standard („Bisko“ – gefördert vom Bundesumweltministerium).
Das bedeutet:
- Hier kommt nun auch erstmals eine deutlich verbesserte Datengrundlage zum Einsatz: (z.B. Bundesdaten Verkehrszählungen, Kaminkehrer-Daten für Öl und Festbrennstoffe).
- Gleichzeitig wird die jeweilige Datengüte in der Bilanz bewertet und ausgewiesen.
- In dieser neuen Systematik entfallen zunächst alle Bilanz-Korrekturen, wie z.B.:
- Witterung (kalte bzw. warme Jahre),
- Änderung der Einwohnerzahl,
- Wirtschaftswachstum (BIP - Brutto-Inlandsprodukt).
- Emissionshandels-Konzerne (Großbetriebe im EU-CO2-Handelskataster)
- Autobahnen (auch wenn keine Anschlüsse auf der Gemarkung sind)
Diese fünf durchaus wesentlichen Bilanz-Einflüsse werden darum in der fünften CO2-Bilanz in zusätzlichen Grafiken von ifeu separat dargestellt.
Die fünfte CO2-Bilanz wird von ifeu-heidelberg vorgestellt – hier nur vorab ein kleiner Auszug:
Auszug aus der CO2-Bilanz 2015 (ifeu):
Bewertung THG:
Die THG (Treibhausgase) haben seit 2009 nur 3% abgenommen. Da das Jahr 2009 gerade ein konjunktureller Tiefpunkt war, macht es Sinn das Jahr 2008 zusätzlich zu betrachten (hier liegen die Werte nur für die Stadt Aschaffenburg vor – nicht für die Landkreise). Für das Jahr 2008 liegen zwar keine entsprechend aussagekräftigen Verkehrsdaten vor, aber es wird deutlich, dass sowohl im Bereich Wirtschaft also auch im Bereich Haushalte die THG-Werte um 11% bzw. 10% gesunken sind.
Bewertung Energie:
Die Reduktion der THG ist umso erfreulicher, angesichts des gleichzeitigen Zuwachses an Einwohner und vor allem des BIP (Brutto-Inlandsprodukt) für die Stadt Aschaffenburg – siehe folgende Grafik (hier 2009 und 2015):
Teil-Fazit:
die Bilanz von ifeu-heidelberg macht deutlich:
+ dass es gelungen ist, die Treibhausgase und den Energieverbrauch etwas zu reduzieren, und sich dabei deutlich von Wirtschaftswachstum in der Stadt Aschaffenburg zu entkoppeln.
- dass die Zielerreichung für das „Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept Bayerischer Untermain 2011“ deutlich höhere Reduzierungen erfordert.
Ausblick:
Anfang Jahr 2018 will die „Energieagentur Bay.Untermain“ für die Region neue Workshops zu den wichtigsten Handlungsschwerpunkten organisieren. Inhalte werden v.a. sein: Zwischenbilanz, Erneuerbare-Energien, Effizienz und Mobilität.