Stadtentwässerung; - Sachstandsbericht der Verwaltung


Daten angezeigt aus Sitzung:  8. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates, 19.09.2017

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Planungs- und Verkehrssenat 8. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates 19.09.2017 ö Beschließend 3pvs/8/3/17

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

  1. Sachstand und Anlass

Im PVS am 20.06.2017 wurde bei der Vorstellung abwassertechnischer Projekte von den Mitgliedern des Senats der Wunsch geäußert, eine Darstellung der momentanen Abwasser-situation in Aschaffenburg als Bericht zu erhalten. Die Verwaltung kommt diesem Wunsch mit dem nun vorliegenden Bericht nach.

Die Stadtentwässerung ist ein wichtiger Bestandteil der Siedlungswasserwirtschaft. Diese organisiert den Umgang mit Trinkwasser, Betriebswasser, Abwasser und Niederschlagswasser im Umfeld von Siedlungen.

Grundsätzliches Ziel der Stadtentwässerung ist die weitestgehende Reinhaltung der Vorflut-gewässer, in die die einzelnen Bauwerke einleiten. Abwasser wird dabei bei Trockenwetter komplett zur Reinigung in die Kläranlage geleitet, bevor es in das Vorflutgewässer eingeleitet wird.

Bei Regenwetter wird ein bestimmter Anteil des dann anfallenden Mischwassers zwischen-gespeichert und ebenfalls zur Reinigung in die Kläranlage weitergeleitet. Die Bauwerke im Netz sind so konzipiert, dass ein möglichst hoher Anteil des Schmutzwassers dorthin gelangt. Das restliche Mischwasser wird über die Entlastungseinrichtungen der Bauwerke stark verdünnt direkt in das Vorflutgewässer abgeleitet.

Die vorstehenden Angaben gelten für Abwassersysteme, die als Mischsysteme (wie in Aschaffenburg überwiegend vorhanden) konzipiert sind. Neue Siedlungsflächen werden auch in Aschaffenburg als Trennsysteme erstellt, d. h. das Abwasser wird komplett der Kläranlage zugeführt, das Regenwasser wird versickert oder direkt in das Vorflutgewässer abgegeben.

Die Stadtentwässerung an sich gliedert sich wieder in eine Reihe von Handlungsfeldern im öffentlichen Kanalnetz auf:

  1. Kanalsanierung (baulicher Zustand, Gewässerschutz – Grundwasser)

    • Eigenkontrollverordnung (Eigenüberwachung durch TV-Befahrungen, regelmäßige Prüfungen der Bauwerke etc.)
    • Bauliche Sanierungsmaßnahmen Kanalnetz (Inliner, Ersatz von schadhaften Kanälen)

  1. Kanalnetzberechnung (hydraulischer Zustand)

    • Bewertung und Optimierung der Entwässerungssicherheit im öffentlichen Netz
    • Hydraulische Prüfung / Bewertung von RRB (Regenrückhaltebecken)
    • Hydraulische Sanierungsmaßnahmen (primär Kanäle)

  1. Mischwasserbehandlung (Schmutzfrachtentlastung in Vorflutgewässer, Gewässerschutz)

    • Schmutzfrachtberechnung für das Einzugsgebiet der Kläranlage Aschaffenburg
    • Genehmigungen (für die Bauwerke)
    • Sanierungsmaßnahmen an Entlastungsbauwerken (RÜB – Regenüberlaufbecken, SK – Stauraumkanal, RÜ – Regenüberlauf)
    • Neubauten zur Netzkomplementierung und Schaffung von erforderlichem Speichervolumen (i. d. R. RÜB oder SK)


  1. Situation (und Ausblick) über die Verhältnisse in Aschaffenburg

Nachfolgend eine kurze Auflistung der einzelnen Handlungsfelder und der aktuellen Bearbeitungsstände bzw. der anstehenden Aufgaben:

zu I. Bauliche Kanalsanierung, TV-Befahrungen

Die bauliche Kanalsanierung läuft derzeit überwiegend in geschlossener Bauweise ab, und zwar in den Stadtteilen Innenstadt und Damm (Einbau von Kunststoffinlinern). Einzelne, zu stark beschädigte Abschnitte werden in offener Bauweise ausgewechselt. Insgesamt werden derzeit pro Jahr ca. 1,5 Mio. € für Inliner verausgabt, dazu kommen die beschriebenen Einzelbaumaßnahmen.

Die TV-Befahrungen für das Stadtgebiet sind als Erstbefahrung komplett durchgeführt. Nach der Eigenkontrollverordnung sind die Befahrungen in regelmäßigen Zyklen zu wiederholen.

Die Ergebnisse der TV-Befahrungen und der hydraulischen Kanalnetzberechnung bilden die Basis für Sanierungs- und Auswechselungsarbeiten im Netz. Betrachtet werden stets beide Aspekte, die Sanierung richtet sich an deren Ergebnis aus


zu II. Hydraulische Kanalnetzberechnungen

Die hydraulische Kanalnetzberechnung ist weit fortgeschritten. Derzeit wird noch in Damm, in Obernau und in Teilen der Innenstadt überrechnet. Der Stadtteil Strietwald fehlt als letzter Stadtteil noch.

Das hydraulische Sanierungskonzept im Gesamten und mit Prioritäten wird zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt.


zu III. Mischwasserbehandlung

III.1. Schmutzfrachtberechnungen

Einzugsgebiet Kläranlage Aschaffenburg

Für das Stadtgebiet liegen die komplette Datenaufnahme und die erste Überrechnung vor. Allerdings muss das gesamte Einzugsgebiet der Kläranlage betrachtet werden, also auch die angeschlossenen Gemeinden (Glattbach, Johannesberg (OT Breunsberg), Hösbach (Kernort und einige OT), Goldbach, Haibach sowie das Hafengebiet (besitzt und betreibt ein eigenes Entwässerungsnetz)).

Die Daten der Anschlussgemeinden sind in Bearbeitung und werden in Kürze erwartet. Danach kann die vorliegende Überrechnung, in der für die Anschlußgemeinden derzeit nur fundierte Annahmewerte eingeflossen sind, endgültig abgeschlossen werden.

Die Daten der Schmutzfrachtberechnung sind Grundlage für die Dimensionierung aller Bauwerke der Mischwasserentlastung im Netz.

Gewerbegebiet Obernau

Das Gewerbegebiet Obernau ist entwässerungstechnisch an den Zweckverband (ZV) AMME (Sitz in Elsenfeld) angeschlossen.

Der ZV AMME führt im Moment ebenfalls eine Schmutzfrachtberechnung seines Einzugsgebietes durch. Die Stadt ermittelt hierfür die Werte für das Gewerbegebiet und leitet diese an den ZV AMME weiter. Mit dem Rücklauf der Daten der Überrechnung kann der historische bestehende Regenüberlauf im Gewerbegebiet Obernau dann modernisiert und in diesem Zuge auch neu genehmigt werden.
III.2. Genehmigung von Entlastungsbauwerken im Entwässerungsnetz der Stadt

Die Genehmigung aller Entlastungsbauwerke im Netz ist zwingend erforderlich und wird von Seiten der Aufsichtsbehörden auch verstärkt eingefordert. Die Stadt hat hier ein Programm aufgelegt. Jährlich werden mehrere Genehmigungen neu erstellt oder auslaufende Genehmigungen verlängert. Zwei größere Konzepte, bei denen jeweils mehrere Bauwerke zusammengefasst wurden, sind nachfolgend vertieft erläutert.

III.3. Sanierungsmaßnahmen an Entlastungsbauwerken im Stadtgebiet

Weitergehende Anforderungen an Mischwassereinleitungen in Schweinheim und Gailbach – Hensbachkonzept

Aktualisierte Forderungen des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg ergeben die Berück-sichtigung weitergehender qualitativer Anforderungen an die Mischwassereinleitung in den Hensbach bzw. Gailbach. Hierfür ist 2017 ein Konzept erarbeitet worden, welches im Herbst 2017 im Stadtrat vorgestellt wird.

Gailbach

-Umbau und Sanierung der beiden RÜ / SK in Gailbach
-Baubeginn für die erste Maßnahme (Sanierung RÜ Hofgartenweg) ist noch in 2017
-Die zweite, umfangreichere, Maßnahme (Sanierung und Erweiterung SK Aschaffenburger Str.) folgt in 2018

Schweinheim

-Umgestaltung bzw. Sanierung der RÜ Gailbacher Str. und RÜ Weinbergstr.
-Umgestaltung bzw. Sanierung des RÜ Althohlstr.
-Auflassen der Notentlastung an der Tuchbleiche

Konzept Leider

In Leider sind folgende Punkte abzuarbeiten: Sanierung / Umbau von drei RÜ und dem großen SK Hafenrandstraße. Überprüfung (vor allem auch in Bezug auf die Elektrotechnik) der beiden Hochwasserpumpwerke in der Brunnengasse und auf dem Gelände der Fa. Neher. Sanierung des Schmutzwasserpumpwerkes Tränkgasse sowohl in baulicher wie auch in elektrotechnischer Hinsicht. Die Verwaltung plant hier noch in diesem Jahr eine Konzeptstudie inkl. Überprüfung des Istzustandes (der drei Pumpwerke) zu vergeben.


III.4.1. Beckenbau

Aus den bisher vorliegenden Ergebnissen der Schmutzfrachtberechnung abgeleitet, benötigt die Stadt auf Ihrem Gemeindegebiet künftig noch drei weitere RÜB (mit jeweils ca. 2.000 – 3.000 m³ Speichervolumen).

RÜB Willigisbrücke (kombiniert mit neuer Hebestation für den Mainsammler)

Das Becken wurde grundsätzlich am 20.06.2017 im PVS (betreffend die Aspekte Lage, Ein-passung in die Umgebung, Baufeld) vorgestellt. Am 16.10.2017 folgt die Vorstellung der technischen Aspekte, Kosten und der geplanten Finanzierung im Plenum.
Der Kostenstand liegt bei Gesamtkosten von ca. 15 Mio. € brutto. Diese Kosten werden im Moment nochmals kritisch durchleuchtet, um ggf. Einsparungen realisieren zu können. Das Becken ist derzeit im Planungsstand, die bauliche Realisierung ist für die Jahre 2019 / 2020 vorgesehen. Die Kosten für die Hebestation werden, da im Mainsammler auch Abwasseranteile der Gemeinde Haibach enthalten sind, nach einem Verteilungsschlüssel aufgeteilt.

RÜB Damm (Nähe Gärtnerei Schnarr), ebenfalls kombiniert mit neuer Hebestation für den Hauptsammler Damm

Der Bau dieses Beckens ist momentan für die Jahre 2023 / 2024 vorgesehen. Das neue Hebewerk (für den Hauptsammler Damm) an dieser Stelle ist eine Gemeinschaftsaufgabe der Stadt und der Anschlussgemeinden und wird über einen Verteilungsschlüssel gemeinsam finanziert.

RÜB Kläranlage

Mit dem RÜB direkt vor der Kläranlage wird die Möglichkeit geschaffen, neben dem benötigten Speichervolumen hier den bisher fehlenden Abschlag in den Main (zum Schutz der Anlage) zu realisieren. Vorgesehener Bauzeitraum 2025 / 2026.


III.4.2. Weitere größere Baumaßnahmen im Stadtgebiet

Die nachfolgenden Maßnahmen wurden bereits alle im Stadtrat thematisiert. Bei b) und c) wurden die Planungen zwischenzeitlich reduziert (Verringerung des Umgriffes, geänderte technische Lösungen).

a) Hochwasserpumpwerk Fischerviertel

Das Projekt soll im Frühjahr 2018 in die Realisierung gehen. Als Gesamtkosten, wie im Stadtrat berichtet, werden ca. 2,25 Mio. € erwartet.

b) Sanierung Entwässerung Haibacher Str. / Zufahrt Klinikum (ehemals Becken Alois-Alzheimer-Allee)

Das Projekt wurde deutlich reduziert. Kernpunkt ist die Sanierung und Umgestaltung der vorhandenen, ungenehmigten, Einleitung in den Krämersgrundbach. Vorgesehen ist eine kosten-günstige Lösung mit Fertigbauteilen, die eine Kostenreduzierung auf ca. 275.000 € mit sich bringt (statt ursprünglich ca. 650.000 €). Vorstellung des neuen Konzeptes im PVS im Oktober 2017.

c) Sanierung Entwässerung Schlossberg

Im Rahmen der konzeptionellen Bearbeitung der Maßnahme ergibt sich eine favorisierte Variante, die eine vergleichsweise einfache technische Ausführung umfasst. Der Projektumgriff kann deutlich reduziert werden. Vorstellung der neuen Planungsüberlegungen im PVS im Winter 2017 / 2018.


  1. Darstellung

Das Ingenieurbüro Unger, Darmstadt, hat die obenstehenden Sachverhalte in wenigen Übersichtslageplänen als Power-Point-Präsentation dargestellt.


  1. Kosten

Die erwarteten Kosten sind für Einzelprojekte, für die bereits eine Kostenschätzung und / oder Kostenberechnung vorliegt, im Text genannt.


  1. Finanzierung

Einzelne Projekte und Planungen sowie Konzepte (die im Stadtrat beschossen sind) sind bereits im Haushalt als Maßnahmen dargestellt.

Neue bzw. in Zukunft deutlich umfangreichere Projekte müssen jeweils, nach Zustimmung im Stadtrat, in die Haushaltsberatungen eingebracht werden.


Anmerkung:

Der Vortag umfasst nur den Bereich Stadtentwässerung.

Der Themenkomplex Gewässer mit den Unterthemen Gewässerunterhalt, Gewässerumbau und Gewässerausbau sowie der Bereich Hochwasservorsorge (Berechnungen von Hochwasser-ereignissen, Hochwasserschutz, Hochwassersanierung) ist ausgeklammert.

Gleiches gilt für den Themenbereich Kläranlage.

.Beschluss:

I. Der Bericht der Verwaltung über den aktuellen Planungs- und Projektstand wird zur Kenntnis genommen.

II. Angaben zu den Kosten:

Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [   ]
nein [ X ]

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 0, Dagegen: 0

Datenstand vom 17.01.2018 09:15 Uhr