Pop-up-Radwege - Antrag GRÜNE vom 23.06.2020: Sicherer Radverkehr in Aschaffenburg mit Pop-up-Radwegen - Antrag ÖDP von Leonie Kapperer und Bernhard Schmitt vom 15.06.2020: Pop-up-Radweg in der Rhönstraße - Antrag der SPD-Stadtratsfraktion vom 29.06.2020: Pop-up-Radwege Dämmer Mitte


Daten angezeigt aus Sitzung:  6. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates, 14.07.2020

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Planungs- und Verkehrssenat 6. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates 14.07.2020 ö Beschließend 4PVS/6/4/20

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

  1. Bericht der Verwaltung
Unter dem Begriff „Pop-up Radwege“ wurden seit Beginn der Corona-Pandemie in zahlreichen Städten temporäre Umgestaltungen des Straßenraumes zu Gunsten des Radverkehrs umgesetzt. Insbesondere in Berlin haben die dortigen Pop-Up-Radwege eine bundesweite Aufmerksamkeit erhalten. Durch das stark gesunkene Kfz-Verkehrsaufkommen und der erhöhten Nachfrage im Radverkehr (z.B. um Personenkontakt im ÖPNV zu meiden oder sich selbst gesundheitlich zu betätigen) wurden einzelne Fahrstreifen im Zuge mehrstreifiger Hauptverkehrsachsen zu Radverkehrsanlagen umfunktioniert. Prägend für das öffentliche Bild sind dabei gelbe (Baustellen-)Markierungen und Barken. Bei der dazugehörigen Aussage aus Berlin „eine Woche planen, eine Woche bauen“ muss ergänzt werden, dass die Maßnahmen in aller Regel vor den Lichtsignalanlagen an den Knotenpunkten enden und nach den Lichtsignalanlagen wieder beginnen. Denn deren technische Umprogrammierung und Anpassung ist nicht innerhalb dieses kurzen Zeitfensters möglich.
Im Gegensatz zu Großstädten gibt es in Aschaffenburg nur wenige Straßen mit mehrstreifigen Führungen. Diese sind aufgrund ihrer Funktion als Kfz-Hauptverkehrsstraße oftmals für den Radverkehr sehr unattraktiv und haben nur eine untergeordnete Funktion. Es ist daher in Aschaffenburg nicht sinnvoll, plakative Maßnahmen ohne gesicherte Knotenpunkte und passende Anschlussstellen sowie ohne einen bedeutsamen Netzzusammenhang umzusetzen.
Nach Auffassung der Stadtverwaltung sollte gelten:
  • Alle Pop-Up Radwege sind geeignet, auch dauerhaft zu bleiben.
  • Alle Pop-Up Radwege sind sinnvoll, also mit einer Netzfunktion im Radverkehrskonzept.
Die drei vorgeschlagenen Projekte sollen deshalb auch nicht mit gelber Baustellenmarkierung und Barken, sondern mit einfachen Mitteln so umgesetzt werden, dass sie auch dauerhaft bestehen bleiben können.

  1. Radfahrstreifen in der Luitpoldstraße in Zusammenhang mit der Umweltstraße
Die Luitpoldstraße ist eine Radverkehrsverbindung zweiter Ordnung nach dem Radverkehrskonzept. Im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplans Innenstadt hat der Stadtrat die Verwaltung beauftrag Konzepte für die Luitpoldstraße (bzw. in Abschnitten) als Umweltstraße auszuarbeiten. In einer Umweltstraße ist dann kein motorisierter Individualverkehr mehr möglich. Dies wird durch die gestiegene Attraktivität die Anzahl der Radfahrenden in diesem Abschnitt gegenüber der parallel verlaufenden Erthalstraße deutlich erhöhen.
In diesem Zusammenhang gibt es Überlegungen der Verwaltung die Straßenraumaufteilung ab der Treibgasse in Richtung Friedrichstraße zu ändern und einen komfortablen Radfahrstreifen als „Pop-Up-Radweg“ einzurichten. Der rechte, ca. 3,0 m breite Fahrstreifen kann dabei z.B. zu einem 2,25 m breiten Radfahrstreifen mit einer 0,75 m breiten Sperrfläche zum Kfz-Verkehr ausgestaltet werden. Diese Überlegungen fließen derzeit in die Planungen zur „Umweltstraße Luitpoldstraße“ ein und können im Rahmen der Probephase Umweltstraße mit umgesetzt werden. Nach der Sommerpause soll die Luitpoldstraße im Stadtrat behandelt werden.


  1. Umsetzung einer Fahrradstraße in der Deschstraße in Verlängerung der Fahrradstraße „Deutsche Straße“
Die Deschstraße ist eine Radverkehrsverbindung erster Ordnung nach dem Radverkehrskonzept. Die Einrichtung der Fahrradstraße in der östlich anschließenden Deutschen Straße ab dem Hohenzollernring bis Elsässerstraße hat sich nach gut einem Jahr Probezeit bewährt und entgegen anderslautender Befürchtungen keine Probleme verursacht. Auch die Verkehrsbetriebe haben keine Störungen im Betriebsablauf durch Radfahrende festgestellt, sodass die Fahrradstraße Deutsche Straße nun verstetigt und auch im Abschnitt zwischen Hohenzollernring und Bayernstraße dauerhaft eingerichtet werden soll.
Die Machbarkeitsstudie zur Radschnellverbindung Aschafftal hat empfohlen, die Fahrradstraße als Führungsform in der Deschstraße vorzusehen und bis zur Einmündung in die Lindenallee fortzusetzen. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund einer kontinuierlichen und durchgängigen Führungsform wichtig und gewährleistet schnelles und gleichzeitig sicheres Radfahren bei durchschnittlich 20-25 km/h. Die schlechte Oberflächenqualität in der Deschstraße ist ein Hemmnis, das im Rahmen der Umsetzung der Radschnellverbindung Aschafftal mit Unterstützung einer Förderkulisse behoben werden soll. Hierfür muss aber die noch laufende Abstimmung des Verfahrens und der Förderung für die gesamte Verbindung abgewartet werden.
Unabhängig davon ist es vor dem Hintergrund der Umsetzung der Radschnellverbindung Aschafftal schon heute möglich, die Deschstraße als Fahrradstraße auszuweisen. Denn Fahrradstraßen können dort umgesetzt werden, wo nach der Verwaltungsvorschrift zur StVO zu Zeichen 244 „der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder dies alsbald zu erwarten ist“.
Neben der anderen Ausweisung sind vorerst keine weiteren Eingriffe in die bestehenden Regelungen zum fahrenden Verkehr oder zum Parken zwingend erforderlich. Im Rahmen der Pop-up Radwege kann die Fahrradstraße Deschstraße ähnlich der Fahrradstraße Deutsche Straße in einer Probephase getestet werden, um sie später zu verstetigen.

  1. Umsetzung einer Fahrradstraße in der Lamprechtstraße als Verbindung zwischen City-Ring und Fahrradstraße Brentano-Achse und dem Mainufer umzusetzen
Die Lamprechtstraße ist eine Radverkehrsverbindung zweiter Ordnung nach dem Radverkehrskonzept. Sie ist aktuell Bestandteil einer 30er Zone. Sie stellt die mit Kraftfahrzeugen am geringsten frequentierte Verbindung zwischen dem City-Ring und dem Mainufer dar. Zudem hat sie eine sehr gleichmäßige Topographie und im Gegensatz zu den anderen Verbindungen (Schloßberg, Dalbergstraße oder Löherstraße) keine besonders steilen Teilabschnitte. Mit Ausnahme des ca. 180 m langen Abschnitts zwischen der Schweinheimer Straße und der Nelseestraße hat sie auch eine sehr gute Oberflächenqualität. Das alternierende Parken zwischen Nelseestraße und Obernauer Straße hat sich bewährt und bietet Kraftfahrzeugen und Radfahrenden gute Gelegenheiten zum sicheren gegenseitigen Passieren.
Aus diesen Gründen ist die Lamprechtstraße schon heute bei den Radfahrenden sehr beliebt. Da sie im Westen an das Mainufer anschließt und im Osten sowohl direkt an den City-Ring als auch an die Fahrradstraße „Brentano-Achse“ angebunden ist, bietet sie sich ideal als Fahrradstraße und Verbindungsstück im Radwegenetz an. Diese Funktion sollte durch eine Ausweisung als Fahrradstraße unterstützt werden.
Lediglich der kurze Abschnitt zwischen Obernauer Straße und Am Floßhafen muss von der Ausweisung als Fahrradstraße ausgenommen werden. Aufgrund der deutlich höheren Kfz-Verkehrsbelastung kann dort eine Fahrradstraße straßenverkehrsrechtlich noch nicht angeordnet werden.

.Beschluss: 1

I.
1.        Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.

2.        Die Verwaltung wird beauftragt, einen Pop-up-Radweg im Rahmen der Probephase zur Umweltstraße mit zu berücksichtigen.

3.        Die Verwaltung wird beauftragt, als Pop-up-Radweg eine Fahrradstraße in der Deschstraße in Verlängerung der Fahrradstraße „Deutsche Straße“ umzusetzen.

4.        Die Verwaltung wird beauftragt, als Pop-up-Radweg eine Fahrradstraße in der Lamprechtstraße als Verbindung zwischen City-Ring und Fahrradstraße Brentano-Achse und dem Mainufer umzusetzen.

II. Angaben zu den Kosten:

Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:        ja [ X ]        nein [   ]

Sofern Kosten entstehen:
Die Kosten sind im laufenden Haushaltsplan veranschlagt        ja [ X  ]        nein [   ]
Es entstehen Folgekosten        ja [   ]        nein [X  ]
Häufigkeit der Folgekosten        einmalig
[  ]        wiederkehrend
[   ]

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 16, Dagegen: 1

.Beschluss: 2

Hinsichtlich des Antrags der ÖDP vom 15.06.2020 zur „Einführung eines Pop-up-Radweges in der Rhönstraße“ sagt Herr Oberbürgermeister Jürgen Herzing die Durchführung eines Ortstermins zu.

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 0, Dagegen: 0

Datenstand vom 16.09.2020 08:27 Uhr