Mainradweg: Ausbaustrategie und Förderprogramm


Daten angezeigt aus Sitzung:  4. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates, 20.04.2021

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Planungs- und Verkehrssenat 4. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates 20.04.2021 ö Beschließend 7PVS/4/7/21

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

Sachstand

Der offizielle und vom Franken-Tourismus vermarktete Mainradweg hat auf dem Stadtgebiet eine Länge von ca. 8,3 km. Auch die Route Nr. 5 des Deutschlandnetzes, das Bayernnetz sowie der Deutsche Limes-Radweg verlaufen deckungsgleich. Neben dem touristischen Aspekt hat der Mainradweg eine sehr hohe Bedeutung für den Alltagsradverkehr. Im Radverkehrskonzept ist er im Bereich der Kernstadt und in Richtung Mainaschaff als Radhauptverbindung 1. Ordnung definiert. In Richtung Niedernberg ist er nur als Freizeitroute definiert. Allerdings findet auch von Niedernberg und Großostheim aus ein hoher Anteil an Alltagsfahrten statt, die in hohem Maße mit dem E-Bike zurückgelegt werden.

Der Franken-Tourismus legt alljährlich einen Befahrungsbericht zur Qualitätssicherung mit Mängelstellen im jeweiligen Zuständigkeitsbereich vor. Schon lange werden dabei Mängel an der Wegweisung, Wegbreite und vor allem an der Oberflächenqualität geäußert. Bislang wurden stets nur die notwendigen Klein- und Reparaturmaßnahmen durchgeführt. Aufgrund der Nutzbarkeit des Weges, anderer Schwerpunkte und wegen des hohen finanziellen Aufwandes wurden grundlegende Sanierungsmaßnahmen bislang nur im Bereich des Schlossufers durchgeführt. Auch eine sichere Umfahrung der gefährlichen Engstelle am Pompejanumsfelsen wurde bislang aus Kostengründen nicht über eine Vorplanung hinaus vertieft.

Förderprogramm zum Ausbau des Radnetzes Deutschland
Die Bundesregierung hat aktuell ein Förderprogramm zum Ausbau und zur Erweiterung des Radnetzes Deutschland aufgelegt. Dieses ist Bestandteil des Klimaschutzprogrammes 2030. Obwohl die D-Routen schwerpunktmäßig ein Freizeitnetz sind, gibt es eine sehr hohe Förderquote in Höhe von 80 % aller förderfähigen Kosten.
Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) nimmt umfangreiche Aufgaben zur Radverkehrsförderung für das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) wahr. Für investive infrastrukturelle Maßnahmen muss nun ein Antrag beim BAG bis zum 02.08.2021 erfolgen. Die Finanzierung muss gesichert und ein Abschluss aller Maßnahmen bis zum 31.12.2023 erfolgen.
Neben der Stadt Aschaffenburg haben auch Mainaschaff und Kleinostheim großes Interesse an der Nutzung dieses Programms geäußert. Einer Antragstellung im interkommunalen räumlichen Zusammenhang werden hohe Chancen beigemessen. Da die Mittelbereitstellung für dieses Programm aktuell nur 45 Millionen EUR deutschlandweit vorsieht, ist eine Überzeichnung des Programmes zu erwarten. Eine zeitnahe Antragstellung wird auch deshalb von Vorteil sein.
Von den förderfähigen Maßnahmen sind insbesondere die folgenden für das Stadtgebiet zutreffend:
- Verbesserung der Ausbaubreite
- Verbesserung der Oberflächenbeschaffenheit
- Beseitigung von Gefahrenstellen

Ausbaustrategie Mainradweg im Stadtgebiet Aschaffenburg

Die Stadtverwaltung hat vor diesem Hintergrund des Förderprogrammes eine Ausbaustrategie für den Mainradweg aufgestellt. Dies beinhaltet vor dem Hintergrund den folgenden zeitlichen Ablauf:
2021: Antragstellung, Planung und Vorbereitung der Baumaßnahmen, Beauftragung der erforderlichen Umweltschutzverfahren
2022: Bauliche Umsetzung der Ausbaumaßnahmen südlich der Willigisbrücke bis zur Gemarkungsgrenze nach Niedernberg
2023: Bauliche Umsetzung der Ausbaumaßnahmen nördlich der Willigisbrücke bis zur Gemarkungsgrenze nach Mainschaff.
Als Ausbaustandard wurde eine allgemeine Zielbreite von 3,5 m sowie eine glatte asphaltierte Oberfläche festgelegt. Die glatte Oberfläche kommt dabei nicht nur den Radfahrenden, sondern auch allen Fußgängern, Inline-Skatern, Rollern, Skateboards, Kinderwägen und Rollatoren zu Gute. Eine interkommunale Verbindung in diesem Standard ist auch als Beitrag zur Erhöhung des Standortfaktors „Freizeitwert“ zu sehen und wird sich bei den Bürgerinnen und Bürgern größter Beliebtheit erfreuen. Die Breite von 3,5 m entspricht einer Radhauptverbindung nach bayerischem Standard. Im Kernbereich sind allerdings höhere Maße vorzusehen.
Deshalb wird zwischen dem Pompejanum und der Kleingartenanlage Mörswiese (Anschluss Schlotfegergrund) die Neuanlage eines zurückgesetzten zweiten Weges auf der Trasse des großen Main-Sammelkanals vorgeschlagen. Diese Vorgehensweise bringt mehrere Vorteile:
  • Der Bereich ist durch seine geringe Breite bei sehr hohen Nutzerzahlen äußerst konfliktträchtig. Die Trennung von Fuß- und Radverkehr kann die Verkehrssicherheit auf der Radhauptverbindung 1. Ordnung im Alltagsradverkehr in hohem Maße erhöhen.
  • Auf der Trasse des Main-Sammelkanals hat sich nach dessen Sanierung bereits ein Weg durch die ständige Begehung durch die Bürgerinnen und Bürger etabliert. Dessen Befestigung und Versiegelung stellt im Vergleich zum ökologisch wesentlich sensibleren Uferbereich einen wesentlich geringeren Eingriff hinsichtlich der Belange von Natur- und Umweltschutz dar.
  • Auch beim baulichen Aufwand und den Kosten bei Bau und im Unterhalt des Weges bringt die zurückgesetzte Trasse in größerer Entfernung zu den hohen Bäumen viele Vorteile.

Am Pompejanumsfelsen ist eine sichere Umfahrung zu planen und umzusetzen. Die weniger als 1,5m breite Engstelle ohne Einsehbarkeit ist dauerhaft eine sehr große Gefahrenstelle und Ursache für zahlreiche Beschwerden seitens der Bürgerinnen und Bürger. Eine Befahrung mit Lastenfahrrädern oder Kinderanhängern ist auf dieser Radhauptverbindung 1. Ordnung aktuell nicht möglich. Die fehlende Sicherung zum Main ist laut dem Befahrungsbericht des Franken-Tourismus die letzte ungesicherte Stelle im gesamten Routenverlauf des Main-Radweges über 600 km. Bei der zu beauftragenden Planung werden die Konzeptentwürfe zur Umfahrung des Pompejanumsfelsen aus den 2010er-Jahren gewürdigt.

Für den Abschnitt zwischen dem Pompejanumsfelsen und dem Theoderichstor wurde bereits für das Projekt „Umgestaltung des Schlossufers“ ein verbreiterter Ausbau vorgesehen.

Kosten

Die Stadtverwaltung hat überschlägig mit rund 100 EUR je Quadratmeter für den Ausbau und die Neuasphaltierung des Weges kalkuliert. Zusätzlich werden Planungskosten entstehen. Insgesamt werden für den Ausbau des Weges ca. 2 Millionen EUR kalkuliert. Als besonders aufwendig und schwierig ist die Umfahrung des Pompejanumsfelsen zu sehen. Diese wurde vorläufig mit rund 1,0 Millionen EUR kalkuliert. Im Falle einer vollumfänglichen Teilnahme am Förderprogramm würden für die Stadt in den Jahren 2022 und 2023 rund 640.000 EUR Kosten entstehen (20 % von rd. 3,2 Millionen EUR Gesamtkosten).

Empfehlung der Stadtverwaltung

Ein Förderprogramm mit einer solch hohen Förderquote entlang einer Freizeitroute ist bislang einzigartig. Die große Chance zur Sanierung des Mainradweges sollte deshalb ergriffen und ein dementsprechender Antrag zur Teilnahme am Förderprogramm eingereicht werden. Voraussichtlich wird das bundesweite Interesse an dem Programm dessen bisherige Mittelausstattung deutlich übersteigen. Weitere Mittelzuweisungen erscheinen aber nach der Bundestagswahl im Herbst ebenso möglich wie eine ergänzende Landesförderung des Freistaates.
Mit der Antragstellung sollte die Stadt Aschaffenburg das große Interesse am Ausbau des Mainradweges zeigen und damit auch das Ziel der Stärkung des regionalen Radverkehrs im interkommunalen Zusammenhang mit den Landkreiskommunen demonstrieren.

.Beschluss:

I.
  1. Der Zustandsbericht der Verwaltung zum Mainradweg im Stadtgebiet wird zur Kenntnis genommen (Anlage 4).

  2. Die Verwaltung wird beauftragt, im Rahmen des Förderprogramms zum Ausbau des Radnetzes Deutschland einen Förderantrag zum Ausbau des Mainradweges zu stellen und das Projekt bis Ende 2023 umzusetzen.

  3. Als Zielstandard wird hierfür eine Breite von mindestens 3,5 m sowie eine glatte asphaltierte Oberfläche festgelegt.

  4. Die Verwaltung wird beauftragt zu prüfen, ob zwischen Pompejanum und Kleingartenanlage Mörswiese (Anschluss Schlotfegergrund) die Neuanlage eines zurückgesetzten zweiten Weges auf der Trasse des Main-Sammelkanals erfolgen kann.

  5. Am Pompejanumsfelsen soll die Planung und Umsetzung einer sicheren und komfortablen Umfahrung beauftragt werden.

II. Angaben zur Klimawirkung:

Bewertung -  jeweils Mehrung oder Minderung der Treibhausgase (THG)
Wenig klimarelevant
Teilweise klimarelevant
Sehr klimarelevant
[..x..]   keine weiteren Angaben erforderlich
[…..]   kurze Erläuterung in den Begründungen
[…..]  ausführlicher Erläuterung
in den Begründungen
Bewertungsschema nach KÖP (Klimaschutzmanagement in öffentlich Projekten)
 (Nationale Klimaschutz-Initiative  -  Klimabündnis / ifeu-Heidelberg / BMU)


III. Angaben zu den Kosten:

Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [ x ]
nein [  ]

Sofern Kosten entstehen:


Die Kosten sind im laufenden Haushaltsplan veranschlagt
ja [ x  ]
nein [   ]
Es entstehen Folgekosten
ja [   ]
nein [ x ]
Häufigkeit der Folgekosten
einmalig
[  ]
wiederkehrend
[   ]

Abstimmungsergebnis:
Einstimmig angenommen

Datenstand vom 05.07.2021 09:54 Uhr