Förderung von Investitionen in nationale Projekte des Städtebaus: „Aufwertung und Neugestaltung des Schlossufers“ Teilprojekt: Verlegung der Booteinsetzstelle vom Theoderichstor an den Mainwiesenweg


Daten angezeigt aus Sitzung:  7. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates, 20.07.2021

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Planungs- und Verkehrssenat 7. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates 20.07.2021 ö Beschließend 3PVS/7/3/21

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

Kurzfassung:
Die Slipanlage am Theoderichstor ist nicht mehr zeitgemäß und genügt nicht mehr den Anforderungen für Rettungseinsätze; zudem bestehen Nutzungs- und Verkehrskonflikte auf Grund der beengten Platzverhältnisse. 
Im Rahmen der Umgestaltung des Schlossufers soll die Slipanlage vorzugsweise an den Mainwiesenweg verlagert werden. Die Wasserschutzpolizei (WSP,) das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) und die Feuerwehr Aschaffenburg (FW) haben sich im Ergebnis einer Standortalternativenprüfung für den Standort Mainwiesenweg ausgesprochen (vgl. Anlage 1). Ein Alternativstandort konnte nicht ermittelt werden.
Das WSA hat die Stadt weiterhin in einem Schreiben darauf hingewiesen, dass die neue Slipanlage am Mainwiesenweg nicht allein für Rettungseinsätze, sondern auch für private Zwecke (Einsetzen von Sportbooten) zur Verfügung gestellt werden muss (vgl. Anlage 2). 
Auf Grundlage dieser Erkenntnisse und Anforderungen legt die Verwaltung dem Stadtrat eine Konzeptplanung des Büros FKS vor, die eine standortgerechte und verträgliche Einbindung der geplanten Booteinsetzstelle am Standort Mainwiesenweg ermöglicht (vgl. Anlagen 3 bis 8).

Erläuterungen:
Am Theoderichstor befindet sich eine Bootseinlassstelle (Slipanlage), die sowohl von der Polizei, der Feuerwehr und Rettungsdiensten als auch von privaten Bootseigentümern - vorwiegend aus dem örtlichen Yachthafen - genutzt wird. Dies bedingt unerwünschten Zufahrtsverkehr über den Schlossberg. Zudem stehen am Ufer Stellplätze nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung. 

Im Masterplan für das Schlossufer ist eine Neugestaltung dieser Fläche vorgesehen. Zwischen der Mainuferpromenade und dem Main ist eine Treppenanlage mit flachen Stufen vorgesehen. Es verbleibt eine schmale Slipanlage für kleinere Boote, die weiterhin von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten genutzt werden kann. Zudem soll hier ein Steg als Anleger für Wasserwanderer entstehen. 

In der Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates am 19.05.2020 hat der Stadtrat folgenden Beschluss gefasst:
  1. Der Verlegung der Slipanlage (Bootseinlassstelle) vom Theoderichstor zum Mainwiesenweg im Zuge der Neugestaltung des Schlossufers wird zugestimmt. 
  2. Die Verwaltung wird beauftragt, die erforderlichen Planungen einzuleiten. 

Am 02.03.2021 fand am vorgesehenen Standort „Mainwiesenweg“ (unterhalb der Hafenbahnbrücke) mit den Mitgliedern des Planungs- und Verkehrssenates ein Ortstermin statt. Dabei wurden Bedenken gegen den neuen Standort vorgetragen, da es hier zu einer Überschneidung vielfältiger Nutzungsansprüche komme (u. a. Fuß- und Radweg, bereits heute parkende Fahrzeuge durch Nutzer des Sportplatzes, der Gaststätte und der Veranstaltungen im Nilkheimer Park usw.) und Konflikte bei einer weiteren Ausdehnung der Nutzungen gesehen werden.

Es wurde angeregt, diese Bootseinlassstelle daher ausschließlich für Rettungseinsätze zur Verfügung zu stellen. Freizeitnutzungen (Einsetzen von privaten Sportbooten) sollten hingegen ausgeschlossen werden, um möglichen Nutzungs- und Verkehrskonflikten mit den bestehenden Nutzungen vorzubeugen.

Mit Schreiben vom 08.03.2021 wurde daher das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) um Stellungnahme gebeten, ob auf die Bereitstellung einer öffentlichen Slipanlage, die auch Privaten zur Verfügung steht, im Mainuferbereich der Stadt Aschaffenburg verzichtet werden könne, da es aus Sicht der Stadt Sportbootfahren zuzumuten sei, andere (bereits bestehende und öffentlich zugängliche) Slipanlagen oberhalb der Schleuse Obernau bzw. unterhalb der Schleuse Kleinostheim zu nutzen.

Mit Schreiben vom 31.03.2021 nahm das WSA Stellung zu dieser Anfrage und stellte klar, dass auf eine öffentlich zugängliche Bootseinlassstelle zum Main im Stadtgebiet Aschaffenburgs nicht verzichtet werden kann. Bei Auflassung der Slipanlage am Theoderichstor ist im Stadtgebiet ein entsprechender Ersatz zu schaffen.

Aus diesem Grund fand im Mai eine Besprechung mit Vertretern der betroffenen Behörden Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, Wasserschutzpolizei und Amt für Brand- und Katstrophenschutz statt, um zu klären, ob ggf. ein anderer Standort im Stadtgebiet für eine solche Slipanlage geeignet ist. Im Anschluss daran wurde von diesen Dienststellen gemeinsam eine Untersuchung aller Uferbereiche des Mains im Stadtgebiet unterhalb der Schleuse Obernau vorgenommen.

In einer gemeinsamen Stellungnahme vom 28.05.2021 haben sich die Wasserschutzpolizei (WSP,) das Wasserstraßen- und Schiffartsamt (WSA) und die Feuerwehr Aschaffenburg (FW) im Ergebnis einer Standortalternativenprüfung für den Standort Mainwiesenweg ausgesprochen. Ein Alternativstandort konnte im Stadtgebiet nicht ermittelt werden.

Es wird daher vorgeschlagen, an diesem Standort festzuhalten und den Beschluss des PVS vom 19.05.2020 zu bestätigen.


Konzeptplanung 
Auf Grundlage dieser Erkenntnisse und Anforderungen legt die Verwaltung dem Stadtrat eine Konzeptplanung des Büros FKS vor, die eine standortgerechte und verträgliche Einbindung der geplanten Booteinsetzstelle am Standort Mainwiesenweg ermöglicht.

Die Konzeptplanung wurde in vier Stufen gegliedert. Aufbauend von der Grundanforderung der Rettungskräfte an eine Bootseinsetzstelle (Stufe 1), werden in Stufe 2 die erforderliche Infrastruktur für die privaten Zwecke (Zuwegung und Stellplätze für Bootstrailer) dargestellt und in Stufe 3 Parkplätze für Besucher (der Sport- und Freizeitanlagen) ausgewiesen sowie in Stufe 4 der Ausbau des Mainwiesenwegs mit Anschluss an die Großostheimer Straße aufgezeigt.

Stufe 1
Die Feuerwehr Aschaffenburg hat für die erforderliche Infrastruktur für Rettungseinsätze einen Anforderungskatalog zusammengestellt, der dieser Planung zu Grunde liegt. 
  • Breite Sliprampe ca. 5m. (Boot 2,5m beidseitig 1,25m Rangierbereich bzw. Gehfläche)
  • Rampe in Beton (bessere Traktion)
  • Rampe auch für Niedrigwasser auslegen
  • Seitlich neben Rampe (beidseitig oder einseitig) Anlegestelle für 2 Boote, je ca. 10m Länge. Anfahrmöglichkeit landseitig mit Rollwagen o.ä.
  • Gespannlänge Fahrzeug + Anhänger ca. 17m
  • Abstellfläche für 4 bis 5 Gespanne, Schotterrasen o.ä. möglich.

Da es bereits bei der bestehenden Wegeführung des Fuß- und Radwegs zu Konflikten kommt, wurde für die Einbindung der Booteinsetzstelle auch eine Verschwenkung des Fuß- und Radwegs vorgenommen und die bestehende scharfe Kurve durch eine langgezogene Tangente ersetzt. Hiermit werden Konflikte durch eingeschränkte Sicht und Sichtbarkeit vermieden.

Stufe 2
Auf Grund der Anforderung an die Stadt Aschaffenburg eine öffentlich zugängliche Bootseinlassstelle zum Main im Stadtgebiet anzubieten wurde für die Nutzung durch private Sportboote eine Verbreiterung des Fuß- und Radweges von 3,50 m auf 5 m erforderlich und eine Stellplatzanlage für Bootstrailer in Schotterbauweise. Die Stellplatzanlage bietet Platz für 8 Gespanne und damit im Vergleich zum bestehenden Standort am Theoderichstor ein deutlich besseres Angebot.

Stufe 3
Während des Ortstermins der Mitglieder des Planungs- und Verkehrssenates am 02.03.2021 wurde für die bereits bestehenden Nutzungen am Mainwiesenweg eine Neuordnung und Erweiterung des Parkplatzangebots diskutiert. Auf Grund der vielfältigen Freizeitmöglichkeiten des Standortes (Sport und Vereinsleben, Gastronomie und individuelle Freizeitbetätigungen am Mainufer) kommt es zu Nutzungskonflikten, die insbesondere aus einem erhöhten Parkdrucks des Besucherverkehrs resultieren. Die Konzeptplanung berücksichtigt das Besprechungsergebnis und sieht u.a. einen Parkplatz für Besucher vor dem Hangar mit 17 PKW-Stellplätzen vor. Dieser kann je nach Bedarf (bei Veranstaltungen) erweitert werden (hier: 44 Stellplätze, Erweiterungen nach Bedarf im Bereich des Flugfeldes). Für den Sport- und Fußballplatz wurden weitere 32 Stellplätze als Schotterrasenfläche zugeordnet.

Stufe 4
Im Zuge des Ortstermins im März wurde auch die Erfordernisse des Ausbaus des Mainwiesenwegs angesprochen. Der Zufahrtsbereich des Mainwiesenwegs von der Großostheimer Straße zum Main wird vielfältig genutzt. Neben der Erschließung der anliegenden Grundstücke, wird die Straße häufig von Besuchern des nahen Mainufers genutzt. Zu Spitzenzeiten kommt es zu Konflikten mit dem Besucherverkehr. Weiterhin ist hier eine Notwendemöglichkeit für LKW eingerichtet, als derzeit letzte Wendemöglichkeit vor der durchfahrtshöhenbeschränkten Bahnunterführung an der Großostheimer Straße.
Mit dem Ausbau sollen die Nutzungskonflikte minimiert und die Funktionen geordnet werden. So wird die vorzuhaltende Funktion der Wendemöglichkeit für LKW als Kreisverkehr ausgebildet, mit dem die Verkehre (Fahrrad- und Besucherverkehre) sinnvoll und verkehrssicher geordnet werden können.

Umsetzung im Rahmen der Umgestaltung des Schlossufers
Die Maßnahmen der Stufen 1 und 2 resultieren direkt aus der geplanten Verlegung der Booteinsetzstelle vom Theoderichstor an den Mainwiesenweg und sind daher dem geförderten Projekt zur Aufwertung und Neugestaltung des Schlossufers zuzuordnen. Für beide Stufen wurde eine Kostenprognose von rd. 1.090.000 € erstellt, wobei die Kosten für den Bootsanleger mit Umfeld rd. 750.000 € und die Verschwenkung des Radwegs (Neubau) mit rd. 190.000 € kalkuliert sind (zusammen rd. 940.000 €, Stufe 1). Die Kosten für die ergänzende Infrastruktur zur öffentlichen Nutzung der Slipanlage wurden mit rd. 150.000 € angesetzt.
Der Neubau des Radwegs am Mainwiesenweg wurde auch für das Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums „Radnetz Deutschland“ angemeldet. 

Die Maßnahmenpakete der Stufen 3 und 4 können in das Förderprojekt Schlossufer nicht eingebracht werden und sind eigenständig zu betrachten. Als Kostenprognose wurden für die Stufe 3 (Ordnung der Stellplätze) rd. 1.150.000 € (+ 60.000 € zu Stufe 2) und für die Stufe 4 (Ausbau des Mainwiesenwegs) rd. 1.810.000 € (+ 660.000 € zu Stufe 3) veranschlagt.

Die Erarbeitung der weiteren Planungsphasen für die Stufen 1 und 2 erfolgen durch die bereits beauftragte Schlossufer GbR (FKS/Tröllenberg und Vogt/ Grassel).

Anlagen
Anlage 1:         Gemeinsame Stellungnahme WSV / Polizei / Feuerwehr zur Standortalternativenprüfung für eine Bootseinsetzstelle in Aschaffenburg (mit Lageplan)
Anlage 2:         Schreiben WSA zu Anforderung einer öffentlichen Bootseinsetzstelle
Anlage 3:        Anforderungskatalog der Rettungskräfte (Büro Grassel)
Anlage 4:        Stufe 1, Konzeptplan für eine Bootseinsetzstelle für Rettungseinsätze (Büro FKS)
Anlage 5:        Stufe 2, Konzeptplan für eine Bootseinsetzstelle für Rettungseinsätze und private Sportboote (Büro FKS)
Anlage 6:        Stufe 3, Konzeptplan für eine Bootseinsetzstelle für Rettungseinsätze und private Sportboote mit Erweiterung des Parkplatzangebots (Büro FKS)
Anlage 7:         Stufe 4, Konzeptplan für eine Bootseinsetzstelle für Rettungseinsätze und private Sportboote mit Erweiterung des Parkplatzangebots und Ausbau des Mainwiesenwegs (Büro FKS)
Anlage 8:        Kostenprognosen der Stufen 1 bis 4 (Büro FKS)

.Beschluss:

1. Der Beschluss des Stadtrates (PVS) vom 19.05.2020, die Verlegung der Funktionen der Slipanlage (Bootseinlassstelle) vom Theoderichstor an den Mainwiesenweg im Zuge der Neugestaltung des Schlossufers, wird bestätigt.

2. Am Mainwiesenweg soll eine Bootseinsetzstelle entstehen, die Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei zur Verfügung steht. Die Nutzungsmöglichkeit auch für Sportbootfahrer wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Im Rahmen der Planung sind mögliche Nutzungskonflikte mit den bestehenden Nutzungen im Umfeld zu berücksichtigen und zu vermeiden.

3. Der Stadtrat nimmt die Konzeptplanung des Büros FKS zur Bootseinsetzstelle am Mainwiesenweg zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung auf dieser Grundlage die weiteren Planungsschritte für die Stufe 1 erstellen zu lassen und erneut dem Stadtrat vorzulegen.

4. Es wird einen Ortstermin geben, um die zukünftige Nutzung der Slipanlagen am Floßhafen zu diskutieren.

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 16, Dagegen: 0

Datenstand vom 09.03.2022 19:19 Uhr