Darmstädter Straße - Neuordnung des Verkehrsraumes zur Verbesserung des Fuß- und Radverkehres


Daten angezeigt aus Sitzung:  2. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates, 01.02.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Planungs- und Verkehrssenat 2. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates 01.02.2022 ö Beschließend 7PVS/2/7/22

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

  1. Ausgangslage

Die verkehrliche Situation wird zwischen dem Knoten Willigisbrücke/ Großostheimer Straße und Leiderer Lichtspiele für die schwachen Verkehrsarten als verbesserungswürdig angesehen. Die Ausbildung der Radverkehrsführung entspricht nicht den Anforderungen einer Hauptverbindung 1. Ordnung als wichtige radiale Verbindungen Richtung Leider, Nilkheim und Stockstadt. Zudem sind im Radverkehrskonzept für diesen Streckenabschnitt Mängel der Prioritäten 1 und 2 festgestellt worden. Auch kann der Radverkehr stadtauswärts den Knoten Leiderer Lichtspiele nur über einen Umweg passieren.

Darüber hinaus queren heute häufig Fußgänger – insbesondere Schüler - die Darmstädter Straße auf Höhe der Bushaltestellen. Dies führt immer wieder zu gefährlichen Situationen, da derzeit kein höhengleiches Angebot besteht, den überdimensionierten vergleichsweise breiten Straßenquerschnitt zwischen Schulzentrum und Bushaltestelle/P&R-Platz zu queren. Der Umweg über den Knoten Leiderer Lichtspiele oder die Unterführungen werden kaum akzeptiert und wenig angenommen.

Ein weiteres Problem stellt das Falschparken auf der Darmstädter Straße innerhalb des Rings dar. Insbesondere bei Großveranstaltungen auf dem Volksfestplatz kommt es stets zu Konflikten und gefährlichen Ausweichmanövern zwischen Kfz-Verkehren, Radfahrern und Fußgängern. Als kurzfristige Lösung musste bisher der gesamte Streckenabschnitt bei Veranstaltungen beidseitig vom Bauhof personell sowie materiell aufwendig mit Baken bestückt und nach Veranstaltungsende wieder abgebaut werden. 

Ziel ist es, dem Radverkehr in beiden Fahrtrichtungen fahrbahnbegleitend eine durchgängige und sichere Radverkehrsführung anzubieten.  

Darüber hinaus soll die fußläufige Anbindung des P+R Parkplatzes sowie der Bushaltestellen verbessert werden, um deren Alltagstauglichkeit sowie soziale Sicherheit zu erhöhen. Hierzu trägt auch eine Querungsmöglichkeit inform einer Mittelinsel auf der Darmstädter Straße für Fußgänger und Radfahrer bei. 

Vorliegende Planung bezweckt für alle Verkehrsteilnehmer eine deutlichere und sicherere Verkehrsführung zwischen den Knoten Willigisbrücke/ Großostheimer Str. und Ringstr./ Darmstädter Straße. 


  1. Netzbedeutung – Bedeutung im Straßen- und Radverkehrsnetz

Die Darmstädter Straße ist innerhalb der Ringstraße eine Hauptverkehrsstraße und stellt am Knoten Westring/ Darmstädter Straße eine wichtige Anbindung an die Bundesstraße B 26 und die Staatsstraße St 3115 dar. Die Großostheimer Straße gehört ab Einmündung Ring zum klassifizierten Straßennetz und ist in Richtung Großostheim eine Anbindung an die Bundesstraße B 469.
Die Radverkehrsanlagen der Darmstädter- und Großostheimer Straße sind im Radverkehrsnetz als Hauptverbindung 1. Ordnung eingestuft. Insbesondere für die Stadtteile Leider und Nilkheim stellen die Strecken wichtige Hauptverbindungen in die Innenstadt dar und ergänzen als Radialverbindungen das städtische Radroutennetz. Daher sollten sie auch hinsichtlich der Herstellung des Neubaugebietes Anwandeweg verbessert werden. Darüber hinaus wird auch der Radverkehr ins Umland z. B. in die Gemeinden Großostheim, Stockstadt etc. über diese Straßenzüge angebunden. 
Zusätzlich ist die Verkehrsqualität des ÖPNV zu berücksichtigen, der über beide Straßenzüge den stark frequentierten Freihofsplatz und wichtige Haltepunkte innerhalb des Ringes ansteuert. Die Haltestelle „Stadtbad“ in der Darmstädter Straße sowie die Haltestelle „Willigisbrücke“ in der Großostheimer Straße sind hochfrequentierte Haltepunkte insbesondere für das nahegelegene Schulzentrum sowie für die FreizeitWelt mit Freibad, Hallenbad, Sauna und Eishalle. Zudem wird über diese Haltestellen der P&R-Parkplatz an die Innenstadt angebunden. Daraus resultiert hier ein hohes Fußgängeraufkommen und unterstreicht die Bedeutung der Fußgängerbeziehungen an diesem Knoten.


  1. Bestand und Planung

2.1 Bestand

Radfahrende mit dem Ziel Leider oder Stockstadt werden stadtauswärts gemeinsamen mit dem Fußgänger auf dem Gehweg geführt. Im Knotenpunkt Ringstraße/ Darmstädter Straße benutzt der Radfahrer die Wegebeziehungen gemeinsam mit dem Fußgänger und muss daher mehrmals anhalten um die Kreuzung zu queren.

Stadteinwärts wird der Radfahrer auf einem Radfahrstreifen bis zur Willigisbrücke geführt. 

Das Verkehrsaufkommen des MIV wird innerhalb des Ringes einspurig auf überdimensionierten Richtungsfahrbahnen abgewickelt. Im Knotenpunktbereich stehen dem MIV stadtauswärts zwei geradeaus geführte Fahrbahnen zur Verfügung. Stadteinwärts passiert der MIV den Knoten ebenfalls auf zwei geradeaus gerichteten Fahrbahnen, die im Inneren Ring der Darmstädter Straße zu einer Fahrbahn zusammengeführt werden (Anlage 2). 

Der Fußgänger wird nur im Längsverkehr geführt, Querungsmöglichkeiten der Darmstädter Straße sind im Streckenabschnitt nicht vorhanden.

2.2 Planung 

Die Darmstädter Straße verläuft innerhalb des Rings stadtein- und stadtauswärts einspurig, lediglich die Fahrspurbreiten werden angepasst. Auch heute wird der motorisierte Verkehr zwar mit überdimensionierten Fahrbahnbreiten aber dennoch einspurig abgewickelt. Die gewonnene Fläche ermöglicht in beiden Fahrtrichtungen Radwege (Breite mindestens 1,85m) mit einem Sicherheitstrennstreifen von 0,5m mit Leitfahnen oder Schutzborden (Anlage 2). 

In der stadtauswärts gelegenen Knotenzufahrt wird eine Radverkehrsführung über den Bypass hinweg rechts zur Dreiecksinsel vorgeschlagen (Anlage 2). Damit hat der Radfahrer aus der Innenstadt kommend Vorfahrt vor dem rechtsabbiegenden KFZ und muss einmal weniger warten, um die Kreuzung Richtung Leider/Nilkheim zu queren. Radfahrende mit einem Ziel Richtung Berufsschule werden über eine Rampe auf den bestehenden Gehweg geführt (Anlage 2).

Die Fahrspurbreiten (stadtauswärts) werden in der Knotenzufahrt von über 4m auf 3,25m bzw. 3m reduziert und zum Knoten hin auf die vorhandenen weiterführenden Bestandsfahrspuren verzogen. Bauliche Anpassungen u. a. inform von Bordabsenkungen werden notwendig.

Die stadteinwärts gerichtete Knotenausfahrt soll anfänglich mit einem Straßenquerschnitt von 5,55 m auf zwei Fahrspuren geführt werden. Hierbei wird eine Spuraufteilung von 3,05 m und 2,50 m mit Markierung 3.00/3.00/0.12 empfohlen. Damit wird das Nebeneinanderfahren von LKW bzw. Bus und PKW gewährleistet, bevor der Verkehr nach angemessener Verziehungslänge einstreifig verläuft (Anlage 2). Am Beginn des Einrichtungsradweges wird eine deutliche und reflektierende Straßenausstattung zur besseren Erkennbarkeit der Radverkehrsanlage empfohlen. Die Verwaltung favorisiert hierfür die an anderer Stelle bewährten Leitfahnen (Höhe 50 cm, Breite 10 cm).

Mittels voranstehender Maßnahmen wird auch das Parken auf dem Radweg während des Volksfestes (oder ähnlichen Großveranstaltungen) unterbunden.

Weitere Maßnahmen zur Radverkehrsführung am Knoten Ringstr./ Darmstädter Str. sind in vorliegender Beschlussvorlage nicht enthalten, da hierfür eine Gesamtbetrachtung des Knotens mit aufwendigen Umbaumaßnahmen von mehreren Zuständigkeiten (insbesondere staatliches Bauamt) erforderlich wird. 

Desweiteren wird die Querungssituation für Fußgänger zwischen P+R bzw. Bushaltestelle und Schule sowie Volksfestplatz durch den Einbau einer Querungshilfe verbessert.

Die voran beschriebenen Radverkehrsmaßnahmen wurden am 15.10.2021 im Fahrradforum vorgestellt und deren Umsetzung von der Mehrheit begrüßt (vgl. Kap. 2.3).

2.3 Ergebnis Fahrradforum

Die Mehrheit der Teilnehmer befürwortete die Planung, da die separate Führung des Radverkehrs größere Sicherheit und hindernisfreien Fahrkomfort gewährleisten. Die Führung und Ausbauform wird der Hauptverbindung 1. Ordnung gerecht.

Die Verkehrsbetriebe sind von der vorgelegten Planung nicht beeinträchtigt. 

2.4 Kosten 

Die Kosten für die vorgeschlagene Planung liegen nach derzeitigem Kenntnisstand bei rd. 140.000 € und werden über die Haushaltsstelle Radverkehr finanziert. 

Des Weiteren wurden im Rahmen der konzeptionellen Planung u. a. weder Bodengutachten noch Kampfmitteluntersuchungen etc. durchgeführt, wodurch sich in der Kostenberechnung der späteren Leistungsphasen Kostensteigerungen ergeben können.


  1. Klimawirkungsprüfung

Die Bundesregierung hat zu verschiedenen Planungshorizonten Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen in Deutschland aufgestellt. In diesem Sinne werden Maßnahmenpakte geschnürt, die zur Umsetzung dieser festgesetzten Ziele beitragen sollen. Ein Fokus liegt hierbei auf dem Verkehrswesen, wobei gerade im innerstädtischen Bereich den Infrastrukturanlagen für Fußgänger- und Radverkehre eine entscheidende Rolle zukommt und Potential für den Ausbau umweltschonender Mobilität bietet.  Hierbei spielen sichere, durchgängige sowie direkte und umwegarme Fußgänger- und Radverkehrsanlagen sowohl innerstädtisch als auch außerstädtisch eine entscheidende Rolle in der Verkehrsmittelwahl, um das Auto für Kurzstrecken stehen zu lassen. Der Umweltverbund soll durch die Verbesserung von Infrastruktur und Betrieb gestärkt werden. Die Steigerung des Radverkehrsanteils am Modal Split kann eine umweltschonende Mobilität weiter ausbauen. Hierfür verbessert die Stadt Aschaffenburg nicht nur die innerstädtischen Verbindungen, sondern auch stadtteilbezogene- und außerstädtische Verbindungen in die umliegenden Gemeinden. Dadurch werden nicht nur Pendlerverkehre sondern auch Freizeitunternehmungen als Fahrerlebnis für Familien unterstützt. Durch die Stärkung des Radverkehres werden nicht nur der Kohlenstoffdioxidgehalt in der Luft, sondern auch die Belastungen durch andere Schadstoffe und Lärmemissionen verringert. Durch Investitionen in Radverkehrsmaßnahmen wird zum einen das Verkehrsverhalten nachhaltig auf die Aktive Mobilität gelenkt, zum anderen auch der verkehrsbedingte Flächenverbrauch in und um Aschaffenburg zukünftig reduziert. Durch die Verbesserung der Fußgängerbeziehungen zu den Bushaltestellen, wird auch die Erreichbarkeit des ÖPNV-Netzes optimiert. Auch dies kann dazu beitragen, mehr Fahrgäste zu gewinnen und somit den MIV und damit den CO2-Ausstoß zu reduzieren.


  1. Zeitlicher Ablauf, Zuständigkeiten

Die Umsetzung der Maßnahmen ist für das Jahr 2022 vorgesehen. 

Die geplanten Maßnahmen wurden mit dem Staatlichen Bauamt, Tiefbauamt, Straßenverkehrsbehörde sowie der Polizei 630174745 abgestimmt. 

Kostenträger der Baumaßnahmen ist die Stadt Aschaffenburg. 

Der Planung liegen ein Übersichtsplan (Maßstab 1:1000; Anlage 1) und ein Lageplan im Maßstab 1: 500 (Anlagen 2)

.Beschluss:

I. 
  1. Die Maßnahmen zur Neuordnung des Verkehrsraums entlang der Darmstädter Straße zwischen Einmündung Volksfestplatz und westlicher Ringstraße werden zur Kenntnis genommen (Anlage 8).

  1. Die Verwaltung wird beauftragt, die Maßnahmen entlang des Streckenabschnitts Darmstädter Straße innerhalb der Ringstraße sowie am Knoten Leiderer Lichtspiele in diesem Jahr (2022) umzusetzen.

II. Angaben zur Klimawirkung:
Bewertung - jeweils Mehrung oder Minderung der Treibhausgase (THG)
wenig klimarelevant
teilweise klimarelevant
sehr klimarelevant
[  ]  keine weiteren Angaben erforderlich
[ x ]  kurze Erläuterung in den Begründungen
[  ]  ausführliche Erläuterung 
in den Begründungen 
Bewertungsschema nach KÖP (Klimaschutzmanagement in öffentlich Projekten)
(Nationale Klimaschutz-Initiative  -  Klimabündnis / ifeu-Heidelberg / BMU)

III. Angaben zu den Kosten:
Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [ x ]
nein [  ]

Sofern Kosten entstehen:


Die Kosten sind im laufenden Haushaltsplan veranschlagt
ja [ x ]
nein [  ]
Es entstehen Folgekosten
ja [  ]
nein [ x ]
Häufigkeit der Folgekosten
einmalig
[  ]
wiederkehrend
[  ]

Abstimmungsergebnis:
Einstimmig angenommen

Datenstand vom 19.05.2022 12:17 Uhr