vhs Aschaffenburg; Ausbau Integrations- und Grundbildungszentrum, Auhofstraße 9


Daten angezeigt aus Sitzung:  17. Sitzung des Stadtrates (Plenum), 05.12.2022

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Stadtrat (Plenum) 17. Sitzung des Stadtrates (Plenum) 05.12.2022 ö Beschließend 8PL/17/8/22

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

Aktuelle Situation:
Die aktuelle, politische Situation zeigt, dass Integration für die Kommunen zur Daueraufgabe wird. Der Bedarf in den Mittelzentren wird anhalten. Bei Kriegsflüchtlingen und Asylsuchenden sind die Zahlen steigend. Weiterhin wird durch den Fachkräftemangel in Deutschland ein erhöhter Bedarf entstehen. Darüber hinaus ist die Integration eine wichtige, gesellschaftspolitische Aufgabe für die Stadt Aschaffenburg. 

Dabei ist neben den Integrationskursen die berufliche Qualifikation von Migrant*innen ein Schlüssel für die gesellschaftliche Eingliederung dieser Personengruppe. Es ist eine wesentliche Aufgabe der vhs, sich den Bedarfen entsprechend weiter zu entwickeln. Mit dem Angebot berufsfördernder Sprachkurse und Schulabschlüsse sollen außerdem Zugewanderte für den ersten Arbeitsmarkt qualifiziert werden.

Der Fachkräftemangel, Flucht und Vertreibung erfordern daher, dass die Bereiche Grundbildung und Integration neu aufgestellt werden müssen.
Integration ist eine Daueraufgabe, denn die Zahlen sind seit Jahren auf sehr hohem Niveau. 
Im Zeitraum 01.01.2016 bis zum 31.10.2022 sind insgesamt 32.490 Menschen nach Aschaffenburg zugezogen. Davon hatten 13.098 eine ausländische Nationalität. 

Alleine im Zeitraum 01.01.2022 bis zum 31.10.2022 sind insgesamt 2001 Menschen mit ausländischer Nationalität zugezogen. Aus den Hauptfluchtländern:
  • Syrien                         222
  • Afghanistan                 87
  • Somalia                 30
  • Nigeria                 16
  • Eritrea                 12
  • Dem. Rep. Kongo         3
  • Sudan                         1
  • Ukraine                1.145

Damit Integration gut gelingen kann und die Menschen in unserer Gesellschaft tatsächlich ankommen, spielt Sprache eine große Rolle. Nur mit guten Sprachkenntnissen ist eine Integration in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt möglich. 
Die Nachfrage nach Integrationskursen ist steigend. Hinzu kommen reguläre und berufsbezogene Deutschkurse. 

Der Fachkräftemangel zeigt aber auch, dass der Bereich Grundbildung verstärkt werden muss. 
Derzeit verlassen in Deutschland rund 48.000 Jugendliche die Schule ohne Abschluss, weiterhin wird davon ausgegangen, dass rund 8 % der Bevölkerung zumindest funktionale Analphabeten sind. Nicht mitgerechnet sind hierbei Personen, die in der eigenen Muttersprache lesen und schreiben können, aber nicht in unserer Schrift.

Integration/ Deutsch als Fremdsprache und Grundbildung der vhs:

In diesem Jahr laufen in Zusammenarbeit mit dem BAMF an der vhs 21 allgemeine Integrationskurse (600 UE Sprache + 100UE Orientierungskurs), drei Alphabetisierungskurse (800 UE Sprache + 100 UE Orientierungskurs) und fünf berufsbezogene B2-Kurse (300 – 500 UE). Zudem werden 48 Sprachprüfungen durchgeführt. Insgesamt nehmen 1.685 Migranten und Migrantinnen teil. Der Großteil der Teilnehmer*innen kommt aktuell aus Syrien und der Ukraine. Im Jahr 2022 sind bis dato rund 1.145 Menschen aus der Ukraine nach Aschaffenburg geflüchtet.
Im Bereich „Deutsch als Fremdsprache“ finden in diesem Semester 28 Kurse in den Niveaustufen A1 bis C1 statt. Daneben gibt es ein Sprachcafé, einen Deutschkurs im Familienstützpunkt und einen Deutschkurs in der JVA. 

Die Kurse der vhs sind überwiegend ausgebucht.  Etliche Personen, sowohl im Deutsch als Fremdsprache (DaF) - als auch im Integrationsbereich stehen auf der Warteliste für verschiedene Kurse, da die Nachfrage größer ist als das Angebot. Weitere Kurse können aktuell aufgrund des Raummangels jedoch nicht angeboten werden. Die Nachfrage/ Tendenz bei allen Formen von Integrations- und Deutschkursen in Aschaffenburg ist weiterhin steigend.

Einen tagesaktuellen Überblick über die freien Plätze aller Träger gibt es unter www.bamf-navi.bamf.de

Die vhs bietet derzeit im Bereich Grundbildung zwei Vorbereitungslehrgänge zum „Realschulabschluss“ an. Aufgrund des Platzmangels finden diese Kurse im Haupthaus in der Luitpoldstraße statt. Geplant sind zudem Vorbereitungslehrgänge für den „Qualifizierten Mitteschulabschluss“ und Kurse zur Alphabetisierung, nicht nur für Migrant*innen. In Deutschland leben rund 8 Millionen Menschen, die nicht richtig lesen und schreiben können. Von diesen Funktionalen Analphabeten haben mehr als 50% Deutsch als erste Sprache gelernt. Funktionale Analphabeten haben meistens ein geringes Selbstbewusstsein. Diese Menschen zu erreichen ist sehr schwer. Die vhs möchte sich dort wieder verstärkt engagieren.

Die Räume für den Integrations-, Deutsch-Unterricht und die Grundbildung verteilen sich auf drei Gebäude:

  • vhs-Haus, Luitpoldstraße 2 
  • vhs am Südbahnhof, Schweinheimer Str. 15
  • vhs-Damm, Auhofstr. 9

Alle Räume sind durch das BAMF für Integrationskurse zugelassen. Für die Zulassung sind Vorgaben betreff Räumgröße, Ausstattung und Lage (zentral) einzuhalten. Außerdem sollen Räume zum Selbstlernen und Lehrerzimmer nachgewiesen werden.

Da Integration sowie Grundbildung eine Daueraufgabe geworden sind, ist es wichtig, sich in diesem Bereich gut aufzustellen.

In der Auhofstraße 9 (neun Kursräume) werden derzeit ausschließlich die Integrationskurse, DaF Kurse und die Sprachprüfungen durchgeführt. Der Standort ist damit ausgelastet. Weitere dringend benötigte Kurse im Bereich Integration, Deutsch als Fremdsprache sowie Grundbildung können nicht angeboten und durchgeführt werden. 

Schaffung eines Kompetenzzentrums Grundbildung/Deutsch/Integration

Zielsetzung ist es daher, den 1. Stock der Auhofstraße 9 zusätzlich anzumieten und umbauen zu lassen um die benötigten 5 - 6 großen Schulungsräume zu gewinnen. Die große Küche (130qm) kann ebenfalls für Berufssprachkurse genutzt werden. Zusätzlich kann auch das Kochkursangebot der vhs ausgebaut werden. Die Räume werden zum Ende des Jahres frei.

Im 2. Obergeschoss ist es möglich durch einen minimalen Umbau einen Schulungsraum zu erweitern, so dass er groß genug für einen allgemeinen Integrationskurs ist.
Das Foyer im 1. Obergeschoss gibt außerdem ausreichend Raum, um die vom BAMF geforderten Selbstlernbereiche zu etablieren (Lehrbücher, zusätzliche Arbeitsmaterialien). Dieser Bereich würde auch von Teilnehmenden der anderen Integrationskurse genutzt werden können. 
Zudem ist es sinnvoll, alle Integrationsangebote an einen zentralen Ort zu bündeln. Hierzu gehören z.B. auch die Integrationslotsen sowie die Anerkennungsberatung. Ggfs. kann dort auch ein Raum für die Bundesmigrationsberatung zur Verfügung gestellt werden.

Weiterhin besteht dort die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Jugendamt eine Learning Lounge einzurichten. Diese soll Jugendlichen die Möglichkeit geben, in Ruhe für Schulaufgaben und Prüfungen außerhalb der Schule lernen zu können. Insbesondere für Jugendliche, die zu Hause in beengten Verhältnissen wohnen ist das ein gutes Angebot. Auch aus der GU wird Bedarf gemeldet. Dies wurde im Bildungssenat von Stadträtin Ruf angesprochen. Diese Personengruppe könnte ebenfalls die Lounge nutzen. Ein zusätzlicher Personalbedarf ist nicht erforderlich, da eine Betreuung ausschließlich durch Ehrenamtliche erfolgt und auch nicht durchgehend erforderlich ist.

Zentralisierung und Ausbau des Standorts bietet viele Vorteile:

Mit dem Ausbau des Standortes Aufhofstraße kann die vhs ihr Integrationskursangebot auf die erkennbaren Bedarfe der nächsten Jahre ausbauen und ein Kompetenzzentrum für Integration, Deutsch als Fremdsprache und Grundbildung an einer zentralen Stelle in Aschaffenburg entwickeln. Die Konzentration auf einen zentralen Standort wird die Abläufe und Prozesse vereinfachen. Die vhs erfüllt mit dem Ausbau ebenfalls die vom Bamf vergebenen Auflagen für Integrationskurse, wie z.B. den barrierefreien Zugang und die Größe der Schulungsräume. Der Ausbau dieses Standorts ermöglicht dabei auch das Kursangebot der vhs auszubauen. Im Erdgeschoß ist geplant ein Service Office für Beratung und Anmeldung einzurichten. Dies führt zu einer Optimierung der Abläufe und entlastet das Personal. 

Weiterhin besteht die Möglichkeit grundsätzlich die Integrationsangebote der Stadt Aschaffenburg hier übersichtlich zu bündeln.

Der Standort Auhofstraße 9 ist in Bahnhofsnähe, direkt gegenüber dem Jobcenter und ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zu erreichen. Da der Stadtteil Damm den höchsten Migrationsanteil in Aschaffenburg hat, ist die Bündelung des Themas Integration dort ämterübergreifend sinnvoll. Dies ermöglicht auch eine zusätzliche Öffnung in den sozialen Nahraum. 

Alleine durch die geplanten Integrationskurseinnahmen ist die Anmietung abgesichert und wirtschaftlich tragbar. Die Integration von Flüchtlingen wird als Daueraufgabe für die Kommunen eingeschätzt. Dies belegen auch alle Veröffentlichungen.

.Beschluss:

I. Der Bericht über die Situation im Integrations- und Grundbildungsbereich sowie die Zielsetzung eines Integrations- und Grundbildungszentrums wird zur Kenntnis genommen.

II. Angaben zur Klimawirkung:
Bewertung - jeweils Mehrung oder Minderung der Treibhausgase (THG)
wenig klimarelevant
teilweise klimarelevant
sehr klimarelevant
[ x ]  keine weiteren Angaben erforderlich
[  ]  kurze Erläuterung in den Begründungen
[  ]  ausführliche Erläuterung 
in den Begründungen 
Bewertungsschema nach KÖP (Klimaschutzmanagement in öffentlich Projekten)
(Nationale Klimaschutz-Initiative  -  Klimabündnis / ifeu-Heidelberg / BMU)

III. Angaben zu den Kosten:
Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [  ]
nein [ x ]

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 0, Dagegen: 0

Datenstand vom 15.02.2023 10:35 Uhr