In der Stadt Aschaffenburg werden durch das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) seit 2019 die Konzentrationen von Stickstoffdioxid (NO2) mittels Passivsammlern an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet gemessen. Mit Schreiben vom 03.08.2022 und 11.11.2022 teilte das LfU mit, dass die Messungen ab dem Kalenderjahr 2023 nicht mehr fortgesetzt werden. Als Begründungen werden die Unterschreitungen des NO2-Grenzwertes von 40 µg/m3 im Jahr 2021 und eine erwartete Grenzwertunterschreitung in 2022 genannt.
Nachfolgende Tabelle zeigt die bisher gemessenen (Jahres)mittelwerte für NO2 an den Messstellen der Stadt Aschaffenburg (MAB) in µg/m3:
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Schiller-straße 73 (MAB 1)
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Würzburger Straße 98 (MAB 2)
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Landing-straße 6 (MAB 3)
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Obernauer Straße 76 (MAB 4)
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Park Schöntal (MAB 5)
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Bussard-weg (MAB 6)
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Grenz-wert im Jahresmittel
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2019
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40
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47
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53
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32
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23
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25
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40
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2020
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29
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34
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38
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24
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18
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20
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40
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2021
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28
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32
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38
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26
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19
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20
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40
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2022
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26*
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32*
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37*
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24*
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16*
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17*
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40
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*: Mittelwert wurde errechnet aus den Einzelmesswerten der Monate Januar-September 2022. Ein direkter Vergleich mit dem Grenzwert im Jahresmittel darf daher nicht stattfinden!
Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass zuletzt in 2019 an den Messorten in der Landingstraße und der Würzburger Straße die Grenzwerte im Jahresmittel überschritten wurden. 2020 und 2021 wurden die Grenzwerte an allen Messorten unterschritten, wobei 2020 aufgrund der Corona-bedingten lock-downs allerding nur eingeschränkt zu werten ist.
Seitens des Amtes für Umwelt- und Verbraucherschutzes wird die Einschätzung des LfU geteilt, dass auch in 2022 die Grenzwerte für NO2 im Jahresmittel eingehalten werden. Aufgrund der Flottenerneuerung und dem Umstieg auf alternative Antriebe im Verkehrsbereich ist zudem zu erwarten, dass sich der bundesweite Trend zur Immissionsminderung bei Stickstoffdioxiden auch in Aschaffenburg fortsetzt (s. Abb. 1). Daher ist davon auszugehen, dass die entsprechenden Grenzwerte auch in den o.g. Straßenabschnitten weiterhin eingehalten werden. Eine Weiterführung der Messungen wird daher zum jetzigen Zeitpunkt als nicht notwendig erachtet.
Abb. 1: Langzeitverlauf NO2-Konzentration an LÜB-Station Aschaffenburg / Bussardweg (Quelle: bayerisches LfU, 2021)
Historie:
In der Sitzung des Umwelt- und Verwaltungssenates vom 10.10.2018 wurde beschlossen, zusammen mit dem LfU die NO2-Konzentration an 6 Standorten (s. Abb. 2) im Stadtgebiet mittels Passivsammler zu messen. Grundlage für die Festlegung der Messpunkte waren Berechnungen des LfU über das Straßennetz und den prognostizierten Belastungsschwerpunkten.
Messpunkte sind in den Straßenzügen der Würzburger Straße, Obernauer Straße, Schillerstraße, Landingstraße (exemplarisch für Löher-, Wermbach- und Landingstraße) sowie im Schöntal (Hintergrundbelastung). Des Weiteren befindet sich eine Messstelle an der LfU-Messstelle des Lufthygienischen Landesüberwachungssystems Bayern im Bussardweg (Strietwald), diese dient als Abgleich mit dem dort installierten Referenzmesssystem.
Abb. 2: Räumliche Lage der Messstandorte in Aschaffenburg
(Quelle: Bericht über Durchführung von NO2-Passivsammlermessungen in Aschaffenburg 2021; Müller-BBM)
Aufgrund den ursprünglich prognostizierten und in 2019 dann auch festgestellten Überschreitungen wurden zusammen mit dem Bayerischen Landesamt für Umweltschutz verschiedene Maßnahmen zur Luftreinhaltung auf ihre Wirksamkeit geprüft, u.a. Maßnahmen wie Busumrüstungen oder Lkw- bzw. Dieselfahrverbote. Die festgestellte wirksamste Maßnahme war die Umstellung der städtischen Diesel-Busflotte auf den aktuellen Schadstoffstandard Euro VI (s.a. UVS Sitzungen vom 10.10.2018 und 03.04.2019), diese ist inzwischen auch umgesetzt. Mit der Beschaffung von drei Elektrobussen wurde bei den Verkehrsbetrieben zudem der Einstieg in die Elektromobilität begonnen, diese wird mit der Beschaffung von Wasserstoffbussen weitergeführt.