Bewertung von Veranstaltungsformaten auf dem Schloßplatz


Daten angezeigt aus Sitzung:  1. Sitzung des Kultursenates, 15.11.2021

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Kultursenat 1. Sitzung des Kultursenates 15.11.2021 ö Beschließend 10KS/1/10/21

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

Im Zuge der Genehmigung des Hamburger Fischmarktes im Rahmen der Sitzung des Umwelt- und Verwaltungssenates am 18.09.2019 für das Jahr 2020 wurde die Verwaltung damit beauftragt, Alternativen für das Format des Fischmarktes zu entwickeln. 

Aufgrund der Corona-Pandemie fiel der Fischmarkt im Jahr 2020 und 2021 in Folge aus. 

Gleichwohl ist es nicht möglich gewesen, Alternativformate seitens der Verwaltung zu entwickeln, da der Fischmarkt von einem privaten Dritten durchgeführt wird. Veranstalter des Marktes ist bzw. war niemals die Stadt Aschaffenburg. 

Die Stadtverwaltung hat dennoch in den letzten Jahren intern darüber diskutiert, wie man dem Auftrag des Senates aus dem Jahr 2019 gerecht werden kann und schlägt daher vor, verschiedene Veranstaltungsformate im Rahmen der Sitzung des Kultursenates zu diskutieren, die dann als (Punkte-) Matrix für die Frage der Genehmigung bzw. Überlassung städtischer Flächen durch den zuständigen Senat herangezogen werden können. 

Eine Beteiligung der IHK, der ZENTEC (Regionalmanagement), des Einzelhandelsverbandes und der Kongress- und Touristikbetriebe zu diesem Vorgehen wurde im Vorfeld durchgeführt:

Der Fischmarkt hat seinen deutschlandweiten Auftakt im April/Mai in Aschaffenburg. Der Termin wird zum einen aufgrund der unsicheren Witterungslage und zum anderen wegen des im Frühjahr stattfindenden Pflanzenverkaufs (Setzlinge, Transport) problematisch gesehen. Weiterer Kritikpunkt vonseiten der Marktbeschicker ist, dass der Wochenmarkt für die Dauer des Fischmarkts seinen Standort verlagern muss. 
Aus allen Gesprächen ergibt sich, dass der Fischmarkt als wichtiger Bestandteil Aschaffenburgs gesehen wird. Der Handelsverband bekräftigt, dass der Fischmarkt seit vielen Jahren ein starker Frequenzbringer für den Einzelhandel in der Innenstadt ist. Dieses Standing müssten sich neue Formate erst erarbeiten, diese könnten aber eine gute Ergänzung zum Fischmarkt sein. Dabei sollte der Fischmarkt keinesfalls ersatzlos gestrichen werden ohne ihn durch ein anderes Veranstaltungsformat zu ersetzen.

Die Teilnehmenden des Aktionsforum Innenstadt wurden ebenfalls um Meinungsäußerung gebeten. Bei 16 Rückmeldungen (Mehrfachantworten möglich) ergibt sich das folgende Stimmungsbild (absolute Nennungen):

Wie bewerten Sie den Hamburger Fischmarkt in seiner jetzigen Form? Der Hamburger Fischmarkt...
...ist als traditioneller Bestandteil der Aschaffenburger Veranstaltungen nicht mehr wegzudenken: 7
...kann/soll erst entfallen, wenn es eine Alternative (z.B. mit regionalem Schwerpunkt) gibt: 8
...bringt meinem Geschäft zusätzliche Kundschaft: 4
...kann/soll ersatzlos entfallen: 3

Die Alternativvorschläge der Befragten decken sich mit den Ausarbeitungen in dieser Beschlussvorlage (s.u.).


In die Gesamtbetrachtung können Erwägungen einbezogen werden, welche Besuchergruppen durch die Veranstaltung angesprochen werden und ob diese Gruppen vornehmlich mit dem motorisierten Individualverkehr anreisen und welche Auswirkungen mutmaßlich das Motto der Veranstaltung auf die Kundenströme der Innenstadt haben werden. Die überregionale Bedeutung der jeweiligen Veranstaltung hat ebenfalls Auswirkungen auf die Nachfrage innerstädtischer Angebote bzw. die Wirkung hinsichtlich der Attraktivität auf Gäste, die deswegen anreisen würden und das städtische Angebot des Einzelhandels und der Gastronomie ebenso in Anspruch nehmen. 
Anlage:

In die Bewertung sollen folgende Faktoren eingehen, die einer Priorisierung bedürfen: 

  1. Ressourcenverbrauch und Klimaaspekte der Veranstaltung
  2. Überregionale Bedeutung und Regionalität / Alleinstellungsmerkmal
  • Interessenslage
  • Verweildauer
  • Attraktivität für Besuche aus dem Umland 
  • Zielgruppe definieren
  • Eventcharakter/Rahmenprogramm
  • Bewerbung/Marketing > Reichweite?
  • Frequenzbringer/Kopplungskäufe (Befragung des Handels)
  1. Umfang des gastronomischen Angebots
  • Verweildauer
  • Bezug zu bestehender Gastronomie (ggf. Abgrenzung durch Spezialitäten)
  • Mitbewerber/Konkurrenzsituation zu regionalen Unternehmen
  • Verbindung zwischen Innenstadt und Veranstaltungsort (Bahnhof – Schloss)
  • Einbindung regionaler Angebote?
  1. Teilhabe/Barrieren
  • Eintrittskosten
  • Zugang für benachteiligte Bevölkerungsgruppen
  • Kosten für/ Erreichbarkeit mit ÖPNV (Sonderbusse)
  1. Coronakonformität? Hygienekonzepte, alternative Konzepte für z.B. Wanderungen/Führungen

Die Diskussion im Kultursenat soll diese Priorisierung schärfen und um Argumente anreichern, die dann als Konsens einer Matrix einfließen. Veranstaltungen, die wenige Kriterien erfüllen, sollen künftig nicht zugelassen werden. 



Hintergrundinformationen zum Hamburger Fischmarkt

Der Hamburger Fischmarkt ist seit 1992 Bestandteil der Aschaffenburger Veranstaltungen. Er wurde seinerzeit von Mitarbeitern des Ordnungsamtes akquiriert.
Alljährlich lockte der Hamburger Fischmarkt etwa 220.000 Besucher aus Stadt und Umland (darunter aus der gesamten Rhein-Main-Region) nach Aschaffenburg. Diese frequentieren auch die Innenstadt, so dass der Einzelhandel nicht unerheblich profitiert. Bis 2018 war der Verkaufsoffene Sonntag an das Stattfinden des Hamburger Fischmarktes gekoppelt. 
Zeitraum: 11-12 Tage Dauer (je nach kalendarischer Situation) über 2 Wochenenden Ende April, ggfs. wird der 1. Mai integriert, wenn die kalendarische Situation dies anbietet. Beginn ist immer an einem Donnerstag.
Veranstalter ist/war die WAGS, ein Tochterunternehmen des Landesverbandes des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller Hamburg (LAGS). 

Für die Stadt Aschaffenburg entstanden durch die Veranstaltung keine Kosten. Im Gegenzug bekam die Stadt ein fertiges Event, das in der Region intensiv zum Nulltarif beworben wurde.
Die WAGS mietete bisher jährlich neu die Fläche des an. Auf der Fläche finden um die 23 Stände Platz. Für 2020 und Folgejahre bestehen keine vertraglichen Bindungen.

Konzept: Flair des Original Hamburger Fischmarktes mit den Original-Händlern vom Fischmarkt in Hamburg-Altona. Marktschreier, hanseatische Erlebnisgastronomie und norddeutsche Shanties erzeugen Waterkant-Ambiente. Seit 30 Jahren geht der Hamburger Fischmarkt in Deutschland und teilweise ins benachbarte Ausland auf Reisen um dieses Flair zu transportieren und somit auch ein Stück weit Tourismuswerbung für Hamburg zu machen,

Kritikpunkte, die in der Vergangenheit geäußert wurden:
  • Veranstaltung hat mit dem Profil Aschaffenburgs wenig gemein
  • Geringe Dynamik der Veranstaltung, es gibt kaum Neues


Am 14.10.2021 ist ein neuerlicher Antrag auf Durchführung des 29. Aschaffenburger Fischmarktes eingegangen: 

Gesendet: Donnerstag, 14. Oktober 2021 15:05
An: Poststelle_Buero_OB

Betreff: 29.Hamburger Fischmarkt in Aschaffenburg 2022


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

mit unserem Schreiben vom 05.März 2021 haben wir pandemiebedingt erneut um Verschiebung unseres Termins zur Durchführung des 29.Hamburger Fischmarktes in Aschaffenburg in das Jahr 2022 gebeten. Als Durchführungstermin haben wir, einer Tradition folgend, 21.April - 01.Mai 2022 vorgeschlagen. 
Wir gehen nun in die direkte Planungen für das kommende Jahr und bitten um Entscheidungsfindung zu unserer Antragstellung.
Für die Fortführung dieser gelebten Tradition sprechen viele Gründe:
Unsere Veranstaltung steht für die Verbindung und den erfolgreichen Austausch von Kulturen und Mentalitäten. 
Wir präsentieren eine Veranstaltung, bei der es in erster Linie um die Vielfältigkeit des Produktes Fisch geht. Ein Artikel, sonst eher ein Nischenprodukt, welcher in dieser Konzentration und breiten Palette des Angebotes sonst nicht zu finden ist. Dabei sind wir weit weg von Bratwurst & Co.. Vegetarische Angebote ergänzen hier sinnvoll und entsprechen dem allgemeinen Trend, den wir selbstverständlich aufgreifen. 
Unser Konzept bewegt Menschen aller Altersgruppen und sozialen Schichten. Ein für uns wichtiger Punkt und Garant des Erfolges. Wir sind Treffpunkt für Menschen mit Sinn und Lust auf Erlebnisgastronomie die das gute Gespräch im schönen Ambiente schätzen. Und auch wenn keine großen Pop-up Bühnen aufgebaut werden, präsentieren wir eine breite Palette der musikalischen Unterhaltung. Unsere Programme für Kinder greifen die Themen Kreativität, Freundschaft und Erlebnis auf und begeistern.
Auch heute, in Zeiten des digitalen Wandels, setzten wir komplett auf echte analoge Gespräche, auf Tradition und auf uns als gute hanseatische Gastgeber. Immer echt, ohne uns zu verstellen. Damit sind wir für viele ein Anker in stürmischen Zeiten geworden.
Wir sind eine friedliche Veranstaltung. Gewalttätige Auseinandersetzungen findet man auf keiner unserer Veranstaltungen.
In den vergangenen fast drei Jahrzehnten war es uns möglich, mit dieser zugkräftigen Veranstaltung das Leben der Stadt Aschaffenburg maßgeblich zu bereichern. 
Wir haben dabei immer das gemeinsamen Handeln mit den Stakeholdern der Stadt in den Mittelpunkt gestellt und konnten, auch durch gemeinsame Aktionen, das Augenmerk der gesamten Region auf die Stadt lenken. Von seiner Anziehungskraft hat der Fischmarkt in all diesen Jahren nichts verloren.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Veranstaltungsdurchführung bei völliger Kostenneutralität für die Stadt erfolgt, die Entrichtung einer Sondernutzungsgebühr Geld in die städtischen Kassen bringt.
Ein nicht zu unterschätzender Punkt ist der Fischmarkt als Wirtschaftsfaktor für die Stadt.  Auch wenn wir aus Hamburg kommen, sind in unserem System viele Firmen regional, die mit uns verdienen. Buchung einer Vielzahl von Hotelübernachtungen unserer Teilnehmer, der Einkauf von Bedarfsgegenständen und Lebensmitteln für die Veranstaltung, aber auch die Buchung diverser Dienstleistungen und Werbeaktivitäten haben einen wirtschaftlichen Beitrag in der Stadt geleistet und werden schmerzlich von den Firmen vermisst. Man schätzt auch hier unsere hanseatische Kaufmannsart.
Unsere Werbung erfasst das gesamte Rhein-Main Gebiet und bringt stabile Besucherzahlen in die Stadt, ohne dass wir uns in jedem Jahr sichtlich verändern, oder jedem Trend hinterherlaufen. Es ist eine Kunst, sich unbemerkt zu verändern und sich dabei trotzdem treu zu bleiben.  Wir halten das für das Geheimnis unseres Erfolges.
Mit einer professionellen Veranstaltungsdurchführung und der generellen Einhaltung aller Gesetze und behördlichen Auflagen hat sich der Hamburger Fischmarkt in Aschaffenburg ein hohes Ansehen bei Ämtern und Behörden erarbeitet. Wir sind ein verlässlicher Partner in wirklich allen Fragen.
Die Corona Pandemie hat uns schmerzlich die Verletzlichkeit der gesamten Veranstaltungsbranche vor Augen geführt. In dem nun ersten Schritte zu einer Wiederbelebung erfolgen wird klar, welcher Aufwand dafür erforderlich ist. Derzeit führen wir eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit den Citypartnern Offenburg und dem Stadtmarketing Offenburg durch und können konstatieren, dass wir, auch unter diesen schwierigen Bedingungen in der Lage sind, besucherstarke Veranstaltungen mit Strahlkraft, selbst unter Berücksichtigung der geltenden Eindämmungsverordnungen, zu realisieren. Entsprechende Hygienekonzepte erarbeitet unser hierfür zertifizierter Hygieneverantwortlicher.
Als man uns 1992 rief und die Stadt eine zugkräftige Veranstaltung zur Einweihung des neuen Marktplatzes brauchte, kamen wir auch in einer schwierigen Jahreszeit nach Aschaffenburg.  Im Zusammentun aller haben wir es sofort geschafft, den Fischmarkt zu einer festen Größe im Veranstaltungskalender der Stadt, mit jährlich mehr als 200.000 Besuchern zu machen. Aus Teilnehmern und Besuchern sind über die Zeit Freunde geworden. Als Hanseaten stehen wir ausnahmslos zu dieser Freundschaft.
Jetzt, wo die pandemisch bedingten Einschränkungen fallen und es darum geht, wieder zu einem einem lebhaft pulsierenden Innenstadtleben mit sozialer Interaktion zurückzukehren, stehen wir mit unserem Konzept wieder an der Seite von Aschaffenburg. Genau wie 1992.
Wir würden uns freuen, im kommenden Jahr wieder in Aschaffenburg gastieren zu können und erbitten Ihre Entscheidung und Information.
Mit freundlichen Grüßen


Eventmanagement

WAGS | Hamburg events GmbH
Eiffestrasse 68
20537 Hamburg


Was gibt es für Alternativen?
  • Grundannahme: Alternative, die den Wochenmarkt nicht vertreibt
Vorbemerkung:
  • Jahreszeit ist stark witterungsunsicher
  • Eine ebenso lange Veranstaltung ist aufgrund der Zielsetzung, den Wochenmarkt am Standort beizubehalten nicht umsetzbar. Es gibt nur drei Veranstaltungsblöcke (Samstagmittag – Dienstag; Mittwochmittag bis Freitag; Samstagmittag bis Dienstag). Der für Veranstaltungen wichtige Zeitraum Freitag – Sonntag durchgehend scheidet aus, es sei denn ein integratives Konzept würde gefunden).
  • Ausweichmöglichkeiten auf der (neuen) Umweltstraße sind noch nicht in der Diskussion erwähnt worden

  • Die Strahlkraft (rein) lokal ausgerichteter Veranstaltungen ist begrenzt. 

  • Es besteht die Möglichkeit feste Veranstaltungsformate „einzukaufen“. Hier dürften jedoch die zeitlichen Einschränkungen unüberwindbare Barrieren sein.

  • In Eigenregie oder Kooperation mit lokalen Partnern ließe sich mit begrenztem Aufwand ein Streetfoodfestival (aufgrund des schnellen Aufbaus) oder alternativ ein Frühlings-, Bier- oder Weinfest organisieren. Für letztere gibt es durchaus Kooperationspartner, die sich in der Vergangenheit schon an die Stadt gewandt haben.

  • Es besteht Kontakt zur Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG), die die Messe „Land und Genuss“ in Frankfurt über ihr Tochterunternehmen, die agra Veranstaltungs GmbH, seit 10 Jahren veranstaltet. 


Im Vorfeld der Sitzung wurden die Marktbeschicker, vertreten durch Herrn Jochen Grimm, darüber informiert, dass der Themenkomplex im Kultursenat zur Diskussion ansteht. Die Marktbeschicker wurden gebeten, ihr eigenes Ergänzungs- oder Alternativkonzept einzureichen, um es als Diskussionsgrundlage einfließen zu lassen (Anlage 2 – wird nachgereicht, sofern es zum Zeitpunkt der Zustellung noch nicht vorliegt).

.Beschluss:

I. Der Kultursenat nimmt den Bericht der Verwaltung zu Veranstaltungsalternativen des Hamburger Fischmarktes zur Kenntnis (Anlage 2).

II. Angaben zur Klimawirkung:

Bewertung -  jeweils Mehrung oder Minderung der Treibhausgase (THG)
Wenig klimarelevant
Teilweise klimarelevant 
Sehr klimarelevant
[…..]   keine weiteren Angaben erforderlich
[ x ]   kurze Erläuterung in den Begründungen
[…..]  ausführlicher Erläuterung 
in den Begründungen 
Bewertungsschema nach KÖP (Klimaschutzmanagement in öffentlich Projekten)
 (Nationale Klimaschutz-Initiative  -  Klimabündnis / ifeu-Heidelberg / BMU)

III. Angaben zu den Kosten:

Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [   ]
nein [ x ]

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 0, Dagegen: 0

Datenstand vom 24.03.2022 08:56 Uhr