Machbarkeitsstudie zur Radschnellverbindung Hanau-Aschaffenburg Auswahl der Vorzugstrasse


Daten angezeigt aus Sitzung:  2. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates, 14.02.2023

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Planungs- und Verkehrssenat 2. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates 14.02.2023 ö Beschließend 1

.Beschlussvorschlag

I. 
  1. Der Stadtrat nimmt den Bericht zur Machbarkeitsstudie für die Radschnellverbindung von Hanau nach Aschaffenburg zur Kenntnis.
  2. Der Stadtrat stimmt dem Vorschlag der Fachplaner für die Auswahl der Vorzugstrasse 11.2 im Bereich der Stadt Aschaffenburg zu.
  3. Die Verwaltung wird beauftragt, weiterhin konstruktiv an der Machbarkeitsstudie mitzuwirken und den Stadtrat über entsprechende Fortschritte und das Ergebnis der Machbarkeitsstudie zu informieren. Vor weiteren Realisierungsschritten der Radschnellverbindung ist der Stadtrat erneut zu beteiligen.

II. Angaben zur Klimawirkung:
Bewertung - jeweils Mehrung oder Minderung der Treibhausgase (THG)
wenig klimarelevant
teilweise klimarelevant
sehr klimarelevant
[  ]  keine weiteren Angaben erforderlich
[  ]  kurze Erläuterung in den Begründungen
[ x ]  ausführliche Erläuterung 
in den Begründungen 
Bewertungsschema nach KÖP (Klimaschutzmanagement in öffentlich Projekten)
(Nationale Klimaschutz-Initiative  -  Klimabündnis / ifeu-Heidelberg / BMU)

III. Angaben zu den Kosten:
Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [  ]
nein [ x ]

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

Sachstand
Das Radfahren in der Region zwischen Hanau und Aschaffenburg soll attraktiver werden. Durch die zunehmende Verbreitung von hochwertigen Fahrrädern und Pedelecs ergibt sich die Chance, dass im Alltagsverkehr (v.a. Berufs- und Schul-/Ausbildungsverkehre) vermehrt auch mittlere Distanzen im Bereich von 15-20 km mit dem Fahrrad zurückgelegt werden und die Straßeninfrastruktur hierdurch entlastet wird. Um diese längeren Verbindungen zügig, komfortabel und sicher zu bewältigen, werden über die kommunalen Grenzen hinweg moderne und leistungsfähige Radverkehrsanlagen benötigt. Radschnellverbindungen können aufgrund ihrer hohen Ausbauqualität hierfür einen wichtigen Beitrag leisten.

Gemeinsam mit den Kommunen Hanau, Aschaffenburg, Großkrotzenburg, Kahl am Main, Karlstein am Main, Kleinostheim und Mainaschaff, sowie dem Main-Kinzig-Kreis, dem Landkreis Aschaffenburg und dem Staatlichen Bauamt Aschaffenburg hat sich die Stadt Aschaffenburg dem Vorhaben angeschlossen, eine Machbarkeitsstudie für eine Radschnellverbindung zwischen den genannten Kommunen zu erarbeiten. Die Machbarkeitsstudie hat mehrere Ziele: Zum einen soll eine Trassenführung aufgezeigt werden, die eine möglichst direkte Verbindung darstellt und entlang der die Standards einer Radschnellverbindung weitestgehend eingehalten werden kann bzw. soll aufgezeigt werden, in welcher Ausbauqualität eine solche Radverbindung realisiert werden kann. Zum anderen soll das Radfahrpotenzial für diese ausgewählte Trassenführung ermittelt und in eine Nutzen-Kosten-Analyse überführt werden. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie dienen der Prüfung, ob die Fördervoraussetzungen für die Beantragung der Bundesfinanzhilfen „Radschnellwege“ erfüllt werden.

Die Machbarkeitsstudie ist in mehrere Projektphasen unterteilt. Nach einer Phase der Grundlagenermittlung, die neben der Analyse vorhandener Datengrundlagen auch eine Befahrung des Untersuchungsraumes sowie einen Workshop mit den jeweiligen kommunalen Verwaltungsebenen beinhaltete, wurden verschiedene sogenannte „Grobtrassen“ (Trassenbänder) identifiziert und bewertet. Innerhalb der ausgewählten Grobtrassen wurden anschließend verschiedene Streckenvarianten ausgewählt. Diese wurden über die Sommermonate 2022 in einer Online-Bürgerbeteiligung und einen Workshop mit Beteiligung von Interessensverbänden besprochen, anschließend noch einmal überarbeitet und auf Basis eines umfangreichen Kriterienkatalogs bewertet.

Die Gesamtübersicht der fachlich empfohlenen Vorzugstrasse(n) ist in Anlage 1 dargestellt.


Auswahl der Vorzugstrasse 11.2 in Aschaffenburg
Im Bereich der Stadt Aschaffenburg wurden insgesamt vier Streckenvarianten fachlich geprüft (Anlage 2, Kommunalblatt 11 Aschaffenburg). Die Fachplaner haben die Varianten intensiv betrachtet, bewertet und eine Empfehlung zur Festlegung der Vorzugstrasse 11.2. ergeben. 
Diese befindet sich von Mainaschaff kommend direkt nördlich der Bahntrasse und verläuft dann parallel zur Linkstraße, geht in den Geh- am Radweg zum Schönbornweg über und verläuft dann über die Ottostraße und die Lange Straße zum Hauptbahnhof. Im Bereich der Parallelführung zur Linkstraße ist zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Festlegung erforderlich, ob eine Routenführung „oben“ und direkt parallel zur Linkstraße erfolgen soll (Variante 11.2.b) oder „unter“ der Böschung (Variante 11.2.a). Dies wird Bestandteil der nachfolgenden Untersuchungen im Rahmen der Machbarkeitsstudie, wo die erforderlichen Maßnahmen für eine Umsetzung benannt und verglichen werden. 

Das Fahrradforum der Stadt Aschaffenburg hat am 04.11.2022 bereits über die Trassenauswahl beraten und die Trasse 11.2 einstimmig bestätigt.


Weitere Vorgehensweise 
Die Auswahl einer durchgängigen Vorzugstrasse ist die Basis der abschließenden Arbeitsschritte. Dies sind im Einzelnen

  • die Erarbeitung von Maßnahmenempfehlungen für die Umsetzung einer Radschnellverbindung
  • eine Potenzialabschätzung mithilfe eines Verkehrsberechnungsmodells
  • die sich daraus ableitende Nutzen-Kosten-Analyse.
Mit einem Abschluss der Dokumentation und Berichterstellung zur Machbarkeitsstudie ist im Spätsommer / Herbst 2023 zu rechnen. Dies ist dann die Basis für weitere Planungsschritte und eventuelle Förderanträge zur Realisierung der Radschnellverbindung.


Vorhaben zum 4-gleisigen Ausbau der Bahnstrecke Hanau - Aschaffenburg 
Vielfach wurde bereits auf die Notwendigkeit hingewiesen, bei der Planung und Ausgestaltung der Radschnellverbindung auch den langfristig vorgesehenen 4-gleisigen Ausbau der Bahnstrecke Hanau-Aschaffenburg zu bedenken. Dies wird natürlich berücksichtigt, eine konkrete Planung oder verbindliche Beschlüsse zur Umsetzung des Vorhabens gibt es aber noch nicht. Lediglich ein „Dialog“ zum Vorhaben wurde bisher seitens der Deutschen Bahn gestartet.

Im Stadtgebiet Aschaffenburg sind vom Hauptbahnhof ausgehend mehr als vier Gleise vorhanden. Ab der Brücke über die Linkstraße sind es aktuell vier Gleise, die sich dann auf Mainaschaffer Gemarkung in jeweils 2 Gleise in Richtung Stockstadt / Darmstadt beziehungsweise Kleinostheim / Frankfurt verteilen. Nach einer Präsentation von DB Netze beginnt der 4-gleisige Ausbau in Richtung Hanau erst hinter dieser „Verbindungskurve Mainaschaff“ (Auszug in Anlage 3).
Für das Stadtgebiet Aschaffenburg und unsere Verbindung nach Mainaschaff über die empfohlene Vorzugstrasse ist der 4-gleisige Ausbau deshalb nicht relevant.

Nach Einschätzung des Stadtplanungsamtes stellt das Bahnvorhaben ohnehin ein so umfangreiches, langwieriges und kostenintensives Projekt dar, dass eine begleitende Radschnellverbindung daneben kaum ins Gewicht fällt. In vielen Kommunen entlang der Strecke gibt es Gebäude und Wohnbebauung bis an den Rand des Bahndamms. Zahlreiche Straßen, auch Autobahnen, Brücken und Unterführungen sind an dem bestehenden zweigleisigen Bahnkörper orientiert. Dies gilt auch für den aktuellen vom Staatlichen Bauamt durchgeführten Brückenneubau an der Umgehungsstraße der St 3308 in Karlstein.

Es ist außerdem zu erwarten, dass ein 4-gleisiger Ausbau der Bahntrasse vielfach beklagt werden und Gerichtsverfahren nach sich ziehen wird. Aus diesen Gründen ist es fraglich, ob das Vorhaben überhaupt in einem überschaubaren Zeitraum realistisch ist oder umgesetzt werden kann.


Angaben zur Klimawirkung
Die Radverkehrsförderung und der Ausbau der Geh- und Radwege zur Erhöhung des Radverkehrsanteils am Verkehrsgeschehen hat grundsätzlich eine hohe Klimawirkung. Dies gilt insbesondere für die Planung und Umsetzung von Radschnellverbindungen, da diese eine sehr hohe Bedeutung für den Alltagsradverkehr haben. Die Verlagerung von täglichen Pendlerverkehren auf den Radverkehr hat ein sehr hohes Einsparpotenzial an klimawirksamen Gasen. Dementsprechend ist die Machbarkeitsstudie zur Planung der Radschnellverbindung als Voraussetzung für weitere Umsetzungsschritte als sehr klimarelevant einzuschätzen.

Datenstand vom 15.02.2023 09:26 Uhr