Bericht über Jugendsozialarbeit an staatlichen Schulen (JaS) - Antrag der CSU- und GRÜNEN-Stadtratsfraktion vom 29.06.2022


Daten angezeigt aus Sitzung:  1. Sitzung des Bildungssenates, 23.03.2023

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Bildungssenat 1. Sitzung des Bildungssenates 23.03.2023 ö Beschließend 4BS/1/4/23

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

Die CSU – und die GRÜNEN Stadtratsfraktion haben mit Schreiben vom 29.06.2022 (Anlage) die Schaffung von mindestens einer halben Stelle Jugendsozialarbeit für alle allgemeinbildenden Schulen/Berufsschulen in der Stadt Aschaffenburg beantragt. 

Darüber hinaus wurden seitens der antragstellenden Stadtratsfraktionen mehrere Fragen zur Thematik JaS gestellt, die wie folgt beantwortet werden: 

I. 

Zu Frage 1: An welchen Schulen sind bereits JaS-Stellen vorhanden?

An nachfolgenden Schulen wurden bereits JaS-Stellen eingerichtet. Diese sind dem Sachgebiet Schulische Sozialarbeit/Prävention an Schulen zugeordnet: 

Stand Oktober 2022

               JaS an
Grundschulen
(Regel- + Förder GS)

JaS an
Mittelschulen
(Regel- + Förder MS)

JaS an
Berufsschulen
(Regel- + Förder BS)





Hefner-Alteneck-GS
45%

Hefner-Alteneck-MS
45%

BS 1
50%





Brentano-GS
90%

Brentano-MS
90%

BS 2
50%





Pestalozzi-GS
50%

Pestalozzi-MS
100%

BS 3
50%





Schiller-GS
50%

Dalberg-MS
50%

De-la-Salle - BS
50%





Kolping-GS
50%

Schönberg-MS
60%







Grünewald-GS
75%









Fröbelschule (GS)
50%

Fröbelschule (MS)
50%










Praxisklasse
Schönberg – MS
75%









SPRINT-Klasse
Ruth-Weiß-Realschule
18%



An den weiteren staatlichen Aschaffenburger Schulen stellt sich die Situation wie folgt dar: 

Grundschulen
Strietwald - GS
163

Christian-Schad - GS Nilkheim
156
33% Schulsozialarbeit
Erthal - GS Leider
89
33% Schulsozialarbeit
Dalberg – GS Damm
150
33% Schulsozialarbeit
Erich-Kästner-GS Gailbach
60

Mozart-GS Obernau
172




Realschulen
Ruth – Weiß - Realschule
980
33 % Schulsozialarbeit



Gymnasien + FOS/BOS
Dalberg – Gymnasium 
833

Kronberg – Gymnasium (Schulprofil Inklusion)
903
Antrag gestellt
Dessauer - Gymnasium
1386
Schulsozialarbeit
FOS / BOS
611
Antrag gestellt gegenüber Stadt und LRA


Zu Frage 2: Gibt es begründete Anträge von Schulen auf zusätzliche JaS-Stellen?

Aktuell liegt ein Aufstockungsantrag der BS 3 vor. Dort gibt es eine 50%-Stelle, gewünscht ist eine weitere 50% - Stelle. Dies wurde bereits durch den Jugendhilfeausschuss des Landkreises beschlossen.
Des Weiteren liegt ein Antrag des Kronberg-Gymnasiums und der FOS/BOS auf Einrichtung vor. Die Ruth-Weiss-Realschule hat ihren zwischenzeitlich gestellten Antrag zurückgenommen. Ferner haben die Dr. Albert-Liebmann-Schule sowie die Dalberggrundschule Anträge gestellt. Die Schönbergschule hat einen Antrag auf Erhöhung der derzeitigen Stelle gestellt. 


Zu Frage 3: Welche Stellen sind vom Stadtrat verabschiedet, ausgeschrieben und noch nicht besetzt?

Aktuell keine mehr. Es gab eine längere Vakanz in der BS 3, weil sich kein Personal für die Elternzeitvertretung gefunden hat. Darüber hinaus gestaltete sich die Besetzung der neu geschaffenen Stelle an der Pestalozzigrundschule schwierig. Hier konnte im ersten Ausschreibungsverfahren niemand gefunden werden. Inzwischen wurde jedoch hausintern eine geeignete Bewerberin gefunden. Die Stelle ist seit dem 01.03.2023 besetzt. 


Zu Frage 4: Welche Probleme werden von Schulseite geschildert?

Allgemein wird als Auswirkung der Pandemie immer wieder geschildert, dass das Sozialverhalten erst wieder eingeübt werden musste. Den Schülerinnen und Schülern sind einige Basisskills abhandengekommen, wie etwa stillsitzen, zuhören, warten bis man dran ist, die eigenen Bedürfnisse adäquat artikulieren etc.
Darüber hinaus spielen psychische Belastungen und Erkrankungen eine immer größere Rolle, sowohl bei den Schüler*innen, als auch bei den Eltern.

Aus der JaS- Statistik ist deutlich erkennbar, dass die häufigsten Gründe für eine Beratung bzw. Unterstützung durch die Kolleg*innen Konflikte mit Mitschüler*innen, familiäre Probleme und vielfältige psychische Probleme und Auffälligkeiten waren. Die Mitarbeiter*innen schildern, dass die Anzahl der Fälle etwa wieder auf Vor-Corona-Niveau liegt, aber die Intensität der Fälle zunimmt (viel mehr Kontakte nötig, Fälle ziehen sich über mehrere Schuljahre, Therapieplätze haben sehr lange Wartezeiten etc.).
Bei JaS war und ist die Nachfrage nach Sozialen Trainingskursen außerdem hoch.


Zu Frage 5: Welche Entwicklungen lassen sich anhand der Zahlen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ablesen?

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie berichtet von stark angestiegenen Fallzahlen und einer entsprechend hohen Arbeitsbelastung. Dies führt ebenso wie der Umstand, dass es zu wenige niedergelassen Psychiater und Psychotherapeuten gibt, zu langen Wartezeiten trotz Behandlungsbedarf. 

Die bestehenden Problematiken sind vielfältig und reichen von Essstörungen über Angststörungen, Schulverweigerung und Depressionen bis hin zur Suizidalität. 

II. 

Jugendsozialarbeit an Schulen ist eine Leistung der Jugendhilfe und die intensivste Form der Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule. Sie soll sozial benachteiligte junge Menschen bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen und fördern. Dadurch sollen deren Chancen auf Teilhabe und eine eigenverantwortliche sowie gemeinschaftsfähige Lebensgestaltung verbessert werden. Studien zeigen, dass der soziale und familiäre Hintergrund junger Menschen sowie eine positive Persönlichkeitsentwicklung in einem förderlichen Umfeld in hohem Maße mitentscheidend sind für den schulischen Erfolg. Deshalb stellt die Jugendsozialarbeit an Schulen eine sinnvolle Ergänzung und enge Verknüpfung von Jugendhilfe und Schule dar, durch die die Chancen, das Wissen und Können junger Menschen in Bayern verbessert werden. Die Jugendsozialarbeit nimmt dabei insbesondere benachteiligte junge Menschen in den Blick, reagiert niederschwellig auf gesellschaftliche Entwicklungen, stellt eine professionelle sozialpädagogische Hilfe zur Integration dar und leistet einen maßgeblichen Beitrag zur Chancen- und Bildungsgerechtigkeit.  

Zielgruppe sind junge Menschen, die unter sozioökonomisch schwierigen Bedingungen aufwachsen und denen es an Unterstützung durch das Elternhaus mangelt, die Verhaltensauffälligkeiten zeigen, die wegen ihrer individuellen oder sozialen Schwierigkeiten voraussichtlich keine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle finden sowie Jugendliche aus Zuwandererfamilien, deren Integration erschwert ist. Darüber hinaus gehören zur Zielgruppe junge Menschen mit erhöhtem Aggressionspotenzial und Gewaltbereitschaft. Außerdem richtet sich das Angebot an junge Menschen mit vielfältigen Problemen (z. B. Mobbing, Trennung und Scheidung der Eltern, Sucht), mit Versagens- oder Schulängsten, in psychischen Belastungssituationen, mit Depressionen sowie sonstigen schwierigen Lebenssituationen.

Die obigen Problemstellungen beschränken sich nicht auf bestimmte Schularten, so dass seitens der Verwaltung aus Sicht der Kinder- und Jugendhilfe ein breiter und vollständiger Ausbau der Jugendsozialarbeit Schulen bzw. der Ausbau hierzu analoger Stellen für notwendig erachtet und befürwortet wird, auch wenn ein Teil der Stellen nicht förderfähig sind. 
Die Förderfähigkeit ist an Grundschulen, Mittelschulen, Sonderpädagogischen Förderzentren mit den Förderschwerpunkten Lernen, Sprache sowie emotionale und soziale Entwicklung, Wirtschaftsschulen, Realschulen, Berufsschulen und Berufsfachschulen sowie Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung mit Förderschwerpunkt Lernen und emotionale und soziale Entwicklung gegeben, nicht aber an Gymnasien und Fachoberschulen. Dieser Ausschluss ist nicht nachvollziehbar. Kinder und Jugendliche mit den oben geschilderten Problemen –insbesondere mit Depressionen-  sind an allen Schulformen zu finden. 
Für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern öffnet Jugendsozialarbeit an allen Schulen notwendige Zugänge zum Leistungsspektrum der Jugendhilfe und erweitert die präventiven und integrativen Handlungsmöglichkeiten.
Frühe Intervention und Angebote helfen einen weiteren Anstieg an Sozialkosten zu vermeiden. Die Jugendhilfe ist hier nicht erst seit der Coronapandemie stark gefordert. Gleichwohl ist in allen relevanten Bereichen (z. B. Beratungen, Hilfen zu Erziehung, Kinder- und Jugendpsychiatrie) ein erhöhtes Fallaufkommen festzustellen.

Die Verwaltung schlägt daher abschließend vor, dem Antrag der CSU- und der GRÜNEN  Stadtratsfraktion zu entsprechen. 

In einem ersten Schritt soll im Schuljahr 2023/2024 jeweils eine halbe Stelle zunächst am Kronberg-Gymnasium und sodann an der FOS/BOS geschaffen werden. 

Das Kronberg-Gymnasium ist seit August 2021 eines von drei unterfränkischen Gymnasien und in Aschaffenburg das einzige mit dem Schulprofil Inklusion. Auch hierdurch bestehen besondere Bedarfe und erhöhte Anforderungen für die Schüler*innen, so dass die Einrichtung einer Stelle Jugendsozialarbeit angezeigt ist. 

Des Weiteren erscheint die rasche Einrichtung von Jugendsozialarbeit an der FOS/BOS angezeigt. Erst Ende Januar 2023 wandte sich die Schule erneut per Email an das Sozialreferat und bekräftigte nochmals den Bedarf an sozialpädagogischer Unterstützung. Es werden Bedarfe geschildert, die von psychosozialen Beeinträchtigungen bis zu körperlichen Erkrankungen reichen. Seitens der Lehrkräfte wird verdeutlicht, dass die derzeitigen Herausforderungen im Schulalltag deren Expertise als Lehrkräfte nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ übersteigen. 

.Beschluss:

I.
  1. Der Bildungssenat nimmt den Bericht über die Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) in der Stadt Aschaffenburg zustimmend zur Kenntnis. 
  2. Der Bildungssenat empfiehlt die Schaffung von mindestens einer halben Stelle Jugendsozialarbeit an Schulen für alle allgemeinbildenden Schulen in der Stadt Aschaffenburg. Ab dem Schuljahr 2023/2024 erfolgt die Einrichtung einer jeweils halben Stelle Jugendsozialarbeit am Kronberg-Gymnasium und an der FOS/BOS.
  3. Der Bildungssenat empfiehlt für die Berufsschule I und II jeweils eine Erhöhung der Jugendsozialarbeit an Schulen auf jeweils 75 %, soweit die hälftigen Kosten durch den Landkreis Aschaffenburg übernommen werden. 
  4. Des Weiteren wird in der Berufsschule III eine Erhöhung auf eine volle Stelle empfohlen, soweit die hälftigen Kosten durch den Landkreis Aschaffenburg übernommen werden.

II. Angaben zur Klimawirkung:
Bewertung - jeweils Mehrung oder Minderung der Treibhausgase (THG)
wenig klimarelevant
teilweise klimarelevant
sehr klimarelevant
[ x ]  keine weiteren Angaben erforderlich
[  ]  kurze Erläuterung in den Begründungen
[  ]  ausführliche Erläuterung 
in den Begründungen 
Bewertungsschema nach KÖP (Klimaschutzmanagement in öffentlich Projekten)
(Nationale Klimaschutz-Initiative  -  Klimabündnis / ifeu-Heidelberg / BMU)

III. Angaben zu den Kosten:
Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [  ]
nein [ x ]

Abstimmungsergebnis:
Einstimmig angenommen

Datenstand vom 06.07.2023 10:47 Uhr