Einzelhandelsreport 2023 - Antrag der CSU-Stadtratsfraktion vom 21.03.2023


Daten angezeigt aus Sitzung:  9. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates, 10.10.2023

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Planungs- und Verkehrssenat 9. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates 10.10.2023 ö Beschließend 3PVS/9/3/23

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

Der Einzelhandel in Deutschland ist mit rund 17 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die mehr als 3 Millionen Beschäftigten erwirtschaften fast 600 Milliarden Euro Umsatz. Zirka 15-20 Prozent dieses Umsatzes trägt der Onlinehandel bei. Schon seit einigen Jahren befindet sich der Einzelhandel inmitten eines Strukturwandels. Während der stationäre Handel nur noch langsam wächst, verzeichnet der Onlinehandel deutlich höhere Wachstumsraten; insbesondere im Bereich des Non-Food-Einzelhandels. Der Handel vor Ort befindet sich in einem Umbruch, der mit einer zunehmenden Konzentration sowie einer anhaltenden Filialisierung einhergeht. Kleinere Betriebe können dem Preis- und Angebotswettbewerb immer weniger standhalten. Zudem fehlen oftmals die Mittel und Kompetenzen, eigene spezialisierte Online-Angebote aufzubauen.
Händler setzten diesem Wandel neuartige Konzepte entgegen. Einkaufen wird zum Einkaufserlebnis mit innovativen Store-Design-Lösungen, freiem Internetzugang, dem Einsatz von Touchscreens und individueller Produktberatung. Oder sie setzten auf individuelle spezialisierte Produkte, um sich von den Filialen abzusetzen.

Durch die starke Inflation im Jahr 2023 ist der Umsatz – besonders im Lebensmitteleinzelhandel – im ersten Halbjahr rückläufig. Die Verbraucherinnen und Verbraucher halten sich aufgrund der Preissteigerungen zurück oder greifen zu deutlich günstigeren Produkten. Selbst der Onlinehandel verzeichnet ein Umsatzminus. Nach den Schließungen infolge der Corona-Pandemie und der Energiekrise ist das erneut eine Entwicklung, die zu Veränderung im Einzelhandelbestand führen kann.

Aufgrund der hohen Dynamik im Einzelhandel ist die kontinuierliche Erhebung von Strukturdaten sinnvoll, aber auch einem schnellen Wandel unterworfen. Das Aschaffenburger Einzelhandelsmonitoring wurde vom Stadtplanungsamt erstmals 2002 durchgeführt und danach regelmäßig fortgeschrieben – zuletzt im Jahr 2018. 
Im Zeitraum Mai bis Juli dieses Jahres fand nun erneut eine Begehung und Erfassung aller Einzelhandelslagen statt. In die Einzelhandelsdatenbank wurden der Name (Firma) und die Anschrift, die Verkaufsflächen, Sortimente und Branchen sowie die Betriebsformen aufgenommen. Ebenfalls untersucht wurden die Leerstandsituation und die Fluktuationen innerhalb des Einzelhandels – wie Umnutzungen, Branchenwechsel und die Reaktivierungen von Leerständen

Seit der letzten Erhebung 2018 hat sich die Gesamtzahl der Einzelhandelsgeschäfte um 46 reduziert. Der aktuelle Bestand liegt bei 572. 

Übersicht zum Einzelhandelsmonitoring 2006 bis 2023
(Quelle: Einzelhandelsdatenbank der Stadt Aschaffenburg, eigene Berechnung)

Bezogen auf das Jahr 2012 mit 712 Einzelhandelsgeschäften ist der Bestand um 140 zurückgegangen.

Die Verkaufsfläche liegt 2023 bei knapp 200.000 m². 2018 waren es 228.000 und 2012  236.000 m². Der Rückgang von fast 30.000 m² seit 2018 ist hauptsächlich auf die Schließung eines Möbelhauses zurückzuführen.
Mit 43.000 m² macht die Lebensmittelbranche den größten Anteil aus. Bekleidung und Textilien verfügen über 34.000 m². Diese beiden Branchen machen mit 277 Geschäften auch fast 50% des Aschaffenburger Einzelhandels aus.



Leerstände konnten bei der aktuellen Erhebung 34 registriert werden. 2018 waren es 48. Bei neun dieser Lagen handelt es sich um Dauerleerstände, d.h. sie wurden auch schon bei der vorherigen Erhebung erfasst. Der Großteil der Leerstände (22) liegt in der Innenstadt. 29 Leerstände haben eine Fläche von unter 100 m² und sind damit bei durchschnittlich immer größer werdenden Verkaufsflächen nur noch bedingt marktgängig.

Da seit der letzten Erhebung fünf Jahre vergangen sind, konnte eine Vielzahl (90) von Umnutzungen festgestellt werden. 2018 waren es 65. Die meisten Umnutzungen gingen in Richtung Dienstleistungsanbieter aber auch zu Cafés und Restaurants. Diese tragen insbesondere zu einer Bereicherung und Belebung der Innenstadt bei, wie es zum Beispiel in der Weißenburger und auch Herstallstraße zu beobachten ist.
25 Umnutzungen fanden in bestehenden Leerständen statt, d.h. sie wurden wieder einer Nutzung zugeführt. Zudem konnten bei der Erhebung 30 neue Einzelhandelsgeschäfte erfasst werden.

Hinsichtlich der Leerstände beteiligt sich die städtische Wirtschaftsförderung am Leerstandmodul des Standortportals Bayern mit der Möglichkeit, Leerstände im ersten Schritt intern zu verwalten und zu dokumentieren und im zweiten Schritt öffentlich zugänglich zu machen. Es besteht die Möglichkeit, dass Interessierte ihre Angebote und Nachfragen bzgl. Leerstände dort unter Administration der Wirtschaftsförderung einspeisen. Seit Juli 2023 besteht für größere Flächen außerdem eine Schnittstelle zwischen dem Standortportal und Immoscout, um noch mehr Synergien nutzen zu können. 
Hervorzuheben ist die enge Kooperation der Wirtschaftsförderung mit den Werbegemeinschaften und dem Handelsverband. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit ist die Stadt nun als Kooperationspartnerin in einem Förderverfahren einbezogen, das von den Werbegemeinschaften beim Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie beantragt wurde. Unter dem Titel „Neue Läden und neue Ideen für Bayerns Innenstädte“ hat die Gemeinschaft der beteiligten Händler ein Investitionsprogramm in Höhe von 100.000 € auf den Weg gebracht. Das Motto des Projektes lautet „AB in die Innenstadt – Geschäfte binden, Geschäfte finden, Zusammenarbeit stärken“. Die Stadt ist als Projektbeteiligte aufgeführt und engagiert sich in dem Programm, das unmittelbar auch Auswirkungen auf das bereits angestoßene Leerstandmanagement haben wird. Im Rahmen dieser Kooperation wurde auch die Zusammenarbeit und die immer wieder im Raum stehende Forderung nach einer „Kümmerer“-Position besprochen, die auch als eine Art Geschäftsstelle der Werbegemeinschaft dienen kann. 
Um u.a. die Beteiligung der Stadt an diesem Projekt aber auch die Maßnahmenplanung für die Innenstadt zu besprechen ist von Seiten der Wirtschaftsförderung und des Stadtmarketings im November 2023 ein Strategieforum gemeinsam mit dem Stadtrat, den Kammern, der Zentec u.a. geplant.

Bezogen auf den langen Zeitraum seit der letzten Erhebung im Jahr 2018 waren die oben skizzierten Ergebnisse erwartbar. Die Corona-Pandemie, Energiekrise und der Strukturwandel sind am Aschaffenburger Einzelhandel nicht spurlos vorbeigezogen. Dadurch lässt sich zumindest teilweise die Reduktion bei der Anzahl der Geschäfte begründen. Die bei der Begehung vorgefundenen Leerstände sind auf einem im Vergleich mit den vorherigen Werten niedrigen Niveau. Zugleich ist feststellbar, dass in attraktiven Lagen, bei geeigneten Geschäftsgrößen schnelle Nachnutzungen erfolgen.

Die erhobenen Daten werden in der Sitzung im Detail und mit Fotos vorgestellt.

.Beschluss:

I. Der Bericht der Verwaltung zur Entwicklung im Aschaffenburger Einzelhandel wird zur Kenntnis genommen (Anlage 2).

II. Angaben zur Klimawirkung:
Bewertung - jeweils Mehrung oder Minderung der Treibhausgase (THG)
wenig klimarelevant
teilweise klimarelevant
sehr klimarelevant
[ x ]  keine weiteren Angaben erforderlich
[  ]  kurze Erläuterung in den Begründungen
[  ]  ausführliche Erläuterung 
in den Begründungen 
Bewertungsschema nach KÖP (Klimaschutzmanagement in öffentlichen Projekten)
(Nationale Klimaschutz-Initiative  -  Klimabündnis / ifeu-Heidelberg / BMU)

III. Angaben zu den Kosten:
Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [  ]
nein [ x ]

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 0, Dagegen: 0

Datenstand vom 06.12.2023 12:35 Uhr