Wissenschaftliche Untersuchung der Aschaffenburger Straßennamen Bericht zu weiteren Dossiers (nicht umzubenennen)


Daten angezeigt aus Sitzung:  15. Sitzung des Stadtrates (Plenum), 20.11.2023

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Stadtrat (Plenum) 15. Sitzung des Stadtrates (Plenum) 20.11.2023 ö Beschließend 3PL/15/3/23

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

Überblick zur Untersuchung

Im Frühjahr 2020 war ein Projekt zu den personenbezogenen Aschaffenburger Straßennamen angelaufen. Im Fokus standen dabei vor allem Personen (d.h. Namensträger von Straßen), die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts öffentlich gewirkt haben. Untersucht werden sollte, ob seitens der Stadt Straßenumbenennungen vorzunehmen wären. Im Kultur- und Schulsenat war das Vorhaben bereits am 26. November 2020 vorgestellt worden, im Plenum des Stadtrats dann am 14. Juni 2021. Ein weiterer Bericht erfolgte schließlich im Kultursenat am 22. März 2023. Am 19. Juni 2023 hat der Stadtrat schließlich für die Umbenennung von sieben Straßen gestimmt. Das Verfahren zur Neubenennung dieser Straßen läuft derzeit noch. 
Im Rahmen der Sitzung des Stadtrats vom 19. Juni war durch die Verwaltung auch angekündigt worden, dass diejenigen Personen, die im Rahmen des Projektes näher untersucht worden sind (jedoch ohne eine Empfehlung zur Umbenennung), mittels der erstellten Biographien („Dossiers“) ergänzend präsentiert werden. 
Die Dossiers zu diesen insgesamt 24 Personen bzw. weiterführende Literatur- und Quellenhinweise finden sich aktuell auch im digitalen Stadtlabor Aschaffenburg 2.0. Im Folgenden werden kurze Begründungen zur Sicht des Fachbeirats darüber referiert, warum in diesen Fällen keine Empfehlung für eine Umbenennung ausgesprochen worden ist. Die Links verweisen jeweils auf den Eintrag im Stadtlabor; ein dort weiterführender Link dann zu dem jeweiligen Dossier bzw. zu weiterführenden Informationen. 


Bodelschwingh, Friedrich

Der evangelische Theologe Friedrich Bodelschwingh leitete seit 1910 die Betheler Anstalten. Zwar stand er der Diktatur ab 1933 zunächst nicht ablehnend gegenüber – ab Ende 1933 Mitglied der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und ab 1934 der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) –, wurde aber kein Mitglied der NSDAP. Bodelschwingh zeigte sich darüber hinaus zunächst offen für eugenische Überlegungen, äußerte sich aber öffentlich nicht dazu und lehnte die nationalsozialistische Euthanasie-Maßnahmen grundlegend ab. Er versuchte daher, aktiv auf die Einstellung der Aktion T4 hinzuwirken, traf aber in den Jahren der NS-Herrschaft immer wieder Entscheidungen, aufgrund derer u.a. jüdische Patientinnen und Patienten aus der Anstalt abtransportiert wurden. Bodelschwingh tat dies nur auf den externen Druck hin und betrachtete seine Entscheidung als Notwendigkeit, um den Erhalt der Anstalt und den Schutz der verbliebenen Patientinnen und Patienten zu sichern. Eine Umbenennung wird nicht empfohlen, da sich aufgrund der verfügbaren Quellenlage eine eindeutige persönliche Parteinahme für die NS-Maßnahmen nicht belegen lässt. Nichtsdestotrotz ist sein Handeln umstritten und in einer Grauzone zwischen Anpassung, Bewahrung eigener Handlungsspielräume und Kollaboration mit dem Regime anzusiedeln.


Bosch, Robert

Der Konstrukteur und Industrielle Robert Bosch, dessen Leben und Wirken in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten gut dokumentiert ist, zählt zu den wenigen Industriellen, die die bestehenden Handlungsspielräume zum Widerstand gegen das NS-Regime seit 1933, selbst wenn es zu direkten Auseinandersetzungen mit den Vertretern der nationalsozialistischen Ordnung führte, so weit wie möglich genutzt sowie jüdische Angestellte und deren Familien unterstützt haben. Es handelt sich daher um einen eindeutigen Fall, in dem eine Beibehaltung des Straßennamens außer Frage steht. 


Galen, Clemens

Kardinal (1946) Clemens August Graf von Galen hat sich zwar in den 1930er Jahren nicht immer ausreichend gegen Hitlers Politik positioniert, etwa bei der Remilitarisierung des Rheinlandes 1936, allerdings hat er bei Auseinandersetzungen, die die Kirche betrafen, stets versucht, die Positionen der Letzten zu vertreten und politische Einmischungen in ihre inneren Angelegen möglichst zu verhindern. Seit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wandte er sich als Bischof von Münster offen gegen den „Klostersturm“ und die Euthanasie-Programme des NS-Regimes. Seine Person und sein Wirken müssen zwar kritisch reflektiert werden – u.a. wegen seiner allgemeinen Demokratiefeindlichkeit –, ein Grund zur Umbenennung besteht allerdings nicht, zumal er vor Konflikten mit dem Regime nicht zurückscheute.


Glaser, Karl

Karl Glaser war zwischen 1948 und 1966 Pfarrer in Gailbach. Sein Wirken in der Sudetendeutschen Partei seit 1938 kann aufgrund der spärlichen Quellenlage nur schwer rekonstruiert werden. Daher gibt es keine Informationen, die eine Umbenennung zu diesem Zeitpunkt rechtfertigen könnten.


Goerdeler, Carl

Der Jurist und Politiker Carl Friedrich Goerdeler war Oberbürgermeister in Leipzig (1930-1936/37), bevor er die Firma Bosch in Finanzfragen beriet und in diesem Zuge zwischen 1937 und 1939 Auslandsreisen tätigte. Bereits seit 1938 gehörte er zum sich formierenden aktiven Widerstand gegen Hitler und wurde 1944 festgenommen. Am 2. Februar 1945 wurde er im Gefängnis Berlin-Plötzensee ermordet. Goerdeler gilt in der wissenschaftlichen Forschung als wichtige Figur des zivilen Flügels des Widerstands gegen Hitler. Eine Empfehlung zur Umbenennung erfolgt daher nicht.


Goppel, Alfons

Alfons Goppel wurde 1901 geboren. An der Universität München studierte er Rechtswissenschaften. Seit 1932 war er als Rechtsanwalt in Regensburg und seit 1934 als Staatsanwalt am Landgericht Kaiserslautern tätig. 1938 kam er als Amtsgerichtsrat nach Aschaffenburg. Ein Jahr später wurde er zur Wehrmacht einberufen. Politisch unterstützte Goppel die Bayerische Volkspartei und gehörte dieser seit 1930 an. Im November 1933 trat er in die SA ein, der NSDAP schloss er sich 1937 an. Zwar galt er laut Beurteilungen seiner Vorgesetzten im Allgemeinen als regimetreu, doch fehlen Belege für eine aktive und überzeugende Parteinahme für den Nationalsozialismus. Daher wird eine Umbenennung nicht empfohlen. 


Grimm, Alois

Der Architekt und Lokalhistoriker Alois Grimm leitete zwischen 1954 und 1980 das Hochbauamt Aschaffenburg. Während des NS-Regimes war Grimm Mitglied der HJ (1934-1937) sowie des Volksbunds für das Deutschtum im Ausland (1930-1937). 1937 begann sein Wehrdienst; in den Kriegsjahren nahm Grimm, der 1944 zum Oberleutnant befördert wurde, an verschiedenen Operationen in Frankreich sowie an der Ostfront teil. 1945 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Sein militärischer Einsatz verlief dabei verhältnismäßig „unauffällig“. Von einer Umbenennung kann abgesehen werden.


Haeckel, Ernst

Der Biologe und Naturforscher Ernst Haeckel, der als erster Unterstützer Darwins im deutschen Sprachraum gilt, nutzte Darwins Überlegungen als Grundlage seiner eigenen, anti-kirchlichen, Schöpfungstheorie. Seine von zeitgenössischen Strömungen beeinflussten Ideen zu Eugenik, Euthanasie und Rassenhierarchien wurden zwar später von NS-Theoretikern aufgegriffen, Haeckel selbst, der bereits 1919 starb, kann allerdings nicht mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werden, auch wenn der einstmals Liberale, in der zweiten Hälfte seines Lebens eher nationalkonservative Positionen vertrat und u.a. Mitglied der Deutschen Kolonialvereinigung und des Alldeutschen Verbands war. Eine Umbenennung wird nicht empfohlen.


Hartmann, Guido

Der Postbeamte und Heimatforscher Guido Hartmann war u.a. ein Mitbegründer des Aschaffenburger Geschichtsvereins. Seit 1935 war er Mitglied der NSDAP, wobei er später angab, nur auf Druck verschiedener anderer Stellen (u.a. von Bürgermeister Schauer), eingetreten zu sein. Auch in der Zeit des Nationalsozialismus publizierte der Heimatforscher rege, wobei sich bei den Themen eine Kontinuität zu den 1920er Jahren feststellen lässt, diese jedoch auch stets Genehmigungsbescheinigungen seitens des Regimes erhielten. Alles in allem kann allerdings keine aktive Unterstützung des Nationalsozialismus festgestellt werden, weshalb keine Umbenennung empfohlen wird.


Hönlein, Hans

Hans Hönlein war Arzt und Heimatforscher. Darüber hinaus leitete er als Vorsitzender den Spessartbund 1932-1933, bevor er, nachdem OB und NS-Kreisleiter Wilhelm Wohlgemuth diese Stelle übernommen hatte, zum stellvertretenden Ersten Vorsitzenden wurde. Erst ab 1937 bzw. 1938 wurde er Mitglied der NSDAP. In der Zeit des NS-Regimes leitete Hönlein die Lungenheilstätte „Maria-Theresia-Heim” bei Sackenbach. In seiner Funktion innerhalb des Spessartbundes bekannte sich Hönlein zwar zu den neuen Machthabern und beim Einmarsch der US-Truppen in Sackenbach soll er zum letzten Widerstand gegen diese aufgerufen haben. Die Spruchkammer kategorisierte ihn schließlich als Mitläufer. Hönlein passte sich zweifellos den nationalsozialistischen Verhältnissen an; es fehlen aber eindeutige Belege für eine Verbreitung und Unterstützung betont ideologischer Ziele des NS-Regimes. Eine Umbenennung wird nicht empfohlen.


Horch, August

August Horch wurde 1868 in Winningen geboren. Der gelernte Schmied und Motorenbau-Ingenieur gründete 1899 die Firma „August Horch & Cie.“, die sich mit der Konstruktion von Personenkraftwagen befasste, später die Automobilfirma „Audi“ (lateinische Entsprechung seines Namens). 1933 war Horch bereits 65 Jahre alt. Von 1933 bis 1936 war er anscheinend NSDAP-Mitglied, ohne politisch aufzufallen. Einige Sympathiebekundungen zum NS-Regime machen sich in seinen veröffentlichten Erinnerungen zwar bemerkbar, sind aber mit politischem Aktivismus nicht verbunden. Eine Umbenennung wird daher nicht empfohlen. 


Hotzel, Matthäus

Matthäus Hotzel zog 1921 nach Aschaffenburg-Leider, wo er in den folgenden Jahren als Hauptlehrer und Schulleiter an der Volksschule in Aschaffenburg-Leider wirken sollte. Ab 1933 war er Mitglied im NS-Lehrerbund und zwischen 1937 und 1943 der NSDAP. Aufgrund spärlicher Überlieferung und dem Tod vor 1945 lässt sich das Wirken in der Zeit des NS-Regimes nur oberflächlich rekonstruieren, wobei sich keine enge Verstrickung in Strukturen des nationalsozialistischen Staats konstatieren lässt. Von einer Umbenennung sollte daher abgesehen werden. 


Koch, Robert

Der Arzt, Bakteriologe und Nobelpreisträger Robert Koch konnte 1884 den Choleraerreger nachweisen, leitete seit 1885 das Institut für Infektionskrankheiten und erforschte in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts u.a. die Schlafkrankheit in Afrika. Gerade bei seinen letzten Reisen und Arbeiten zeigen sich methodische und ethische Verfehlungen, die durch rassistische Grundannahmen bedingt worden sind. Über diese sollte zwar kritisch informiert werden, eine Umbenennung wird jedoch auch wegen der herausragenden Leistungen Kochs nicht empfohlen.


Lautenschläger, Aloys

Der in Aschaffenburg geborene Aloys Lautenschläger wirkte ab 1899 als HNO-Arzt in Berlin. Er verfasste einige Werke in diesem Arbeitsgebiet und war darüber hinaus ein aktiver Kunstsammler, der seine Sammlung nach seinem Ableben der Stadt Aschaffenburg vermachte. Von 1933 bis zu seinem Tod 1943 war er Mitglied der NSDAP, eine parteipolitische Aktivität in dieser Zeit lässt sich jedoch nicht belegen. Eine Umbenennung wird daher nicht empfohlen.


Orff, Carl

Der Komponist und Musikpädagoge Carl Orff hatte offensiv Verbindungen zum NS-Regime genutzt, um seine eigene Stellung und Wahrnehmung in der Zeit nationalsozialistischer Herrschaft zu verbessern, wobei er darüber hinaus nicht wirklich aktiv politisch tätig war. Er muss als Opportunist betrachtet werden, der es verstand, sich dem nationalsozialistischen System anzuempfehlen, wenn es ihm persönliche Vorteile verschaffte. Das stand seiner Karriere nach 1945 allerdings nicht im Weg. Selbst wenn viele Handlungen und Aussagen Orffs dahingehend problematisch sind, rechtfertigt sein opportunistisches Wirken zwischen 1933 und 1945 keine Umbenennung.


Rischar, Siegfried

Der Maler und Zeichner Siegfried Rischar war bei der „Machtergreifung“ 1933 gerade einmal acht Jahre alt. Zwischen 1942 und 1945 diente er in der Kriegsmarine, u.a. im Zuge von Geleitdiensten in der östlichen Ostsee. Ab 1958 wirkte er in seiner Heimatstadt als freischaffender Künstler im ehemaligen Atelier des Malers Adalbert Hock. Eine Umbenennung wird nicht empfohlen, da er politisch wegen seines jungen Alters nicht bewertet werden kann. 


Schad, Christian

Der Künstler Christian Schad war Mitglied der NSDAP und zählte mit Blick auf das Eintrittsdatum (1. Mai 1933) zu den sog. „Märzgefallenen“. Darüber hinaus war er Mitglied der Reichskulturkammer, um weiterhin künstlerisch arbeiten zu können. Eine darüber hinaus gehende politische Verstrickung in den Nationalsozialismus ist nicht zu erkennen. Schad muss als Opportunist betrachtet werden, der seinen Malstil dem Zeitgeschmack (Altdeutsche Malerei) anpasste, allerdings galt er in den 1930er und 1940er Jahren nicht als bekannter Künstler, und eine aktive politisch-ideologische Unterstützung nationalsozialistischer (Kultur-)Organisationen seinerseits ist nach jetzigem Kenntnisstand nicht festzustellen. Von einer Umbenennung kann deshalb abgesehen werden.


Scheffel, Joseph Victor von

Der Jurist, Schriftsteller und Dichter – unter anderem auch Texter des „Frankenlieds“ – Joseph Victor von Scheffel (1826-1886) vertrat in seinen Schriften nationalliberale Ideen, und es tauchen immer wieder national überhöhende Motive (deutscher Wald, deutsche Erde, germanisches Erbe) darin auf. Mit Blick auf den Entstehungskontext und die Entstehungszeit dieser Arbeiten wird allerdings keine Umbenennung empfohlen.


Schwind, Vinzenz

Vinzenz Schwind war Chemiker und zwischen 1946 und 1970 Oberbürgermeister Aschaffenburgs, der nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte, die Stadtgemeinschaft in Einheit nach vorne zu führen. Das bedingte jedoch unter anderem einen eher zurückhaltenden Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit der letzten Jahre – was jedoch auch für viele andere Städte galt. Zu seinem Wirken während des Kriegs, u.a. der Beteiligung an der Entwicklung von Kunststoff-Fasern (Perlon), liegen nur beschränkt Informationen vor. Eine Umbenennung wird nicht empfohlen.


Seidel, Hanns

Hanns Seidel wurde 1901 geboren. Er studierte Rechtswissenschaften und Nationalökonomie. Seit 1929 arbeitete er als Rechtsanwalt in Aschaffenburg. Schon 1930 stellte er sich gegen die Nationalsozialisten und 1932 – also kurze Zeit vor der „Machtergreifung“ – trat er in die Bayerische Volkspartei ein. Die NS-gelenkte Presse griff ihn an, und er wurde nach der „Machtergreifung“ für eine kurze Zeit in Untersuchungshaft genommen. In Herbst 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen. Er wurde unter anderem an der Ostfront eingesetzt und geriet 1945 in US-Kriegsgefangenschaft. Bereits in August 1945 nahm er seine Tätigkeit als Rechtsanwalt wieder auf. Da er politisch unbelastet war, konnte er sich mit der Politik auf kommunaler und später auf Landesebene befassen. Später wurde er Wirtschaftsminister (1947) und Ministerpräsident Bayerns (1957). Eine Umbenennung wird aus obigen Gründen nicht empfohlen. 


Stauffenberg, Claus Graf Schenk von

Als Offizier der Wehrmacht war Stauffenberg ab 1939 zunächst aktiv am erfolgreichen Angriffskrieg des Dritten Reiches beteiligt, bevor er sich erst in der zweiten Kriegshälfte und nach einer schweren Verwundung 1943 dem militärischen Widerstand gegen Hitler anschloss, für den er nach dem Attentatsversuch vom 20. Juli 1944 hingerichtet wurde. Selbst wenn die erst späte Hinwendung zum Widerstand sowie die Ziele desselben im historischen Kontext kritisch zu bewerten sind, gilt Stauffenberg nach wie vor als prominente Figur des militärischen Widerstandes gegen Hitler, weshalb eine Umbenennung nicht empfohlen wird.


Streun, Ernst

Der Lebensmittelhändler und Stadtrat (1899-1964) Ernst Streun, auch als „Bürgermeister von Nilkheim“ bekannt, war im Spruchkammerverfahren nach 1945 wegen verschiedener NS-Mitgliedschaften als „Mitläufer“ eingestuft worden, der wegen seiner katholischen Überzeugung nicht bereit war, sich vollends mit dem Nationalsozialismus zu arrangieren. Von einer Umbenennung kann in diesem Fall abgesehen werden, zumal keine Belege für eine aktive Unterstützung des Nationalsozialismus gefunden wurden.


Velte, Albrecht

Der letzte Bürgermeister von Gailbach (1920-1992) war zwischen 1938 und 1945 zwar Mitglied der allgemeinen SS (Einheit 12/83) – zwischen 1940 und 1945 Dienst in der 14. Panzer-Division, Panzer-Pionier-Bataillon –, allerdings darf die Einziehung mit 18 Jahren sowie das unauffällige Wirken, auch mit Blick auf die entsprechenden Einsätze während des Krieges, in den Folgejahren nicht überbewertet werden. Hinzu kommt die dürftige Quellenlage, die eine Skizzierung seines Verhaltens in der NS-Zeit nicht zulässt (wegen seiner Entlassung aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft im Jahr 1949 gab es zum Beispiel kein Entnazifizierungsverfahren). Eine Umbenennung wird nicht empfohlen.


Wagner, Richard

Richard Wagner war in der Zeit des NS-Regimes sicherlich nicht unbedeutend, zumal er offensiv instrumentalisiert wurde und seine Familie durchaus eng mit Hitler und anderen NS-Größen verkehrte. Wagner selbst kann für diese Instrumentalisierung nicht verantwortlich gemacht werden. Er selbst hatte hetzerische anti-judaistische Schriften verfasst („Das Judenthum in der Musik“, 1850), die vor allem von Neid und Missgunst motiviert waren, allerdings waren diese in ihrer Zeit und der Situation Wagners verankert und können deshalb nicht einfach mit dem rassebiologischen Antisemitismus der Nationalsozialisten gleichgesetzt werden. Die Person Wagners bleibt dennoch problematisch, und es sollte kritisch über seine antisemitischen Anschauungen informiert werden. Eine Umbenennung wird jedoch nicht empfohlen.

.Beschluss:

I. 
1. Der Bericht der Verwaltung über die wissenschaftliche Untersuchung der Aschaffenburger Straßennamen, die nicht umzubenennen sind, wird zustimmend zur Kenntnis genommen.
2. Die Verwaltung sagt zu, die historische Forschung zu den Straßennamen, die aufgrund des vorliegenden Dossiers des Fachbeirates zunächst nicht umzubenennen sind, weiterhin zu verfolgen. Sollten hier neue Erkenntnisse, z. B. über Robert Koch oder Friedrich Bodelschwingh, herausgefunden werden, so wird im Stadtrat hierüber berichtet.

II. Angaben zur Klimawirkung:
Bewertung - jeweils Mehrung oder Minderung der Treibhausgase (THG)
wenig klimarelevant
teilweise klimarelevant
sehr klimarelevant
[ x ]  keine weiteren Angaben erforderlich
[  ]  kurze Erläuterung in den Begründungen
[  ]  ausführliche Erläuterung 
in den Begründungen 
Bewertungsschema nach KÖP (Klimaschutzmanagement in öffentlichen Projekten)
(Nationale Klimaschutz-Initiative  -  Klimabündnis / ifeu-Heidelberg / BMU)

III. Angaben zu den Kosten:
Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [  ]
nein [ x ]

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 0, Dagegen: 0

Datenstand vom 21.02.2024 10:05 Uhr