Neuer Familienstützpunkt Obernau - Antrag von Herrn Stadtrat Josef Taudte (CSU) vom 19.07.2023


Daten angezeigt aus Sitzung:  1. Gemeinsamen Sitzung des Bildungssenates und des Jugendhilfeausschusses, 04.07.2024

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Bildungssenat 1. Gemeinsamen Sitzung des Bildungssenates und des Jugendhilfeausschusses 04.07.2024 ö Beschließend 4BS/1/4/24

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

In Obernau leben (Stand 01.01.2024) 4.922 Einwohner*innen (0-2 Jahre: 112 / 3-5 Jahre: 147 / 6-9 Jahre: 209 / 10-13 Jahre: 181 / 14-17 Jahre: 177 / 18-25 Jahre: 370 / 26-50 Jahre: 1526 / 51-64 Jahre: 1208 / 65+ Jahre: 992). Es gibt 7% geschiedene Personen, 40% sind ledig, 48% verheiratet und 5% verwitwet. In Obernau leben 510 Menschen mit ausländischer Nationalität (das sind 10,4%), Migrant*innen gibt es 985 (20,0%). Die größten Migrant*innengruppen kommen aus Rumänien (117), Polen (102), der Türkei (97), Italien (93) und der Ukraine (53). Es gibt 77 Bedarfsgemeinschaften im Bürgergeld, darin leben 147 Personen (davon 49 Kinder unter 15 Jahren) (Quellen: Melderegister der Stadt Aschaffenburg und Agentur für Arbeit). Neben Vereinen in Sport und Kultur, die Angebote in Obernau schaffen, gibt es viel Natur um den Ortsteil herum, der Main, Wald, Wiesen - Ausflugsziele liegen nah beieinander.

Die Mozart-Grundschule und die Kleine Riesen Kita Obernau liegen in direkter räumlicher Nähe des Kinderhauses St. Peter Paul. Mit fast 200 Plätzen für Kinder im Alter von einem bis sieben Jahren ist das Kinderhaus die größte Kindertagesstätte. Aktuell gibt es drei Krippen- und sechs Kindergartengruppen. Die 9-gruppige Einrichtung ist auf zwei Gebäude aufgeteilt. In der Krippe sind es 11 Mitarbeiter*innen (2-Fach-, 8 Ergänzungskräfte, 1 Küchenkraft, 1 Reinigungskraft), im Kindergarten 21 Mitarbeiter*innen (9-Fach-, 6 Ergänzungskräfte, 2 pädagogische Hilfskräfte (in Ausbildung zur Ergänzungskraft), 2 Küchenkräfte, 4 Reinigungskräfte). Es gibt ein Leitungsteam, eine Verwaltungskraft, eine Geschäftsleitung und einen Hausmeister. Das Haus ist Montag bis Freitag von 7 bis 16:30 Uhr geöffnet. Träger ist der Verein St. Peter Paul Verein Obernau e.V.


In Obernau soll der Familienstützpunkt eine Begegnungsstätte für Familien werden, die bedarfsorientierte und abwechslungsreiche Familienangebote über den pädagogischen KiTa-Alltag hinaus anbietet. Angedacht sind Familien-Angebote, die die Möglichkeit des Zusammenseins und Orientierung im Familien-Alltag und der kindlichen Entwicklung bieten sowie Familien in ihrer Erziehung stärken. Erste Ideen aus dem Kinderhaus dazu sind z. B. Eltern-, Still-, oder Seniorencafés, Oma-Opa-Nachmittage, Tauschbörsen, Schnupperkurse und weitere Angebote von Vereinen/Stellen oder Bastelnachmittage. Neben Eltern, werden also auch andere Familienmitglieder und Bezugspersonen der Kinder und Jugendlichen mitgedacht. 
Als Stadtteil steht Obernau von der räumlichen Lage her für sich. Somit ist eine gute, fußläufige Erreichbarkeit von Angeboten für Familien ein großes Plus für einen niederschwelligen Zugang zur unterstützenden Angeboten. Neben Angeboten selbst, können Familien in einem Familienstützpunkt viele Kontakte zu anderen Eltern/Familien knüpfen, private Netzwerke und das gesellschaftliche Miteinander werden gestärkt. Das Kinderhaus in Obernau möchte ein Treffpunkt für Familien (auch außerhalb der KiTa-Betreuungszeiten) werden. 

Die Lotsenfunktion der FSP-Fachkraft soll auch in Obernau ein fester Schwerpunkt der Arbeit werden, in dem die Fachkraft sowohl Familien als auch Fachkräften mit offenem Ohr und Ideen zur Seite steht und bei Bedarf an andere Fachstellen weitervermittelt. Der Ausbau und die Stärkung von (bestehenden) Kooperationen und Netzwerkarbeit wird daher bedeutsam. Sowohl im Sinne der Lotsenfunktion als auch bei der Gestaltung der Familien-Angebote. Bereits bestehende Kooperationspartner*innen sind beispielsweise in den Frühförder- und Beratungsstellen (Koki, Erziehungsberatungsstelle, Sprachheilschule, SPZ Aschaffenburg) oder in Vereinen zu finden. Zudem gibt es projektbezogene Kooperationen mit der Bücherei, der Feuerwehr, der Grundschule „Mozartschule“, einer Seniorenstätte oder der städtischen Musikschule. Hierauf soll aufgebaut werden. 

Hintergrund: Familienstützpunkte in Aschaffenburg
Für Bayern gibt es ein Gesamtkonzept der Eltern- und Familienbildung. In einem mehrjährigen Modellversuch wurden das vom Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb) entwickelte Konzept und darauf aufbauend Familienstützpunkte in elf Landkreisen und kreisfreien Städten erprobt. Aschaffenburg war Teil des Modellversuchs. Dieser wurde 2013 in das noch laufende bayernweite Förderprogramm zur strukturellen Weiterentwicklung kommunaler Familienbildung und Einrichtung von Familienstützpunkten überführt. In Aschaffenburg wurde zudem das Konzept der Familienunterstützenden Einrichtung geschaffen. Als „kleine Familienstützpunkte“ haben sie eine ähnliche Arbeitsweise und schaffen Angebote für Familien. Gesetzlich verankert ist die Familienbildung in § 16 des SGB VIII. 
Die Familienstützpunkte und die Familienunterstützende Einrichtungen sind Teil des präventiven Angebots für Familien. Sie schaffen auf kurzem Weg Angebote für Familien. Die Einrichtungen bieten eine jeweils individuelle Kombination an Aktionen für Familien, an Angeboten von Kooperationspartner*innen „unter einem Dach“ und der Wahrnehmung einer Lotsenfunktion im Sinne einer bedarfsabhängigen Vermittlung von Hilfen an. Sie wurden an bestehende Kindertageseinrichtungen angegliedert. Jeweils eine Fachkraft ist speziell für die Belange der Familien zuständig. Diese arbeiten in enger Abstimmung mit der KiTa-Leitung, die die Gesamtleitung der Häuser innehat. 

Aktuell gibt es sechs Familienstützpunkte und eine Familienunterstützende Einrichtung verteilt auf 5 Sozialräume. Jeder Sozialraum hat unterschiedliche strukturelle Vorrausetzungen und damit Perspektiven der Bewohner*innen. Der Familienstützpunkt Hefner-Alteneck mit KiTa St. Martin wurde 2013 als erster Stützpunkt in Aschaffenburg eröffnet. 2014 folgte der Familienstützpunkt Innenstadt mit KiTa Herz-Jesu sowie im Jahr darauf der Familienstützpunkt Damm mit KiGa St. Michael und die Familienunterstützende Einrichtung St. Matthäus in Gailbach. 2018 eröffnete der Familienstützpunkt Schweinheim im Haus für Kinder Maria Geburt. Im September 2023 eröffnete der Familienstützpunkt Nilkheim mit KiTa an der Lutherstraße im Neubaugebiet „Anwandeweg“. 

Auf Grundlage eines Stadtratsbeschlusses aus dem Jahr 2012 erhalten die Familienstützpunkte einen Sachkostenzuschuss von 6.000 Euro Zudem können neue Einrichtungen auf ein von der Familienbildung verwaltetes Starterpaket in Höhe von 10.000 Euro zurückgreifen, um in der Anfangsphase die Arbeit im Familienstützpunkt strukturell aufbauen zu können. Dieses verteilt sich auf drei Jahre. Mit Beschluss des Jugendhilfeausschusses vom 21.10.2021 wurde die Finanzierung der Personalkosten für die Fachkräfte der Familienbildung ab dem Jahr 2022 angepasst. Somit werden nun pro Familienstützpunkt 19,5 Stunden finanziert. Die Förderhöhe orientiert sich dynamisch an der Eingruppierung der Fachkräfte und den Tarifentwicklungen und wird daher jährlich angepasst. Sie erfolgt orientiert am TVÖD bzw. der AVR je nach Ausbildung, Qualifikation und Berufserfahrung (maximal bis zur Entgeltgruppe S15). Die Hochrechnung der Personalkosten für den neuen Familienstützpunkt Obernau für das Jahr 2025 beträgt ca. 40.000 Euro.

Den Rahmen für die Zusammenarbeit bieten die Kooperationsverträgen zwischen den Einrichtungen und der Stadt Aschaffenburg. Darin werden die Förderbedingungen, Qualitätskriterien, Stundenanzahl und Evaluationsmaßnahmen festgelegt. Die Kooperationsverträge sichern die Nachhaltigkeit und Einhaltung der Projektziele. 

.Beschluss:

I. 
  1. Der Planung, Errichtung und Eröffnung des Familienstützpunkts in Obernau im Jahr 2025 wird zugestimmt.
  2. Mit dem Familienstützpunkt Obernau wird eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, um die fachliche Zusammenarbeit mit der Familienbildung und dem Jugendamt der Stadt Aschaffenburg zu regeln.
  3. Der Jugendhilfeausschuss empfiehlt dem Stadtrat die Einrichtung des Familienstützpunkts Obernau auf der Basis dieser Kooperationsvereinbarung zu beschließen.

II. Angaben zur Klimawirkung:
Bewertung - jeweils Mehrung oder Minderung der Treibhausgase (THG)
wenig klimarelevant
teilweise klimarelevant
sehr klimarelevant
[ x ]  keine weiteren Angaben erforderlich
[  ]  kurze Erläuterung in den Begründungen
[  ]  ausführliche Erläuterung 
in den Begründungen 
Bewertungsschema nach KÖP (Klimaschutzmanagement in öffentlichen Projekten)
(Nationale Klimaschutz-Initiative  -  Klimabündnis / ifeu-Heidelberg / BMU)

III. Angaben zu den Kosten:
Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [ x ]
nein [  ]

Sofern Kosten entstehen:


Die Kosten sind im laufenden Haushaltsplan veranschlagt
ja [  ]
nein [  ]
Es entstehen Folgekosten
ja [  ]
nein [  ]
Häufigkeit der Folgekosten
einmalig
[  ]
wiederkehrend
[  ]

Abstimmungsergebnis:
Einstimmig angenommen

Abstimmungsbemerkung:
Es haben nur die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses abgestimmt.

Datenstand vom 25.10.2024 09:33 Uhr