Neben der seit mehreren Jahres bestehenden Gemeinschaftsunterkunft, in der rund 350 Flüchtlinge leben, werden in der Stadt Aschaffenburg seit Herbst 2014 Flüchtlinge dezentral untergebracht. Hierunter sind viele Familien mit Kindern. Derzeit leben rund 200 dezentral untergebrachte Flüchtlinge im Stadtgebiet, davon sind rund 15 Kinder im Kindergartenalter (3 bis 6 Jahre), ebenfalls rund 15 im Grundschulalter (7 bis 10 Jahre), ca. 20 im Alter zum Besuch einer Mittelschule (11 bis 15 Jahre) und rund 20 Jugendliche sind zwischen 16 und 21 Jahren alt und damit berufsschulpflichtig.
Im Bereich der Kindertagesstätten für Vorschulkinder berät das Jugendamt die Einrichtungen individuell, die von Flüchtlingskindern besucht werden und weist sie u.a. auf die Möglichkeit der Unterstützung durch die Sprachförderungs- Konsultationseinrichtung am Kindergarten in Gailbach hin. Im Dezember 2014 fanden zudem stadtteilbezogene Informationsveranstaltungen des Jugendamtes für Leitungen und Träger von Kindertagesstätten in Damm, Schweinheim und der Innenstadt statt. Bei möglichen Kapazitätsengpässen erhalten zunächst Flüchtlingskinder einen Platz, die kurz vor dem Schuleintritt stehen. Falls Kinder nicht sofort einen Kita-Platz erhalten können, werden vom Jugendamt Ersatzlösungen wie ein- bis zweimal pro Woche stattfindende Vorbereitungsgruppen in Familienstützpunkten, MIZ (Miteinander im Zentrum e. V.) geprüft, sofern geeignete Personal vorhanden ist.
Im Grundschulbereich wurde ab 19.01.2015 eine Übergangsklasse an der Kolpingschule eingerichtet. Diese Schule verfügt aus zurückliegenden Jahren über Erfahrung mit diesen Klassen. Zur Unterstützung der Akquise geeigneten Lehrpersonals für Übergangklasse(n) hatte die Stadt Aschaffenburg im November/Dezember 2014 eine Stellenausschreibung durchgeführt. Aus den BewerberInnen wurde nun die Klassenleiterin ausgewählt, die vom Staatlichen Schulamt angestellt wurde. Die Klasse startete mit ca. 7 Kindern, um noch Plätze für evtl. weitere Flüchtlingskinder zu haben. Es wurden Kinder aus Familien aufgenommen, bei denen die politische Situation in den Herkunftsländern einen längerfristigen bzw. dauerhaften Verbleib in Deutschland erwarten läßt. Die Übergangsklasse bietet diesen SchülerInnen über eine längere Zeit –in der Regel über zwei Schuljahre- eine stabile schulische Heimat, bis ihre Deutschkenntnisse und der Leistungsstand in den Kernfächern den Besuch einer Regelklasse erlauben. Der Standort Kolpingschule ist zudem wegen seiner unmittelbaren Nähe zu Hauptbahnhof/ROB für SchülerInnen aus dem gesamten Stadtgebiet sehr gut zu erreichen.
An der Dalberg-Grundschule sowie an der Brentanoschule (Grund- und Mittelschule zusammen) sind darüber hinaus zwei Lehrkräfte mit je vollem Stundenumfang zugewiesen, um Flüchtlingskinder, die diese Schulen derzeit als ihre Sprengelschulen besuchen, v.a. in Bezug auf Sprache besonders zu fördern. Diese Kräfte können bei Bedarf auch von anderen Grund- bzw. Mittelschulen angefordert werden.
Im Bereich der Mittelschulen bestehen derzeit drei Übergangsklassen an der Pestalozzi-Mittelschule, die von ingesamt rund 65 SchülerInnen besucht werden. Für die Übergangsklassen setzt das Jugendamt dort eine Kraft mit einer halben Stelle für Jugendsozialarbeit an Schulen ein. Die Klassen sind weitgehend gefüllt. Entlastung würde eine Beschulung der dortigen SchülerInnen aus dem Landkreis Aschaffenburg in einer Mittelschule des Landkreises Aschaffenburg bringen. Die Verwaltung hat sich daher mit Mittelschulen im Landkreis Aschaffenburg in Verbindung gesetzt; der Leiter der Mittelschule Hösbach wäre bereit, Übergangsklassen in seiner Schule einzurichten. Die Stadt Aschaffenburg setzt sich auch hier beim Staatlichen Schulamt nachdrücklich für die Einrichtung von Übergangsklassen ein.
Für Jugendliche im berufsschulpflichtigen Alter, unter denen sich auch etliche sog. minderjährige unbegleitete Flüchtlinge befinden, sind an der Staatlichen Berufsschule I speziell für diesen Personenkreis konzipierte Klassen eingerichtet. Zwei Vorklassen zum Berufsintegrationsjahr (BIJ/V), die von 32 SchülerInnen aus Stadt und Landkreis Aschaffenburg besucht werden, dienen vor allem dem Erwerb grundlegender Sprachkenntnisse, um den Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen Einstieg in das berufliche Bildungssystem zu ermöglichen. Auf dieser Basis baut das Berufsintegrationsjahr (BIJ) als 2. Schuljahr auf, das unter Fortführung einer intensiven Sprachförderung durch Einblicke in verschiedene Berufsfelder eine berufliche Orienterung ermöglicht und auf die Aufnahme einer Berufsausbildung vorbereitet. In beiden Maßnahmen bringt sich die Stadt Aschaffenburg als Kooperationspartner mit einem Teil des Lehrpersonals und mit Personal zur sozialpädagogischen Betreuung der TeilnehmerInnen ein. Die Stadt Aschaffenburg erhält hierfür Förderung durch den Freistaat Bayern (BIJ/V) bzw. aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) für das BIJ.
Die Stadt Aschaffenburg ist wie für den Unterricht der sonstigen SchülerInnen der zuständige Sachaufwandsträger. Möglicher Mehrbedarf durch die Beschulung von Flüchtlingskindern wird einzelfallbezogen mit den betroffenen Schulen geklärt.