Ausgangslage
Um das Angebot des städtischen Busverkehres versuchsweise zu attraktiveren, wurde das bis dahin bestehende AST-Fahrtangebot ab 15.12.2013, auf den Linien der Stadtwerke Aschaffenburg an Freitagen und Samstagen für zwei Jahre durch ein Nachtbusangebot ersetzt. Ziel war es die bekannten Unzulänglichkeiten des in diesem Zeitraum verkehrenden AST zu umgehen, aber auch, durch die Einführung eines neuen Angebotes, bisher nicht erreichte Kundengruppen anzusprechen.
Vor Einführung des Nachtbusangebotes stellte sich der Nachtverkehr an Freitag und Samstag wie folgt dar:
AST 22:00 – 02:00 Uhr 30 Minuten-Takt.
Nach Einführung der Nachtbusangebote wurde der Nachtverkehr an Freitag und Samstag wie folgt organisiert:
Nachtbusse 22:00 – 0:30 Uhr 60 Minuten-Takt
(Linie 6: 30 Minuten-Takt)
(Ringlinie 7/21: 120 Minuten-Takt)
AST 01:00 – 02:00 Uhr 30 Minuten-Takt
Durch diese Ausweitung in den Nachtstunden fallen rund 80.000 Fahrplankilometer jährlich zusätzlich an, was zu einer Mehrbelastung von rund 210 T€ führt. Davon können eingesparte AST Kosten in der Höhe von 50 T€ in Abzug gebracht werden, so dass die tatsächliche Mehrbelastung bei rund
160 T€ pro Jahr liegt.
Für das Kalenderjahr 2014 konnten Mehreinnahmen aus den Nachtbusverkehren von nur 30.000 € realisiert werden, was ca. 37,5 Cent pro Fahrplankilometer entspricht.
Im Vergleich mit den aus den übrigen Linienverkehren generierten Einnahmen von ca. 2,50 €/Fahrplankilometer wird die anzurechnende Erlössituation der Nachtbusverkehre mehr als deutlich.
Am 04.12.2014 berichteten die Stadtwerke über die Auslastung der Nachtbusse an Freitagen und Samstagen im Werksenat und bereits hier war diesbezüglich ein Handlungsbedarf zu erkennen und die Stadtwerke wurden beauftragt, Alternativen zu entwickeln. Die vorgestellten Fahrgastzahlen im Nachtbusverkehr, welche in 2013 auf einem erwartungsgemäß niedrigen Niveau begannen, haben sich, trotz massiver Bewerbung des Angebotes, nach nunmehr fast zwei Jahren nicht weiterentwickelt.
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Auswertung Nachtbusverkehr
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Linie
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Durchschnittliche Belegung je Fahrt
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1 Obernau - Sulzbach
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9 Fahrgäste
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2 Strietwald
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2 Fahrgäste
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3 Leider-Stockstadt
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7 Fahrgäste
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4 Schweinheim
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8 Fahrgäste
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5 Dörrmorsbach
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7 Fahrgäste
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6 Nilkheim
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3 Fahrgäste
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7/21 Goldbach-Unterafferbach
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5 Fahrgäste
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8/9 Damm-Glattbach
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3 Fahrgäste
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10 Schweinheim Steubenstraße
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4 Fahrgäste
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11 Strietwald Industrie
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2 Fahrgäste
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14 Mainaschaff
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6 Fahrgäste
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15 Schweinheim Steubenstraße
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3 Fahrgäste
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16 Haibach-Grünmorsbach
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8 Fahrgäste
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Gesamt
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5 Fahrgäste
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Die durchschnittliche Besetzung je Fahrt liegt bei 5 Fahrgästen, wodurch der Bus nur zu 7,5% ausgelastet wird.
Dieses Niveau liegt deutlich unter den anzustrebenden 20% (16 Personen), ab denen sich der Einsatz eines Busses wirtschaftlich darstellen lässt.
Ein mit nur 5 Personen besetzter Bus verbraucht pro Fahrgast ca. 7,6 Liter/100Km Kraftstoff, während ein PKW mit einer Besetzung von nur 2 Fahrgästen bereits bei ca. 3 Litern auf 100 Km liegt. Um ein ähnliches Niveau zu erreichen müsste der Bus mit mindestens 13 Fahrgästen belegt sein.
Eine automatisierte Disposition der AST-Fahrten ist in der Lage den durchschnittlichen Besetzungsgrad weiter zu erhöhen, die Anzahl der Fahrten auf das Notwendige zu reduzieren, wodurch sich der ökologische Vorteil des AST gegenüber dem schwach ausgelasteten Bus weiter verstärkt.
Die Stagnation bei den Fahrgastzahlen wie auch der Beschluss des Werksenates vom 04.12.2014, haben die Stadtwerke veranlasst Alternativen zum Nachtbusangebot zu prüfen. Getragen von den Wünschen der Fahrgäste nach einer flexiblen, zuverlässigen und sicheren Beförderung, möglichst bis vor die Haustüre, haben die Stadtwerke Optionen wie z.B. den Einsatz von Kleinfahrzeugen, die Zusammenführung von einzelnen Linien zu Sammellinien, Rufsysteme usw. genauer betrachtet.
Linienverkehre mit Bussen oder Taxen sind an einen festen Linienweg gebunden und verkehren nach den genehmigten Fahrplanzeiten, ohne Berücksichtigung der tatsächlichen Fahrgastnachfrage. So entstehen auch dann erhebliche Kosten, selbst wenn keine Fahrgäste befördert werden. Dieser konzeptionelle Nachteil trifft auch auf etwaige Sammellinien zu. Bei der durchgeführten Analyse aller Strecken konnte keine sinnvolle Verknüpfung einzelner Linien zu Sammellinien, mit entsprechendem Fahrgastpotenzial, ausgemacht werden.
Darüber hinaus ist eine attraktive Verknüpfung der einzelnen Linien über den ROB hinweg, unter Berücksichtigung einer angemessenen Umsteige/Wartezeit, nur mit erheblichem Aufwand möglich. Eine Auswertung der in Anspruch genommenen Fahrtbeziehungen zeigt, dass rund 43% aller Fahrgäste eine Verknüpfung zwischen den Stadtteilen wünscht. Diese sehr unterschiedlichen Fahrtwünsche können mit dem Bus nicht in der Flexibilität des AST angeboten werden.
Auch die von den Fahrgästen oft gewünschte, sichere Beförderung bis vor die Haustüre ist im Linienverkehr nicht realisierbar. Hier sind insbesondere die Personengruppen der Jugendlichen und Frauen zu nennen.
Anruf-Sammeltaxis, die den liniengebundenen Betrieb zu bestimmten Zeiten (Schwachverkehrszeiten) ersetzen, stellen eine besonders attraktive Form der Kooperation dar, weil sie die taxieigenen Vorteile der flächenhaften Bedienung, sowie eines dichten Fahrplanangebotes optimal nutzen und von den Verkehrsunternehmen nur dann eingesetzt und bezahlt werden müssen, wenn auch wirklich eine Nachfrage vorliegt; hierin liegt auch der wirtschaftliche und ökologische Vorteil gegenüber dem Linienbus und dem Linientaxi.
Das bisherige AST erfüllte diese Aspekte für den Kunden nicht ausreichend, daher wurde, wie im Werksenat am 16.07.2015 beschlossen, der AST-Vertrag gekündigt und soll wie nachfolgend dargestellt, modifiziert fortgesetzt werden.
Aus Sicht des Kunden kommen weitere, wichtige Aspekte hinzu. Ein besonderer Wert wird auf die Zuverlässigkeit, Transparenz, Sicherheit sowie Bezahlbarkeit gelegt.
Mobilität und Komfort
? Flexibilität und Mobilität der Bevölkerung
? Beibehaltung des Haustür-Services
? Mobilität und Integration behinderter Mitbürger
? Mobile Bestellmöglichkeiten für mobile Bürger
Wirtschaftlichkeit
? über vollautomatisches Routing
? durch Mehrfachbelegung
? über Standardisierung der Abläufe (Auftragsannahme bis Rechnungsstellung)
Ökologische Effizienz
? gut besetzte kleine Fahrzeuge
? Reduzierung der Fahrten auf den tatsächlichen Bedarf
? Minimierung der Fahrten durch Routing und Einsatz von 8-Sitzern
? Reduzierung der CO2-Emissionen
Transparenz
? Jede Fahrstrecke wird mit GPS-Koordinaten protokolliert
? Genaue Berechnung der Fahrtrouten
? Keine Durchführung fiktiver Fahrten
Sicherheit in der Durchführung
? Jeder Fahrauftrag wird im System erfasst und kann nicht vergessen werden
? SMS Bestätigung mit Fahrzeugnummer und genauer Ankunftszeit für den Besteller
? Verfolgung der Anfahrt über Karte in Echtzeit für Smartphone- und Internetbesteller
Moderne Bestellmöglichkeiten
? Klassische Bestellung über Telefon
? Anruferkennung mit automatischer Annahme für Stammkunden
? Bestellung über Internet
? Bestellmöglichkeit über eine App
Bargeldlose Zahlungsmittel
? Akzeptanz von EC-Karten
? Akzeptanz aller gängigen Kreditkarten
? Verkauf spezieller Prepaid Karten
? Möglichkeit zur Rechnungsstellung für registrierte Abo-Kunden
Zukunftsorientierte Abwicklung
? Kombination von Monatskarte und Zahlkarte
? Möglichkeit für ein neues Tarifangebot „Abo AST Plus“ mit pauschalisiertem Komfortzuschlag
Die AST-Fahrten werden durchgängig und einprägsam in einem 30 Minuten-Takt angeboten.
Lediglich die Anfangs- und Endzeiten variieren an einzelnen Betriebstagen.
Fahrten aus der Stadt Aschaffenburg:
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Einstieg an
...
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Fahrziele zum Ausstieg
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Montag bis Donnerstag
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Freitag und Samstag
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Sonn- und Feiertag
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allen Bushaltestellen in Aschaffenburg
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Aschaffenburg
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22:00
22:30
23:00
23:30
00:00
00:30
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22:00
22:30
23:00
23:30
00:00
00:30
01:00
01:30
02:00
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07:30
08:30
09:30
10:30 11:30
21:30
22:00
22:30
23:00
23:30
00:30
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Die Rückfahrten aus den Landkreisgemeinden finden im Versatz von 15 Minuten statt
(z.B. 22:45 Uhr).
Mit der oben dargestellten Auswertungen der Fahrgastzahlen aus den Nachtbusverkehren an Freitagen und Samstagen, sowie den im Werksenat am 16.07.2015 vorgestellten Verbesserungen in der Abwicklung des AST, sehen die Stadtwerke, insbesondere unter ökologischen sowie Angebots- und Kostengesichtspunkten keine Alternative zum AST.
Das zusätzliche Nachtbusangebot an Eventtagen (z.B. Museumsnacht, Stadtfest usw.) bleibt unverändert erhalten.
Die Stadtwerke bitten daher um zustimmende Kenntnisnahme dieses Berichtes.
Des Weiteren bitten die Stadtwerke um Zustimmung zum Beschluss, das Nachtbusangebot an Freitagen und Samstagen durch ein neu gestaltetes AST- Angebot, bei Beibehaltung der bisherigen Bedienungszeiten, zu ersetzen.