Klärwerk; - Bericht zur Schlammentwässerung


Daten angezeigt aus Sitzung:  9. Sitzung des Umwelt- und Verwaltungssenates, 18.11.2015

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Umwelt- und Verwaltungssenat 9. Sitzung des Umwelt- und Verwaltungssenates 18.11.2015 ö Beschließend 2uvs/9/2/15

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

Die Schlammentwässerung und Entsorgung stellt mit über 500.000 € den größten Kostenfaktor in der Abwasserbehandlung dar. Umso genauer wird der Markt auf Neuerungen, die zu einer Kosten­senkung beitragen können, beobachtet.

Im Frühjahr dieses Jahres wurde eine solche Neuerung durch das Consulting-Büro GoetzPartners aus München vorgestellt. Es handelt sich dabei um ein Verfahren, das von der französischen Firma Orége entwickelt worden ist und in Frankreich und Großbritannien schon länger mit Erfolg eingesetzt wird. Dieses Verfahren soll nun in Deutschland eingeführt werden.
Firma Orége ist auf dem Markt vor allem in den Geschäftsbereichen Öl-Gas, Chemie, Nahrungs­mittel und Getränke sowie im kommunalen Bereich tätig und will mit diesem Verfahren einen um 3 – 5% höherer Entwässerungsgrad erzielen.
Aufgrund der vorgefundenen örtlichen Bedingungen (2 Nacheindicker und 2 Kammerfilterpressen, die getrennt voneinander betrieben werden können) hat die Firma Orége angefragt, ob eine kosten­lose Teststellung in Aschaffenburg möglich ist. Als weiterer Teststellungsort ist Ingolstadt vorgesehen.
Im Zeitraum Juni bis Ende Oktober wurde die Teststellung mit unterschiedlichen Aufbauten auf dem Klärwerk betrieben.

Verfahrensbeschreibung bestehende Schlammentwässerung
Der ausgefaulte Schlamm wird in den Nacheindickern zwischengespeichert und mit Exzenter­schnecken- und Hochdruckpumpen unter Polymerzugabe über unsere Kammerfilterpressen unter Druck mit bis zu 16 bar entwässert. Bei diesem Entwässerungsverfahren werden derzeit ca. 13,5 kg Polymer pro Tonne Klärschlammtrockenrückstand (TR) zugesetzt und ein Entwässerungsgrad von ~ 26 % erreicht.

Verfahrensbeschreibung Test Orége
Das von Firma Orége eingesetzte Verfahren, SLG genannt, wird zwischen dem Nacheindicker und dem Entwässerungsaggregat geschaltet. Im SLG wird dem Schlamm-Wassergemisch Luft unter Druck (bis zu 2,5 bar) zugesetzt. Mit diesem Lufteintrag wird die Schlammstruktur zunächst zerstört, so dass sich das in der Schlammflocke enthaltene Wasser besser vom Schlamm trennen kann (soweit die Theorie von Orége). Nach dieser Vorbehandlung wird unter Zugabe von Polymer die Entwässerung durch­ge­führt. Die Entwässerung erfolgt in der Teststellung nicht über unsere Kammerfilterpressen sondern über eine Zentrifuge, die von Firma Hiller im Auftrag von Orége zur Verfügung gestellt worden ist.

Testergebnisse
Die Versuche mit dem SLG von Orége zeigen folgende Ergebnisse:
Zentrifuge ohne SLG
Zentrifuge mit SLG
Polyverbrauch (kg/t TR)
TR (%)
Polyverbrauch (kg/t TR)
TR (%)
9,6
27,7
nicht versucht
8,7
27,2
8,5
28,8
7,7
25,4
7,4
28,1
6,6
24,4
6,8
26,0
Der Vergleich zwischen dem Einsatz einer Zentrifuge mit SLG und einer Zentrifuge ohne SLG zeigt Einsparungen beim Polymer und bei der Ent­sor­gung.
Dem gegenüber stehen Investitionskosten im 6stelligen Bereich (genauer Betrag ist nicht be­kannt) sowie Betriebskosten, vor allem für Strom (ca. 60.000 kWh/a), so dass sich die Wirtschaft­lichkeit im Moment nicht darstellen lässt.

Die Teststellung der Firma Orége hat auch gezeigt, dass eine Erneuerung unserer Ent­wässer­ungs­aggregate dringend notwendig ist.
Derzeit setzen wir zur Entwässerung des ausgefaulten Schlamms 2 Kammerfilterpressen, Bau­jahr 1990, ein. Bedingt durch Verschleiß erfordern diese Kam­mer­filterpressen einen immer höher werdenden Unterhaltsaufwand. In den letzten Jahren wurden Unterhaltskosten von über 20.000 €/a notwendig um den Betrieb weiter zu gewährleisten.

So unterliegen die Filtertücher mittlerweile einem höheren Verschleiß und sind spätestens im kom­men­den Jahr zu erneuern. Die Trogkettenförderer müssen in immer kürzeren Abständen re­pa­riert und Trogketten ersetzt werden. Ursache hierfür sind die vom Hersteller aus Kosten­grün­den eingesetzten Materialien. Damit einhergehen schlechter werdende Ent­wässerungs­grade, die auf die verschlissene Exzenterschnecken- und Hochdruckpumpen zurück zu führen sind und höhere Entsorgungskosten zur Folge haben.

Der Personalaufwand in der Schlammentwässerung ist mit 3 Personen sehr hoch. Dies ist da­durch begründet, dass während des Entleervorgangs, der ca. 30 Minuten pro Presse und Charge dauert, ein Mitarbeiter an der Kammerfilterpresse gebunden ist, um den an den Filter­tüchern kle­ben­den entwässerten Schlamm zu lösen und ein Mitarbeiter den in Container gesammelten Schlamm zum Schlammlagerplatz (ca. 200 m) fahren muss.

Während der Versuchsphase mit dem SLG der Firma Orége hatten wir die Möglichkeit die Zentri­fuge ohne SLG zu betreiben. Wir haben auf diesem Wege Ergebnisse für den Betrieb mit Zentri­fugen anstelle von Kammerfilterpressen erhalten.

Ergebnisse:
Zentrifuge
Kammerfilterpresse
Polyverbrauch (kg/t TR)
TR (%)
Polyverbrauch (kg/t TR)
TR (%)
9,6
27,7
13,5
26
8,7
27,2


7,7
25,4


6,6
24,4




Wie der Vergleich zwischen Kammerfilterpresse und Zentrifuge zeigt, können wir mit dem Einsatz von Zentrifugen erhebliche Mengen an Polymer einsparen und zugleich den Entwässerungsgrad erhöhen und damit die Entsorgungskosten reduzieren.


Umsetzung der Testergebnisse für den künftigen Betrieb und Investitionen
Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse, die mit der Entwässerung durch Zentrifugen erzielt werden können, wollen wir in den kommenden beiden Jahren die Kammerfilterpressen durch Zentri­fugen ersetzen. Damit wird ein 24 Std.-Betrieb möglich.
Dies ermöglicht zugleich einen ver­besser­ten Betrieb einer Filtrat­wasserbehandlung, die nun für 2019 geplant ist.

Umfang der geplanten Maßnahmen:
- Ersetzen beider Kammerfilterpressen durch Zentrifugen
- Ersetzen der Trogkettenförderer durch Schneckenförderer
- Bau eines Stapelraums (3 Alternativen) für den entwässerten Schlamm
       - Lagerplatz
       - Schlammsilo
       - Großcontainer

Die Kostenschätzung geht von ~900.000 €, verteilt auf 2 Jahre aus.

Die Erneuerung der Kammerfilterpressen war bisher in der mittelfristigen Finanzplanung für 2018/2019 mit insgesamt 800.000 € vorgesehen. Die eigentlich für 2016 geplante Filtratwasser­behandlung und in 2017 geplante Erneuerung eines BHKWs werden auf die Folgejahre verschoben.

Folgekosten
Mit dem Wechsel von Kammerfilterpressen auf Zentrifugen sind folgende jährliche Kosten­min­der­ungen zu erwarten:

Einsparung von Polymer
statt 13,5 kg/t TR werden 9,6 kg/ t TR verbraucht
Einsparung pro kg/a ~ 4.000 €                                        15.000,- €/a

Einsparung Entsorgungskosten
Verbesserung des Entwässerungsgrades von 26% auf 27,7%
Einsparung ~ 500 t/a Entsorgungskosten                                30.000,- €/a

Einsparung Personal
Mit der Umstellung auf Zentrifugen wird ein 24 Std.-Betrieb möglich. Damit entfällt der Personal­aufwand für die Entleerung der Kammerfilterpressen und den Transport bis zum Schlamm­lager­platz auf dem Klärwerk. Die Zahl der Mitarbeiter in der Schlammentwässerung kann damit von 3 auf 2 Personen reduziert werden.

Um Zustimmung zum Beschlussvorschlag wird gebeten.

.Beschluss:

I. Der Bericht der Verwaltung zu den Versuchen der Firma Orege und zur Schlammentwässerung wird zur Kenntnis genommen. Der Umsetzung der vorgestellten Erneuerungsmaßnahmen wird zugestimmt.

II. Angaben zu den Kosten:

Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [ X ]
nein [   ]

Die Kosten werden im Haushalt 2016 und 2017 veranschlagt.

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 16, Dagegen: 0

Datenstand vom 26.01.2016 11:34 Uhr