Umbau der Kreuzung Obernauer Straße / Ringstraße Vorstellung der Entwurfsplanung


Daten angezeigt aus Sitzung:  8. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates, 21.09.2021

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Planungs- und Verkehrssenat 8. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates 21.09.2021 ö Beschließend 3PVS/8/3/21

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

1. Sachstand und Anlass

Die Kreuzung Obernauer Straße mit der Ringstraße (Adenauer Brücke) ist seit ihrer Entstehung vor ca. 40 Jahren stets nur punktuell saniert worden. Durch den Bau der Ringstraße hat die Obernauer Straße mehr an Bedeutung gewonnen. Der Oberbau des Doppelknotens entspricht nicht mehr den gestiegenen Anforderungen des heutigen Verkehrsaufkommens und den Achslasten der schweren Lkw. Im Jahr 2015 wurden an der Kreuzung im Durchschnitt 25.700 Fahrzeuge pro Werktag gemessen.
Im Lauf der Jahre haben sich Spurrinnen und Verdrückungen gebildet. Es sind Netzrisse entstanden. Der Straßenober- und unterbau kann den aktuellen Belastungen nicht mehr genügen. Daher ist es notwendig, die Doppelkreuzung von Grund auf zu erneuern und die im Jahr 2018 durchgeführte Sanierung der Decke des angrenzenden Südrings und die im Jahr 2019 erfolgte Sanierung der im Nordwesten angrenzenden Fahrbahn der Adenauer Brücke konsequent fortzuführen.


2. Projektbeschreibung

Mit der Erneuerung des Oberbaus des Doppelknotens stellt sich auch die Frage nach den Spuraufteilungen und Anpassungen in den Radverkehrsanlagen. Die Spuraufteilungen können aufgrund der Komplexität des Doppelknotens nicht wesentlich modifiziert werden.

Die Radverkehrsanlagen sind in ihrer geometrischen Ausgestaltung zum Teil überholt und mit den heutigen Richtlinien nicht mehr vereinbar. Sie sollen daher mit dem Umbau auf einen aktuellen Stand gebracht werden. Die Radverkehrsanlagen der Obernauer Straße sind ausschließlich Radwege, d.h. die Radfahrer fahren auf einem getrennten Geh- und Radweg an der Seite der Fußgänger. Über die Einmündungen der Ringstraße wird der Radverkehr als Radstreifen geführt. Erst letztes Jahr wurde die Einmündung der Clemensstraße für den Radverkehr ertüchtigt.

Stadteinwärts gibt es auf der Obernauer Straße bis zu der Einmündung Clemensstraße, die für den motorisierten Individualverkehr gesperrt ist, keine Radverkehrsanlage. Die beiden dortigen Spuren sind für die Anlage eines Schutzstreifens zu schmal (je Spur nur 3,00 m), der Gehweg ebenso für einen Radweg (2,19 m). Die Radfahrer fahren mit dem motorisierten Verkehr mit und können erst direkt nach der Ampelanlage in Höhe der Einmündung Clemensweg auf den Gehweg fahren. Von dort verläuft der getrennte Geh- und Radweg bis zu der Auffahrt des Südrings auf die Obernauer Straße. Im Bestand werden die Fußgänger hier über einen Fußgängerüberweg (FGÜ) über die Einmündung geführt. Die Radfahrfurt begleitet den FGÜ und führt den Radverkehr auf dem getrennten Geh-und Radweg weiter bis zur Einmündung des Bahnweges. Hier müssen die Radfahrer derzeit absteigen und über die dortige Fußgängerampel laufen. Am gegenüberliegenden Gehweg können die Radfahrer noch ca. 30 m fahren, dann endet der Radweg abrupt und sie werden auf die Fahrbahn der Südbahnhofstraße gezwungen.

Um einen flüssigeren Ablauf für den Radverkehr zu erhalten, soll er auf der Höhe des jetzigen Fußgängerüberweges auf die Fahrbahn geführt werden und auf dieser bis in die Südbahnhofstraße bleiben. Um dies zu ermöglichen, wird die derzeitige Rechtsabbiegerspur in den Bahnweg aufgelassen und zu einem breiten Radfahrstreifen.

Die Kreuzung Obernauer Straße/Bahnweg/ Südbahnhofstraße/ Fischerhohle ist in ihrer heutigen Bedeutung überdimensioniert. Dies resultierte noch aus der Zeit vor dem Ringstraßenbau, als die Südbahnhofstraße als Umfahrungsstraße dienen musste. Im Verhältnis dazu hat die Südbahnhofstraße heute eine untergeordnete Rolle, ebenso wie Bahnweg und Fischerhohle. Die Zahlen der Verkehrsbelastung zeigen, dass auch trotz der Anfahrt zur Firma Joyson drei separate Fahrspuren vor der Kreuzung nicht notwendig sind. Zudem ist es aufgrund der Fahrkurven für den Schwerverkehr ohnehin leichter, hier auf der aktuell mittleren Spur zu fahren.

Da es kaum Linksabbieger in die Fischerhohle gibt und diese Straße nicht stärker belastet werden soll, kann dieser kombiniert mit dem Geradeaus-Verkehr laufen. Die linke Spur soll daher in eine gemeinsame Geradeaus- und Linksabbiegerspur umgewandelt werden. Der Rechtsabbieger ist demgegenüber stärker belastet, auch durch den Schwerverkehr für Joyson. Daher ist es vorgesehen, für den Rechtsabbieger in den Bahnweg eine eigene Aufstellspur vor der Lichtsignalanlage (LSA) mit einer Länge von ca. 50 m zu markieren. 
Für den links in die Fischerhohle abbiegenden Radverkehr ist eine Aufstellfläche vor der Haltelinie des LSA geplant. Der geradeausfahrende Radverkehr wird von den beiden übrigen Spuren durch eine schmale Sperrfläche mit Leitbarken (analog des Radstreifens in der Friedrichstraße) geschützt, und fährt nach Freigabe durch die LSA mittels eines 2,00 m breiten Radstreifens in die Südbahnhofstraße ein. Mittelfristig ist angedacht, die Radverkehrsanlage in der Südbahnhofstraße fortzuführen. 

Damit der aus dem Südring einfahrende, nach rechts einbiegende Verkehr nicht die geplante Radverkehrsanlage und/ oder den Fußgängerüberweg (derzeit muss er die Vorfahrt der Obernauer Straße beachten) zustellt, soll hier der vorhandene Fußgängerüberweg durch eine LSA ersetzt werden. Dies hat zum einen den Vorteil, dass der Radfahrer in einer Phase geschützt über beide Ausfahrrampen fahren kann, zum anderen wird der geplante Radstreifen nicht von den aus dem Südring kommenden Fahrzeugen verstellt. Auch der vom Südring kommende Rechtsabbieger kann bei Grün geregelt in die Obernauer Straße einfahren und muss nicht den Längsverkehr Richtung Südbahnhofstraße beachten, da dieser dann zeitgleich keine Freigabe hat. Schon heute kann der vom Südring kommende Schwerverkehr wegen der schmalen Rampe die in Richtung Obernau wartenden Fahrzeuge nicht passieren und nur dann auf die Obernauer Straße in Richtung Südbahnhofstraße einfahren, wenn zeitgleich die Freigabe der Linksabbieger in Richtung Obernau erfolgt.

Stadtauswärts beginnt die Radfahranlage von der Südbahnhofstraße kommend mit einer Furt über die Fischerhohle. Weiter werden die Radfahrer über einen getrennten Geh-und Radweg geführt. Auf Höhe des Wendehammers der Obernauer Straße 19 führt der Radweg an einer Grüninsel vorbei. Hier hat sich bereits ein schmaler Pfad gebildet, da einige Radfahrer die starke Kurve im Anschluss nicht fahren wollen und daher den kürzeren Weg durch die Grüninsel nehmen. Für eine kontinuierlich fahrbare und sichere Routenführung des Radverkehrs soll dieser Pfad zu einer asphaltierten Bahn von 1,50 m Breite ausgebaut werden. Dies verringert auch das Konfliktpotenzial mit den Fußgängern in der starken Kurve. Mit Rücksicht auf die beiden in der Grünfläche befindlichen Bäume soll dieser Teil jedoch vorerst zurückgestellt werden. Beide Bäume sind nicht gesund und werden durch das Gartenamt zwecks der Entwicklung beobachtet.
Im weiteren Verlauf kreuzt der Radweg die Auffahrt auf die Adenauer Brücke. Die vorhandene Furt ist etwas abgesetzt und soll näher an die Obernauer Straße herangeführt werden, damit die Radfahrer besser im Blickfeld des Kfz-Verkehrs bleiben. 

Auch über die Abfahrtsrampe soll der geradeaus fahrende Radverkehr möglichst nah an der Obernauer Straße geführt werden. Der Geradeausfahrer kann bei Freigabe durch die Doppelscheibe der Fußgängerschutzanlage direkt auf die Fahrbahn fahren und im weiteren Verlauf in Richtung Obernau auch dortbleiben. Derzeit führt der Radstreifen nach der Furt über die Rampe wieder auf den Gehweg und endet dort nach 10 m an der FSA. Der Radverkehr muss derzeit die Freigabe des querenden Fußgängerverkehrs abwarten um gefahrlos auf die Fahrbahn Richtung Obernau fahren zu können. Er muss somit zwei Phasen passieren. Zukünftig soll dieser zweite Stopp entfallen und der Radverkehr direkt in den Längsverkehr Richtung Obernau eingefädelt werden. Dies ist aufgrund der Markierung und der guten Sichtbarkeit der Radfahrenden gegeben. Ähnliche Situationen gibt es bereits vor der Einfahrt in Kreisverkehre, wenn die Radverkehrsanlage endet und nicht beide Verkehrsteilnehmer gleichzeitig einfahren können.

Die Vorplanung wurde am 16.10.2020 im Fahrradforum behandelt und am 04.05.2021 einstimmig im Planungs- und Verkehrssenat beschlossen. Ein Ortstermin mit den Mitgliedern des Stadtrats hat stattgefunden. Dieser hat der Verwaltung zwei Prüfaufträge mitgegeben, die im Rahmen der Entwurfsplanung abgearbeitet wurden.

Prüfungsauftrag 1: Alternativen zu gegabelter Lösung
Aufgrund der geringen Fahrbahnbreite im weiteren Verlauf der Obernauer Straße ist leider keine Überführung in eine Radverkehrsanlage möglich. Auch ein Verbleiben auf dem Gehweg ist aufgrund der Breite des Gehweges (1,40 m bis 2,25 m im Verlauf der Obernauer Straße) nicht möglich. Der Gehweg wird zwar in Richtung stadtauswärts wieder breiter, wird aber durch das Gehweg-Parken der Anwohner faktisch verschmälert.
Im Vergleich zur Vorplanung wurde als Verbesserungsvorschlag der Schutzstreifen um ca. 15 m verlängert und die verbleibende Fahrbahn auf 2,20 m verschmälert. So kann ein Pkw noch parallel zum Radfahrenden passieren ohne diesen zu gefährden. Dazu muss der ohnehin an dieser Stelle breite Gehweg leicht angeschnitten werden (max. 60 cm). Zur Verdeutlichung soll das VZ 120 „Verengte Fahrbahn“ aufgestellt werden. Der Schutzstreifen wird 10 m vor seinem Ende rot eingefärbt, um die Aufmerksamkeit der Kfz-Fahrenden zu erhöhen.

Prüfauftrag 2: Direktführung in die Clemensstraße
Eine Direktführung des stadtauswärts fahrenden – in die Clemensstraße abbiegenden Radfahrers ist aufgrund der Verkehrssituation nicht sinnvoll zu realisieren. Eine eigene Abbiegerspur existiert nicht und kann wegen der fehlenden Breite nicht eingerichtet werden, da die Einfahrt der Clemensstraße für den KFZ Verkehr gesperrt ist. Der abbiegende Radfahrende müsste durch ein eigenes Signal geführt werden, da sonst der von Obernau kommende Geradeausverkehr, der mit dem entgegenfahrenden Verkehr gleichzeitig grünes Signal bekommt, den Radfahrer behindern würde. Eine weitere Phase nur für den links abbiegenden Radverkehr würde die Leistungsfähigkeit der Kreuzung sehr stark einschränken. Die Verkehrserhebung hat ergeben, dass der Radverkehr Richtung stadtauswärts, der nach links in die Clemensstraße abbiegen will, nur gering ist. Ein Teil der aus der Innenstadt in diese Richtung abfahrenden Radfahrenden biegt schon vorher in den Bahnweg ab. Der weitaus größte Radverkehrsstrom verläuft quer zur Hauptrichtung von der Adenauer Brücke in die Clemensstraße und vice versa in Richtung Obernau und zur Adenauer Brücke, obwohl diese derzeit noch nicht für den Radfahrenden Gegenverkehr frei gegeben ist. Dies soll in Zukunft geändert werden, auch deshalb wird beim Umbau der Kreuzung die querende Furt schon für beide Seiten eingerichtet.


Die Beleuchtung wird angepasst und auf moderne LED Technik umgestellt.

Die Lichtsignalanlage bleibt in ihrer Leistungsfähigkeit erhalten, die Verkehrstechnik wird angepasst, da sich die Spuren und die Breiten der Übergänge zugunsten des Radverkehrs ändern.

Der Neubau von Leitungen durch die AVG ist vorerst nicht geplant.

Während der Baumaßnahme werden auch zwei Kanal-Haltungen in geschlossener Bauweise erneuert, da diese Kanalsanierungsmaßnahme ohne Sperrung der Straße nicht durchgeführt werden kann. Sie läuft haushaltstechnisch jedoch separat über Kanalsanierung geschlossene Bauweise (1.7100.9510) ab.


3. Angaben zu den Kosten

Baukosten brutto (ohne Kanal)
1.019.271 EUR
Baunebenkosten brutto
55.424 EUR
Gesamtkosten brutto
1.074.695 EUR

       
       
Die Kosten sind nach derzeitigem Preis - und Verfahrensstand ermittelt. Diese Kosten sind gemäß Index - und Marktpreisveränderungen fortzuführen. Es wird darauf hingewiesen, dass die tatsächlichen Kosten von der Kostenberechnung abweichen können.


4. Finanzierung

Die Finanzierung des Projektes erfolgt über den Vermögenshaushalt. Für die Maßnahme entfallen ca. 100.000 € der Gesamtkosten auf den Radverkehr (1.6340.9501) und werden entsprechend auf dieser Haushaltsstelle abgebildet. Das Tiefbauamt wird die erforderlichen restlichen Mittel für den Haushalt 2022 auf einer neu zu bildenden Haushaltsstelle anmelden. 


5. Weiteres Vorgehen

Nach Freigabe der Entwurfsplanung wird die Ausführungsplanung erstellt und auf Grundlage eines bepreisten Leistungsverzeichnisses im Anschluss der Bau- und Finanzierungsbeschluss herbeigeführt. 
Die Maßnahme soll im Jahr 2022 baulich umgesetzt werden. Die Bauzeit wird mit ca. 3,5 Monaten veranschlagt. Dies ist u. a. der schwierigen Verkehrssicherung geschuldet.

.Beschluss:

I. 

1. Der Planungs- und Verkehrssenat stimmt der vorgestellten Entwurfsplanung zur Erneuerung des Fahrbahnoberbaus des Doppelknotens und zum Umbau der Radverkehrsanlagen zu.

2. Die Verwaltung wird ermächtigt darauf aufbauend den Bau- und Finanzierungsbeschluss herbeizuführen.


II. Angaben zur Klimawirkung:

Bewertung - jeweils Mehrung oder Minderung der Treibhausgase (THG)
wenig klimarelevant
teilweise klimarelevant
sehr klimarelevant
[ x ]  keine weiteren Angaben erforderlich
[  ]  kurze Erläuterung in den Begründungen
[  ]  ausführliche Erläuterung 
in den Begründungen 
Bewertungsschema nach KÖP (Klimaschutzmanagement in öffentlich Projekten)
(Nationale Klimaschutz-Initiative  -  Klimabündnis / ifeu-Heidelberg / BMU)


III. Angaben zu den Kosten:

Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [  ]
nein [ x ]

Abstimmungsergebnis:
Einstimmig angenommen

Datenstand vom 09.03.2022 19:21 Uhr