Im Zuge des Klimawandels treten u. a. lokale Starkregenereignisse, die zu Überflutungen mit z. T. erheblichen Personen- und Sachschäden führen können, verstärkt auf.
Nach der Flutkatastrophe in NRW, Rheinland-Pfalz und Bayern im Juli 2021 stellte die KI Aschaffenburg den Antrag auf Erstellung eines „Lagebericht (Gefährdungslage) zu Extrem-, Starkregen und der Hochwassersituation in Aschaffenburg“.
Die Verwaltung holte daraufhin Angebote zu einer Überprüfung durch eine Fachstelle ein.
Der Beschluss zur Durchführung eines Audits wurde am 07.12.2021 im PVS getroffen.
Da der Freistaat Bayern in Aussicht stellt, die Durchführung eines Hochwasser-Audits mit 75%-iger Beteiligung zu fördern, wurde zunächst ein Förderantrag gestellt. Die Zuwendung wurde mit Bescheid vom 09.08.2022 bewilligt.
Bei einem Auftragswert von 17.850 € brutto belaufen sich die Kosten für die Überprüfung der Hochwasservorsorge für die Stadt Aschaffenburg auf 4.462,50 €.
Die Beauftragung der DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.) zur Durchführung des Audits erfolgte am 22.08.2022.
Ein Audit-Team konnte für den 01. und 02.Juni 2023 organisiert werden. Als Auditoren standen Prof. Dr.-Ing. xxx, Tiefenbach, und Dipl.-Ing. xxx, Köln, zur Verfügung.
Auf städtischer Seite nahmen 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Stadtplanungsamt, Tiefbauamt, Bauhof, Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz, Klimaanpassungsmanagerin, Amt für Brand- und Katastrophenschutz, Ordnungs- und Straßenverkehrsamt, Forstamt sowie Garten- und Friedhofsamt teil. Außerdem waren insgesamt 3 Vertreter des Wasserwirtschaftsamts und des THW anwesend.
Während der 2-tägigen Veranstaltung wurde durch die Auditoren ein Fragenkatalog auf Grundlage des Merkblatts DWA-M 551: Audit „Hochwasser - wie gut sind wir vorbereitet“ (2010) abgearbeitet.
Für den Teilbereich I „Flusshochwasser“ sowie für den Teilbereich II „Starkregen/ Sturzfluten“ wurden folgende Handlungsbereiche beleuchtet:
- Flächenvorsorge
- natürlicher Wasserrückhalt
- Bauvorsorge
- Informationsvorsorge
- Verhaltensvorsorge
- lokale Gefahrenabwehr
- Risikovorsorge
Zu jedem Handlungsfeld wiesen die Auditoren einleitend auf allgemeine Gefahren, Risiken und mögliche Mängel hin. Anschließend wurde jeweils für die Gefahrenlagen häufiges Hochwasser, 100-jähriges Hochwasser und Extrem-Hochwasser abgefragt, welche Daten und Pläne der Verwaltung bekannt sind oder welche konkreten Maßnahmen bereits stattgefunden haben bzw. geplant sind.
Die Auskünfte der städtischen Beteiligten wurden je Indikatorpunkt bewertet und am Ende des Audits zu einer Gesamtbewertung zusammengefasst.
Zu jedem Indikatorpunkt wurden Handlungsempfehlungen durch die Auditoren ausgesprochen.
Im Endergebnis der Bewertung erreichen die Vorsorgemaßnahmen der Stadt Aschaffenburg für den Bereich Flusshochwasser 81% der möglichen Maximalpunktzahl sowie 73% für den Bereich Starkregen. In der Gesamtbetrachtung werden 77% erreicht. Berücksichtigt wird dabei das hohe Engagement der Auditteilnehmerinnen und –teilnehmer und die damit verbundene Aussicht, dass angesprochene Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden.
Der Analyse der Auditoren entsprechend ist die Stadt Aschaffenburg sehr gut gerüstet im Falle eines häufigen Hochwassers (10-jähriges Hochwasser) sowohl im Bereich des Flusshochwassers als auch im Bereich Starkregen/ Sturzfluten. Die Vorsorge im Falle eines Hundertjährigen Hochwassers oder eines Extremhochwassers liegt im guten Bereich.
(Quelle: Ackermann, T.; Vogt, R., Ergebnisprotokoll 14.08.2023)
Die Handlungsempfehlungen der Auditoren zur weiteren Verbesserung der Hochwasservorsorge zielen insbesondere auf die verstärkte Information der Bevölkerung über die Hochwassergefährdung z. B. durch Flyer, Broschüren und Angebote auf der Homepage der Stadt.
Für den Bereich Flusshochwasser liegen Daten dazu in großem Umfang vor und sind für die Bevölkerung leicht zugänglich.
Gefährdete Bereiche im Fall von Starkregen sind der Verwaltung aus vorangegangenen Regenereignissen grundsätzlich bekannt. Es stehen jedoch keine Starkregengefahrenkarten bzw. aussagekräftige Fließwegekarten zur Verfügung. Diese Karten sind Grundlage zur Lokalisierung aller gefährdeten Bereiche im Stadtgebiet sowie zur Visualisierung für die Bevölkerung, die Verwaltung und die Hilfs- und Rettungsdienste.
Zur Erfolgskontrolle ist eine Wiederholung des Hochwasser-Audits nach 6 Jahren vorgesehen. Hypothetisch wird davon ausgegangen, dass bei Umsetzung der angeregten Empfehlungen im Jahr 2029 alle Vorsorgebereiche mit „sehr gut“ bewertet werden können.
Ohne die Umsetzung der Projekte und Maßnahmen würde besonders im Bereich der Risikovorsorge eine sehr schlechte Bewertung erzielt.
Die Vorsorge im Falle eines häufigen Hochwassers würde jedoch nach wie vor im sehr guten bis guten Bereich liegen.
(Quelle: Ackermann, T.; Vogt, R., Ergebnisprotokoll14.08.2023)
Für die Verwaltung ergibt sich als Haupterkenntnis aus dem DWA-Audit „Überflutungsvorsorge – Hochwasser und Starkregen“ vom 01. Und 02. Juni 2023, dass den Bürgern, der Wirtschaft und den Fachkräften in den einzelnen Ämtern Starkregengefahrenkarten bzw. Fließwegekarten zur Verfügung gestellt werden müssen. In Verbindung mit einer verstärkten Information über mögliche Hochwassergefahren können die Betroffenen so ihre Verantwortung zur Eigenvorsorge besser wahrnehmen.
Mit dem Auftrag, die Erstellung dieser Karten vorzubereiten, entstehen keine Kosten.