Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Restmüllsortieranalyse


Daten angezeigt aus Sitzung:  1. Sitzung des Werksenates, 21.02.2013

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Werksenat 1. Sitzung des Werksenates 21.02.2013 ö Beschließend 4ws/1/4/13

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

Am 10.05.2012 wurde im Werksenat über das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz berichtet, das am 01.06.2012 in Kraft trat.
Als einer der noch zu erledigenden Punkte für die Stadt Aschaffenburg wurde dabei die Durchführung einer Restmüllsortieranalyse genannt.

Daher wurde nach einer Angebotseinholung das bifa Umweltinstitut aus Augsburg damit beauftragt, durch eine Sortieranalyse unter Berücksichtigung der Abfallherkunft
-        den Erfolg des bestehenden Wertstofferfassungssystems und mögliche Verbesserungen des erfassbaren Wertstoffpotentials zu quantifizieren und zu bewerten,
-        Defizite im Hinblick auf die gesetzlichen Forderungen des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes und
-        mögliche Strategien zur Weiterentwicklung des Erfassungssystems aufzuzeigen.

Die im Rahmen der Untersuchung durchgeführten Sortieranalysen für Restabfall aus der Hausmüll- und Gewerbeabfallabfuhr sowie die Sichtung des Sperrmülls ergaben, dass bei einem im Vergleich eher geringen Restmüll-pro-Kopfaufkommen und trotz der vorherrschenden Wertstofferfassung über Hol- (3 Tonnen plus Gelber Sack) und Bringsysteme (2 Wertstoffhöfe und 93 Depotcontainerstandorte) teilweise noch nennenswerte theoretische Potenziale an Wertstoffen im Restabfall vorhanden sind. Große Anteile der Wertstoffe werden jedoch bereits heute getrennt erfasst und die theoretischen Potenziale können in der Praxis auch nicht vollständig erschlossen werden.

Für die Erfassung von Leichtverpackungen über den Gelben Sack und für Bioabfälle über die
Biotonne bestehen bereits heute sehr effiziente Systeme. Auch die Entsorgungsmöglichkeiten für Altholz werden von der Bevölkerung gut angenommen.
Der über den Gelben Sack derzeit erreichte Erfassungsgrad liegt mit 75 % über dem mittleren Wert von 73 % der 2010 und 2011 untersuchten Gebietskörperschaften. Im Optimalfall könnten knapp 0,7 kg/(Ew*a) Leichtverpackungen entsprechend 50 t/a zusätzlich erfasst werden.
Der Erfassungsgrad der Bioabfälle über die Biotonne liegt mit 95 % sogar deutlich über dem
Optimalfall. Ein starkes Bewerben der Biotonne bei den Bürgern führt zu einem hohen Anschlussgrad von ca. 97 % der Aschaffenburger Haushalte und bildet die Grundlage für die hohe Abschöpfung von Bioabfällen bei guter Qualität.

Gemeinsam mit den Vertretern von bifa wurden Optimierungsvorschläge für weitere Wertstoffe erarbeitet.

Tonnengängige stoffgleiche Nichtverpackungen aus Kunststoff können in der Stadt Aschaffenburg derzeit über den Gelben Sack entsorgt werden. Dies ist in einer Abstimmungsvereinbarung mit den dualen Systemen geregelt, bei den Bürgern allerdings zu wenig bekannt.
Durch das Aufstellen von Containern zur Erfassung von größeren, nicht tonnengängigen und stofflich verwertbaren Kunststoffen auf den beiden Recyclinghöfen, wie es z. B. vom Landkreis Aschaffenburg auf dem Recyclinghof in der Obernburger Straße praktiziert wird,  könnten gute Wertstoffqualitäten erreicht und teilweise Erlöse erzielt werden.
Durch diese Maßnahmen könnten bei einem mittleren Abschöpfungsgrad noch ca. 0,5 kg/(Ew*a) entsprechend einer Menge von 34 t Kunststoffe pro Jahr, im Optimalfall 214 t/a  erfasst werden.

Der Erfassungsgrad der Nichtverpackungs-Metalle in der Stadt Aschaffenburg ist mit rd. 77 % gegenüber dem mittleren Wert von 88 % der untersuchten Gebietskörperschaften noch steigerungsfähig. Anstrengungen für einen weiteren Ausbau der separaten Erfassung von Metallen scheinen jedoch nicht gerechtfertigt, da das Verhältnis von Aufwand und Nutzen zu hoch erscheint. Ein verstärktes Bewerben der getrennten Erfassung von Metallen auf den beiden Recyclinghöfen und im Rahmen der Sperrmüllabfuhr erscheint sinnvoll. Wenn der Erfassungsgrad der Metalle durch die verbesserte Öffentlichkeitsarbeit auf den Median der untersuchten Gebietskörperschaften gesteigert werden kann, wäre im Idealfall die Erfassung von zusätzlich 1,5 kg/(Ew*a) bzw. ca. 100 t/a an Metallen möglich.
Nichterfasste Metalle aus der Restmülltonne gelangen in das GKS. Die bei der Verbrennung anfallende Rostasche wird anschließend aufbereitet. Hierbei werden die im Restabfall
enthaltenen Metalle in hoher Ausbeute wiedergewonnen – nach Angaben von GKS 92,7 % - und können einer stofflichen Verwertung zugeführt werden.

Mit einem Erfassungsgrad von 91 % erzielt die Altpapiererfassung in der Stadt Aschaffenburg bereits heute einen hohen Wert. Wenn es trotz der in der Stadt vorherrschenden städtischen und städtisch verdichteten Siedlungsstruktur gelingt, die Erfassungsquote auf den Durchschnittswert (93 %) der von bifa untersuchten Gebietskörperschaften anzuheben, könnten 2,2 kg/(Ew*a) Papier, Pappe und Kartonagen zusätzlich zur Verwertung erfasst werden. Dies entspricht einer Jahresmenge von ca. 150 t.
Aufgrund des 4-wöchigen Abfuhrturnus stellte sich die Frage, ob die Behältergröße der Papiertonnen möglicherweise an manchen Grundstücken zu klein bemessen ist. Inzwischen wurde bei der Leerung der Altpapiertonnen im Abfuhrbezirk 11 der Behälterfüllgrad der einzelnen Tonnen überprüft und festgestellt, dass im eher ländlich strukturierten Stadtteil Gailbach 9,5 % der Behälter, im übrigen Abfuhrgebiet (Bessenbacher Weg) 14,3 % der Behälter überfüllt waren. Daher soll allgemein und ggf. gezielt für größere und/oder zusätzliche kostenlose Altpapiertonnen geworben werden, um die noch im Restmüll enthaltenen PPK-Mengen zu senken. Die Möglichkeit der Verkürzung des Abfuhrturnus würde das ökonomische und ökologische Ergebnis deutlich negativ beeinflussen und wird daher zunächst nicht weiter verfolgt.

Die Quote für die Erfassung von Behälterglas in der Stadt Aschaffenburg liegt mit 84 % deutlich unter dem Median der von bifa untersuchten Gebietskörperschaften von 90 %. Bei Erreichen dieser mittleren Abschöpfung könnte eine zusätzliche Menge von 1,7 kg/(Ew*a) bzw. ca. 115 t/a an Behälterglas zusätzlich abgeschöpft werden.
Die erhöhten Mengen im Restmüll sind nicht auf ein zu geringes Angebot an Abgabemöglichkeiten zurückzuführen, da für den Aschaffenburger Bürger zum einen die Möglichkeit der Abgabe an den beiden Recyclinghöfen und zum anderen die Abgabemöglichkeit an den in der Stadt verteilten Depotcontainern besteht. Die Anzahl der Depotcontainer im gesamten Stadtgebiet deckt sich mit dem bayerischen Durchschnitt und erscheint daher grundsätzlich ausreichend.
Die Anteile an Behälterglas im Restmüll sind im verdichteten Innenstadtbereich etwa doppelt so hoch, wie im ländlichen und städtischen Gebiet. In Innenstadtbereichen ist es aufgrund von Platzproblemen oft sehr schwierig, ein flächendeckendes Angebot an Depotcontainern bereit-zustellen. Die Stadtwerke überprüfen vor diesem Hintergrund, wo eine Unterversorgung mit Glascontainern besteht und ob diese behoben werden kann.
Des Weiteren ist nach Meinung der Stadtwerke die Akzeptanz der Glascontainer beim Bürger auch deshalb gesunken, weil die Container häufig stark verschmutzt sind. Bemühungen der Stadtwerke, dass das zuständige Entsorgungsunternehmen den vertraglichen Pflichten gegenüber DSD nachkommt sind bisher gescheitert, sollen jedoch gerade auch im Hinblick auf die Akzeptanz der Container weiter aufrechterhalten werden.
Der Bereich Entsorgung auf der Internetseite der Stadtwerke wurde inzwischen überarbeitet; hier sind auch die Containerstandorte auf einem Stadtplan schneller auffindbar.

Im Gegensatz zu einem hohen Erfassungsgrad bei den Elektrogroßgeräten ist der Erfassungsgrad für Elektrokleingeräte in der Stadt Aschaffenburg mit 21 % relativ gering. Bei Steigerung dieses Erfassungsgrades auf den Median (37 %) der untersuchten Gebietskörperschaften könnte eine zusätzliche Menge von 1,5 kg/(Ew*a) bzw. ca. 100 t/a Elektrokleingeräte erfasst werden.
Neben der derzeitigen Erfassung von Elektrokleingeräten auf den beiden Wertstoffhöfen besteht die Möglichkeit der Einführung einer Containersammlung für tonnengängige Elektrokleingeräte zusätzlich an ausgesuchten Containerstandorten. Solche Elektroschrottcontainer, sind im Rahmen einzuhaltender Einwurfzeiten für den Bürger frei zugänglich. Sie sind nicht an die Öffnungszeiten der Wertstoffhöfe gebunden und somit leichter und unabhängiger für die Bürger zugänglich.

Seit vergangenem Jahr haben erste Abfallwirtschaftsbetriebe solche Sammelcontainer aufgestellt. Die Erfahrungen aus der Stadt Augsburg zeigen, dass eine enorme Steigerung der Sammelmenge an Elektrokleingeräten erzielt werden konnte. Die Tendenz ist bei gleichbleibend guter Stoffstromqualität weiterhin steigend.
Inzwischen wurden die Containerstandorte in Aschaffenburg dahingehend überprüft, wo ein Sammelcontainer für Elektrokleingeräte aufgestellt werden könnte.

Alttextilien
In der Rubrik der sonstigen Wertstoffe ist die Fraktion Bekleidungstextil mit einem Anteil von gut
23 % und einem theoretischen Potenzial von 565 t/a die zweitstärkste Fraktion. Angesichts des Angebots an Abgabestellen für den Bürger erscheint die im Restabfall befindliche Textilienmenge hoch. Im Rahmen von Restabfall-Sortieranalysen ist es nicht möglich zu unterscheiden, inwiefern es sich bei den im Restabfall befindlichen Textilen und insbesondere bei den Bekleidungstextilien noch um verwertbares Material handelt, da nicht eingeschätzt werden kann, ob die Verschmutzung der vorgefundenen Textilien vor Entsorgung in der Restmülltonne aufgetreten ist oder erst durch die Entsorgung in der Restmülltonne.
Auf Grund dieses bereits bei der Sortieranalyse im Juli festgestellten erheblichen Verwertungs-potentials hat der Entsorgungsbetrieb der Stadtwerke bereits im September eine Straßen-sammlung für Alttextilien und Schuhe im gesamten Stadtgebiet gestartet. Neben Bekleidungs-textilien werden auch sonstige Textilien gesammelt. Mit einer gesammelten Menge von ca. 21 t von guter Qualität bei der ersten Sammlung im Herbst 2012 bewegte sich die Resonanz der Bürger im erwarteten Rahmen, ist jedoch sicher noch steigerungsfähig. Die Sammlung lieferte nach Angaben der Stadtwerke Aschaffenburg gute Qualitäten.
Mit Einführung der Straßensammlung für Alttextilien und Schuhe wird der Entsorgungsservice für den Aschaffenburger Bürger deutlich erhöht, da er neben dem bereits vorhandenen Bringsystem die Möglichkeit hat, Altkleider und Schuhe zweimal jährlich im Holsystem zu entsorgen. Hierdurch haben die Stadtwerke Aschaffenburg bereits sinnvolle Maßnahmen getroffen, um die Mengen an Alttextilien im Restmüll der Stadt Aschaffenburg zu senken.

Gewerbeabfallabfuhr
Die Wertstoffanteile (z. B. PPK, Kunststoffe und Metalle) an der Gesamtmenge des untersuchten Gewerbeabfalls sind vergleichbar mit den Anteilen im Restmüll oder liegen darunter. Für die untersuchte Gewerbeabfallabfuhr wird deshalb kein ausreichendes Potenzial zur Erweiterung des bestehenden Systems um spezielle zusätzliche Sammelsysteme gesehen.

Für die Entsorgung von Sperrmüll sind in der Stadt Aschaffenburg zwei Systeme eingerichtet.
Im Bringsystem kann der Aschaffenburger Bürger seinen Sperrmüll auf den beiden Recyclinghöfen entsorgen, wo bereits eine weitgehende Separierung von Wertstoffen in unterschiedliche Container erfolgt.
Bei der Sperrmüllentsorgung im Holsystem durch den Entsorgungsbetrieb werden nach der Sammeltour Wertstoffe (z. B. Altholz, verwertbare Kunststoffe und Metalle) aus dem einge-sammelten Material aussortiert. Bei Betrachtung der Zusammensetzung des gesichteten Sperrmülls konnten keine nennenswerten Wertstoffpotenziale erkannt werden, sofern sich keine stoffliche Verwertung für Polstermöbel bzw. Matratzen ergibt.

Insgesamt wird vorgeschlagen, das Abfallwirtschaftskonzept der Stadt Aschaffenburg durch folgende Maßnahmen zu ergänzen und die Abfallwirtschaftssatzung entsprechend anzupassen.

-        Sammlung von größeren, stofflich verwertbaren Kunststoffen auf den beiden Recyclinghöfen
-        Sammlung von Elektrokleingeräten mit geeigneten Depotcontainern an 20 – 25 Container-standorten im Stadtgebiet
-        Straßensammlung von Alttextilien und Schuhen

Daneben soll durch verbesserte Öffentlichkeitsarbeit auf das vorhandene Wertstofferfassungs-system hingewiesen und die Bedeutung der Ressourcenschonung  unterstrichen werden.
Sammelcontainer für große, stofflich verwertbare Kunststoffe auf dem
Recyclinghof des Landkreises Aschaffenburg
Depotcontainer für Elektrogeräte der Stadt Augsburg

.Beschluss:

Die dargestellten Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus der Sortieranalyse für Restabfall aus der Hausmüll- und Gewerbeabfallabfuhr sowie der Sichtung des Sperrmülls durch das bifa Umweltinstitut werden zustimmend zur Kenntnis genommen (Anlage 4).

Die Verwaltung wird beauftragt

1. das Abfallwirtschaftskonzept der Stadt Aschaffenburg durch folgende Maßnahmen zu ergänzen:
-        Sammlung von größeren, stofflich verwertbaren Kunststoffen auf den beiden Recyclinghöfen
-        Sammlung von Elektrokleingeräten mit geeigneten Depotcontainern an 20 – 25 Containerstandorten im Stadtgebiet
-        Straßensammlung von Alttextilien und Schuhen

2. die erforderlichen Änderungen der Abfallwirtschaftssatzung vorzubereiten und zur Beschlussfassung vorzulegen.

Daneben soll durch verbesserte Öffentlichkeitsarbeit auf das vorhandene Wertstofferfassungs-system hingewiesen und die Bedeutung der Ressourcenschonung unterstrichen werden.

Abstimmungsergebnis:
Dafür: 15, Dagegen: 0

Datenstand vom 31.03.2015 16:19 Uhr