Parkplatzsituation Hochschule - Bewohnerparken - Antrag von Herrn Stadtrat Johannes Büttner (KI) vom 14.02.2020 wegen "Zügige Umsetzung der geplanten Anwohnerparkgebiete Hochschule D1 (Bessenbacher Weg)"


Daten angezeigt aus Sitzung:  3. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates, 03.03.2020

Beratungsreihenfolge
Gremium Sitzung Sitzungsdatum ö / nö Beratungstyp TOP-Nr.SP-Nr.
Planungs- und Verkehrssenat 3. Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates 03.03.2020 ö Beschließend 7PVS/3/7/20

.Begründung / Sachverhalt zum Zeitpunkt der Sitzungseinladung.

1        Vorbemerkungen

Die Hochschule Aschaffenburg verzeichnet seit Jahren eine steigende Anzahl an Studenten. Allein in den letzten 10 Jahren stieg die Anzahl der Studierenden von 2.100 auf 3.200 an. Damit stieg auch die Zahl derer, die täglich mit dem Auto zur Hochschule fahren. Anfangs fanden die Fahrzeuge auf dem Hochschulgelände Platz. Mit der Errichtung neuer Lehrgebäude auf dem Campus verringerten sich die Parkmöglichkeiten und die anliegenden öffentlichen Parkräume gerieten mehr unter Druck. Hierüber gab es im Jahr 2009 einige Beschwerden, in erster Linie aus den Bereichen Kochstraße, Bessenbacher Weg und Flachstraße. Die Hochschulverwaltung bemühte sich um Entschärfung der Situation und bot Studenten und Mitarbeitern ab 2010 in der Flachstraße, Medicusstraße und Mattstraße weitere Parkflächen an, die mittlerweile aber anderen Bauvorhaben gewichen sind. Im Jahr 2019 wurde das Parkhaus in der Flachstraße mit 433 Stellplätzen für Lehrkräfte und Studierende eröffnet. Es liegen aber weiterhin Beschwerden über den hohen Parkdruck aus den Straßen vor, die unmittelbar an das Hochschulgelände grenzen.


2        Parkraumuntersuchung im Umfeld der Hochschule

Das in Bild 1 dargestellte Untersuchungsgebiet umfasst alle unbeschränkten Parkmöglichkeiten rund um die Hochschule. Im Westen grenzt es an die Ringstraße an, im Norden wird das Gebiet durch den Bohlenweg, im Osten durch die Kneippstraße und im Süden durch die Mattstraße begrenzt. Weiträumigere Parkvorgänge im Zusammenhang mit der Hochschule treten Beobachtungen zu Folge nicht auf.

Bild 1: Untersuchungsgebiet Hochschule mit bestehender Parkregelung

Für das Untersuchungsgebiet wurde die Anzahl der Parkstände ohne Beschränkungen ermittelt. Je nach Wochentag und Uhrzeit existieren Haltverbote für die Straßenreinigung nördlich der Würzburger Straße. Das Parkraumangebot bewegt sich somit zwischen 546 und 722 Parkständen (s. Bild 2).

Bild 2: Parkstandsangebot im Straßenraum nach Wochentag und Uhrzeit


Die Parkraumuntersuchung erfolgte am Dienstag, 17.12.2019. Zu diesem Zeitpunkt herrschten normale Verkehrsverhältnisse und die Hochschule befand sich im Regelbetrieb, was nicht zuletzt auch durch die Auslastung des Parkhaues indiziert wurde. Lediglich eine Baustelle in der Kihnstraße führte dazu, dass 22 Parkstände nicht zur Verfügung standen.

Für die Untersuchung wurde das Gebiet in 18 Straßenabschnitte eingeteilt und zu sechs Uhrzeiten befahren (9:00, 12:00, 15:00, 18:00, 21:00 und 3:00 Uhr). Je Abschnitt und Uhrzeit wurden die Kfz-Kennzeichen erfasst. Somit lassen für jeden Abschnitt und in der Summe Aussagen zur Auslastung des Parkraums und zur Nutzungsstruktur treffen.

In Bild 3 sind die Auslastungen je Straßenabschnitt dargestellt. Eine Auslastung von 100% bedeutet, dass jeder Parkplatz dieser Straße belegt ist.

  • Insgesamt liegt eine geringe Auslastung des öffentlichen Parkraums vor: Maximal 66% der Parkflächen sind um 15:00 belegt, d. h. im Gebiet lassen sich zu dieser Tageszeit noch 247 unbelegte Parkplätze vorfinden.
  • Die Straßen Kochstraße, Abschnitt 5, und Flachstraße, Abschnitt 7, befinden sich im unmittelbaren Eingangsbereich des Campus und weisen daher überdurchschnittliche Auslastungen im Tagesverlauf auf.
  • Im Bohlenweg wird beidseitig auf dem Gehweg geparkt. Legal dürfte nur auf der Fahrbahn und dann auch nur einseitig geparkt werden. Daher übersteigt die Nachfrage das legale Parkraumangebot. Die Anzahl der legalen Parkstände wurde auf 20 festgelegt. Dies entspricht dem Parkraumangebot am südlichen Fahrbahnrand (Nordseite = 18).
  • In der Becker-, Kihn-, Medicus- und Würzburger Straße sind die überdurchschnittlichen Auslastungen auf die Bebauungsstruktur ohne private Stellplätze zurückzuführen.
  • Das Hochschulparkhaus war am Stichtag mit knapp 400 Fahrzeugen in der Mittagszeit fast vollständig belegt. Anhand von erfassten Belegungsdaten über mehrere Tage im Herbst 2019 durch die Hochschule, erfährt das Parkhaus im Mittel seine höchste Belegung um 11:00 Uhr mit ca. 390 Fahrzeugen.
Bild 3: Parkraum-Auslastung nach Uhrzeit

Bei der Ermittlung Parkdauer bzw. der Nutzergruppe gibt es folgende Definitionen:
  • Kurzzeitparker
    Parkdauer 0 - 3 Stunden
  • Mittelzeitparker
    Parkdauer 1,5 - 6,0 Stunden
  • Langzeitparker
    Parkdauer 4,5 - 10,5 Stunden
  • Dauerparker
    Parkdauer 9,0 - 16,5 Stunden
  • Bewohner
    Alle Fahrzeuge, die um 3:00 Uhr erfasst wurden.

Im Bild 4 ist die Verteilung der einzelnen Nutzergruppen über den Tagesverlauf dargestellt.

Bild 4: Nutzergruppen nach Tageszeit


  • Deutlich treten die Nutzergruppen mit mittlerer und langer Parkzeit zwischen 9:00 und 15:00 Uhr hervor. Hier finden sich neben den Studierenden auch die Arbeitnehmer der umliegenden Schulen (Grünewaldschule, Musikschule) wieder.
  • Die Anzahl der Bewohner nimmt erwartungsgemäß am Abend zu. Dabei werden 115 Fahrzeuge den Tag über gar nicht bewegt. Auf Grund der insgesamt großen freien Kapazitäten fällt dieser Aspekt hier nicht weiter ins Gewicht, zeigt aber ein generelles Problem auf: die durch den immer noch steigenden Motorisierungsgrad (Kfz/1.000 Einwohner) gesteigerte Nachfrage nach Parkraum wird im öffentlichen Bereich befriedigt. Hier lohnt sich ein Vergleich zum Brentanoviertel: Hier werden ca. 190 Fahrzeuge bzw. 26% der Fahrzeuge nicht bewegt bzw. an diesem Tag nicht benötigt (Erhebung aus dem Jahr 2015).







3        Bewertung der Parkraumerhebung im Hinblick auf die Einführung einer Bewohnerparkregelung

Eine Parkraumerhebung stellt wie jede Untersuchung im Verkehrswesen eine Momentaufnahme dar. Normalerweise kann in einem Stadtquartier aber davon ausgegangen werden, dass die werktägliche Parkraumnachfrage stabil ist.

Im hier vorliegenden Hochschulgebiet ergaben sich in den letzten Jahren Veränderungen, die unmittelbaren Einfluss auf die Parkraumnachfrage im öffentlichen Straßenraum nach sich zogen. Zum einen stieg die Anzahl der Studierenden und damit die Zahl derer, die mit dem Auto zur Hochschule kommen. Zum anderen gab es stets auch Veränderung der zur Verfügung stehenden hochschuleigenen Parkplätze: mal wurden Parkflächen zur Baustelleneinrichtung benötigt, dann wurden neue Parkflächen an der Flachstraße erschlossen und später sogar noch erweitert. Mit jedem Semester kommen zudem meist ortsunkundige Studenten dazu, die ganz individuelle Parkgewohnheiten mit sich bringen.

Mit dem Bau des Hochschulparkhauses sowie der Erschließung und Aufsiedelung im Baugebiet Spessartgärten ist jetzt zumindest von Seiten des Parkraumangebots eine Konsolidierung eingetreten. Die Parkraumnachfrage kann sich durch weiter steigende Zahl Studierender sowie vereinzelter Wohnungsbauprojekte noch erhöhen.

In Bezug auf die Voraussetzungen zur Einführung des Bewohnerparkens heißt es in der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung zu § 45 X. 1:

"Die Anordnung von Bewohnerparkvorrechten ist nur dort zulässig, wo mangels privater Stellflächen und auf Grund eines erheblichen allgemeinen Parkdrucks die Bewohner des städtischen Quartiers regelmäßig keine ausreichende Möglichkeit haben, in ortsüblich fußläufig zumutbarer Entfernung von ihrer Wohnung einen Stellplatz für ihr Kraftfahrzeug zu finden."

Bei Betrachtung des Gesamtquartiers lässt sich ein erheblicher Parkdruck nicht erkennen (Auslastung ganztägig unter 70%). Auch ein Mangel privater Stellflächen lässt sich lediglich bei einzelnen Wohnobjekten ausmachen. Straßenabschnitte, die eine höhere Auslastung aufweisen, können entweder in nahe benachbarte Abschnitte mit geringer Auslastung ausweichen oder es sind allein die Bewohner selbst, welche die erhöhte Nachfrage verursachen. Im letztgenannten Fall bleibt auch das Instrument des Bewohnerparkens wirkungslos.

Einzige Ausnahme bildet die Flachstraße, zwischen der Würzburger Straße und dem Hochschulparkhaus. In diesem Bereich parken auch viele Studierende, da die Zuwegung zum Campus noch geringer ist, als vom Parkhaus aus. Parkraumsuchende Bewohner der Flachstraße müssten bis zum Bessenbacher Weg oder in hintere Bereiche der Spessartstraße ausweichen. Verglichen mit den anderen Straßen des Gesamtquartiers sind dies keine "ortsüblich fußläufig zumutbaren Entfernungen von der Wohnung zu einem Stellplatz".

Die Verwaltung schlägt daher eine einzelne Maßnahme für die Flachstraße vor: Für die Parkstände in der Flachstraße zwischen Würzburger Straße und Bessenbacher Weg wird ein eingeschränktes Haltverbot mit dem Zusatz "Bewohner D1 frei" angeordnet.

Trotz des sehr engräumigen Maßnahmenvorschlags, empfiehlt die Verwaltung mit allen Bewohner des Gebiets ein Informationsgespräch zu führen.

Über das Ergebnis wird der Stadtrat umgehend informiert.

.Beschluss:

I.
1.        Der Bericht der Verwaltung zur Parkraumuntersuchung im Gebiet Hochschule sowie der Stadtratsantrag von Herrn Stadtrat Johannes Büttner (KI) vom 14.02.2020 werden  zur Kenntnis genommen (Anlage 5).
2.        Die Verwaltung wird beauftragt, mit den Bewohnern der Flachstraße in Informationsgespräch zur Einführung des Bewohnerparkens zu führen. Über das Ergebnis ist der Stadtrat zu informieren.


II. Angaben zu den Kosten:

Durch den Vollzug dieses Beschlusses entstehen Kosten:
ja [   ]
nein [ X  ]

Abstimmungsergebnis:
Einstimmig angenommen

Datenstand vom 16.09.2020 08:30 Uhr