- Bericht über Radunfälle 2015 – 2019
Die Polizeiinspektion Aschaffenburg berichtet jährlich im Fahrradforum über die Entwicklung der Unfallzahlen mit Radbeteiligung. Diese wurden im Fahrradforum am 16.10.2020 vorgestellt, nachdem der im März 2020 vorgesehene Termin nicht stattfinden konnte.
Die absoluten Unfallzahlen sind trotz gestiegener Anzahl der Radfahrenden und trotz des steigenden Anteils von schnelleren Elektrofahrrädern seit 2016 rückläufig. Insgesamt gesehen ist die Anzahl von 88 polizeilich registrierten Unfällen mit Radbeteiligung als niedrig einzuschätzen und ist entgegen des deutschlandweiten Trends einer steigenden Anzahl von Fahrradunfällen. Der statistische Trend zu steigenden Unfallzahlen muss stets auch im Verhältnis zu der steigenden Anzahl Radfahrender und zu der steigenden Anzahl an Fahrten und Kilometerleistungen gesehen werden. Demgegenüber gibt es aber auch eine mutmaßlich hohe Dunkelziffer an glimpflich verlaufenen und nicht polizeilich erfassten Unfällen.
Folgende Aussagen lassen sich aus der Statistik der vergangenen fünf Jahre ableiten:
- 20 % der Unfälle haben schwere Verletzungen zur Folge, 80 % leichte Verletzungen
- Drei Unfälle in den vergangenen 5 Jahren hatten leider tödliche Folgen. Die Unfallhergänge wurden überprüft. Sie waren ursächlich auf menschliche Fehler und nicht auf infrastrukturelle Mängel zurückzuführen.
- Zwei Drittel aller Radunfälle werden von den Radfahrenden selbst (mit)verursacht.
- Die mit Abstand häufigste Unfallursache sind Stürze ohne Fremdbeteiligung.
- Die meisten Unfälle geschehen örtlich gesehen entlang der Hauptverkehrsstraßen. Hier kommen hohes Kfz-Verkehrsaufkommen und hohen Anzahl Radfahrender entlang wichtiger Radhauptverbindungen zusammen. Abseits der Hauptverkehrsstraßen (Tempo 50) fällt lediglich das Bahnhofsquartier mit mehreren Unfällen auf.
Die Hauptverkehrsstraßen haben zwar zumeist Radverkehrsanlagen. Diese entsprechen aber zumeist noch nicht den Anforderungen der ERA. Sie führen deshalb auch nicht zu einem geringeren Unfallgeschehen oder dazu, dass Radfahrende sich dort sicher fühlen. Manche Hauptverkehrsstraßen wie die Wermbachstraße stadtauswärts, die Würzburger Straße stadteinwärts oder die Weißenburger Straße stadtauswärts haben überhaupt keine Radverkehrsanlagen.
Hier ist ein Handlungsschwerpunkt in den kommenden Jahren zu sehen, um das Radfahren auf durchgängigen Routen dauerhaft sicher zu gestalten und Netzlücken zu schließen.
- Radverkehrsmaßnahmen in 2020
In der Sitzung des Planungs- und Verkehrssenates vom 03.12.2019 wurde das aktualisierte Maßnahmenprogramm zur Umsetzung des Radverkehrskonzeptes für 2020 – 2030 beschlossen. Zudem wurden für das Jahr 2020 die folgenden Projekte für eine Finanzierung und Umsetzung vorgeschlagen und vom Stadtrat beschlossen:
- Neuer Oberflächenbelag: Radweg Obernau - Sulzbach (Asphaltierung des Weges)
- Neuer Oberflächenbelag: Ring-Radweg (Asphaltierung Bereich Verkehrsbetriebe)
- Neuer Oberflächenbelag: Aschaff-Radweg (Asphaltierung Dyroff bis Dorfstraße)
- Umbau von Knotenpunkten: Kreisverkehr Würzburger Straße / Hofgartenstraße (Diese Finanzierung des Radverkehrsanteils wurde auf den Knotenpunkt Würzburger Straße / Berliner Allee verlegt)
- Umbauten von Straßenräumen / Knotenpunkten: Diverse Anpassungen nach der Überprüfung der Benutzungspflichten (u.a. Ludwigsallee, Großostheimer Straße, Hanauer Straße)
- Fahrradabstellanlagen: Hauptbahnhof Gleis 1, Bike & Ride-Offensive an Bahnhöfen (Hochschule, Südbahnhof, Obernau), Fahrradhallen Ruth-Weiss-Schule, Dessauer-Gymnasium, Grünewaldschule
Von diesen Projekten konnte die Asphaltierung vom Radweg von Obernau nach Sulzbach noch nicht umgesetzt werden. Die Prüfung der Belange von Natur- und Umwelt stellen besonders im Außenbereich hohe Anforderungen und die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung hat viel Zeit erfordert. Mittlerweile sind alle Planungen abgeschlossen und die Ausschreibung wird vorbereitet. Eine Umsetzung ist nun für das Frühjahr 2021 vorgesehen.
Die Umsetzung der Bike & Ride-Offensive und der Fahrradstellplätze an den Haltepunkten Hochschule, Südbahnhof und Obernau werden aufgrund der zeitaufwendigen Abstimmung der Gestattungsverträge und der Förderungsverfahren erst 2021 erfolgen können. Die Umsetzung der baulichen Maßnahmen zur Aufhebung der Benutzungspflicht in der Großostheimer Straße und der Hanauer Straße können wegen der Abwicklung im Rahmen anderer Baustellen erst in 2021 erfolgen.
Stattdessen wurden folgende Projekte in 2020 zusätzlich finanziert oder umgesetzt:
- Umsetzung eines Kostenlosen Lastenradverleihs beim Verein Gesta e.V. (www.abmitlara.de)
- Umsetzung der E-Bike Ladesäulen vom Projekt Wald erFahren
- Planungsleistungen für die Mobilitätsstation Freihofsplatz
- Umprogrammierung der Bedarfsampel an der Fahrradstraße Deutsche Straße
- Fräsarbeiten für Wurzelschäden am Mainradweg
- Schilderproduktion und Montage der Radwegweisung
- Zählstellen Deutsche Straße und Willigisbrücke
- Markierung von Fahrrad-Piktogrammen und Richtungspfeilen entgegen der Fahrtrichtung in Einbahnstraßen (Stadtteile Damm und Schweinheim)
- Fahrradabstellanlagen an Schulen (Berufsschule I und II, Fröbelschule und Kronberg-Gymnasium)
- Fahrradabstellanlagen auf dem Parkplatz Ecke Frohsinnstraße / Elisenstraße
- Fahrradabstellanlagen Innenstadt, Ausschreibungen zu Lieferung und Einbau von ca. 150 Anlehnbügeln
- Zwei Knotenpunktumbauten und Markierung von vorfahrtsberechtigten Furten am Zweirichtungsradweg nach Gailbach (Dümpelsmühlstraße und Gailbacher Straße)
- Abschnittsweiser Ausbau und Verbreiterung des Radweges am Ortsrand von Gailbach an der Aschaffenburger Straße im Rahmen von Kanalarbeiten
- Umsetzung von Pop-Up-Radwegen (Fahrradstraßen Deschstraße und Lamprechtstraße). Die Markierung und Beschilderung der Fahrradstraßen soll zum März 2021 umgesetzt werden.
Insgesamt werden 2020 für Radverkehrsmaßnahmen nach dem Übertrag von Haushaltsresten ca. 1.250.000 EUR verausgabt.
- Programm der geplanten Radverkehrsmaßnahmen für 2021
In einer verwaltungsinternen Vorbesprechung wurden die Radverkehrsmaßnahmen für das Jahr 2021 besprochen. Auf Basis von verfügbaren Haushaltsmitteln in Höhe von 1.000.000 EUR wurden die folgenden Maßnahmen zur Umsetzung vorgesehen
- Asphaltierung des Geh – und Radweges von Obernau nach Sulzbach
- Finanzierung des Fahrradanteils zum Umbau des Kreisverkehrs Würzburger Str. / Hofgartenstraße
- Bike+Ride Offensive der DB an Bahnhöfen (Hochschule, Südbahnhof, Obernau)
- Beschilderung und Markierung der Fahrradstraßen Deschstraße / Deutsche Straße und Lamprechtstraße
- Aufwertung der Fahrradstraße Brentano-Achse und Fahrradparkhaus am „Verkehrs-Kiosk“ (Brentanostraße / Schweinheimer Straße)
- Umsetzung der baulichen Maßnahmen zur Aufhebung der Benutzungspflicht in der Großostheimer Straße und der Hanauer Straße
- Beleuchtung des Geh- und Radweges vom Floßhafen zur Obernauer Straße
- Optimierung der Lichtsignalanlagen für Radverkehr am Ringradweg, Umsetzung vorgezogener Druckknöpfe zur Anforderung an Bedarfsampeln
- Oberflächensanierung und Asphaltierung am Mainradweg in Nilkheim am Sportplatz beim Mainwiesenweg
- Fahrradabstellanlagen an Schulen (voraussichtlich Musikschule, Pestalozzischule, Dalbergschule, Schönbergschule)
- Machbarkeitsstudie zur Radschnellverbindung Hanau-Aschaffenburg
- Diverse Kleinmaßnahmen (Bordsteinabsenkungen, Markierungen, Anlehnbügel)
Es sind weitere investive Projekte in der planerischen Vorbereitung, die teilweise auch ab 2021 umsetzbar wären. Auch weitere Oberflächensanierungen an wichtigen Radhauptverbindungen wären als Unterhaltungsmaßnahmen möglich.
Klimawirkungsprüfung
Die Maßnahmen und Projekte zur Umsetzung des Radverkehrskonzeptes sind grundsätzlich sehr klimarelevant. Denn gute und sichere Radverkehrsanlagen sind die Grundlage, damit der Radverkehr zukünftig einen höheren Stellenwert entwickeln kann. Insbesondere auf den kurzen Wegen in der Stadt kann Radverkehr als klimaneutrale Mobilitätsform im hohen Maße Emissionen vermeiden.