- Sachstand und Anlass
Beschreibung des Bauwerks:
Bei dem Pumpwerk in der Tränkgasse handelt es sich um ein zweigeschossiges Stahlbeton-Bauwerk in unmittelbarer Nähe zum Main.
Der Keller des Gebäudes liegt bei ca. 7,80 m unter OK Gelände und ist in Stahlbeton ausgeführt. An der Südseite des in den 1970er Jahren errichteten Gebäudes befinden sich die beiden durch eine Mittelwand abgetrennten Abwasserbecken. Das in der Zwischenwand befindliche Schott ist nicht mehr in Betrieb, so dass die beiden Becken miteinander kommunizieren.
Jeweils an der Ost- und der Westseite befinden sich die Zuläufe des Pumpwerkes über Betonrohre mit NW 500 bzw. NW 1000. 4 Pumpen im nördlichen Kellerbereich sind für die Weiterleitung des Abwassers in Betrieb.
Im Pumpwerk wird das anfallende Abwasser (Mischwasser) aus den westlichen Stadtteilen durch einen Düker auf die gegenüberliegende Mainseite gepumpt, wo es der Abwasser-behandlungsanlage zugeführt wird. Es sind sowohl die westlichen Stadtteile als auch mehrere Industriebetriebe aus dem Bereich des Hafens sowie ein größerer Schulkomplex angeschlossen, sodass hier regelmäßig große Abwassermengen anfallen.
Zustand des Bauwerks:
Das Bauwerk weist einige Mängel, wie Rissbildungen in den Wänden, diverse Feuchteschäden und starke Aussinterungen im Bereich des Fliesenbelags auf. Die Mess- und Regeltechnik der Pumpen und Schieberanlagen aus den 90er Jahren ist veraltet. Die Dichtigkeit der beiden Pumpbecken kann aufgrund Rissbildung und Betonalter nicht mehr gewährleistet werden. Es könnten so Abwässer in den Untergrund gelangen, weshalb zeitnaher Handlungsbedarf besteht. Auch sind sicherheitsrelevante Einrichtungen, wie beispielsweise die Laufstege oberhalb der Pumpbecken, marode und müssen ausgetauscht werden.
- Projektbeschreibung
Aufgrund des Zustands des Pumpwerks hat die Verwaltung Maßnahmen ergriffen, um im Rahmen einer Bedarfsplanung feststellen zu können, ob eine Sanierung des Bauwerks wirtschaftlich sinnvoll ist oder ein Ersatzbau in Betracht gezogen werden muss.
Durch das vom Tiefbauamt beauftragte Ingenieurbüro Weber Ingenieure aus Darmstadt wurde eine Bauzustandsanalyse mit Instandsetzungskonzept erstellt. Das Ergebnis zeigt auf, dass das Bauwerk zwar in seiner Standsicherheit noch nicht gefährdet ist, der Beton jedoch zeitnah saniert werden muss, um gravierendere alterungsbedingte Schäden an der Bausubstanz zu vermeiden.
Zur Beurteilung der Risse im Baukörper sowie des Zustands der Pumpbecken wurde hierauf ein Sachverständiger zur Standsicherheit und Sanierung, Herr Dipl. Ing. Michael Becker, zu Rate gezogen. Dieser kam zu dem Ergebnis, dass eine Auskleidung der Becken und eine Risssanierung durchaus die Gebrauchstauglichkeit für Jahrzehnte gewährleisten würde.
- Kosten
Der Verwaltung ist gehalten den Bau, Betrieb und Unterhalt von Infrastruktureinrichtungen für die Daseinsvorsorge der Bürgerinnen und Bürger ressourcenschonend, wirtschaftlich und verantwortungsvoll innerhalb des gesetzlichen Rahmens durchzuführen. Dazu ist es insbesondere erforderlich, die Kosten transparent und nachvollziehbar zu entwickeln, zu dokumentieren und fortzuschreiben. In diesem Kontext setzt die Verwaltung im Rahmen einer qualifizierten Steuerung der Prozesse auf ein nachhaltiges Kostenmanagement. Dazu gehört, in den jeweiligen Planungsphasen die ermittelten Baukosten mit Risikozuschlägen zu belegen. Insbesondere die Baupreisentwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass alleine durch die Indizierung der Preise diese Sicherheiten erforderlich werden.
In der Fachliteratur werden für die einzelnen Kostenstadien folgende Sicherheiten empfohlen:
Vorvertragliche Kostenschätzung: 40%
Kostenschätzung: 30%
Kostenberechnung: 20 %
Kostenanschlag: 10 %
Die angegebenen Kosten entsprechen den jeweiligen Kostenstadien. Die Verwaltung weist ausdrücklich darauf hin, dass die tatsächlichen Kosten von den angegebenen Zahlen abweichen können. Die Kosten werden kontinuierlich fortgeführt und erst mit Vorlage eines bepreisten Leistungsverzeichnisses der Bau- und Finanzierungsbeschluss gefasst. Dies führt zu einer maximalen Kostentransparenz gegenüber dem Stadtrat.
Im Rahmen der Kostengegenüberstellung weist ein Ersatzneubau ca. 40 % höhere Gesamtkosten gegenüber einer Sanierung auf. Zudem ist das Baugrundrisiko aufgrund der Mainnähe und etwaiger Erdarbeiten bis auf ca. 9 Meter unter Geländeniveau nur schwer kalkulierbar.
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Kostenrahmen Sanierung
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Kostenrahmen Neubau
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Sanierung Becken
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910.000 €
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Abbruchmaßnahmen
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131.000 €
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Sanierung Betriebsgebäude
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115.000 €
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Vorbereitende Maßnahmen
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391.000 €
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Pumpen und Steuertechnik
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130.000 €
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Erd-/Kanal u. Tiefbauarbeiten
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778.000 €
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Wasserhaltung
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300.000 €
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Gebäude
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500.000 €
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Gebäudeinstallation
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253.000 €
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Summe BK
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1.455.000 €
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2.053.000 €
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BNK 20 % der BK
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291.000 €
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410.600 €
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Zuschlag 40 % der BK
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582.000 €
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821.200 €
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Gesamtsumme
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2.328.000 €
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3.284.800 €
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- Finanzierung
Die Kosten für die Planung sowie die Sanierungskosten sind im Haushaltsplan und der mittelfristigen Finanzplanung unter der HH-Stelle 1.7100.9505 bereits berücksichtigt.
- Ausblick
Aufgrund der vorgenannten Aspekte empfiehlt die Verwaltung die Sanierung des Pumpwerks einem Neubau vorzuziehen. Für die weitere Planung der Sanierung werden die Ingenieur-leistungen stufenweise beauftragt und nach Vorliegen der Entwurfsplanung diese dem Planungs- und Verkehrssenat vorgestellt.