1 Bestandsbeschreibung und Verkehrsentwicklung
Die Verkehrssituation in der Mühlstraße wurde in den zurückliegenden Jahren von den Anliegern immer wieder kritisiert. Durch den schmalen Straßenquerschnitt in Verbindung mit den Parkständen und dem Busverkehr kommt es regelmäßig, insbesondere zu den Spitzenstunden, zu Stauerscheinungen. Mit einer geänderten Anordnung der Parkstände wurde auf den Wunsch von Anliegern reagiert den Verkehrsfluss in der Mühlstraße zu verbessern. Das immer wieder kritisierte Überfahren des Gehwegs in Fahrtrichtung Strietwald konnte mit Pfosten eingeschränkt werden. Im Sommer dieses Jahres wandten sich wiederum Anlieger an die Stadtverwaltung und forderten, die Mühlstraße als Einbahnstraße auszuschildern. Die Verwaltung sagte zu dies im Rahmen einer Verkehrsuntersuchung zu prüfen und dem Planungs-und Verkehrssenat vorzulegen.
In Bild 1 sind die bestehende Verkehrsregelung sowie die Ergebnisse einer aktuellen Verkehrszählung vom November 2016 dargestellt.
Bild 1: Ergebnisse der Verkehrszählung November 2016
Neben den dargestellten Verkehrsbelastungen sind in Bild 1 für die Mühl- und Haidstraße auch Verkehrsmengen aus dem Jahr 1995 dargestellt. Im Jahr 1995 war für die Haidstraße noch keine Einbahnstraße ausgewiesen. Die Verkehrsbelastung von 1.800 Kfz war wohl größtenteils auf den Durchgangsverkehr von der Mühlstraße zur Mittelstraße zurückzuführen. Die damaligen Verkehrszählungen dienten als Entscheidungsgrundlage für die bis heute bestehende Einbahnstraße in der Haidstraße. Zusammen mit der Einbahnstraße in der Brückenstraße konnte somit der Durchgangsverkehr abseits der Schillerstraße in Ost-West-Richtung unterbunden werden. Die heutige Verkehrsbelastung von ca. 200 Fahrzeugen in der Haidstraße entspricht etwa dem Anteil der Anlieger.
Die gegenüber 1995 rückläufigen Verkehrsmengen in der Mühlstraße sind durch den Bau des Kreisverkehrs an der Einmündung Daimlerstr. / Linksstr. begründet. Davor hatten sich immer lange Rückstaus in der Daimlerstr. ergeben und damit die Erschließung Strietwalds über die Daimlerstr. uninteressant gemacht.
2 Ziel und Vorgehensweise der Untersuchung
Eine Verbesserung der Verkehrssituation in der Mühlstraße kann durch eine Verringerung der Verkehrsmenge auf der einen oder einer Verstetigung des Verkehrsflusses auf der anderen Seite erreicht werden.
Eine Verringerung der Verkehrsmenge in der Mühlstraße kann durch restriktive Maßnahmen erreicht werden (Einbahnstraßen, Fahrverbote) oder durch Steigerung der Attraktivität der anderen Erschließungen (Daimlerstraße oder Lohmühlstraße). Letzteres Vorgehen verlagert mit der Verkehrsmenge auch die Betroffenheit auf die Alternativroute. Zudem lassen sich Fahrzeitgewinne, die letztlich für den Kfz-Verkehr das entscheidende Kriterium bei der Routenwahl sind, im bestehenden Straßennetz nicht beliebig steigern. Vor dem Hintergrund, dass Alternativrouten schon mit einem Umwegfaktor (= zeitlicher Nachteil) belegt sind, erfordert es große Anstrengungen, diesen Nachteil zu kompensieren. Der Gestaltungsspielraum hierfür ist in Tempo-30-Zonen nicht gegeben. Die gegenteilige Vorgehensweise, eine Strecke mit einem möglichst hohen Widerstand zu belegen, dürfte im konkreten Fall der Mühlstraße auch nicht zum Erfolg führen: Durch den ruhenden Verkehr ist der Fahrwiderstand in Richtung Schillerstraße bereits sehr hoch, sodass der Bus regelmäßig Fahrzeitverluste verzeichnet.
Eine Verstetigung des Verkehrsflusses in der Mühlstraße behebt die im Begegnungsverkehr auftretenden Staus. Dies lässt sich aber nur mit der fast vollständigen Entfernung aller Parkstände realisieren. Die Akzeptanz hierfür ist seitens der Anlieger nicht vorhanden. Die Verkehrsbelastung dürfte sich zudem dadurch steigern. Daher bleibt fraglich, ob sich die Verkehrssituation unter Berücksichtigung sämtlicher Aspekte dadurch insgesamt verbessern wird.
Für die Untersuchung bleiben demnach die restriktiven Maßnahmen, wobei generelle Fahrverbote hier nicht zielführend sind, weil hierdurch auch die Bewohner betroffen sind. Für die Lösung mittels Einbahnstraße gibt es im Folgenden zwei Varianten.
3 Planfallvarianten
3.1 Variante 1: Mühlstraße als Einbahnstraße in Richtung Schillerstraße
Zwischen der Haidstraße und der Wörnerstraße wird die Mühlstraße zur echten Einbahnstraße in Fahrtrichtung Schillerstraße. Dies bedeutet, dass der Kfz-Verkehr in Richtung Strietwald über die Wörner- und Haidstraße fahren muss. Die Einmündung Wörner- / Haidstraße kann lediglich von einem Lkw befahren werden. Größere Fahrzeuge wie Lastzüge, Sattelschlepper oder Gelenkbusse können die Kurve auf Grund der Fahrzeuggröße nicht befahren. Daher ist es zwingend notwendig, dass der Buslinienverkehr und selbstverständlich der Radverkehr die Mühlstraße auch weiterhin in beiden Richtungen befahren darf. In Bild 2 ist die Variante 1 dargestellt.
3.2 Variante 2: Mühlstraße als Einbahnstraße in Richtung Strietwaldsiedlung
Zwischen der Wörnerstraße und der Haidstraße wird die Mühlstraße zur echten Einbahnstraße in Fahrtrichtung Strietwaldsiedlung. Dies bedeutet, dass der Kfz-Verkehr in Richtung Schillerstraße über die Haid- und Wörnerstraße fahren muss. Für größere Fahrzeuge, den Buslinien- und Radverkehr gelten die gleichen Ausführungen wie unter 3.1. In Bild 3 ist die Variante 2 dargestellt.
Bild 2: Variante 1
Bild 3: Variante 2
3.3 Weitere Varianten
Im Antrag der KI wird ein weiterer Planfall vorgeschlagen: Die Mühlstraße wird zwischen Strietwaldstraße und Wilhelmstr. zur Einbahnstraße, entweder in Richtung Strietwaldstraße oder in Richtung Wilhelmstraße. Hierdurch wird die Erschließung Strietwalds zumindest in einer Richtung über die Mühlstraße gänzlich unmöglich. Das bedeutet, dass etwa 3.000 Fahrzeuge auf die beiden anderen Erschließungsstraßen Lohmühlstraße und Daimlerstraße verlagert werden. Eine Verlagerung in dieser Größenordnung in andere T-30-Bereiche wird von der Verwaltung nicht befürwortet.
4 Variantenbewertung
In Bild 4 wird zunächst ein Überblick über die Verkehrsbelastungen im Bestand und den Varianten gegeben. In Bild 5 werden weitere Vor- und Nachteile der Varianten aufgeführt.
Bild 4: Verkehrsbelastungen im Bestand und den Varianten
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Vorteile
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Nachteile
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Bestand
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? Einfache Verkehrsführung im Zweirichtungsverkehr
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? Gehemmter Verkehrsfluss in der Mühlstr., insbesondere für den Bus
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Variante 1
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? Halbierung der Verkehrsbelastung in der Mühlstr.
? Ungehinderter Verkehrsfluss in der Mühlstr.
? Weniger Behinderungen im Busverkehr
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? Deutliche Verkehrsmengenzunahme in der Haidstraße und in der Wörnerstraße.
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Variante 2
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? Halbierung der Verkehrsbelastung in der Mühlstr.
? Ungehinderter Verkehrsfluss in der Mühlstr.
? Weniger Behinderungen im Busverkehr
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? Ungewöhnliche Verkehrsführung: Linksabbieger von der Mühlstraße in die Haidstraße müssen sich gegen den Gegenverkehr durchsetzen, dabei kommen sie unweigerlich auf dem Fußgängerüberweg zum Stehen.
? Deutliche Verkehrsmengenzunahme in der Haidstraße und in der Wörnerstraße.
? Durch Drehung der Einbahnstraße Haidstraße entsteht eine durchgängige West-Ost-Verbindung bis zur Mittelstraße, die Ausweichverkehre anziehen könnte. Hier müsste zumindest das letzte Stück der Haidstraße zur Mittelstr. auch gedreht werden.
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Bild 5: Vor- und Nachteile der Varianten
4 Fazit
Die Verkehrssituation in der Mühlstraße ist offensichtlich für Bewohner und Nutzer gleich welchen Verkehrsmittels unbefriedigend. Überlegungen, mit welchen Maßnahmen die Verkehrsbelastung in der Mühlstraße reduziert werden kann, führen zur Anordnung einer Einbahnstraße in der Mühlstraße. Bei beiden dargestellten Varianten wird die Verkehrsbelastung in der Mühlstraße in etwa halbiert, in der Haidstraße aber, die zwangsläufig die gegenläufige Verkehrsrichtung aufnehmen muss, wächst die Verkehrsbelastung bis zur Unverträglichkeit, insbesondere vor dem Hintergrund der relativen Steigerung der Verkehrsmenge um das 16-fache. Wesentliche Änderung bei den beiden anderen Erschließungsstraßen für die Strietwaldsiedlung, Daimlerstraße und Lohmühlstraße ergeben sich durch die Varianten nicht. Die Nachteile der Varianten 1 und 2 wiegen schwer und Verlagern die Unverträglichkeit der Mühlstraße in die Haidstraße, die nur einen geringfügig schmaleren Straßenquerschnitt aufweist (s. Bild 6). Eine Empfehlung für eine der beiden Varianten kann daher nicht ausgesprochen werden.
Die Einführung von Bewohnerparken in Damm-West wird nicht weiter verfolgt. Die Anordnung von Bewohnerparkvorrechten ist nur dort zulässig, wo mangels privater Stellflächen und auf Grund eines erheblichen allgemeinen Parkdrucks die Bewohner eines städtischen Quartiers regelmäßig keine ausreichende Möglichkeit haben, in ortsüblich fußläufig zumutbarer Entfernung von ihrer Wohnung einen Stellplatz für ihr Kraftfahrzeug zu finden. Dies ist in Damm-West offensichtlich nicht gegeben.